Ja, Folks, da ist er wieder, euer Nick. Musste ein paar Wochen nachhaus zu Sheila und den Verwandten. Onkel James ist gestorben. Der war ziemlich reich. Also haben sich alle um das Erbe gestritten. Wir haben leider nicht gewonnen. Aber es ist wie im Fußball: Manchmal verlierst du, manchmal gewinnst du nicht. Wie es der Zufall will, war ich mit meinen alten Lads und den alten Gegner von Fulham vor ein paar Wochen unterwegs, um mal wieder so richtig Fußball zu gucken. Sind wir nach Sheffield gefahren und haben an der Bramall Lane dieses verrückte 4:5 der Whites bei Sheffield United gesehen. Es war fast wie früher, nur dass es keine – wie sagt ihr? – dritte Hälfte gab. Wir sind einfach zu alt dafür… Und nun war ich mit der Fortuna in Kiel (wo es auch keine dritte Hälfte gab. Aber auch ein traditionsreiches Stadion. Wobei: Der Platz an der Bramall Lane ist der zweit- oder drittälteste Fußballplatz, auf dem durchgehend seit 1862 Fußball gespielt wird! Da kann der Holstein-Platz, der 1911 eröffnet wurde, nicht mithalten.
Heilige Grounds
In Deutschland immer rechteckig
In Deutschland, wo man ab ungefähr 1900 besonders stark dem englischen Beispiel folgte, gab es diesen Zwischenschritt nicht, da baute man gleich rechteckig oder rechteckig mit einer oder zwei Kurven, denn die Begeisterung für den Soccer verlief parallel mit dem Anstieg der Leichtathletik. Also nannte man einen neuen Fußballplatz gleich „Stadion“, weil an die alten Griechen und ihre Locations für sportliche Events erinnern wollte. Und wo man besonders gut deutsch sein wollte (also nach dem ersten Weltkrieg und besonders ab 1933) nannte man einen solchen Ground auch gern „Kampfbahn“. Das blieb sowohl dem Platz von Holstein Kiel, als auch dem Fortunaplatz erspart. Den bekam die Fortuna von der Stadt Düsseldorf praktisch geschenkt, weil es am Flinger Broich Brachland gab und weil man das Gelände des alten Grounds (der Alemanniaplatz) bebauen wollte. 1930 wurde also das Stadion eingeweiht, das wir heute Paul-Janes-Stadion nennen.
Diese Fakten über Fortuna habe ich natürlich von Ingo, mit dem ich in Kiel verabredet war, wo wir uns in der flachen Ostkurve gemeinsam den Arsch abfroren. Solche Stehplätze haben wir in England nicht, also solche flachen Steinstufen, wo du nur von den oberen Etagen den Platz überhaupt übersehen kannst. Nein, in England sind die Stands – also da, wo man als Fan steht – meistens ziemlich steil. Dadurch ist man ganz nah dran am Feld, und man hat einen guten Überblick. Da ist der Grund, meinte Ingo, der einen Kopf kleiner ist als ich und vom Spiel nicht viel sah, warum englische Supporter viel mehr Ahnung vom Fußball haben – die hatten mehr Überblick. Na ja, ob’s stimmt…
Verweichlichung der Fans
Auch wenn wir kalt bis auf die Knochen gefroren sind, haben Ingo und ich großen Spaß an den Stunden im Holstein-Stadion in Kiel gehabt. Okay, wenn wir mal Sechzig sind oder älter, dann wäre so ein Spielbesuch ein echtes Gesundheitsrisiko. Aber, wie heißt es: No Risk, no Fun.