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Antifa-Schreibfinken: Paranoide Brandstifter

Schon vor Längerem habe ich an dieser Stelle in Richtung Antifa-Aktivisten deutlich gesagt: Antifaschismus ist ein Nebenwiderspruch. Die Existenz von Rassisten, Antisemiten und Homopoben und deren zunehmendes und freches Agieren in der Öffentlichkeit ist nicht das alles überlagernde Problem, sondern nur Symptom für den Zustand der kapitalistischen Gesellschaftsordnung in den Zeiten der Dauerkrise. Insofern ist das Getue der Antifa-Aktivisten eher unpolitisch, wenn auch moralisch einwandfrei. Und darum scheint es etlichen Protagonisten der Szene auch vordringlich zu gehen: Sich selbst moralisch zu erhöhen, um allen, die nicht so radikal gegen alles Rechte und alle wahren und vermuteten Nazis vorgehen, mit einem Riesenzeigefinger vor der Nase herumzufuchteln. Und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Die angesichts von Pegida, Hogesa, Dügida und AfD um sich greifende Paranoia vieler Antifaschisten führt dazu, dass jeder, der sich auch nur in der Nähe eines vermuteten Rechtsradikalen aufgehalten hat, ohne den gleich zu beschimpfen, selbst als Nazi abgestempelt wird. Besonders gut darin sind Typen, die für sich die leider nicht geschützte Berufsbezeichnung “Journalist” reklamieren und in obskuren Blogs eine Plattform finden. Neuster Fall ist ein “Artikel! auf dem antifaschistischen Blog sechel.it, in dem mal wieder gemunkelt wird, die Fanszene von Fortuna Düsseldorf sei von rechts unterwandert, und der Verein unternehme sehenden Auges nichts dagegen.

Als Autor zeichnet ein gewisser Robin Dullinge, der in seinem länglichen Stück Altbekanntes und Vermutetes wild zusammenbraut, um dann falsche Schlüsse daraus zu ziehen. Ausgangspunkt ist eigentlich der unsägliche Auftritt eines Kerls mit dem Kampfnamen “Galego”, der im Oktober 2014 inmitten der Hogesa-Randale in Köln eine krude Volksbraunfront-Rede hielt und damals noch Mitglied der Düsseldorfer Hool-Gruppe namens “Bushwhackers” war. Tatsächlich waren einige Vertreter dieser Truppe sowie allerlei Althools unterschiedlicher politischer Provenienz mit in die Domstadt gefahren. Darunter auch die fünf, sechs altbekannten Neonazis, die eine Hooligan-Vergangenheit und/oder -Gegenwart in Rot-Weiß vorzuweisen hatten. Nur am Rande: Es waren Angehörige der Bushwhackers, die anno 2005, damals noch im altehrwürdigen Paul-Janes-Stadion am Flinger Broich, eine Gruppe durchgeknallter Neonazis von der Nordtribüne prügelten, als diese versuchten, die Macht im Block zu übernehmen. Wie die meisten Hool-Banden pochen auch die Bushwhackers auf politische Neutralität und meinen dies erfahrungsgemäß auch ernst.

Bushwhackers bei Hogesa
Als die mit nach Köln zur Demo gereisten Bushwacker-Leute merkten, dass es durchaus nicht um “Hooligans gegen Salafisten” oder nur ein bisschen Clash mit den Cops ging, sondern um durchweg rechtsradikale Themen, zogen sie vorzeitig ab. Unter anderem auch der ehemalige Fortuna-Profi Frank Mayer. Der war schon in seiner Zeit bei den Rot-Weißen (von 2001 bis 2005) immer näher am Block als am VIP-Zelt und natürlich auch mit einigen Bushwhackers befreundet. Wer in diesen eher dunklen Jahren der Fortuna dabei war, wird Fränkie immer auch als Held sehen, als Legende. Folgerichtig kommt er auch im wunderbaren Film “Fortunas Legenden – Tradition kann man nicht kaufen” vor und ist auch im Kader der neu entstandenen “Fortuna-Traditionsmannschaft“, die vor allem in Benefizspielen antritt. Darüber hinaus ist der Mann aus Euskirchen bis heute mit Dutzenden Fortuna-Fans aller Geschmacksrichtungen persönlich befreundet. Diesem Frabk Mayer eine rechte Gesinnung zu unterstellen, ist mindestens eine Frechheit.

Auch wenn die Bushwhackers nicht mehr in dem Maße aktiv sind wie noch vor einigen Jahren, ist der Zusammenhalt unter den Herren bis heute ungebrochen. Und den gefährdeten Auftritte des erwähnten Galego ebenso wie die durchgeknallten Aktionen des Typs namens “Seppel”, der während des Konflikts zwischen verschiedenen Hool-Gruppen und den antirassistischen Dissidenti Ultra besonders als Frauenschläger auffällig wurde. Der letztgenannte trug sich durch sein minderwertiges Verhalten Ärger mit allen möglichen Leuten und Gruppen im Umfeld der Fortuna ein und ist derzeit untergetaucht. Von Galego und zwei anderen Rechtsgenossen haben sich die Bushwhackers distanziert. Nicht distanziert hat sich die Gruppe allerdings von ihren Freunde aus der Fanszene von Atletico Madrid – die vor Jahren durch persönliche Kontakte ebenjenes Galego entstanden ist. Leider handelt es sich beim Kontakt auf spanischer Seite um die Fangruppierung namens “Frente”, die von Falangisten – der spanischen Spielart der Faschisten – durchsetzt ist, offen antisemitische und rassistische Positionen vertritt und gegen linke Fans aller anderen spanischen Clubs immer gewalttätig vorgeht.

