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Mein allerletzter Fortuna-Traum: Pokalfinale!

Meine Leute im Block 41 wissen es und lachen mich dafür aus: Mein allerletzter Fortuna-Traum ist es, meine Mannschaft noch einmal zum Pokalfinale ins Berliner Olympiastadion zu begleiten. Sie machen sich über mich lustig, weil ich dann ergänze, dass es danach für mich mit der Fortuna wäre. Ist ja auch kein Versprechen, und die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass ich, sollte sich dieser Traum erfüllen, nie wieder zur glorreichen Diva gehen würde. Das hat damit zu tun, dass mein allergrößtes und schönstes Fortuna-Erlebnis 1980 stattfand. Im Gelsenkirchener Parkstadion. Denn da schlugen Jörg Daniel, Gerd Zewe, Egon Köhnen, Heiner Baltes, Heinz Wirtz, Josef Weikl, Rüdiger Wenzel, Günther Bansemer, Rudi Bommer, Thomas Allofs, Klaus Allofs und Wolfgang Seel unter der Leitung von Otto Rehhagel den Äff-Zeh aus dem Domdorf mit 2:1 und holten so zum zweiten Mal nacheinander den DFB-Pokal.

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Der Sommer hatte sich schlecht angelassen, es regnete viel, und die Temperaturen waren Anfang Juni nicht sehr sommerlich. Aber am Tag des Pokalfinales war es freundlich. Pünktlich zur Pokalübergabe schien die Sonne über dem – wie hieß es damals bei den Spochtrepochtern? – „weiten Rund“ des Parkstadions. Irgendwie hatte ich es geschafft, meine damalige Lebensgefährtin, die mit dem Fußball an sich und der Fortuna sowieso nichts am Hut hatte, zu überreden, mit nach Gelsenkirchen zu reisen. Wir standen inmitten völlig euphorisierter F95-Fans auf der Gegengeradentribüne. Für sie war es das allererste Fußballspiel überhaupt; ein wenig überfordert wirkte sie schon, aber am Ende war sie genau wie ich nur noch Teil der jubelnden Masse.

Jagdszenen am Parkstadion

Das Stadion auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Buer fasste über 70.000 Zuschauer und war, 1973 eingeweiht, noch recht jung. Damals hatte sich der Begriff „Arena“ noch nicht eingebürgert, er hätte aber auf die flache Schüssel, von der nur die Haupttribüne überdacht war, auch nicht gepasst. Es war fast vollständig von ausgedehnten Parkflächen umgeben, und wir waren mit dem Auto sehr frühzeitig angereist und hatten so einen Stellplatz unweit der Eingänge ergattert. Das sollte noch eine besondere Bedeutung bekommen, denn nach dem Spiel kam es auf dem Parkplatz hinter der Gegengeraden zu heftigen Jagdszenen zwischen den erheblich verfeindeten Schlachtbummlern beider Mannschaft. Überall zwischen dem Stadion und den Ausfahrten kam es zu Scharmützeln, ein Bierwagen wurde umgeworfen, und lange hielt sich das Gerücht, ein K**ner habe im Tumult einen Düsseldorfer erstochen.

Als wir oben an den abwärtsführenden Treppen standen, konnten wir den Krieg mit all seinen großen und kleinen Schlachten gut sehen. Polizeikräfte waren nicht anwesend, sodass sich die Hooligans (die man damals in Deutschland noch nicht so nannte) austoben konnten. Freunde berichteten später, sie seien auf dem Weg zu ihren Autos aus dem Hinterhalt angegriffen und geschlagen worden. Unser Weg zum Wagen war nicht weit, und beim Verlassen des Parkplatzes blieben wir unbehelligt. Tatsächlich hatten uns diese Szenen beinahe mehr beeindruckt als das Spiel und vor allem der Jubel nach dem Abpfiff selbst. Als jemand, der nicht in Basel war, ja, bis dahin nicht ein einziges Auswärtsspiel der Fortuna erlebt hatte, war es ein Erlebnis, das mich fest an die wunderbare Diva mit dem F und der 95 auf dem Trikot band.

