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F95 vs St. Pauli 1:3 – Vom Schiri betrogen

Manchmal muss an sich als Berichterstatter weit aus dem Fenster lehnen. Bevor das geschieht gehen aber alle Gedanken und die besten Genesungswünsche aller Fußballfreunde an Kevin Akpoguma, der bei einem bösen Zusammenprall in der 6. Minute schwer verletzt wurde und sich einen Halswirbel brach. Tatsächlich kamen nach dem Abpfiff Stimmen unter Düsseldorfer „Experten“ auf, die Benedikt Kempkes bescheinigen, in entscheidenden Situationen habe er korrekt entschieden. Wer sich aber – wie Ihr ergebener Berichterstatter – in der Nacht eine komplette Aufzeichnung der Partie gegen den FC St. Pauli anschaute, kann nur sagen: Fortuna Düsseldorf wurde von diesem Schiedsrichter massiv betrogen und spätestens nach dem Beginn der zweiten Halbzeit systematisch betrogen. Dabei waren es gar nicht die beiden Platzverweise gegen Adam Bodzek und Andre Hoffmann, sondern seine dauerhaften Fehlentscheidungen bei Zweikämpfen, die das F95-Team am Ende drei Punkte kosteten.

Dieser Schiri-Darsteller durfte gestern erst zum achten Mal in der zweiten Liga pfeifen. Bekannt geworden ist er in der laufenden Saison durch den Platzverweis gegen Bochum-Trainer Verbeek. Seine Durchschnittsnote im Kicker liegt zwischen einer 3 und einer 4 – aber auch nur, weil er einmal mit 1,5 benotet wurde. Auch bei seinen neun Spielen in der dritten Liga in der Vorsaison kam Kempkes nicht über eine 3- hinaus. Auffällig war gestern, dass der Zahnarzt aus der Eifel in der ersten Spielhälfte – möglicherweise geschockt durch den schlimmen Unfall zu Spielbeginn – Zweikämpfe mit Körperkontakt beinahe wahllos abpfiff; und zwar auf beiden Seiten. In der zweiten Halbzeit konzentrierte er sich dann auf jede Form der Grätsche – sofern diese von einem Fortuna-Spieler ausgeführt wurde.

St. Pauli: harmlos und nickelig

Das FCSP-Team glänzte wie immer durch viele Nickeligkeiten, haufenweise Sperren ohne Ball und Griffe ins gegnerische Trikot. Ab der 46. Spielminute blieb derart unfaires Spiel meistens ungesühnt. Anscheinend wirkte das auf einige Augenzeuge, die eigentlich der Fortuna zuneigen, oft wie Schauspielerei, aber die TV-Bilder zeigen bei genauerem Studium, dass die Hamburger eigentlich ständig mit den Händen gearbeitet haben. Während Ballverluste der Paulianer nach Zweikämpfen in der Mehrzahl der Fälle zu Freistößen für sie führten, verhielt sich Zahnarzt Dr. Kempkes bei den Düsseldorfern exakt umgekehrt. Bei der Spielweise des Fortuna-Teams, das auf frühe Balleroberung setzte, wirkte diese Ungerechtigkeit wie Gift. Geradezu absurd wird die Argumentation einiger „Experten“ im Fall der gelb-roten Karte gegen Adam Bodzek. Die Fernsehbilder legen nahe, dass die erste gelbe Karte zumindest umstritten, wenn nicht sogar falsch war. Nun heißt es: Ja, wenn er schon Gelb hat, dann darf der nicht so reingehen. Übersetzt: Wenn dich der Referee verpfiffen hat, dann musst du dich dem beugen und anschließend nur noch zart spielen.

Wie Benedikt Kempkes aus Kruft die Gewichte verteilte, lässt sich an der Statistik ablesen: er gab fünf gelbe und eine rote Karte gegen die Fortunen und lediglich eine gelbe Karte gegen einen Paulianer. Außerdem pfiff er mit 28 zu 14 exakt doppelt so viele Freistöße gegen F95 wie gegen den FCSP. Würde man nur diese Werte kennen, müsste man annehmen, eine Düsseldorfer Kloppertruppe habe die armen Spieler aus Hamburg serienweise umgesäbelt, gestoßen, gezerrt und vermöbelt. Dem war aber definitiv nicht so. Wie man diese fürchterliche Referee-Leistung als Freund des TSV Fortuna Düsseldorf 1895 schönreden kann, wird vermutlich ewig ein Rätsel bleiben.

Haufenweise kleine Ungerechtigkeiten

Übrigens: Auch das Ausgleichstor fiel nach einem stark umstrittenen Freistoß für St. Pauli in der 78. Minute. Da waren die Zuschauer, sofern F95-Anhänger, schon auf dem Baum und übten sich in völlig gerechtfertigten Schieber-Rufen. Zu diesem Zeitpunkt standen die Fortunen nach dem Platzverweis für Bodzek nur noch zu zehnt auf dem Rasen, hatten aber im Rahmen einer tollen Trotzreaktion und nach einer feinen Kombination über drei Stationen den Führungstreffer durch Andre Hoffmann erzielt. Leider sah Torhüter Michael Rensing bei diesem Treffer nicht sehr gut aus, weil er den Ball genau vor die Füße des Paulianers abwehrte.

