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Mainz vs F95 3:1 – selbst schuld, unnötig, ärgerlich

Zwei Vollpfosten beherrschten das Geschehen in der Arena „Auffem Acker“ irgendwo in der Nähe von Mainz: der hochgradig verwirrte Schiri und der Stadionsprecher des Grauens. Bei Letzterem fragt man sich, weshalb der DFB, der sonst für jeden Spielerfurz ein Strafverfahren einleitet, den noch nicht aus dem Verkehr gezogen hat – seine Animationen während laufender Ballwechsel verstoßen eindeutig gegen die entsprechenden Richtlinien. Was könnte peinlicher sein, als die vor sich hin sumpfenden Sitzplatzhocker als „weltbeste Haupttribüne“ anzusprechen oder die FSV-Zuschauer mit hysterisch sich überschlagender Stimme aufzufordern ihr Team anzufeuern? Nicht nur das macht den geborenen Zweiligisten aus der Karnevalshochburg ziemlich unsympathisch. Aber egal… Und, nein, der durchgeknallte Referee Schmidt aus Stuttgart hat mit seinem kruden Gepfeife das Spiel nicht entschieden.

Aussetzer, Irrungen und Wirrungen

Das haben die Jungs in den bläulichen Ausweichtrikots ganz allein erledigt. Bis auf gute zwanzig Minuten in der zweiten Halbzeit leistete sich der Nichtabsteiger ein Festival der Ballverluste, Fehlpässe, Flanken ins Nichts und sonstiger Verwirrungen. Ganz im Gegensatz zu den allermeisten Partien dieser wunderbaren Saison schien unter den Kicker nicht einmal Einvernehmen über das zu spielende System zu herrschen. Also bestand die Offensive daraus, entweder hoch und weit auf Dodi Lukebakio zu passen oder den flinken Benito Raman zu schicken. Wie um zu beweisen, dass man völlig den Ballverstand verloren hatte, leistete sich ausgerechnet der sonst so solide Marcin Kaminski um die 30. SpielSEKUNDE herum einen epischen Aussetzer. Weil auch die nominellen Verteidiger geistig noch nicht vorrätig waren, fiel es einem der Mainzer leicht, aus einer ordentlichen Flanke eine klare Hütte zu bauen.

Danach fiel beiden Team zunächst wenig bis nichts ein. Die zweite faustdicke Chance für die Meenzer kam aus dem Nichts. Und dann blitzte ab ungefähr der 15. Minute wieder das auf, was so viele Begegnungen für die glorreiche Fortuna entschieden hat: Entschlossenes Handeln. Einmal legte Dodi auf Benito auf, der den FSV-Keeper nicht überwinden konnte. In der 19. Minute war es dann soweit. Dieses Mal war es der ansonsten ebenfalls oft schlampige Dawid Kownacki, der auf Raman vorlegte, der an Dodi weiterleitete, der das Ei im zweiten Versuch unter dem Tormann durchschob. Der Ausgleich hätte guttun sollen, brachte aber wenig Veränderung einer Vorgehensweise, die sich Nase für Nase so beschreiben lässt:

Schlampig und unkonzentriert

Dodi kriegt einen Pass nicht sofort, ist frustriert und schmollt. Kriegt er die Pille sucht er aktiv drei bis vier Gegenspieler, um sich beim Versuch, diese zu umdribbeln, den Ball abnehmen zu lassen. Und: Dodi defensiv? Na, ich bitte Sie! Ohne die zwei Chancen und das eine Tor in Halbzeit Uno hätte Friedhelm Funkel den dünnen Belgier vom Platz nehmen müssen. Nun ist ja relativ sicher, dass der Herr Lukebakio F95 zum Ende der Saison verlässt. So wichtig der Typ in vielen Partien war, so wenig muss man ihm eine Träne nachweinen – im Gegensatz zu vielen, wenn nicht den meisten anderen Fortunen hat sich Dodi nicht erkennbar weiterentwickelt.

Über Kownacki sollte man noch nicht den Stab brechen, aber seine handgeschätzten 25 No-look-Pässe ins Nirvana konnten den geneigten Fortuna-Freund schon zur Raserei bringen. Entweder hat er die ihm von den Trainern gestellte Aufgabe nicht verstanden oder er konnte sie nicht erfüllen. Der Pass zum Tor war klasse, manches Dribbling schön, aber insgesamt ist beim guten Dawid eine Menge Luft nach oben. Fragt sich allerdings ohnehin, ob es überhaupt eine Chance gibt, dass er in 2019/20 noch dabei sein wird.

Völlig ungewohnt der spielerische Ausfall des Kevin Stöger. Ein Stehplatznachbar meinte: Der spielt so, damit er bei der Fortuna bleiben kann. Anders ist nicht zu erklären, dass dieses Kreativitätsmonster (gefühlte) sieben Mal nacheinander mit demselben Trick versuchte, sich von einem Balleroberer zu lösen. Überhaupt: Das, was die Jungs von Funkel & Co. die ganze Saison vorbildlich und erfolgreich betrieben haben, funktionierte heute beim FSV besser: die Balleroberung. An dieser Stelle hilft ein Blick auf die offizielle Statistik, die schwachen Mainzern in jedem Punkt den besseren Wert zumisst.

