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F95 vs FC Sandkasten 0:1

Kennst du das? Da bist du auf ner Party, die so scheiße ist, dass du am liebsten gehen würdest. Blöd nur, dass es deine eigene Party ist. Ungefähr so fühlten sich etliche der Fans auf der Süd gestern so etwa ab Minute 70. Da hatten sich die Söldner reihenweise aus dem Spiel verabschiedet und sich ihrem hochbezahlten Schicksal ergeben. Und dabei eine klägliche Heimniederlage gegen eine Truppe in Kauf genommen, die Spochtrepochter gern „bieder“ nennen, die in Wahrheit aber aus einem Haufen zusammengekaufter B-Talente besteht. Unseren Rani mal ausgenommen, denn der ist ein Herzfußballer und Teil unserer Fortunalegende. Dass ausgerechnet dieser sympathische Kerl nach einem schlimmen Torwartfehler vom Herrn Rensing abstaubte, passt zur Geschichte des Abends und auch zur Geschichte der Fortuna seit dem Abstieg aus der ersten Bundesliga.

Auf Facebook hat es der ehemalige Stadionsprecher und Scout Ilja Ludenberg sehr treffend so beschrieben:

[…] Was sich heute 93 Minuten lang auf dem grünen Rasen der Esprit Arena abgespielt hat ist einfach nur das Resultat einer Personalpolitik, die seit knapp 2 Jahren dem Verein die Seele und das Herz gekostet hat. Fortuna funktioniert nur wenn alle Angestellte das Fortuna Emblem im Herzen haben. […] Die Führungsriege muss ein Zeichen setzen. Doch Zweifel sind angebracht, dass der Vorsitzende dazu in der Lage ist. Schöne Power Points und unendliche Besprechungen mögen in der Wirtschaft Eindruck schinden sind bei Fortuna aber fehl am Platz. Unter Frymuth und Werner wurden Emotionen geschürt, die Mitarbeiter mitgenommen auf die Reise des Raumschiffes Fortuna. Geblieben ist davon nix.

Auch wenn das mit dem Zeichensetzen und der „Führungsriege“ schwerverdauliche Worthülsen sind, hat Ilja im Kern zu hundert Prozent recht: Der Fehler liegt im System. Hätte es nach dem Abstieg und dem sinnlosen Rausschmiss von Norbert Meier ein übergreifendes und langfristiges Konzept gegeben und nicht bloß Nachhaltigskeitsgeschwafel, dann stünde da im dritten Jahr nicht die dritte zusammengewürfelte Truppe auf dem Platz, da gäbe es nicht schon wieder einen Neuanfang, da wären Spieler aus dem eigenen Nachwuchs längst integriert und würden das Rückgrat dieses Teams bilden. Stattdessen hat man die selbstgezüchteten Talente serienweise weggeschickt – und dazu auch noch die irgendwann dazugekauften Kerle, die sich aber in ihrer Zeit volle Kanne mit der Fortuna identifziert haben. Was passiert, wenn es den Söldner egal ist, welches Wappen sie auf dem Hemd bappen haben, konnte man gestern irgendwann jenseits der 70. Minute sehen:

Es gibt Ecke von rechts für unsere Fortuna. Normalerweise würde der Herr Demirbay die ausführen, bisweilen im Duett mit dem Herrn Sararer. Der nämliche Herr Demirbay aber lungert irgendwo Richtung Mittellinie rum und schickt sich nicht an, ins Ecke zu traben. Und das in einer Phase, wo’s der Fortuna wirklich pressiert. Anstelle dieses Ausgeliehenen spurtet unser Axel von ganz links nach ganz rechts, greift sich den Ball und führt die Ecke aus. Wäre Ihr sehr ergebener Berichterstatter in der Haut des Axels, hätte er in der Kabine sicher dem einen oder anderen „Kollegen“ was aufs Maul gegeben. Nun soll hier aber nicht der Herr Demirbay allein geschmäht werden, der über weite Strecken sehr bemüht war, aber wieder viele Fehler machte und oft die falschen Entscheidungen traf. Genau wie der Schönspieler Sararer neigt Mister D. aber anscheinend zur Aufgabe, wenn’s nicht so richtig rund läuft.

Wir müssen die Kandidaten heute gar nicht im einzelnen durchgehen, denn es zeigte sich nur, dass die schlechten Anlagen der Herren Strohdiek und Haggui sich noch verstärkten, dass der ausgeliehene Herr Akpoguma völlig überfordert ist, dass der Herr Koch zur Schlampigkeit neigt und der Herr Pohjanpalo oft geistig völlig weggetreten wirkt. Überhaupt (…womit wir bei der Kritik am Trainer angekommen sind) wurde niemandem so recht klar, welche Rolle der schöngefönte Finne zu spielen hatte – als Spitze agierte er sicher nicht. Da agierte niemand. Dabei hatte mancher gehofft, dass Mijnherr van Duinen mal als Mittelstürmer starten könnte. Der kam spät und sorgte zumindest für offensive Unruhe. Der Herr Schmitz war ungewohnt unkonzentriert und unser Ihlas trat erneut auf wie unter Valium. Der sollte sich als erstes von seinem Berater des Grauens trennen, dem Ex-Torwart Brasas, der ihn für eine ordentliche Provision zum Superstart hochjazzen will. Dabei wäre es prima, wenn unser großes Talent erstmal lernt, eine konstante Leistung auf den Rasen zu bringen.

Alles Jammern, alle Kritik an Spielern und Trainern bringt aber eigentlich nix, weil – wie schon erwähnt – der Fehler im System liegt. Weil ein Neuanfang auch zum Wechsel in die Saison 2016/17 unumgänglich sein wird, wäre ein echter Reboot angeraten, einer der am Kopf beginnt. Nein, es geht nicht ums Schlachten oder Köpfen von verdienten Fortuna-Funktionären und -Mitarbeitern, sondern darum, auch auf den Stühlen in der Geschäftsstelle eine engagierte Mannschaft zu haben, die eine Vorstellung von der Fortuna 2020 hat und alles daran setzt, diese in Realität zu überführen. Das traut Ihr Ergebener genau wie der zitierte Ilja Ludenberg und Tausende Fans weder dem aktuellen Vorstand, noch einem Teil des Aufsichtsrats zu. Deshalb muss der 21.10.2015, der Tag der jährlichen ordentlichen Mitgliederversammlung, später mal in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem die neue Fortuna gezeugt wurde. So, genug Pathos: jetzt Termin eintragen, hingehen, mitreden!

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