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Bielefeld vs F95 2:1 – planlos, kopflos, ideenlos, katastrophal

Was eine Mehrheit der F95-Anhänger am vergangenen Freitag an Negativem gesehen hat, fand heute in Bielefeld tatsächlich statt. Die vom Trainerteam Funkel / Hermann gecoachte Mannschaft lieferte eine in allen Belangen katastrophale Partie ab. So etwas wie ein Spielplan war nicht zu erkennen, die Spieler agierten vorwiegend kopflos, und Ideen war nicht nur Mangelware, sondern schlicht nicht vorhanden. Da muss man auch keinen einzelnen Kicker benennen, der besonders mies spielte. Bestenfalls könnte man Kaan Ayhan – der sich auch als Torschütze eintrug – positiv hervorheben. Wenn überhaupt…

Katastrophal

Auch wenn das Bashing einzelner Figuren in Rot sinnlos ist: Das Verhalten von Alexander Madlung spottet jeder Beschreibung. Alle Chancen der Bielefelder in der ersten Halbzeit wurden mehr oder weniger von ihm ausgelöst. Wenn er dann mal keinen Fehler machte, drosch er das Ei planlos nach vorne. Und wenn’s hinten brannte, war ausgerechnet er es, der seine Mitspieler anmotzte. Julian Schauerte kam auf die unterirdische Quote von nur rund 36 Prozent gewonnener Zweikämpfe. Überhaupt hatte die Viererkette keinerlei Anteil an dem, was man heutzutage Umschaltspiel nennt. Wenn einer der vier Herren an den Ball kamen, ging der Ball fast immer zurück – extrem oft sogar bis zu Michael Rensing.

Manchmal wurde die Pille in hohem Bogen und weit nach vorne gepöhlt; es folgten lange Kopfballduelle, die in der Regel im Ballgewinn für die Bielefelder mündete. Die gingen in den ersten 30 Minuten beherzt zur Sache und pressten, was das Zeig hielt. Am wenigsten konnte Adam Bodzek damit anfangen, der anscheinend immer froh war, wenn er nicht überlaufen wurde. Marcel Sobottka, der gegen Ende die Gelbrote wegen erwiesener Blödheit kassierte, tat vorsichtshalber gar nichts. In einer solchen Situation konnte man Mitleid mit Emma Iyoha bekommen, der zumindest defensiv sauber handelte. Ihlas Bebou fummelte sich wieder zu Tode, und Rouwen Hennings hing erneut völlig in der Luft.

Kopflos

Das Führungstor für die Heimmannschaft entstand aus einem Freistoß von links außen, den ein Bielefelder möglicherweise noch leicht berührte, bevor die Pille die Torlinie überschritt. Da standen aber auch zwei Gegner völlig frei vor Rensing – das Stellungsspiel von Madlung war in dieser Situation geradezu absurd. Das war in der 11. Minute, und die Fortuna hatte dem lange nichts entgegenzusetzen. Dass die Fortunen überhaupt noch aufkamen, lag vor allem an der nachlassenden Konzentration der Arminen. So entstand eine Gelegenheit für Bebou durch einen bösen Fehler des Gegners – sein mutiger Lupfer über den zu weit vor dem Gehäuse lungernden Keeper landete aber nur am Pfosten. Kurz danach gelang Bebou aber eine prima Hereingabe, die Ayhan mit der Fußspitze ins Tor drückte.

Was aber dann in der zweiten Spielhälfte geboten wurde, spottet jeder Beschreibung. Auch wenn der Gegner recht hart und nickelig zu Werke ging, zusammenhängende Spielzüge kamen auch so nicht vor. Im Gegenteil: Nicht ein einziger Pass kam präzise, die Bälle sprangen den F95er vom Fuß – kurz: nichts gelang. Das änderte sich auch durch Einwechslungen von Yildirim und Kiesewetter kein bisschen. Die gesamte Mannschaft versagte auf ganzer Linie. Weil die Arminen aber noch schlechter kickten, sah es so aus, als würde die Fortuna den Gegner unter Druck setzen. Chancen entstanden aber nicht. Stattdessen kamen die Bielefelder zu einigen Kontern, die sie aber kläglich versiebten. Wie aus dem Nichts dann ein Elfer im rotweißen Srafraum. Sobottka hatte in letzter Not seinen Arm um einen Gegner gelegt. Der fiel, und der Schiri gab Strafstoß.

Nach der erneuten Führung der Heimmannschaft in der 84. Minute agierten die Fortunen keinen Deut besser. Allerdings hatte ein feiner Kopfball von Ayhan das Zeug zum Ausgleich und konnte nur durch einen Spieler auf der Torlinie abgewehrt werden.

Planlos

Solche Spiele entstehen, wenn die Kicker einer Mannschaft alle außer Form sind oder gebrauchte Tage gezogen haben. Oder wenn es keinen Spielplan gibt. Bekanntlich hält Friedhelm Funkel nichts von Systemen. Aber möglicherweise findet er auch Pläne überflüssig. Kann auch sein, dass er es für überflüssig hält, seine Schützlinge zu motivieren. Da fragt man sich aber dann doch irgendwann, woran der Neusser und sein Co-Trainer überhaupt glauben. Man fragt sich auch, ob im Training überhaupt Laufwege und Spielzüge eingeübt werden. Oder ob in letzter Zeit nur noch Standards trainiert wurden.

Sollte aber hinter dem erfolglosen 4-1-4-1 eine übergeordnete Idee stehen, dann ist die spätestens heute in Bielefeld auf ganzer Linie gescheitert. Weshalb sollte der Verein dann an die zwei Millionen für Torjäger Hennings ausgeben, wenn das System (Konzept?) ihn so total hilflos aussehen lässt? Warum sollte man Ihlas Bebou halten wollen, wenn der notgedrungen und mangels geeigneter Parter immer nur sein eigenes Ding fahren kann? Und sollte man nicht besser darauf verzichten, junge Talente wie Emma Iyoha in dieser aussichtslosen Kickerei zu verschleißen? Vermutlich ist es der uralte Fehler, dass System (Konzept? Plan?) und Spieler nicht zusammenpassen. Sind einem die Spieler wurscht, bleibt man als Trainer beim System. Falls nicht, hat man daran gefälligst etwas zu ändern.

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