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Fortuna-Punkte: Von Luxusproblemen und Verstärkungen. Oder: 6 gute Keeper…

Der Fußballjargon ist voll von Merkwürdigkeiten, und nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Aber einen der Begriffe, der gern rund um die Kaderplanung kreist, finde ich persönlich dufte: Luxusproblem. Wenn ein Trainer mehrere ungefähr gleich gute, unverletzte Spieler für eine Position hat, dann hat er in der Sprache der Spochtrepochter und der diesen nachplappernden Fans ein Luxusproblem. Luxus ist ja bekanntlich, wenn man von irgendetwas mehr hat als man braucht – zum Beispiel drei klasse Torhüter. Sind alle drei Keeper fit, hat der Coach das bekannte Dilemma mit dem L am Anfang und fragt sich: Wen lass ich spielen? Von schwachen Trainern heißt es, sie seien dann manchmal froh, wenn sich einer der drei Kontrahenten um den Platz auf dem Rasen verletzt, das macht ja die Wahl leichter. Nun ist unser Neusser Jung, dä Funkel Friedhelm, sowas von gar nicht schwach, sondern meinungsfreudig und entscheidungsstark.

Und bis er sich der Frage stellen muss, wer das fortunistische Tor gegen Aue hütet, fließt noch viel Rheinhochwasser ab. Wäre die Partie -sammerma- morgen, hätte er allerdings kein Luxusproblem, sondern das genaue Gegenteil: eine Mangelklemme. Raphael „Raffa“ Wolf hat ja noch Rücken, Tim Wiesner juckt das Schambein, und der eigentlichen Nummer Eins, Michael „Rense“ Rensing, wächst die Rippe zu langsam wieder zusammen. Nun hat der oberste Doc, ja, der mit der grauen Langfrisur, durchklingeln lassen, dass man den Raffa bis zum 24. Januar wieder hinbekäme. Aber was, wenn nicht?

Aus dem Transferfenster lehnen

Otto Normalfan schreit in solchen Situationen sofort „Verstärkung“! Und meint, der Verein solle mal in die Tasche greifen und schnell einen vierten Tormann kaufen. Nun ist dieser Otto es ja von seinem Fifa- oder Sonstwas-Soccer-Simulator gewohnt, mal eben schnelle Verstärkungen einzukaufen. In der Welt des real existierenden Fußballs sieht das aber etwas anders aus. Da bestimmt das Angebot das Handeln. Heißt: Ist kein ausreichend guter Torwart „auf dem Markt“, ist es mit dem Verstärken Essig. Und selbst wenn ein paar Keeper angeboten werden wie sauer Bier, dann steht da nicht zwangsweise der richtige in der Auslage. Apropos: Und nicht wenige Vereine haben sich mit verletzungsbedingten Panikkäufen schon mal ein wenig zu weit aus dem Transferfenster gelehnt.

Zumal die glorreiche Fortuna DOCH ein Luxusproblem in Sachen Budenbewachung hat. Der baumlange und blutjunge Maduka Okoye durfte ja schon mit ins Ferienlager nach Marbella. Und das zurecht, denn der Kerl beweist in der U19 regelmäßig, dass er das Zeug hat, ein richtig echter und erfolgreicher Tormann zu werden. Vermutlich wird er deshalb bei der Begegnung mit Wismut Aue den Ersatzkeeper geben. Außerdem ist da auch noch Max Schijns, der im Sommer 2016 von Roda Kerkrade kam und den Kasten der Zwoten nach Kräften sauber hält. Der musste als Stammkraft ran, nachdem Tim Wiesner wegen der Rensing’schen Rippen zur vorübergehenden Nummer Zwei der Ersten avancierte – und macht seine Sache gut. Weil aber so nur noch ein einziger Torsteher im Kader der U23 verzeichnet war, holten die schlauen F95-Verantwortlichen im November einen altgedienten Ballschnapper zur Zwoten: Thorsten Stuckmann heißt der, ist schon 36 und hat in seiner Laufbahn schon so manche Schlacht geschlagen.

Von den Bayern lernen…

Summasummarum verfügt unsere geliebte rotweiße Diva also über sechs (in Worten: SECHS) Torhüter, die regulär oder in Ausnahmefällen für die erste Mannschaft in den Ligaspielen (oder demnächst mal wieder im Pokal…) auflaufen dürfen. Drei davon haben ihre Qualitäten im F95-Dress schon im Ernstfall unter Beweis gestellt, einer ist ein großes Talent, ein anderer ein bewährtes Schlachtross, und dem sechsten kann man auch nicht nachsagen, dass er ein Fliegenfänger wäre. Wer schreit da noch nach Verstärkung? Zumal dieser große Unsympath des deutschen Fußballs, die FCB-Adidas-Audi-AG, ja gerade beweist, wie man in Sachen Ballhalterei aus einem Mangel einen Pluspunkt macht – ein Welttorhüter wird da kaum gebraucht, und selbst wenn dieses Ulreichchen mal das Zipperlein quält, haben sie immer noch den starken Tom

Ja, aber, werden die Tausenden von freiwilligen Fortuna-Kaderplanern einwenden, man kann sich doch IMMER verstärken – und beten die Liste der Kicker herunter, die zu haben sind und die ihrer Meinung nach irgendwie zum Kader passen könnten. Manche jaulen im sozialen Medienfeld herum, dass sich alle, alle, alle in der Winterpause verstärken würden, nur wieder die Fortuna nicht. Und sehen schon den, ähem, sicher geglaubten Aufstieg dahinschwinden. Blafft man diese Spezies an, fangen sie an, die aktuellen Kaderinsassen aufzuzählen, die sie persönlich scheiße finden, allen voran immer auch Julian Schauerte und neuerdings Emir Kujovic. Die Logik der Transferfensterlehner: Da ist ein Spieler nicht so gut auf seine Position, da kaufen wir mal eben einen Ersatz für den. Okay, mit Logik hat das nur insofern zu tun, als hier der typisch ungesunde Menschenverstand zum Tragen kommt und auf jegliches Weiterdenken mutwillig verzichtet wird. Ginge man nach dem Rezept dieser Einkäufer vor, würde sich der Kader rasch aufblähen, und so viele alte Knacker kann man ja gar nicht zur U23 abschieben, dass die Sache aufgeht.

80 Spieler stehen zur Verfügung

Was lehrt uns das Beispiel mit den sechs guten Fortuna-Keepern in diesem Zusammenhang? Genau: Einfach mal auf der hübschen und hochinformativen Fortuna-Düsseldorf-Website nachschauen, wer da so alles in den Teams der Ersten, der Zwoten und der U19 auf dem Roster steht. Ja, tatsächlich, das sind zusammengerechnet fast 80 (in Worten: ACHTZIG) Kicker in Diensten der glorreichen Fortuna. Natürlich sind die Talente und Fähigkeiten recht unterschiedlich verteilt, und gerade einigen der U19ern würde es gar nicht guttun, zu schnell Zweitligaluft zu schnuppern. Realistisch betrachtet aber können die echten Kaderplaner mit um die 40 Spielern hantieren, und da sind die ausgeliehenen Jungs noch gar nicht eingerechnet. Halten wir es also mit dem aus Erfahrung tiefenentspannten Friedhelm Funkel, der dieser Tage auf die Frage nach der dünnen Decke in der Verteidigung sinngemäß sagte, man solle mal bitte nicht in Panik verfallen, im übernächsten Spiel seien Kaan Ayhan und Andre Hofmann ja wieder dabei.

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