Bleibt noch die sogenannte „Notbremse„, die zum Platzverweis für Andre Hoffmann führte. Nach den aktuell geltenden Regeln wird das Verhindern einer klaren Torchance durch einen Regelverstoß mit der roten Karte geahndet. Ob der gefoulte Spieler eine solche klare Torchance hatte, entscheidet der Schiri. Ob der foulende Verteidiger „letzter Mann“ war, spielt dabei keine Rolle. Weil aber viele „Experten“ die Regeln nicht gut kennen und verständlicherweise in der Live-Situation nur ihr gefühltes Regelwerk nutzen können, plädierten auch hier einige F95-Anhänger auf „richtige Entscheidung“ durch den Kempkes. Zwei TV-Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven werfen aber die Frage auf, ob der Pauli-Spieler tatsächlich eine KLARE Torchance hatte. Die Situation fand knapp außerhalb des Strafraums mittig vor dem Tor statt. Rensing hatte die Sache antizipiert und war auf dem Weg Richtung Elfmeterpunkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der FCSP-Mann einnetzen würde, lag bei maximal 50 Prozent – klare Torchancen sehen anders aus.

Mangelhafte Chancenverwertung

Natürlich wurde das Spiel durch die klar besseren Fortunen wieder deshalb nicht gewonnen, weil gute Chancen nicht verwandelt wurden. Davon gab es satte acht Stück unterschiedlicher Härtegrade, mindestens aber vier Situationen, die zu einem Treffer hätten führen müssen. Dabei war die schräge Idee von Friedhelm Funkel und Peter Hermann aufgegangen, den fehlenden Mittelstürmer Rouwen Hennings durch drei rotierende Spitzen zu ersetzen. Tatsächlich wechselten sich Oliver Fink, Özkan Yildirim (der in der Aufstellung als Sturmspitze angegeben war) und Ihlas Bebou in der Mitte ab. Das funktionierte Mit Fink und Yildirim gut, während Bebou dann doch meist den üblichen Rechtsaußen gab.

Nach der Verletzung von Kevin Akpoguma rückte Kaan Ayhan wie erwartet neben Hoffmann in die Innenverteidigung, die auch in dieser Kombination sehr sicher stand. Die beiden gefährlichen Situationen gegen die Fortuna vor der gelb-roten Karte für Bodzek entstanden dadurch, dass einer der Außenverteidiger (einmal Schauerte, einmal Schmitz) nicht rechtzeitig aus einer Offensivaktion zurückkamen. Übrigens war Julian Schauerte gestern mit vier Flanken und 27 Pässen der Fleißigere, sodass der Angriff der Jungs in Weiß vor allem über seine Seite lief. Natürlich fehlte auf der anderen Seite Fink, der ja mehr im Zentrum agierte. Im Mittelfeld blieb Christian Gartner in der ersten Spielhälfte unauffällig, obwohl er immerhin zu zwei aussichtsreichen Torschüssen kam. Ab der 46. Minute übernahm er aber zunehmend die kreative Rolle und zeigte, weshalb er immer noch und immer wieder wertvoll für die Fortuna ist. Der für Akpoguma eingewechselte Marcel Sobottka übernahm den eher defensiven Part und kooperierte dabei intensiv mit Bodzek.

Nervige Kassandra-Rufe

Für Yildirim, der enorm fleißig und oft sehr gefährlich war, kam kurz vor dem Führungstreffer Emma Iyoha. Wie immer wirbelte der junge Kerl von Beginn an quer durch die Defensivreihen der Paulianer, brachte Schwung in die Angriffsbemühungen, ohne aber selbst besonders effizient zu agieren. Leider musste Iyoha, der nach einem Zusammenprall Atemprobleme bekam, später ausgewechselt werden. Für ihn kam Alexander Madlung, der ganz offensichtlich als Kopfballmonster für den Ausgleich sorgen sollte und sich mehr nach vorne bewegte als auf Verteidigerposition zu verharren. Überhaupt öffneten die verbliebenen acht Feldspieler nach dem Rückstand das Spiel mit dem Mute der Verzweiflung und brachten den FCSP damit einige Minuten lang so in Verlegenheit, dass denen nicht mehr einfiel als übelstes Zeitspiel.

Unerträglich werden inzwischen die allfälligen Kassandra-Rufe der üblichen Spochtrepochter im TV und in der Lokalpresse. Natürlich ist die Lage gefährlich. Natürlich wird es für das Team nach dem Ausfall von gleich vier, wenn nicht sogar fünf Stammspielern fast unmöglich in Hannover zu reüssieren. Und, ja, es bleiben nur noch vier Spiele, in denen die nötigen Punkte gegen den Abstieg gesammelt werden können. Aber das kann doch nicht Grund genug sein, ständig über den „Heimfluch“ und diversen anderen Aberglauben zu philosophieren anstatt sich mit der sportlichen Materie zu befassen. Die altgedienten und aktiven Fans lassen sich vom Untergangsgerede nicht beeinflussen und stehen weiter zur Mannschaft, die man für alles Mögliche kritisieren kann, nicht aber für mangelnden Willen, zu wenig Einsatz oder – wie es ja heute immer heißen muss – nicht genug „Leidenschaft“.

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