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Paddeleffe vs F95 0:0: Frierend in der Wellblechhütte

Gibt es im „bezahlten deutschen Fußball“ (Repochterfloskel!) etwas Peinlicheres als die Paderborner Wellblechhütte mit dem dort einsitzenden Publikum? Ja, das gibt es: Die Wesen, die auf DSF ihren Seiber zu den Spielen der zweiten Liga geben, die auf diesem Privatversender verstrahlt werden. Gestern waren es irgendeine Sprechpuppe mitsamt einem Experten namens Christoph Brett oder Christian Beck oder Breck oder so – einem Clownfrühstücker, der sich möglicherweise in der weitläufigen Hierarchie der Lkw-ziehenden Mütter hochgeschlafengedient hat. Angeblich soll diese Christiane Bläck mal Profikicker gewesen sein, aber Ihr erheblich ergebener Berichterstatter hat von dieser Expertin noch nie nichts gehört. Die Übertragung auf – so heißen die jetzt – Spocht1 verfolgen zu müssen, stellt übrigens einen eindeutigen Verstoß gegen die Genfer Menschenrechtskonvention dar – es handelt sich um eine Art Folter. Besonders weil die Dumpfplauderer und Statistikvorleser völlig ahnungslos und ohne nennenswerte Vorbereitung die Mikrofone voll labern. Son sprach besagter Berck unseren Axel durchweg als „Bellinghaus“ an.

Und doch gilt der heutige Dank Ihres Ergebenen der modernen Technik, denn die macht es möglich, ein solch erregendes Spiel ohne Zugriff auf einen Fernsehapparat an einem dieser neumodischen Kleincomputer zu verfolgen. Und das sogar im Ausland! Leider bringt diese Art der Spielverfolgung es mit sich, ab und an einen Blick in diese futuristischen sozialen Netzwerke zu werfen, wo bekanntlich jedermann ungestraft Meinung absondern darf, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden – selbst wenn es sich um Aussagen jenseits der Faktenwelt handelt, um fundamentlose Phrasen oder äußerst subjektive Einschätzungen des Gesehenen.

Nehmen wir also die üblichen Worthülsen „Grottenkick“ oder – blöder noch! – „Not gegen Elend“ einfach nicht ernst, sondern machen wir uns nach einigem Nachdenken gehaltvolle Gedanken. Wie dies übrigens meist diejenigen tun, die zu seiner solchen Partie angereist sind, also quasi Augenzeugen waren. Von denen hört man selten ne Mark ins Phrasenschwein plumpsen. Oder schauen wir uns einfach mal die offezjellen Statistiken zur Begegnung an.

Dann wird a) deutlich wie sehr die Dumpfbratzen von Sport1 daneben lagen und b) dass die Sache nicht so schlecht war wie sie geredet wird. Dass den gesichtslosen Plauderern das Spiel mies vorkam,lag vor allem an der inzwischen unter den Privatversenderansagern grassierenden Erwartung, es müsse jeder Kick ein Spektakel sein. Dies natürlich ganz im Sinne des modernen Soccer Entertainment Business, bei dem es um die Versorgung der Glotzer mit Ablenkung geht. Deshalb ist eines der schlimmsten Werturteile der Repochter, das Spiel sei nicht besonders „unterhaltsam“ gewesen.

Wer sagt eigentlich, dass ein Fußballspiel unterhaltsam sein muss? Wenn dies ein Grundgesetz des Spiels mit dem getretenen Ball wäre, dann gehörte das 0:0 abgeschafft, und die Kicker müssten so lange weiterkicken bis die goldene Bude eingetreten ist. Oder grundsätzlich – wie beim Eishockeys – Verlängerung plus Elferknallen. Aber wir wissen ja alle, was derlei Regeländerungen beim besagten Eissport angerichtet haben… Wer sagt denn außerdem, dass jede Begegnung auf hohem Niveau stattfinden muss? Wo doch die Söldner auf dem Rasen doch auch bloß Menschen sind und keine Spielfiguren in irgendeinem Computergame. Menschen machen Fehler, Menschen machen manchmal nix oder wenig aus ihrem Talent. Menschen sind manchmal nicht gut drauf, sind manchmal verunsichert, verwirrt oder schwach. Das ist das Leben, und der Fußball ist bekanntlich wie das Leben.

Wie gesagt: Soooo schlecht war die Partie gestern Abend in der hässlichen Wellblechhalle im sinnlosen Paderborn gar nicht. Die Kicker im roten Outfit traten mit einer äußerst defensiven Grundstellung an, und wer mag ihnen das verdenken angesichts der Tabellensituation und vor allem angesichts des 0:3 gegen die Rostigen, die auch auf ein zu offensives Konzept zurückzuführen ist. Anfangs flößten die Jungs um Peter Hermann den Effe-Schützlingen mit sehr hohem Pressing einigen Respekt ein. Weil aber in der Konstellation mit unserem Axel als Außenstürmer links wenig ging und unser Ihlas einen weniger guten Tag auf rechts hatte, fiel die Offensive bei den Fortunen in der ersten Halbzeit weitestgehend aus.

Stattdessen gewannen die Herren in Rot um die 65 Prozent der Zweikämpfe. Dies in Verbindung mit einer rasanten Fehlpassquote der Paddelbirnen führte zu einem Mangel an Torchancen. Da war das nicht anerkannte Tor von Herrn Pohjanpalo noch am nächsten dran, eine Veränderungen der Zahlen auf der Anzeigetafel zu erzielen. Angeblich war der Finne mit dem Spitznamen „Jolle“ vor dem Übertölpeln des Pader-Keepers im Abseits. Wollen wir aber dem ziemlich gut, auf jeden Fall aber sehr gerecht und konsequent pfeifenden Schiri das Ding nicht als tödlichen Fehler ankreiden…

Erfreulich auf jeden Fall, dass die fortunistische Verteidigung durchgehend sehr sicher stand und sich keinen dieser megablöden Fehler erlaubte, die in der Hinrunde so manchen Punkt gekostet hat. Da ist vor allem der Herr Madlung zu erwähnen, der offensichtlich in Düsseldorf angekommen ist und seine Arbeit auf erheblich stoische Art erledigt. Das macht auch den Kollegen und Käpt’n Haggui sicherer, und selbst der junge Herr Akpoguma profitiert davon. Spannend war es durchgehend und bis zum Schluss, denn es handelte sich um eines dieser 0:0-Dinger, die jederzeit kippen können.

Peinlich wie immer die Paderborner Zuschauer, stark dagegen wie oft der Fortuna-Anhang, der bei weniger als 14.000 Zuschauern die SCP-Leute oft und laut übertönte. Mittendrin mal wieder die Oberhose Campino im Kreise seiner alten Freunde. Was das Kommentatorenduo vor allem zu Bemerkungen über den FC Liverpool anregte, denn die beiden Blaßbirnen waren hörbar stolz darauf zu wissen, dass der Herr Frege nicht nur der Fortuna anhängt, sondern auch den Reds. Komischerweise vergaßen sie aber, den Klopp zu erwähnen. Dafür beteten die Hohlfritten alle Gerüchte zur fortunistischen Trainersuche nach und salbaderten in diesem Zusammenhang in Länge und Breite darüber, dass „Effenberg verpuffen könnte“ – ein Spektakel, dass sich Ihr Ergebener sicher angucken würde, täte es DSF denn live übertragen.

[Foto: Matthias Neugebauer]

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