Website-Icon Fortuna-Punkte

Augsburg vs F95 3:0 – Nein, eine Mannschaft ist das nicht (mehr)

Eigentlich hatte der Auswärtsspieltag perfekt begonnen. Ihr sehr ergebener Berichterstatter nahm den Morgenkaffee aus der Fortuna-Tasse, zog das Bis-zum-bittren-Ende-T-Shirt über und dazu den verbeulten, roten F95-Hoodie, stopfte das Maskottchen, eine Plüschratte, in die Tasche und machte sich auf den Weg in die Altstadt. Und dann sah er auch noch die vielversprechende Startaufstellung, ein halbwegs mutiges 4-4-2 mit einer einigermaßen eingespielten Viererkette und einer echten Doppelspitze. Und eine halbe Stunde lang sah es so aus, als seien die Augsburger auch nicht wirklich besser – denn die Fortunen spielten da schon, mit Verlaub, Scheiße.

Zur Halbzeit war der Frust der Beobachter in der Retematäng schon recht groß, aber Ihr Ergebener versuchte immer noch, die Mannschaft zu verteidigen. Immerhin sprächen die statistischen Werte für eine ausgeglichene Partie. Mit-Experte und Stadion-DJ Opa reagierte unwirsch und meinte: „Statistik interessiert mich nicht, ist doch grauenvoll, was die da spielen.“ Und brachte Ihren Ergebenen damit auf die richtige Spur. Je 71 Prozent angekommene Pässe für beide Teams sind eben nicht einfach nur identische Werte, es kommt drauf an, wie sie zustande gekommen sind. Bei den Herren in Rot kamen nämlich viele Pässe zuverlässig an; zum Beispiel, wenn Adams quer auf Ayhan spielte, der zurück auf Zimmermann, der wieder vor auf Adams, der dann zurück zu Steffen.

Rückwärts und quer ergibt gute Passquote

Lassen wir uns bitte, bitte nicht auf schmierölpsychologische Kategorien ein, aber fragen wir uns trotzdem, weshalb beispielsweise unser ansonsten so kämpferische Herr Zimmermann den Blick nach Empfang der Pille grundsätzlich nach hinten richtete. Fragen wir uns weiterhin, weshalb die angeblich offensiven Außen namens Thommy und Barkok ihren Abwehrkollegen nie, nie, nie entgegenkamen. Fragen wir uns auch, warum dem ständig unter Druck stehenden Sobottka kaum je ein Mitspieler zur Hilfe kam. Wundern wir uns angesichts dieser Fragen nicht, dass es während rund 85 Prozent der Spielzeit aussah, als stünde Hennings nicht auf dem Platz. Der beschwerte sich später, ihm sei ja nichts aufgelegt worden.

F95-LESEBETEILIGUNG: 18,95 EURO FÜR TD
Dir gefällt, was The Düsseldorfer über die Fortuna schreibt? Und vielleicht auch die Artikel zu anderen Themen? Du möchtest unsere Arbeit unterstützen? Nichts leichter als das! Kauf eine Lesebeteiligung in unserem Shop – zum Beispiel in Form von 18,95 Euro – und zeige damit, dass The Düsseldorfer dir etwas wert ist.

Hätte er sein lassen sollen, denn wenn er sichtbar wurde, dann an Stellen auf dem Rasen, wo er als Mittelstürmer nicht hingehört. Zudem sah man ihm an, dass er nach überstandener Erkältung noch ziemlich nach Luft zu japsen hatte. Woraus sich eine Frage ans Trainerteam ergibt: Wieso muss man einen Mann aufstellen, der nur DREI Tage zuvor wegen Schnupfens aussetzen musste? Hängen die Coaches immer noch an der Legende vom „Lebensretter Hennings“? Der mittlerweile nicht einmal mehr zur Spitzengruppe der Bundesligatorschützen zählt und ohnehin nur sieben Treffer aus dem Spiel heraus erzielt hat.

Die traurige Nachricht vom patzenden Zack

Wo wir gerade bei der Aufstellung sind. Ja, Aymen Barkok erneut antreten zu lassen, war richtig, stellte sich aber letztlich als nicht zielführend heraus. Ihn durch Ampomah zu ersetzen, war wiederum eine richtige Entscheidung. Dass offensiv aber so dermaßen wenig lief, dürfte wohl daran liegen, dass Thommy einen seiner schlechteren Tage hatte, sich zwar sehr bemühte, viel lief und viele Pässe spielte, aber auch ungewöhnlich viele Fehler machte. Ihn durch Tekpetey zu ersetzen, war angesichts der Situation auf der Auswechselbank eine vertretbare Entscheidung.

Die traurigste Nachricht zur fürchterlichen Nacht in Augsburg aber ist, dass nun auch noch Zack Steffen anfängt rumzupatzen. Ja, bei Licht besehen und nach mehrfachem Besichtigen der TV-Bilder würde Ihr höchst ergebene Berichterstatter die These aufstellen: Alle drei Gegentore gehen auf sein Konto, das eine mehr, das andere weniger. Beim 3:0 ist die Sache klar: Sieht ein Spitzenkeeper wie Zack einen solchen Flatterball kommen, geht er auf Nummer sicher und haut das Ding weg, versucht aber nicht, das Ei zu fangen. Beim 2:0 sieht es so aus, dass der Tormann zurück in die kurze Ecke muss, wenn der Kollege, der den kurzen Pfosten bewacht hat, in einen Zweikampf geht; hat Steffen nicht, das Ding geht rein. Beim 1:0 ist es weniger deutlich, aber je öfter man sich den Treffer anschaut, umso deutlicher wird, dass der gute Zack den Schuss exakt zur falschen Seite hin abwehrt.

