Website-Icon Fortuna-Punkte

Oh mein Gott! Sie haben Fortuna getötet! – Ihr Schweine!

Ein Kommentar Ihres leidenden, aber trotzdem ergebenen Beobachters zur “Beurlaubung” des bisherigen F95-Trainers Frank Kramer: Hätte irgendein perverses Schwein im Mai 2013 den Plan geschmiedet, die glorreiche Diva namens Fortuna wieder einmal zu killen, er hätte möglicherweise genau das ins Drehbuch geschrieben, was seitdem passiert ist. Nach dem ziemlich unglücklichen Abstieg aus der Ersten Bundesliga hat der damalige Aufsichtsrat den damaligen Sportvorstand Wolf Werner (Spitzname: “Der Betagte”) dazu gezwungen, den Erfolgstrainer Norbert Meier zu entlassen. Als Ausrede wurde hinter vorgehaltener Hand von “persönlichen Problemen” gemunkelt. Und weil die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins schon damals – sehr vorsichtig ausgedrückt – nicht sehr professionell arbeitete, ließ man die frei flottierenden Gerüchte zu, Meier habe eine oder mehrere Spielerfrauen gevögelt, sei deshalb bei seiner Gattin rausgeflogen und deshalb unzurechnungsfähig.

Aber selbst diese peinliche Sottise hat eine Vorgeschichte, die im Dezember 2012 stattfand. Bekanntlich hatte der DFB damals die vereinten, aktiven Fans abgelinkt und die Gespräche über die Zulassung kontrollierter Bengalo-Shows unter einem Vorwand abgebrochen, was zum Start der Aktion 12:12 führte: In den Stadien ruhte bei beinahe allen Spielen der Support für genau 12 Minuten – wer dabei war, ahnt bis heute, wie öde Fußball ohne die Anfeuerung der aktiven Fans wäre. Die Anhänger der Fortuna hofften vergebens darauf, dass sich der Verein – ähnlich wie beispielsweise Union Berlin – im Sinne der Fans positionieren würde. Aber wie eigentlich immer kniffen die Vorstände kollektiv ihre Schwänze ein. Was zu einem “Stimmungsboykott” im Achtelfinale des DFB-Pokals bei den Offenbacher Kickers führte. Der Vorstand Jäger führte sofort nach Spielschluss die Niederlage der Fortuna auf diese Verweigerung zurück und beschimpfte die Fans auf dem Busparkplatz kollektiv als “Wichser”.

Das Team trudelte dem Abstieg entgegen, und halböffentlich war klar, dass die Ära Frymuth dem Ende zuging, weil der noch im Jahr 2013 sein Amt als F95-Vorstandsvorsitzender aufgeben werde, um dann den Posten eines DFB-Vizepräsidenten zu übernehmen. Der damalige Aufsichtsrat bereitete sich auf diesen Schritt nicht vor, sondern wartete bis zuletzt ab, um schließlich unter dem Protest der organisierten und aktiven Fanszene den bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Dirk Kall Anfang 2014 zum Vorstandsvorsitzenden zu machen – nicht ohne das Amt vorher aus dem ehrenamtlichen Status zu nehmen und einigermaßen üppig zu dotieren. Zuvor hatte Wolf Werner den in Düsseldorf sehr beliebten Mike “Buyo” Büskens installiert, unter dem das Team der Saison 2013/14 einen schlimmen Fehlstart hinlegte. Auch weil Büskens erst zum 01.07. verpflichtet worden war, zu dem Zeitpunkt einen Rumpfkader vorfand und nur wenige Wochen Saisonvorbereitung übrig waren. Der gesamte Übergang von Norbert Meier zu Mike Büskens muss als geradezu slapstickhaft unprofessionell gesehen werden.