1959: Mein erstes Fortuna-Spiel

Dabei hatte ich schon mit knapp sieben Jahren mein erstes Fortuna-Spiel im alten Rheinstadion erlebt. Ausgerechnet am Geburtstag meines Bruders hatte unser Vater uns mitgenommen. Es ging gegen den Äff-Zeh, und die Partie ging 1:1 aus. Wir standen im Bereich nördlich des Marathontors im sogenannten „Rentnerblock“, und ich bekam mangels Sicht vom eigentlich Spiel nichts mit. Nur die Namen einzelner Spieler prägten sich mit dank der Lautsprecherdurchsagen ein: Albert Görtz, Erich Juskowiak, Bernhard Steffen und Matthias Mauritz. Vom Gegner blieben mir Ewert, Stollenwerck, Schnelliger, Sturm, Schäfer und natürlich Helmut Rahn in Erinnerung.

Dass ich nach dem Pokalsieg in Gelsenkirchen nicht zum Schlachtenbummler wurde und nicht einmal besonders viele Heimspiele in den Achtzigerjahren sah, hängt damit zusammen, dass am 31. Dezember 1980 mein Sohn geboren wurde, der das Pokalfinale also quasi im Mutterleib miterlebt hatte, denn der entschied sich mit fünf Jahren für die DEG und spielte einige Jahre in den Nachwuchsmannschaften. Eishockey war in der Familie König, und ich interessierte mich bis etwa 1996 herzlich wenig für die Fortuna. Dieses Mal war es eine Frau, die mich zurück ins Rheinstadion brachte, ein ächtes Düsseldorfer Mädchen, eine Schönheit, die schon allein dadurch auffiel, dass sie einen ziemlich großen F95-Aufnäher auf ihrer Jeansjacke trug.

Fan geworden aus Trotz

Was in Jahren 1997 bis 2002 noch ganz harmlos mit gelegentlichen Stadionbesuchen begann, nahm mit dem Abstieg aus der Regionalliga Nord nach der Saison 2001/02 an Fahrt auf. Ich war es leid, in der Agentur, in der ich damals für Geld zu arbeiten gezwungen war, ständig wegen F95 gehänselt zu werden. „Na, in welcher Liga spielt die Fortuna denn jetzt?“ Oder: „Gegen welche zweite Mannschaft habt ihr denn jetzt wieder verloren?“ Ich bekannte mich zur Fortuna und fand zwei Leidensgenossen, Jungs, die in anderen Firmen arbeiteten und die ich aus der Mittagspause kannten. Erst Block E, später Block A im Paul-Janes-Stadion am Flinger Broich wurde unsere Heimat. Ein gnädiges Schicksal trieb mich dann in einen anderen Laden – dreimarketing hieß der, und mein neuer Chef war Boris Bartels, ein Fortune wie er im Buche steht.

Der engagierte sich im Neuaufbau des Vereins, und so lernte ich all die Leute kennen, die sich in der legendären Montagsrunde und der ebenso legendären Satzungskommission versuchten, der gebeutelten Fortuna neues Leben einzuhauchen. Dabei entstand auch das sagenumwobene Mythos-Spiel, ein Projekt des Vereins Düsseldorfer Sportpresse, bei dem am Vatertag 2003 das Aufstiegsteam der Saison 1992/93 gegen die aktuelle Mannschaft antrat. Dieses und das sogenannte „Abrissspiel“ gegen den RWE waren und sind die Belege dafür, dass es die engagierten Fans waren, die den Verein vor dem endgültigen Aus gerettet haben.

Auch wenn es von da an bergauf ging und einige Aufstiege zu feiern waren – als Ergebnis der Relegation gegen die Hertha 2012 zum Beispiel -, das Pokalfinale 1980 bleibt mein größtes Fortuna-Erlebnis. Und wie das so mit solchen Lebensereignissen ist: Man möchte sie gern noch einmal erleben. Deshalb ist es mein allerletzter Fortuna-Traum, noch einmal in einem Mai noch einmal nach Berlin und noch einmal ins Olympiastadion zu reisen, um die Rotweißen in einem Endspiel um den DFB-Pokal zu sehen – natürlich dürfen sie sich den Pott dann auch holen…

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