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F95 vs Bayern 0:4 – Der aussichtlose Kampf von Menschen gegen die Maschine


[Fotostrecke: 18 Bilder] Einer Partie gegen den FC Bayern München wohnt schon lange keine Magie mehr inne. Die Sache ist ja auch klar: Man erwartet die Klatsche und hofft auf ein Unentschieden. Dass Letzteres nur unter Idealbedingungen eintritt, hat nicht zuletzt das glorreiche 3:3 im vergangenen Jahr in der Schlauchbootarena bewiesen. Man kann auch sagen: Nur wenn es bei den Bayern menschelt, haben die Otto Normalkicker eine Chance. Gestern aber stand die Mannschaft der wunderhübschen Fortuna einer bestens geölten Maschine gegenüber. Angesichts der Ballsicherheit der Weißen, der Geschwindigkeit im Denken, Gucken und Handeln, musste einem schwindelig werden. Dass die Jungs in den Toten-Hosen-Gedächtnis-Leibchen zumindest in der zweiten Halbzeit das Schwindelgefühl überwanden, lässt hoffen.

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Nun meinten ja Leute, die sich öffentlich “Fans” schimpfen und das Spiel natürlich auf der Couch vor der Glotze verfolgten und nicht einmal den Arsch hochgekriegt hatten, um sich die Sache im Kreise Gleichgesinnter in einer passenden Kneipe reinzutun, in der Halbzeit, auf die Jungs schimpfen zu müssen. Den Vogel schoss ein Ochse ab, der meine, es gäbe eine Order von ganz oben, die DTH-Trikots nicht schmutzig zu machen, die würden noch für den Verkauf im Fan-Shop gebraucht. Wer solche Anhänger hat, braucht keine Gegner mehr. Das ist ähnlich wie mit dieser tooo-taaal langweiligen Support-Nörgelei. “Ey, aus dem 40er und 41er hat man gar nichts gehört.” – “Selber! Ihr habt doch auch das Maul nicht aufgekriegt!” Und so weiter. Mal stimmt der Kapo die falschen Lieder an, mal stehen zu viele Eventies auf der Süd – irgendwas ist immer.

Kein Fußballfest gegen die Bayern

Dass aber eine Begegnung gegen den Traditionsverein, dessen Langzeitvorturner persönlich für die miese Entwicklung zum modernen Geldfußball verantwortlich ist, kein Fußballfest mit atemberaubenden Anfeuerungsschlachten ergibt, müsste doch klar sein. Die paar Händevoll ECHTER Bayern-Fans können einem ja fast leidtun, dass sie ihre Blöcke ständig mit scheintoten Klatschpappen teilen müssen. Und eine wie auch immer geartete Rivalität zum FCB gibt es ja auch nicht – wäre ja auch wie ein Krieg zwischen Erde und Jupiter. Denn der Stern des Südens lebt in einer anderen Galaxie, in der es um Geld geht, um viel Geld, um mehr Geld und noch mehr Geld. Nein, im FCB-Universum geht es schon lange nicht mehr um Fußball, sondern um Umsatz und Gewinn, und die Kickerei ist da nur das Mittel zum Zweck.

Was dabei herauskommt: Mannschaften mit einer Talent- und Qualitätsballung, die nur noch wenig Menschliches an sich haben. Wilko, Bayern-Fan aus Den Haag, der gestern bei uns im 41er zu Gast war, meinte staunend: “Das ist eine Maschine!” Und zwar ein Uhrwerk, dessen Präzision sich an der offiziellen Statistik ablesen lässt: Eine Fehlpassquote von weniger als NEUN Prozent ist unmenschlich. Und wo wir gerade bei der Statistik sind: Unsere Fortuna-Helden bewegten sich mit ihren Werten exakt auf dem Level der bisherigen Spiele.

