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Fortuna-Punkte: Raman weg, Ayhan weg, Kownacki weg, Suttner weg, alle weg – Das ist das Ende!!!

[Glosse] Die bekloppteste Story haben sich die Kollegen vom kölschen Abszess ausgedacht: Benito Raman habe F95-Mitarbeiter mit „Fuck off!“ begrüßt, weil man ihn nicht zu Scheiße 05 wechseln lassen will. Nun ist es ja nicht so, dass sich die Resterampe des Boulevardblättchens regelmäßig in der Geschäftsstelle herumdrückt – schon gar nicht im Sommerloch. Also kaschiert man den Quatsch mit einem „Wie EXPRESS erfuhr…“ – beschissener geht’s nimmer. Denn diese Fake News eines Scheinjournalisten namens Anton Kostudis, der bis neulich noch sein Brötchen als Sportreporter beim Donaukurier mit Jubelpersereien auf den FC Ingolstadt fristen musste, ziehen die üblichen Kreise durch die Tastaturen recherchefauler Schreibfinken.

Wir wissen ja, dass man auf die lancierten Gerüchte dieses übelriechenden Blattes ebenso wenig geben muss wie auf das, was die BLÖD-Zeitung im Interesse der ebenfalls zum Springer-Konzern gehörenden Plattform transfermarkt.de, die bekanntlich „Marktwerte“ ganz im Sinne der nichtsnutzigen Berater manipuliert, absondert. Leider wissen das aber nicht alle von uns, denn immer und immer wieder wird der Müll in den sozialen Medien verlinkt und anschließend von Leichtgläubigen und Ahnungslosen in aller Breite debattiert. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Das ganze Gerüchteklo rund um Spielerwechsel ist durchweg nichts anderes als eine PR-Maschinerie zum Steigern der Umsätze der Konsorten im Soccer-Business.

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Bescheuerte Marktwerttabellen

Genauso bescheuert ist es, sich mit „Marktwert“-Tabellen auseinanderzusetzen. Da kursierte ein Schnipsel, nach dem unsere geliebte Fortuna die Summe der Marktwerte ihrer Kaderinsassen um soundso viel Prozent vermehrt habe. Wie bekloppt ist das denn? Nur weil die gewissenlose Knechte in den Höhlen dieser Transfer-Scheiß-Portale sich irgendwelche Zahlen zurechtbiegen, sollen sich Marktwerte verändert haben? Hey, ihr Lieben, die ihr solchen Müll nachmampft: Wisst ihr überhaupt, was so reich kapitalismustechnisch ein Marktwert ist? Gibt’s nämlich nicht. Betriebswirtschaftlich betrachtet handelt es sich um den Preis. In einer Marktwirtschaft ergibt der sich bekanntlich aus Angebot und Nachfrage.

Eine Ware, die null nachgefragt wird, hat den Preis Null. Ein Spieler, den ganz, ganz viele Clubs im Team haben wollen, hat einen hohen Preis, wobei die zugehörige Zahl zunächst fiktiv ist, denn kein potenzieller Käufer sagt: Hey, Fortuna, für 20 Mios nehm ich den Raman. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Stellt ein Verein fest (ja, diese ganzen Scouts und Kaderplaner sind untereinander bestens vernetzt…), dass ein anderer Interesse an einem Kicker aus dem eigenen Kader hat, der noch per Vertrag gebunden ist, denkt man sich einen Preis aus. Den teilt man dem Interessenten mit. Wie beim Gebrauchtwagenverkauf sagt der Verhandlungsgegner natürlich: Spinnst du? Für den Belgier kriegst du von mir maximal 10 Mios. So feilscht man hin und her.

Nichtswürdige Transfermarkt-Portale

Die nichtswürdigen Transfermarkt-Portale tun nichts anderes als a) zu vermuten, welche Preisvorstellungen ein Verein für einen Spieler hat, und b) Spieler und Spielerberater zu befragen. Das heißt: Die Zahlen, die diese bösartigen Portale in ihren Tabellen veröffentlichen, sind gemutmaßte Werte. Oder eben von interessierter Seite lancierte Beträge. Das Schlimme ist nur, dass die über unseren geliebten Sport berichtenden Medien das Prinzip „Marktwert“ seit vielen, vielen Jahren in die Hirne der Fußballfreunde gewaschen haben, sodass diese glauben, das alles sei normal oder gar gut und richtig.

Und was hat das mit Fortuna zu tun? Wenn es stimmen sollte (wofür es keinen, null, nada Beweise gibt), dass Benito Raman zu einem anderen Verein wechseln möchte, dann ist dieser Wunsch zunächst einmal sein gutes Recht. Ob er sich mit einem Transfer zu S04 verbessern würde, steht auf einem anderen Blatt – höchstens in Sachen Gehalt. Weil er aber vertraglich an die Fortuna gebunden ist, müsste die Vereinsführung einer Vertragsauflösung zustimmen. Das würde sie tun, wenn ein williger anderer Club eine entsprechend hohe Summe bietet bzw. man sich auf eine für beide Seiten erfreuliche bzw. erträgliche Summe einigt. Für den fiktiven „Marktwert“ hat das, was am Ende gezahlt wird, nur statistischen Wert.

