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Union vs F95 3:1 – Eine Niederlage vom Typ „durchaus verdient“


Wer als noch nicht so weitgereister F95-Fan einmal miterleben, wie intensiv solch ein Auswärtsspiel sein kann, ist gut beraten, mal zur Alten Försterei nach Köpenick zu fahren. Am besten mit im Fanbus oder im mit Fortunen prall gefüllten ICE. Am besten am Karnevalswochenende. Am besten beides. Wenn sich dort 2.500 jecke Schlachtenbummler, nicht wenige kostümiert, im kalten Stadion versammeln, dann kann einem selbst eine durchaus verdiente Niederlage keine schlechte Laune machen. Gestern war die Stümmung über mehr als zwei Stunden grandios, was von den Ultras angeregt wurde, das brüllten und sangen buchstäblich alle mit, und das lieb gemeinte „Ihr seid leiser als Fortuna Köln“ in Richtung Waldseite war relativ richtig. Dass auf dem Hinweg schon gefeiert wurde und auf der punktlosen Rückreise auch, versteht sich.

Eine stramme Partie

Zwischendrin lag eine stramme Partie, die von den Unionern durch aggressives, ja, hartes, teils sogar überhartes und nicht immer nach den Regeln der Fairness betriebenes Spiel zu ihren Gunsten entschieden wurde. Dass dies gelang, lag auch an dem katastrophalen Schiri Hartmann, der ohne jede Linie pfiff und das ständige Indieknochentreten der Berliner nie unterband. Fußball ist – wir haben das schon oft geschrieben – ein Fehlervermeidungssport. Die Fehlerquote lag bei der F95-Mannschaft insgesamt und bei entscheidenden Kickern im Speziellen extrem hoch – höher als jemals in dieser Saison. Nun ist aber auch so, dass ein sehr starkes Team ein anderes methodisch zu Fehlern zwingen kann. Und genau das taten die FCU-Männer – wie gesagt: oft am Rande der Legalität und nicht selten darüber hinaus.

Ob der Referee seine Pillen nicht genommen oder an Altweiber zu viel gesoffen hatten ist unbekannt. Seine Fehlerquote lag jedenfalls noch höher als die der Fortunen. Gerade bei kleinen Entscheidungen (Ecke oder Abstoß? Foul oder Sperren? Einwurf für FCU oder Fortuna? und und und) lag er das ganze Spiel über geradezu unfassbar oft falsch. Man kann nicht einmal sagen, dass er F95 durchweg benachteiligte. Aber jeder, der selbst einmal gekickt hat weiß, dass unter einem solch chaotischen Pfeifenmann immer die (potenziell) spielerisch bessere Mannschaft leider. Dabei hielt sich das Team von Friedhelm Funkel defensiv über lange, lange Strecken und vor allem in Hälfte Eins ganz gut. Die merkwürdige Dreierkette aus Andre Hoffmann, Kaan Ayhan und Adam Bodzek stand gut, und wenn Gefahr von den wild angreifenden Berliner kam, dann über außen.

Probleme am Ball

Wo sowohl Jean Zimmer, als auch Niko Gießelmann mit mehr oder weniger gebrauchten Tagen zu kämpfen hatten. Derart viele Probleme bei der Ballannahme und -behauptung wie an der Wuhlheide hat man von Herrn Zimmer überhaupt noch nicht gesehen, und Gießelmann lief sich ein ums andere Mal fest. Dass auch die wackeren Mittelfeldhelden Marcel Sobottka und Florian Neuhaus nicht so gut aussahen, lag vor allem an der bereits erwähnten bösen Gangart des Gegners. Noch nie in dieser Saison haben beide so oft von hinten auf die Knochen gekriegt, und Sobottka merkte man mehrfach an, dass ihm in Sachen Union keine Krawatte mehr passte. Und trotzdem: Den wunderschönen, von Gießelmann getriebenen Konter zum 1:0 für die glorreiche Fortuna in der 41. Minute vollendete ausgerechnet Neuhaus mit einem feinen Schuss ins längere Eck.

