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Vorschau: Gegen Frankfurt wird alles anders

Also hat die Fortuna einen neuen Cheftrainer. Einen Mann ohne Bundesligaerfahrung und mit begrenzter Erfolgsgeschichte zu verpflichten, war mutig von den Verantwortlichen. Und vielleicht war dies angesichts der teilweise mutlosen Auftritte der Mannschaft die richtige Entscheidung. Jedenfalls begrüßt das Gros der F95-Fans Uwe Rösler freundlich und wünscht ihm alles, alles Gute und dass er das Team dazu bringt den Abstieg zu vermeiden. Der einzige Erfolgsnachweis als Trainer des Mannes, der von 1994 bis 1998 Stammspieler bei Manchester City war, ist noch nicht sehr alt: Malmö FF wurde unter seiner Leitung einmal Dritter und einmal Vizemeister, konnte sich für die Europaliga qualifizieren, wo man 2019 erst im Sechzehntelfinale gegen Chelsea ausschied. Das kann man feiern, interessanter ist aber die Frage nach der spezifischen Spielphilosophie des Herrn Rösler. Malmö FF wurde unter seiner Ägide für einen sehr offensiven Ansatz und ausgesprochen aggressive Kickerei bekannt.

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Das F95-Team so auftreten zu lassen, versprach er auch in seinen knappen Äußerungen während der Pressekonferenz zu seiner Amtseinführung. Kriegt er das hin, müssten die Fortunen eigentlich schon am Samstag gegen die Eintracht aus FFM völlig anders agieren als in den meisten Spielen der laufenden Saison – im besten Fall sieht es dann so aus wie in den guten Partien der Saison 2018/19. Das würde die Anhänger erfreuen. Und wer meint, Rösler könne sich nur durch einen Sieg gegen die Mainhattaner in die Herzen der Fans befördern, täuscht sich. Mutig und offensiv ranzugehen, früh zu pressen, jeden Zweikampf anzunehmen, Strecke auf dem Platz zu machen und füreinander einzustehen – würde das sichtbar, spielt das Ergebnis beinahe keine Rolle. Verlieren kann Rösler nur, wenn das Team es nicht hinkriegt, seiner Philosophie zu folgen, wenn wieder Angsthasenfußball zu sehen sein wird, wenn erneut weniger gelaufen wird als der Gegner und wenn die Zweikampfquote wieder nicht stimmt. Dass gegen Frankfurt alles anders wird, dafür spricht, dass mit Thomas Kleine und Axel Bellinghausen die Verfechter des mutig-aggressiven Kicks an Bord geblieben sind.

Der Spielplan und das System

Die Eintracht zeigt sich der laufenden Saison als Wundertüte. Eine Serie von sechs Niederlagen brachte die Frankfurter an den Rand der Abstiegszone, aber dann gewannen sie (überzeugend) in Hoffenheim und zuhause überraschend gegen Leipzig. Es lohnt sich, diese Partien genauer zu betrachten. Anscheinend haben sich die zuvor manchmal etwas ausgelaugt wirkenden Eintrachtkicker in der Winterpause gut erholt und zeigten sich vor allem physisch und konditionell stark. Und natürlich ist auch dieses Mal wieder beinahe jeder gegnerische Spieler ein bisschen talentierter als sein fortunistisches Gegenstück. Und mit Dost haben sie einen Mittelstürmer an Bord, der die Dinger macht, wenn eine Chance auch nur annähernd torreif ist.

Nun ist Uwe Rösler angeblich ein Freund des 4-4-2-Systems, das sich je nach Aufstellung mehr defensiv oder mehr offensiv ausrichten lässt. Eintracht-Coach Hütter lässt dagegen gern im 4-2-3-1 spielen. Angenommen, beide Kollegen bleiben bei ihren favorisierten Systemen, dann wird es mit hohem Pressing eher nichts für die Fortunen. Daraus ergibt sich als grundsätzlicher Spielplan: Das Mittelfeld beherrschen und über das Kombinationsspiel zu Torchancen zu kommen. Damit kommt der mittleren Viererkette eine besondere Bedeutung zu, weil sie sowohl für die Verteidigung gegen die schnellen Frankfurter zuständig ist, als auch für die kreative Spieleröffnung. Falls Rösler sich aber von Thomas Kleine inspirieren lässt, käme entweder eine 4-4-2 mit Raute oder ein 4-3-2-1 in Frage. In jedem Fall muss die Grundausrichtung dann doch eher defensiv bleiben, auch wenn das nicht nach Hurra-Fußball aussehen mag. Wichtig wird zudem, Angriffe kreativer zu gestalten, also nicht immer bloß hoch und weit zu kicken oder nicht immer nur bis zur Grundlinien durchzulaufen, um dann in den Sechzehner zu flanken. Auch wenn die IV der Eintracht ziemlich Felsen sind, muss auch mal mit dem Ball in den gegnerischen Strafraum gegangen werden. Den schnellen AV wird man dagegen am ehesten mit robuster Spielweise beikommen, denn auf eine härtere Gangart reagieren die Flitzer allergisch.