Bitte nie wieder Adams…

Wobei aber dieses Tor klarmacht, dass ein Spieler einfach nicht in eine Erstligamannschaft gehört. Ja, Ihr Ergebener möchte bitte Kasim Adams nie wieder im F95-Trikot auf dem Platz sehen und befürwortet ein Ende der Leihe zur Winterpause. Natürlich ist der Schlaks nicht derjenige, der die volle Schuld an der Niederlage trägt, aber das 1:0 geht zu ziemlich vielen Prozentpunkten auf sein Konto. Wer sich derart abkochen lässt und dann noch nicht einmal nachsetzt, hat im Kampf gegen den Abstieg nichts verloren. Zudem ist Adams ein ständiger Unsicherheitspunkt in der Innenverteidigung, was zu einer Doppelbelastung für Kaan Ayhan führt – der zudem aus unerfindlichen Gründen wieder weit rechts draußen statt zentral agierte.

Außerdem plädiert der Ihrige dafür, genau diesen Kaan Ayhan bitte rasch zum Käpt’n zu befördern, weil er aktuell der einzige ernsthafte Führungsspieler im Team ist. Was auch bedeutet: Die Ära der Achse geht zuende oder ist schon vorbei. Gemeint ist das Konstrukt, das uns so viel Freude und Sicherheit geschenkt hat: Rensing – Ayhan – Bodzek – Fink – Hennings. Der Baumstamm, um den herum sich frische Blätter wie Lukebakio, Raman, aber auch Sobottka und Stöger überhaupt erst entfalten konnten. Vorbei, Geschichte, perdu… Was mit anderen Worten bedeutet: Mitten in einer schwierigen Saison ist der Zeitpunkt für einen dramatischen personellen Umbruch gekommen. Und der MUSS auch die Trainer einschließen, deren Verhältnis unter einander nach Aussagen von Leuten, die dicht dran sind, nicht mehr besonders harmonisch ist.

Kaputte Sozialhydraulik

Aber ganz offensichtlich ist dieses Trainerteam weder in der Lage, aus dem vorhandenen Kader eine Mannschaft zu formen, also ein Gebilde mit funktionierender Sozialhydraulik, mit einer speziellen Chemie, einer gemeinsamen Mentalität, eine Bande von Kerlen, die nicht nur gemeinsam kämpfen, sondern zusammen feiern und Spaß haben können. Das scheitert aktuell an erheblichen Kommunikationsproblemen im Kader, teilweise bedingt durch Sprachbarrieren, mehr aber noch durch drastische Unterschiede in der Auffassung davon, was das Dasein als Profifußballer ausmacht. In einer solchen Situation helfen die allfälligen Beschwörungsformeln nicht mehr, da ist es sinnlos vor laufender Kamera wieder und wieder zu erzählen, man müsse weiter hart arbeiten und man sei aus solchen Situationen immer noch herausgekommen.

Und, nein, wir reden damit nicht dem das Wort, was unter Medienvertretern und Fans verkürzend und sachlich falsch „Unruhe“ heißt. Ruhe rund um eine Fußballmannschaft kann auch Friedhofsruhe sein. Vielleicht hat Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann mit seinem Generalrüffel am Wochenende tatsächlich Recht gehabt und zum richtigen Mittel in der gegebenen Lage gegriffen. Dass sich Cheftrainer Friedhelm Funkel dagegen verwahrte, war zu erwarten, blieb aber mangels sachlicher Unterfütterung irgendwie beliebig. Schwieriger zu beurteilen ist momentan die Rolle von Sportvorstand Lutz Pfannenstiel, der ja sehr weitgehend für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich zeichnet, sich aber aktuell einigermaßen wischiwaschi positioniert.

Pfannenstiel muss eingreifen

Nun wissen wir, dass der bayerische Lutz keiner ist, der laviert, damit sein mögliches Versagen nicht sichtbar wird und er seinen Arsch decken kann. Man kann sich aber auch fragen, was genau er gegen die strukturellen Mängel im Kader tut. Tag für Tag von vier Uhr morgens bis spät in die Nacht rund um die Welt zu telefonieren, um mögliche Neuzugänge anzubahnen, ist aktuell eher nicht so sinnvoll wie aktives Kommunizieren mit den Kickern, die er zur Fortuna geholt hat. Überhaupt: Wer jetzt denkt, ein paar Hochkaräter im Transferfenster nach Düsseldorf zu lotsen, würde helfen, irrt. Das Grundproblem rund um die Mangelleistung der Mannschaft hängt eben nicht an der Qualität der einzelnen Kicker, sondern am Zusammenspiel.

Andersherum: Genau das, was in der vergangenen Saison zum sensationellen Erfolg mit dem 10. Platz führte, funktioniert bisher ü-ber-haupt nicht. Und damit sind nicht solch wachsweiche und nur subjektiv belegbare Phrasenwerte wie „Leidenschaft“, „Mut“ und „Willen“ gemeint, sondern Dinge, die man mit Filzstiften auf der Tafel abbilden oder, ja, doch in Statistiken lesen kann.

Die mobile Version verlassen