Defensive aufgerappelt

Reden wir nicht über Alfredo Morales, der bis zu seiner Auswechslung verzweifelt seine Rolle suchte. Reden wir lieber über drei Defensivkräfte, die sich noch am schnellsten nach dem ultrafrühen Tor berappelten: Kaan Ayhan, Matthias Zimmermann und Markus Suttner. Nachdem sich die Viererkette mit Andre Hoffmann als Adam Bodzek davor eingerüttelt hatte, gab es bis zum erneuten Führungstreffer der Gastgeber so gut wie keine echten Torchancen mehr für die. Und wenn dann der Ball doch aufs Tor kam, dann war Michael Rensing zuverlässig zur Stelle. Nur einmal, da zeigt unser Keeper einen Hauch von Unsicherheit: eine Flanke von links quer und halbhoch durch den Sechzehner, der er erst entgegenging, um dann zu stoppen und sich zum langen Pfosten zu bewegen. Ansonsten war Rensing wieder top und zeigte zudem außergewöhnlich viele Momente als mitspielender Tormann. Übrigens: Auch Kaminski fing sich später.

Bezeichnend für die nicht so dolle Leistung der beiden Sechser, dass die meisten Bälle auf Raman und Kownacki (auch das statistisch belegbar) von Zimmermann und Suttner sowie von Hoffmann kamen – das war ungewohnt und nicht sehr effizient. Dass die Fortuna-Kicker in der zweiten Halbzeit enorm viel Druck aufbauen konnten, lag ebenfalls vor allem an der Defensivreihe, die vorrückte und die Mainzer einschnürte. Minutenlang ähnelten die fortunistischen Angriffe einer Handballpartie, und es war eine gut geschüttelte Mixtur aus Pech und Blödheit, dass in dieser Phase nicht das Führungstor fiel.

Ein Schiri from Hell

So blöd wie das 0:1 fingen sich die F95-Profis auch die beiden anderen Treffer. Man kann auch sagen: Alle drei Tore fielen als Folge von kollektivem Vollversagen. Man kann froh sein, dass weder die Niederlage, noch die Tore irgendwas am Klassenerhalt ändern konnten. Andererseits: Vielleicht wäre das Team auch nicht so schlampig und unkonzentriert aufgetreten, wäre es noch um was gegangen. Womit wir bei Schiedsrichter Schmidt aus Stuttgart sind, der besonders in der ersten Halbzeit so gut wie alles falsch entschied, was auch nur ansatzweise unklar war – und das immer zuungunsten von F95. Da wurden Zweikämpfe abgepfiffen, die früher nicht einmal Rempler genannt worden wären; da hat er Balleroberungen abgepfiffen, die aber sowas von super in Ordnung waren, und gab es Einwurffehlentscheidungen en gros.

Völlig verrückt aber, dass dieser Referee from Hell (und seine beiden Assis) das klare Handspiel eines Mainzers nicht erkannte, das so deutlich war, dass selbst die FSV-Fans in dem Moment zusammenzuckten. Nein, Onkel Schmidt ließ weiterspielen, und als Ayhan (dem ob der Fehlentscheidung schon ein bisschen das Blut kochte) einen Gegner ein bisschen härter anfassten, bekam er Gelb. Und erst dann meldeten sich die Troglodyten aus dem Kölner Untergrund, um den Unparteiischen auf seine Blindheit hinzuweisen. So kam es erst gute drei Minuten nach dem Vorfall zum Strafstoß – da kann man nur sagen: Videobeweis am Arsch.

Bekloppt vergeigter Elfer

Manche nannten Dodi nach diesem Spiel arrogant, manche bezeichneten ihn als lustlos oder zu lässig. Aber dass der Schlaks einen ordentlichen Haufen Glitzerknete im Kopp haben muss, dürfte sicher sein. Das bewies er mit einem so dermaßen bekloppt vergeigten Elfer bis zum Anschlag. Allein schon der Anlauf! Und die Bewegung, die dem Keeper signalisierte „Hey, guckma, DA schieß ich hin“ – Monsieur Lukebakio braucht keinen Fußballehrer wie den Grauhaarigen, sondern eine Art Therapeuten. Man wünschte sich in diesem Moment so sehr, Rouwen Hennings hätte auf dem Platz gestanden und Dodi den Ball einfach weggenommen. Oder Kenan Karaman oder Marvin Ducksch – aber die kamen später hinein und ackerten, was das Zeug hielt.

Überhaupt scheint es, als seien die Spiele seit der Niederlage gegen die Bayern nur noch Vorbereitungsspiele auf die kommende Saison. Also auch für die Spieler, die in der nächsten Spielzeit eine größere Rolle spielen wollen. Vielleicht ist es auch gut, dass das gesamte Trainer- und Funktionsteam schon jetzt Entscheidungen darüber treffen kann, welche Spieler gehen können, welche gehenden wie ersetzt werden sollen, wenn man zurückholt und wenn man neu verpflichtet. Vielleicht sollte sie die Kicker, die ohnehin nicht bleiben werden, einfach gar nicht mehr in den Spieltagskader stecken. Andererseits wäre das auch ein bisschen Betrug am Fan: Wieder ging der ganze Block über 90 Minuten anfeuernd mit als ginge es um den Einzug ins Pokalfinale. Wieder war die Stimmung gegenüber den Spielern trotz der Niederlage wieder super. Aber ob das so bleibt, wenn die beiden letzten Heimspiel gegen Werder und Hanoi nicht gewonnen werden? Man weiß es nicht…

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