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Schalke vs F95 3:3 – Ein Knipser und ein Zappelphilipp

Ist doch klar: Wer einen waschechten Hattrick produziert, ist der Held des Spiels. Also feiern wir Rouwen Hennings, den coolen Norddeutschen, der ja wohl so etwas wie einen Lauf hat und nun auf Platz 3 der Bundesligatorschützentabelle liegt. Aber, kein Knipser kann ohne kongeniale Vorarbeit knipsen. Deshalb feiern wir selbstverständlich auch das Duo Erik Thommy und Dawid Kownacki sowie vor allem auch Kaan Ayhan mit seiner zweiten sensationellen Vorarbeit in zwei Spielen nacheinander. Und gleichzeitig möchten wir einen Burschen kräftig in den Arm nehmen und ihm zuflüstern: Ruhig, ganz ruhig…

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Denn so wie der gute Rouwen an allen drei fortunistischen Buden beteiligt war, so hatte die arme Socke namens Kasim Adams an allen drei Gegentoren einen nicht unerheblichen Anteil. Nicht dass der Kerl einen besonders schlechten Tag gehabt hätte, aber er hat nun zum wiederholten Male bewiesen, dass ab und die Glitzerknete in seiner Birne rotiert und er zum Zappelphilipp mutiert. Ihren sehr ergebenen Berichterstatter macht Adams mittlerweile schon nervös, wenn er nur in Ballnähe kommt: Wird er konzentriert bleiben? Wird er den einfachen Ball spielen? Wird er zappeln? Das hatte Ihr Ergebener zuletzt vor gut 15 Jahren bei einem F95-Kicker namens Laurent Guthleber (die alten Säcken werden sich erinnern).

Nicht auf Adams einschlagen

Nun könnte man auf den guten Kasim einschlagen, aber das wäre ungerecht und würde letztlich nichts bringen. Denn sein Talent ist unübersehbar, und bei Standards am gegnerischen Sechzehner ist er eine Macht. Es scheint, als käme er mit der besonders großen Verantwortung der Innenverteidiger in einer Dreier-Fünfer-Ketten-Konstellation nicht gut zurecht. Wie ruhig und ausgeglichen treten da im Vergleich der bereits erwähnte Kaan Ayhan und vor allem auch Andre Hoffmann auf! Es ist nun aber so, dass für Adams in einer Viererkette nur dann Platz ist, wenn Ayhan oder Hoffmann fehlen – blöde Situation für den Mann, der das vermutlich auch weiß.

Jedenfalls trug Kasim Adams gestern an allen drei Gegentoren eine Mitschuld. Verrückt, dass die diversen TV-Berichten auf diesen Punkt nicht einmal ansatzweise eingegangen sind. Dabei ist klar zu sehen, dass sich beim 1:0 für S04 unser unglücklicher IV vom späteren Torschützen überlaufen lässt und, um den noch einzuholen, den weiteren Weg wählt. Damit kommt der Gegner in der Sechzehnerecke frei zum Schuss, und Tormann Zack Steffen hat wenig Möglichkeiten, das Ding noch zu holen. Das 2:1 fällt nach einer Ecke, weil Adams seinen Abwehrkopfball falsch timt, also gerade erst Schwung zum Sprung holt, während der Torschütze schon in der Luft ist.

Typisch für die Zappeleien des guten Kasim aber ist die Situation vor dem 3:2. Eigentlich müsste er tun, was ein Innenverteidiger tun muss, nämlich das Ei am Gegner VORBEI weghauen. Stattdessen drischt er das Ding in die Beine des Schalkers, die Pille bounct, ein gegnerischer Stürmer zieht flach ab, und der Herr Adams fälscht so ab, dass Zack keine Chance hat. Nein, das war kein Pech, das waren Fehler. Und damit soll es genug sein mit der Kritik an einem einzelnen Spieler, der aber vielleicht doch mal eine Pause braucht – vielleicht um ein bisschen autogenes Training zu betreiben.

