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Fortuna-Punkte: Die Tops und Flops der Saison – eine Abrechnung (1)

Am Ende der historischen Erstligasaison 2018/19 stand nicht bloß der Klassenerhalt, sondern der 10. Platz für die Fortuna in der Endabrechnung. Ihr sehr ergebener Berichterstatter hatte vor der Saison einen 12. Platz vorhergesagt und wurde dafür verspottet. Zwar hieß der offizielle Slogan „Gekommen um zu bleiben“, aber nicht wenige Fans gingen vollkommen fatalistisch in die Spielzeit – nach dem Motto „Okay, die Saison nehmen wir mit, und wenn wir dann absteigen, ist es auch nicht schlimm.“ Zumal die Erfahrungen der Saison 2012/13 lehrten, dass es in der ersten Liga nicht besonders schön ist.

Und irgendwie fühlte sich der Aufenthalt der glorreichen Diva in dem, was Spochtrepochter gern „Oberhaus“ nennen, zu Beginn auch falsch an. Bei den Heimspielen drängelten sich Zuschauer, die man in den Jahren zuvor nie gesehen hatte, die Auswärtsspiele führten in Stadien, die pickepackevoll mit Reklame und sinnlosen Maskottchen und Fahnenschwenkern waren – angefeuert von völlig durchgeknallten Stadionsprechern, beschallt mit übelster Musik. Zum Glück hatten die Experten (Ha! Ha! Ha!) unsere süße Fortuna zur Abstiegskandidaten gekürt, da konnte ja nichts schiefgehen.

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Die Lehrgeld-Phase

Außerdem dreht sich die Phrasendreschmaschine in Liga 1 mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit. Nicht nur, dass die labernde und schreibende Zunft mittlerweile für jeden Zustand eines Spiels und einer Mannschaft das passende Klischee zur Hand habe, nein, die debattierenden Fans – vor allem diejenigen, die Dauerkarten für die heimische Couch haben – reden denselben immer und immer wieder gekäuten Quark. Sooo schlimm ist es in Liga 2 denn doch nicht. Und es ging gleich los:

Am ersten Spieltag waren die Augsburger zu Gast, die sich ja fein etabliert haben, ähem, im Oberhaus. Und, was war? Der unvergleichliche Benito Raman macht den Führungstreffer. Zwei vermeidbare Köpper der, ähem, Fuggerstädter bringen denen den Auswärtssieg. Ja, hieß es, da hat die Fortuna aber Lehrgeld gezahlt. Und: Erste Liga ist im Vergleich zur zweiten Liga eben eine ganz andere Liga. Das mit dem Lehrgeld wurde dann als Kommentar zu den Heimpartien gegen Leverkusen und Schalke schier zu Tode geritten.

Dabei hatten die Herren in Rot oder Weiß zwischendurch dreimal bewiesen, dass sie eben, ähem, kein Kanonenfutter für die, ähem, Etablierten sind. Nehmen wir das 1:1 in Leipzig, das so etwas wie eine Vorschau auf die grandiose Rückrunde darstellte, oder den tollen Sieg über dieses Hoffenheim. Da zeigte die Fortuna den Talentschuppen der Liga mal eben, wo der Hammer hängt, wenn ein Team ein Team ist. Das 0:0 in Stuttgart musste als Rückschritt gewertet werden, und die 3:0-Niederlage in Nürnberg darf als schlechteste Leistung der Saison bezeichnet werden.

Das Ducksch-Missverständnis

Mal ehrlich: Haben sich die Experten, die F95 zum Abstiegskandidaten ernannt haben, eigentlich mal die Mühe gemacht, einen genaueren Blick auf den Kader zu werfen. Oder macht man das bei Abstiegskandidaten nicht, weil es der Mühe nicht wert ist? Tatsächlich fand nur die Tatsache Erwähnung, dass Marvin Ducksch, der Zweitligatorschützenkönig von Holstein Kiel, der teuerste Spielerkauf aller Zeiten auf Seiten der Fortuna war. Nun haben sich ja viele, sogar viel zu viele Medienbeschäftigte angewöhnt, den Fußball und seine Akteure nur noch als Werte auf Märkten zu betrachten. So gesehen war Ducksch die teuerste Aktie im F95-Depot.