Fuck off, ihr Berater!

Nun gehen einige eher wenig reflektierende F95-Fans steil auf das angebliche „Fuck off“ des Benitos. Und denkt sofort an Spieler, die sich zum Wechsel gestreikt haben. Es gibt ja zwei Gründe, warum ein Verein einen vertraglich gebundenen Kicker gegen dessen Willen nicht gehen lassen will. Entweder weil man ihn unbedingt weiter im Kader haben möchte, weil seine sportliche Leistung und sein Profil dringend benötigt wird. Oder weil man meint, zu einem späteren Zeitpunkt eine deutliche höhere Ablöse realisieren zu können. Im ersten Fall wird ein Club nicht dazu kommen lassen, dass der betroffene Spieler seinen Wechsel durch Arbeitsverweigerung erzwingt, sondern zustimmen. Im zweiten Fall wird der Verein den Wechselwilligen zunächst streiken lassen, um Stärke zu zeigen. Je länger der Arbeitsverweigerer aber auf der Tribüne hockt, umso geringer wird das Interesse anderer Vereine, und der fiktive Marktwert sinkt.

Warum wollen gebundene Spieler überhaupt wechseln? Das müsste man die gewissenlosen Berater fragen, die ihren Schützlingen in der Regel dergleichen einreden. Ja, diese Agenten schwingen sich ja auf zu Karriereplanern der Kicker, deren Parasiten sie sind. Flüstern ihrem Klienten ein, der müsse unbedingt in der Premier League kicken, um groß rauszukommen. Oder eben bei Schlacke statt bei der überaus glorreichen Fortuna. Und natürlich streben die Jungs selbst auch Verbesserungen beim Einkommen an – wie soll sonst der nächste Aston Martin finanziert werden? Das größte Interesse an Wechseln aber haben die Berater, die in aller Regel nicht nur bis zu 28 Prozent von allen Einnahmen eines Betreuten als Provision kassieren, sondern mindestens 10 Prozent von der tatsächlich geflossenen Ablöse.

Ramans Loser-Berater

Es steht zu vermuten, dass Benito Raman bei einer besonders gierigen Firma unter dem Schirm steht. Der Laden heißt (wow, wie originell!) „Let’s Play“ und hinterlässt keine Spuren im Netz. Weil man ausschließlich belgische Kicker unter Vertrag hat, ist zu vermuten, dass es sich um eine (relativ kleine) belgische Agentur handelt oder sogar bloß einen Einzelkämpfer mit gerade mal 14 Spielern in der Auslage. Nur fünf davon treten in nicht-belgischen Vereinen an. Der „teuerste“ heißt Youri Tielemanns und ist bei Leicester in der Premier League; zwei sind Bankdrücker in der niederländischen Eredivisie, ein ganz junger ist bei Dinamo Bukarest gelandet. Raman ist der Schützling mit dem zweithöchsten „Marktwert“, und man kann sich leicht ausrechnen, dass dieser Berater mit ihm endlich einen Schnitt machen will, denn die Nummer 3 bis 14 bringen so gut wie nix.

Weil aber die Bouevardfuzzis verlauten, Raman sei schon weg, glauben viele Fortuna-Freunde, das Ende sei nah. Klar: Nach seinem Tor gegen Frankreich ist Kaan Ayhans „Marktwert“ bestimmt um zig Mios gewachsen, Kownacki wird umso teurer, je doller ihn F95 will, Suttner muss bestimmt zurück nach England, und was mit Kaminski wird, ist auch noch nicht klar. Beruhigt euch, Leute, fest sind Wechsel erst, wenn Tinte unter Verträgen blinkt. Noch ist bei allen Genannten nichts entschieden. Und dass die im Vergleich winzig kleine Fortuna von den durch russische Gasmilliarden oder auf sonst wie unseriöse Weise reicht gewordene Unternehmen ausgesaugt würde, das war ja schon vor dem Beginn der abgelaufenen Saison zu erwarten. Der TSV Fortuna Düsseldorf 1895 wird auf nicht absehbare Zeit das bleiben, was man euphemistisch einen „Ausbildungsverein“ nennt, einen Club, der also junge oder unterschätzte Kicker holt oder leiht, sie weiterentwickelt, um sie dann zurückzugeben oder „verkaufen“ zu müssen. Das wird manchmal achselzuckend zur Kenntnis genommen werden und manchmal ziemlich weh tun. Ist einfach so in dieser schönen neuen Soccer-Business-Welt, die mit Fußball nur noch am Rande zu tun hat.

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