Aus Beton in die Spitze

Überhaupt kann man den Herren in Schwarz-Rot-mit-bisschen Weiß nicht viele Vorwürfe machen, und dem Trainerteam schon gleich gar nicht. Die schockten manchen Stehplatzexperten mit einer unerwartet offensiven Aufstellung, also drei Stürmern sowie einem extrem defensiven Dreier-Mittelfeld. Die Idee dahinter konnte nur lauten: Aus dem Beton in die Spitze, und zwar schnell. Hätte auch erfolgreich werden können, hätte sich die wunderbare Fortuna nicht schon in der 11. Minute eine wirklich blöde Hütte gefangen. Kurze Ecke für die Bayern, Pille landet im Fünfer, und der über alles gesehene schwächste FCBler schiebt das Ding flach und lang ein.

Davor hatte es in Zacks Reich minutenlang heftig gebrannt; allein dieser Lewandigsbums haute das Ei im Halbminutentakt Richtung Maschen. Da musste man aber nichts fürchten, denn gegen uns wird der nie in seinem ganzen Leben nicht scoren, so viel ist sicher. Und weil der Lawindibus un-be-dingt ein Tor machen sollte, lief alles sehr zentral ab, was insofern gut war, als Niko Gießelmann und auch Matthias Zimmermann mit ihren Gegenspielern auf Außen durchweg überfordert waren. Aber, wer aus der F95-Truppe war das nicht? Am ehesten noch die IV, in der Kaan Ayhan aufmerksam und solide antrat und Kasim Adams sein bisher bestes Spiel für uns machte. Der war defensiv nicht nur eine Bank, sondern einer der ganz wenigen, die überhaupt versuchten, die Stürmer einzubinden. Der andere Passgeber Richtung Reklamierarm war dann Adam Bodzek, der ebenfalls eines seiner besseren Spiele machte.

Einfach zu schnell…

Im Gegensatz zu Käpt’n Fink, der immer dann zum Zweikampf ansetzte, wenn Ball und/oder Gegner schon weg waren – die Nummer war einfach zu schnell für unseren Fitness-König. Wenn man aber die Innenverteidiger und die beiden Oldies anspricht sowie noch Alfredo Morales hinzunimmt, muss man auch sagen: Ey, geht’s vielleicht ne Nummer härter? Gerade in der ersten Halbzeit, die ja 0:3 endete, spielten die Hausherren einfach zu brav, ja, beinahe körperlos. Dass Rouwen Hennings als einziger Fortuna eine gelbe Karte zog, und zwar wegen Meckerns (oder Spielverzögerung?) zwar, weil er einem Bayern kurz nach dem 0:3 voll in die Gräten ging, sagt viel über diesen Punkt aus. Verrückt dann auch, dass es ein Bayern-Söldner war, der das einzige grobe Foul anrichtete und Gelb sah.

So doof das erste Tor für die Gäste, so blöd das 0:2, das voll und ganz auf die Kappe von Zack Steffen geht, weil der eine Spieleröffnung massivst versemmelte und die Pille einem Bayern in die Füße spielte. Leider waren seine Verteidiger a) schon woanders, b) noch nicht wieder konzentriert oder c) ohnehin verwirrt, sodass vier von den anderen sich aussuchen konnte, wer einnetzt. Dass es ein gewisser Tollundso war, spielt keine Rolle. Wie Namen und Gesichter bei der Milliardentruppe ohnehin nur bei den Unsympathen eine Rolle spielen. Ohne den Breitmaulfrosch, den humorfreien Polen und den Reklamierarm des Grauens wäre deren Mannschaft nur eine Sammlung austauschbarer Luxuskicker aus Südamerika, Spanien, Frankreich oder wer sonst gerade amtierender Weltmeister ist. Ich gestehe: Die Namen kann ich mir nicht merken, die Gesichter dazu sind langweilig.