Leider hat Herr Dullinge nicht persönlich mit Vertretern der Bushwhackers gesprochen, wie er ja ohnehin mit niemandem spricht bei seinen sogenannten “Recherchen”. Dabei kann man natürlich ohne weiteres mit den bösen, bösen Hools reden wie mit allen anderen Menschen auch. Dann hätte er vielleicht erfahren, dass den Mitgliedern der Düsseldorfer Truppe das Problem bekannt ist, ihnen aber persönliche Freundschaften mit Atletico-Fans wichtiger sind als irgendwelche eher abstrakte Distanzierungsgeschichten. Glauben darf man denen, wenn sie sagen, dass sie die politischen Ansichten breiter Kreise der Frente absolut nicht teilen. Die parnoiden Antifaschisten haben aber ein ehernes Gesetz: Wer mit Nazis befreundet ist, ist mindestens das, was sie “rechtsoffen” nennen.

Fortuna rechtsoffen?
Der Begriff “rechtsoffen” ist eine schein-vernünftige Version der Nazikeule, mit der man ja bekanntlich jeden und alles ausgrenzen kann, was einem nicht ins moralisch-politische Weltbild passt. Und so fantasiert der Sechel-Autor nun einen rechtsoffenen Verein herbei. Das macht er daran fest, dass der Ex-Hooligan Joachim “Onkel Jochen” Dancker in der vergangenen Woche für einen Sitz im Wahlausschuss des Vereins kandidiert hat. Jochen Dancker selbst hat bei seiner Bewerbungsrede ausgeführt, dass seine – in Düsseldorf alteingesessene – Familie seit gut 100 Jahren mit der Fortuna verbunden ist und er quasi in die Fortuna hineingeboren wurde und in jeder Phase seines Leben eine altersgemäße Rolle als Fan gespielt hat. Eben auch als Hooligan in den Achtzigerjahren, also der Ära, in der die “Freunde der dritten Halbzeit” ihr Tun als Sport verstanden haben und ihre Liebe zum Verein durch regelmäßige Schlägereien mit Anhängern anderer Vereine manifestiert haben. Das würde Dancker auch ganz sicher nicht abstreiten.

Einen Mann, der als Unternehmer bis zu seinem schweren Unfall vor zwei Jahren regelmäßig in sozialen Projekten tätig war und dazu viel Zeit und Geld in diverse Fortuna-Fan-Aktionen – darunter auch einige merkwürdige Alleingänge – investiert hat, rechtsradikal zu nennen, nur weil er Mitglied einer wirklich bösen Hool-Truppe war, ist nicht nur unverschämt, sondern absurd. Auf diesem Vorwurf basiert aber die Gesamtanklage des Robun Dullinge, der Verein sei rechtsoffen. Um das zu untermauern wird Vorstand Sven Mühlenbeck bezichtigt, nichts gegen die Rechtsaussen zu unternehmen, und man darf sich wundern, dass nicht auch der Sicherheitsbeauftragte Jörg “Pejo” Emgenbroich und der Fanbeauftragte Domminik Hoffmeyer explizit genannt werden.

Mehr Schaden als Nutzen
Die ganze Sache ist in höchstem Maße unverantwortlich, weil sie eine Neuauflage der heftigen Konflikte zwischen Hools und Antirassisten bei Fortuna heraufbeschwört. Die nutzen niemandem etwas. Dass es die Bushwhackers nicht hinnehmen werden, erneut in die rechte Ecke geschubst zu werden, liegt auf der Hand. Dass die Ergebnisse diverser Gespräche und runder Tische in den vergangenen Monaten, die zu einer Entspannung zwischen den Partien geführt haben, gefährdet sind, ist klar. Gerade die antifaschistischen, antisexistischen und antirassistischen Kräfte in der aktiven Fanszene von Fortuna Düsseldorf sind gut beraten, sich mit dem Autor und seinem Machwerk nicht zu solidarisieren.

Und das auch noch aus einem anderen, taktischen Grund. Ein solch haltloser Anrgriff auf vermeintliche Nazis führt nicht dazu, dass die bekannten rechtsradikalen Figuren im F95-Umfeld ausgegrenzt werden, sondern eher im Gegenteil zur Solidarisierung mit denen. Ein Artikel wie der von Robin Dullinge erreicht schlimmstenfalls das exakte Gegenteil von dem, was er anscheinend bezwecken so. Zumal der implizite Auftrag des Beitrags, “die Öffentlichkeit” zu informieren, in die Hose geht, weil sich nicht die Öffentlichkeit für das Thema interessiert, sondern nur die darin diffamierten Hools und ihre Fan-Kolleg_innen von der eher linksorientierten Seiten. Man würde sich wünschen, dass die Fortuna ganz offiziell auf eine solche Sache reagieren würde, dass zum Beispiel Vorstand Sven Mühlenbeck sich entsprechend äußern würde – aber das wird in der derzeitigen Lage, in der sich F95-Verantwortlich bei allem, was nicht rund läuft, eher wegducken, nicht geschehen.

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