30 Minuten bombenfeste Defensive

Das alles ist umso blöder, als die Fortuna-Defensive in den ersten dreißig Minuten bombenfest stand, ja, beinahe perfekt auftrat. Gut, den – wie so oft – in dieser Saison heillos überschätzten Schalkern fiel allerdings auch so gut wie nichts ein. Schön auch wieder das variable Pressing, das wir aus der Vorsaison kennen. Auf ein geheimes Zeichen gehen die nominellen Stürmer aus der zweiten Kette weit nach vorne und attackieren die Gegner schon an deren Strafraum – Torhüter inklusive. Damit konnten die Schalker nichts anfangen. Und nach einer Weile ordnete sich dann wieder alles im 5-4-1 mit Hennings als Abfangjäger vor der zweiten Kette. Natürlich kann aus dieser Konstellation heraus überhaupt nur Konterfußball gespielt werden. Darin ist die Fortuna aber nun schon seit dem Wiederaufstieg ziemlich gut.

Das lässt sogar bei den schier aussichtslosen Aufträgen der kommenden Partien hoffen, denn gegen die Bayern, die TSG Hoffnungslos, den BVB und das Konstrukt wird der glorreiche Deutsche Meister von 1933 ganz sicher nicht das Spiel machen müssen, sondern könnte sich auf die Bombensicherheit der Abwehr konzentrieren und gegebenenfalls auf Umschaltspiel setzen. Und das bedeutet: Erik Thommy muss von Anfang an mittun. Als geneigter F95-Lover fragt man sich ohnehin, wie kann ein Trainer-Team diesen wunderbaren, engagierten, schnellen und klugen Mittelfeldmann in dieser Topform NICHT in die Startelf stellen? Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dann hat der Mann, den Stuttgart (Der Verein, der sich gerade in der zweiten Liga etabliert.) nicht mehr wollte, den gestern abgeliefert.

Erik Thommy bringt den Schwung

Mit der Einwechslung von Thommy kam SOFORT Schwung in die Offensive, der zuvor nicht da war, weil (erneut!) wenig bis gar nichts von den Außenverteidigern und aus dem Mittelfeld auf die Doppelspitze aus Hennings und Kownacki kam. Und noch einmal: Alfredo Morales (ja, der hat gestern mitgespielt) ist ein feiner Kerl, aber frei von jeglichem kreativen Talent. Was für unseren alten Haudegen namens Bodze auch gilt. Vielsagend dabei dann eben auch, dass es an Ayhan hängt, die waschechten Konter zu setzen. Hinzu kommt, dass die AV kaum was für vorne tun können, wenn sie durch schnelle Außen des Gegners permanent defensiv gebunden sind. Es bleibt dabei: Ohne kreatives Mittefeld ist es schwer zu gewinnen.

Die erste Halbzeit sah aus wie Sex zwischen Stachelschweinen: Man wollte sich gegenseitig nicht wirklich an den Stacheln des anderen wehtun. Das roch und schmeckte so stark nach 0:0, dass man als Anhänger der wunderhübschen Rheindiva angesichts der Schalker Führung wütend werden konnte. Mehr ernsthafte Chancen hatten die ja eigentlich nicht. Wobei die offizielle Statistik genau NULL Torschüsse bis zur 25. Minute auf beiden Seiten vermeldete. Was man sich als Freund des getretenen Rundballs inzwischen ständig fragt: Weshalb versuchen so wenige Spieler eigentlich noch Fernschüsse? Wir wissen doch, dass solche Distanzdinger angesichts der Flugeigenschaften modernen Ballmaterials saugefährlich sein können. Wird so etwas im Training nicht mehr geübt?

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Die drei wundervollen Tore des Rouwen Hennings

Womit wir endlich beim Positiven angekommen sind: den drei Toren von Rouwen Hennings, jedes auf seine Art wundervoll. Nun gut, einen Elfer zu verwandeln, das hat der Kerl, der alle DFB-U-Auswahlen durchlaufen und sich beim FC Burnley so ein bisschen die Karriere angeknackst hat, einfach drauf. Dass Rouwen aus Bad Oldesloe kommt und eine Zeitlang für St. Paul gekickt hat, wird mein Cousin Hans-Walter (Grüße nach Oldesloe!) nicht müde zu betonen. Über alles aber scheint der Blondschopf (Dieses Wort wollte ich immer mal in einem Spielbericht verwenden) erst bei uns so richtig im Bundesligafußball angekommen sein; und so fit wie der ist, werden wir noch mindestens bis zu seinem Vertragsende im Sommer 2021 Freude an ihm haben. Dann wird er 34 sein, was ja für einen Fortuna-Kicker ein prima Alter ist.