Fortuna startete mal wieder eine Karriere als Lachnummer. Büskens flog im November 2013, Torwartrainer Olli Reck übernahm vorübergehend bis zum Ende der Hinrunde. In der Winterpause präsentierte man dann zum Entsetzen der Fans der altgedienten Lorenz-Günter Köstner als neuen Chef, der es auf gerade einmal neun Spiele brachte, bevor er sich krankmeldete. Wieder musste Reck ran. Und war erfolgreich. Trotzdem zögerten Vorstand und Aufsichtsrat lange damit, ihn zum nominellen Cheftrainer zu machen. Und ihn dann – Büskens ließ grüßen – nach einer ziemlich katastrophalen Phase zu schassen und durch den Trainer der Zwoten, Taskin Aksoy zu ersetzen, der das Missvergnügen hatte, eine Trümmertruppe durch die Rückrunde zu hieven. Zwischendurch hatten die Vereinsmitglieder einige der Aufsichtsräte, die für die Entlassung von Norbert Meier und die Beförderung des Kollegen Kall auf den Vorstandsstuhl gesorgt hatten, abgestraft und drei von ihnen bei der Jahreshauptversammlung im Oktober 2014 abgewählt.

Dieser Aufsichtsrat hatte ebenfalls zur Verwunderung der Fans den Ex-Schalker und Ex-Paulianer Helmut Schulte zu Beginn des Jahres 2014 als Nachfolger von Wolf Werner zum Sportvorstand gemacht. Nämlicher Schulte kaufte dann den Kader zusammen, der sich in der Saison 2014/15 nach Strich und Faden blamierte. Schulte passte zur Fortuna wie ein Glas Kölsch ins Düsseldorfer Brauhaus und erwies sich als lethargisch bis faul. Weil der Aufsichtsrat einen Sündenbock brauchte, schasste man Schulte im Mai 2015 udn ersetzten ihn durch den Ex-Paulianer und Ex-Fürther rachid Azzouzi, der wiederum seinen alten Kumpel Frank Kramer als neuen Cheftrainer ins Boot holte. Der Vorstandsvorsitzende Kall, ein fleißiger, aber uninspirierter Mensch ohne jegliches Charisma, ließ man zunächst weiterwurschteln – um ihn dann kurz vor der Jahreshauptversammlung 2015 zu entlassen. Und das ist der Status: Seit Anfang Oktober sucht der Aufsichtsrat einen oder mehrere Vorstände. Und heute hat man den einzigen aktiven Vorstand, Paul Jäger, (Orga-Vorstand Sven Mühlenbeck hält sich aus sowas raus) gewähren lassen, der wiederum Manager Azzouzi den Rauswurf von Frank Kramer nahegelegt hat. Der Kader besteht aus einem Haufen ehemals erfolgreicher Profis, die zuvor lange verletzt oder vereinslos waren, bekannt schwierigen Jungspielern, einem einzigen Mann aus eigenem Nachwuchs und dem pflichtbewussten Torwart Michael Rensing. Das Team steht auf dem 17. Platz, und das ist auch verdient so.

Der bisherigen Logik folgend, müsste jetzt der Rauswurf von Herrn Azzouzi kommen, dann die Entlassung von Herrn Jäger und anschließend der Rücktritt aller Aufsichtsräten, die ab 2012 ff dieses ganzen Desaster zu verantworten haben. Alles andere wäre ehrlos. Aber offensichtlich sind die Aufsichtsräte und Vorstände nicht bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Was wiederum an all die vielen Krisen erinnert, die unsere Fortuna in den letzten 60 Jahren durchleiden musste. Es riecht nach 2001 – dem Jahr, in dem F95 ganz nach unten fiel, um dann allein durch die Liebe und Kraft und das Engagement der Fans wieder nach oben zu kommen. Geschichte wiederholt sich.

Wer allerdings die verrückt-satirische Zeichentrickserie “South Park” und den darin agierenden Jungen im orangefarbigen Parka namens Kenny kennt, der weiß: Auch wenn der Folge für Folge stirbt, um zu Beginn der nächsten Episode wieder quicklebendig dabei zu sein. Vielleicht ist ja die Fortuna der Kenny des deutschen Profifußballs, denn er auch immer sich an der launischen Diva über die Jahre vergangen hat, dank der Liebe ihrer Fans hat sie überlebt. Das wird auch dieses Mal nicht anders sein – sogar wenn die unfähigen Vereinsvorturner Trainer wie Funkel, Luhukay oder irgendeinen anderen Hoffnungsträger verpflichten.

Die mobile Version verlassen