Dass Marktwert keine Tore schießt, keine Spiele gewinnt und nicht mal Abstiege vermeiden kann, haben in letzter Zeit ja Dinos wie der HSV und der VfB Stuttgart mit Macht bewiesen. Zumal sich der Fußball erheblich verändert hat. Wie sonst könnte eine Billigtruppe wie die der Fortuna sonst ein hochtalentiertes Team wie das aus Hoffenheim schlagen? Insofern war spätestens ab Spieltag 2 klar, dass es keine Ducksch-Saison werden würde, weil keines der vom Trainerteam um Friedhelm Funkel eingeübten Systeme seiner Spielweise entgegenkamen. Der modische Marvin hätte nur eine Chance gehabt, wenn er sich diesen Systemen angepasst hätte – aber das war offensichtlich nicht seine Kernkompetenz.

Das beschissene Torverhältnis

Oh ja, auch wir haben immer und immer wieder und immer gern Loblieder auf die fortunistische Defensive gesungen. Was im Nachhinein als Pfeifen im Wald gelten muss, denn eigentlich war die Abwehr die größte Schwachstelle der Mannschaft. Wie jetzt, werden Menschen, die das F95-Logo im Herzen tragen, fragen: Was war denn da schlecht? Einfache Antwort: Das zählbare Ergebnis. Fortuna kassierte in der Saison sage und schreibe 65 (FÜNFUNDSECHZIG) Gegentore? Mehr ließen sich nur die Absteiger und der Tabellenfünfzehnte einschenken.

Und, nein, die miese Bilanz in diesem Punkt liegt nicht nur an der Klatsche von Frankfurt. Die übrigens nur vom Ergebnis her schlimm war. Erstens hatte die Eintracht mir ihrem Sturm einen Sahnetag erwischt und offensiv möglicherweise ihr bestes Saisonspiel gemacht. Zweitens hat die Fortuna nicht wirklich schlecht gespielt. Insofern war die Stimmung unter den, ähem, rotweißen Schlachtenbummler nach den Schlusspfiff im Waldstadion auch nicht besonders depressiv. Tatsächlich lässt sich das miese Torverhältnis auch nicht auf das Versagen einzelner Akteure zurückführen: Mal waren es individuelle Fehler, mal hatte Michael Rensing Kot an den Handschuhen, mal gab es den Hühnerhaufen-Effekt.

Die unermüdlichen Fans

Vor dem Spiel in Gladbach stand die Fortuna mit schlappen 5 Punkten aus einem Sieg und zwei Unentschieden punkt- und torgleich mit Stuttgart auf dem letzten Platz, und die Abstiegskandidat-Unken klopften sich zufrieden auf die Schultern. Die Wahrnehmung der Fans war eine völlig andere, denn die hatten in den ersten neun Spieltage nur eine richtig üble Partie der Fortunen gesehen – die in Nürnberg. Selbst als BMG durch diesen völlig absurden Handelfmeter kurz nach der Pause in Führung ging, ließen die, ähem, Mitgereisten mit ihrem Support keine Sekunde nach. Auch nach dem 3:0 war die vorherrschende Stimmung zuversichtlich bis hoffnungsvoll.

Selbst das unkoordinierte und deshalb etwas peinliche Zündeln im Ultra-Block führte nicht zur üblichen Selbstzerfleischung der Fans. Irgendwie war klar: Zusammen kriegen wir das hin mit dem Nichtabstieg. Und dann kam der 10. November. Zum ersten Mal in seinem Leben durfte Ihr sehr ergebener Berichterstatter einen Geburtstag bei einem Heimspiel seiner geliebten Fortuna feiern. Und wurde vom Team und von der Südtribüne reichlich beschenkt. Die halbängstliche Hertha aus der Hauptstadt wurde mit 4:1 abgefieselt. Da war klar: Diese wunderbare Mannschaft würde mit dem Abstieg nichts zu tun kriegen.

[In der zweiten Folge unserer Abrechnung geht es um einen gewissen Dodi, den unermüdlichen Raman, den faltigen Neusser, die sogenannte „Posse“ und wie sich alles zum Guten wendete.]

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