Bis dahin standen für die Eisernen mit gutem Willen drei Chancen auf dem Deckel, für die Fortunen kaum zwei. So dachte die Mehrheit der angereisten Düsseldorfer in der Pause: Könnte noch ein schmutziger Sieg werden … oder ein Unentschieden. Und hatten dabei die drastische Offensivschwäche des Spitzenreiters nicht in ihre Rechnung einbezogen. Der Angriff bestand erneut aus Rouwen Hennings, Harvard Nielsen und Benito Raman, was zu denselben Problemen wie in der Vorwoche führte. Auch die Ursachen waren identisch. Raman leistete sich derbe Fehler in der Ballannahme und traf permanente die schlechtest mögliche Entscheidung. Und die Spielweise von Hennings und Nielsen sind sich einfach zu ähnlich. Beide wühlen unentwegt auf der Suche nach dem Ballgewinn am vorderen Rand des Mittelfelds, und wenn sie das Ei erobert haben, ist vorne natürlich keiner da zum Verwerten. Man muss es so hart sagen: Mit diesem Offensivsystem zieht die Fortuna keinen Hering mehr vom Teller, das Ding funktioniert nicht.

Arschloch-Spieler

Dass Funkel nach dem 1:2 voll auf Angriff setzte, dafür aber ausgerechnet Takeshi Usami und Emir Kujovic einwechselte, hatte was von Verzweiflung oder Verwirrung. Immerhin installierte sich Kujovic als echte Spitze und hätte eine Bude machen können, wenn ihn dort mal ein Mitspieler angeflankt hätte. Für akrobatische Tricks – wie er sie zweimal im Fünfer versuchte – ist er rein körpermechanisch einfach nicht geeignet. Da machte es schon mehr Sinn, den jungen Davor Lovren zu bringen und auf links zu schicken. Allerdings fand der in den etwas mehr als zehn Minuten seiner Anwesenheit genau null Bindung ans Spiel.

Man soll ja keinen gegnerischen Spieler als Arschloch titulieren. Aber an den FCU-Kicker Friedrich und Polter würde dieses Etikett ziemlich gut kleben. Der Abwehrmann F. gefiel sich darin, seine Kollegen lautstark und gestenreich zum Weiterspielen zu animieren, nachdem Raman aufgrund eines heftigen (vom Irrwitz-Schiri nicht geahndeten) Fouls liegengeblieben war und es sogar so aussah, als sei er k.o. gegangen. Der Riesensportsmann P. provozierte die Düsseldorfer über 90 Minuten auf jede erdenkliche körperliche und verbale Weise und langte zweimal so herzhaft zu, dass allein dafür schon die rote Karte gerechtfertigt war. Zum Zeitpunkt des 2:1 hätte dieser Pflaumenaugust längst unter der lauwarmen Dusche stehen müssen. Und: Nein, nein, nein, das sind die nicht die Gründe, warum Fortuna gestern verloren hat.

Ob nun durch die Holzhammermethodik der Unioner erzwungen oder nicht: Mit einer Quote von rund 36,5 Prozent gewonnener Zweikämpfe kann man nicht gewinnen. Dass F95 trotzdem in der offiziellen Statistik mit 20 zu 13 Fouls überlegen gewesen sein soll, markiert überdeutlich das Versagen von Schiedsrichter Robert Hartmann. Selbst das angebliche Handspiel von Bodzek vor dem Elfmeter, der den Ausgleich brachte, hätte den erstligaüblichen Videoschiedsrichter geweckt – von der Aktion vor dem 3:1 in der Nachspielzeit ganz zu schweigen. Aber: So wie es völlig okay ist, dass allein ein überragender Tormann einen Sieg sichert, so wenig ist es in Ordnung, sich von einem brutalen Gegner so einschüchtern zu lassen, dass in der letzten halben Stunde der Partie gar nichts mehr geht. Die Fortuna muss härter werden, soll am Ende ein direkter Aufstiegsplatz stehen.

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