Bälle höchstpersönlich abholen

Und weil der Mann mit dem eigenen Lifestyle-Magazin nicht auf dem Platz stand, konnten unsere Stürmer auch keinen Deppen übertölpeln. Erik Thommy, Dawid Kownacki und Rouwen Hennings hatten es ohnehin nicht leicht, wo hinter ihnen doch kein eigene Mittelfeld existierte. Deshalb mussten der Dawid und der Erik nicht nur “hinten aushelfen”, sondern sich in den wenigen Umschaltsituationen die Bälle höchstpersönlich bei der Viererkette abholen – hat sich was mit Speed. Deren Defensivverhalten lässt sich so zusammenfassen: Ja, wird gemacht, aber eher unwillig und immer ein bisschen zu spät. Das hatte aber keine negativen Auswirkungen auf die Sache, denn die Bayern spielten bis zur Pause einfach ihr Ding runter, egal, wer von den Fortunen wann was und wo machte.

Auch wenn die FCB-Angestellten nach der Pause deutlich runterschalteten, blieb die Angelegenheit einseitig. Ob es was geändert hätte, wenn das 0:3 wegen des deutlichen Handspiels eines Angreifers nicht gegeben worden wäre, ist fraglich. Dass aber die Kölner Kellerkinder sich nicht mal rührten und die Sache in der TV-Berichterstattung völlig ignoriert wurde, macht denn doch wieder wütend auf das, was so euphemistisch “Bayern-Dusel” heißt und auch bloß eine Sonderform von Korruption ist. Jedenfalls warteten die Fortunen beim Weg zum Anstoßpunkt und dort auch noch ein Weilchen, ob sich der kleine Mann im Ohr des ohnehin unsicheren Referees melden würde. Kam aber nix.

Ehrenrettung in Hälfte Zwo

Die ganze zweite Halbzeit diente fortuna-technisch wohl hauptsächlich der Ehrenrettung. Die Menschen in den schicken Sonderjersey nahmen den ungleichen Kampf gegen die unerbittliche, gesichtslose Maschine an. Immer noch kamen die Füße der Rotweißen immer ein bisschen zu spät, immer noch unterliegen dem bayerischen Apparat kaum Fehler, aber jetzt versuchten die Jungs wenigstens was und, ja, es kam zu Torchancen – ich glaube es waren zwei. Die Statistik vermeldet gnädigerweise übers ganze Spiel gerechnet zwölf davon, wobei sieben als Fernschüsse gewertet wurden. Leider liegt ein Wert fürs sogenannte “Tracking” – also die zurückgelegte Strecke – aus technischen Gründen nicht vor, wäre interessant gewesen…

Um die Geschichte der zweiten 45 Minuten nicht zu gut aussehen zu lassen: Auch mit ein bisschen mehr Action war das F95-Team nicht einmal ansatzweise einem Unentschieden nah, bei Licht betrachtet auch keinem Anschlusstreffer, nach dem sich alle so sehnten. Man freute sich als F95-Fan schon, wenn Erik Thommy mal zwei FCBler nacheinander aussteigen ließ und nun auch endlich Zweikämpfe gewonnen wurden. Womit wir überhaupt beim Positiven sind: Alfredo Morales nahm diesen Typen, der nach einem Tor immer seinen Kaffee umrührt, teilweise in Manndeckung, konnte ihn natürlich nicht ansatzweise ausschalten, beschränkte dessen Kreise aber so, dass er in seiner Zeit auf dem Platz überhaupt nur dreimal ernsthaft in Erscheinung trat. Zweitens: Der zukünftige Torschützenkönig 19/20 wurde – nach er es aufgegeben hatte, endlich gegen F95 ein Tor zu machen – zum trickreichen Stürmer und Vorlagengeber; aber es gelang der Viererkette im Verbund mit Bodzek eben doch ihn zu entschärfen,

Und, drittens, auch wenn es völlig sinnlos ist, gegen die Bayern mit spielerischen Mitteln was reißen zu wollen, waren manche Spielzüge und Kombinationen wirklich sehenswert. Scheint, dass die Mannschaft sich findet. Scheint, dass sich auch feste Achsen und Ketten bilden. Scheint, dass da ein Team heranwächst, dass in der Rückrunde gegen fast alle Gegner eine Chance hat – ausgenommen gegen die Maschine FCB, wenn es dort nicht gerade wieder menschelt.

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