Dass der sehr unausgeglichen pfeifende Schiri Hartmann das Handspiel des Schalker Deppen in der 62. Minute nicht gesehen haben soll, ist verstörend. Da hat der Verteidiger, der unmittelbar vor seinem Keeper hochspringt, die Flosse weit oben und seitwärts, und aus der Perspektive der Kamera, die von der Gegenseite aus direkt auf das Tor zielt, sah es aus, als sei es der Torwart, der den Ball abwehrt. Zum Glück lagen die Kollegen in den Kölner Katakomben gerade mal nicht im Koma und schickten dem Schwarzkittel ein Zeichen. Man mag sich das so vorstellen: „Äh, du, Robert, hömma, da war ein Schalker mit der Flosse dran. Guck dir das mal auffem Fernseher an.“ Antwort: „Geht klar, Jungs.“ Nun gut, es gab den Strafstoß, und der Rouwen versenkte das Ei in der Hütte, wobei der zukünftige Neuer-Nachfolger fein in die falsche Ecke hopste.

2:2 – ein Traum von einem Tor

Wundervoll dann das 2:2, das sich Erik Thommy und Dawid Kownacki ausdachten. Erik nimmt die Pille im schnellen Lauf mit nach vorn, passt steil auf Dawid, der gibt den Ball zurück. Und nun hätte jeder gedacht, dass der Herr Thommy wieder nach außen passt, damit der Herr Kownacki eine Flanke nach innen schlagen kann. Aber, nein, dieser wundervolle Fußballer aus Ulm schiebt das Ei passgenau nach halblinks, wo der Rouwen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort das Leder auf seine linke Klebe kriegt und das Spielgerät in den Kasten hämmert. Was für ein Tor! Was für eine Kombination! Herrlich…

Es tickt die 85. Minute. Der Niemals-Meister ist wieder in Führung gegangen, und der Fisch scheint schon geschuppt. Wer sagt eigentlich, die Fortuna könne spielerisch nicht mithalten und nur kämpfen, kratzen, beißen? Kaan Ayhan schaltet sich mal wieder in die Offensive ein, und ziemlich zentral vor dem Tor spielt er Doppelpass mit Rouwen, der dann von rechts in den Sechzehner startet, während Kaan den Ball über die Gegner exakt dorthin chippt, wo der Rouwen seine linke Gräte hat. Der Schalker Tormann kommt aus seinem Kasten und verkürzt den Winkel, aber der Hennings, dieser Teufelskerl, der lupft das Ei über den S04-Hüter hinweg maßgenau ins Tor. Und zwar so, dass die Pille das Netz nicht berührt, sondern von der unteren, inneren Torstange prallt.

Am Rande einer Bierdusche

Mancher Zuschauer im gut gefüllten Retematäng, wo die Expertenrunde die Partie im Kreise nicht immer fröhlicher Fortuna-Freunde verfolgte, hatte deshalb auf den ersten Blick gar nicht erkannt, dass dieses tolle Team erneut ausgeglichen hatte. Aber dann brandete der Jubel auf, und um ein Haar wäre es zur Bierdusche gekommen. Der Rest ist schnell erzählt. Die verbleibenden gut zehn Minuten wurden ruppig, woran die Jungs in Rot den größeren Anteil hatten und sich noch ein paar gelbe Karten einfingen. Unter anderem auch der wilde Friedhelm, der sich vom Schiri als „Rumpelstilzchen“ beleidigen lassen musste. Das merkwürdige Volk, das sich Schalke-Fans nennt, hatte da den Support schon weitestgehend eingestellt, während der F95-Anhang allerbester Stimmung war.

Kein Wunder, denn momentan sieht es so aus, als wären 15 Punkte zum Ende der Hinrunde ein erreichbares Ziel. Es fehlen also noch 4, was im Klartext bedeutet: Ein Sieg und ein Unentschieden in den kommenden sechs Spielen fahren die Miete ein. Ob es nun Union sein wird oder Augsburg, die als Punktelieferant zu fungieren hat, wird sich zeigen, und ein Remis gegen eines der tabellarisch besseren Teams sollte möglich sein. Seien wir realistisch: Kann natürlich auch passieren, dass die Fortuna bis Ende Dezember gar keine Partie mehr gewinnt und auch kein Unentschieden hinkriegt – aber dafür spricht angesichts der Tatsache, dass sich Kader und Team immer mehr einrütteln, nicht viel.

[Titelbild: Matthias Neugebauer]

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