Wenn sich das neu zusammengestellte Trainerteam aber nach dem Motto “Alles wird anders” richten, dann wäre natürlich auch ein deutlich offensiverer Spielplan und ein 4-1-4-1 vorstellbar. Dabei würde viel von der Leistung des Mannes vor der Viererkette abhängen, eine Position, die bekanntlich Adam Bodzek in den letzten beiden Spielzeiten oft bekleidet hat. Die Abwehr lässt sich in diesem System stärken, weil die Außenverteidiger eher selten an der Offensive teilnehmen und sich auf das Mann-gegen-Mann-Spiel konzentrieren können. Was aber, wenn in dieser Konstellation Kaan Ayhan auf die Position 5 vorrückt und so teilwiese Spielmacheraufgaben übernimmt?

Die Aufstellung

Der neue Valon Berisha scheint ja ein Liebling von Uwe Rösler sein, und weil er ausnahmsweise nicht verletzt ist, dürfte er in der Startaufstellung stehen. Bleibt die Frage, ob auch Kevin Stöger startet; fit genug scheint er ja zu sein. Falls nicht, kann er immer noch ausgewechselt werden. Vieles vom Rest der Aufstellung wird von der Verletztenliste bestimmt. Erik Thommy ist nicht zu ersetzen, und Rouwen Hennings als eine von zwei Spitzen scheint gesetzt. Würde der gute Rouwen ein bisschen hängend spielen (was ihm ja liegt), könnte Dawid Kownacki den Mittelstürmer geben. Bleibt die Frage, wer das Mittelfeld ergänzt. Eine offensive Ausrichtung kriegt das Ganze, wenn Stöger und Berisha mit Nana Ampomah und Aymen Barkok antreten – Letzterer hat sich bei seinem Einsatz in der Zwoten nachhaltig empfohlen. Etwas defensiver würde es mit Marcel Sobottka und Börne Tekpetey.

Wenn Ayhan wirklich vorrückt, muss die defensive Viererkette umgebaut werden. Ihr Ergebener plädiert dafür, Diego Contento endlich eine Chance zu geben – evtl. mit einer späteren Auswechslung gegen Markus Suttner im Blick. Auch Robin Bormuth sollte mit einem Platz in der Startelf belohnt werden. Wobei: Wenn sich die Gerüchte bewahrheiten, dass heute ein neuer IV verpflichtet wurde, dürfte das auf einen Abschied vom lieben Robin hindeuten. Das wäre schade und nicht wirklich gut für das Binnenklima im Team. Könnte sein, dass dann Kasim Adams aufgestellt wird. Realistischer erscheint jedoch, dass die Viererkette mit (von rechts nach links) Zimmermann, Ayhan, Hoffmann und Suttner (oder Gießelmann) bleibt wie sie war. Dann wird die Besetzung des Mittelfeldes – Startaufstellung für Berisha vorausgesetzt – nicht ganz einfach. Es sei denn, Rösler bietet gleich zwei echte Außenstürmer auf, also Ampomah UND Tekpetey. Weil Zack Steffen angeblich wieder voll fit ist, sähe das dann so aus:

Wobei Barkok in dieser Abbildung nur Platzhalter für Berisha ist, denn das Aufstellungs-Tool noch nicht anbietet. Ehrlich gesagt: Ganz anders ist die Aufstellung so nicht, aber natürlich kommt es viel mehr darauf an, was die Mannschaft unter der neuen Leitung aus dieser Konstellation macht.

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