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Äff-Zeh vs F95 2:2 – Verrückt, auch Rösler kann sich verwechseln

Ihr sehr Ergebener konnte heute krankheitsbedingt leider nicht im Stadion sein… Ha, ha, bloß ein Witz. Immerhin haben uns Wäschekörbe voller eingehender Mails und Messages davon überzeugt, das einzig wahre Rheinderby doch live im Bezahlfernsehen zu gucken. Denn anscheinend habe viele Fortuna-Freunde unsere lustigen Spielberichte vermisst. Versprochen, über das Thema „Geisterspiele“ kein Wort in diesem Beitrag. Gibt ja genug zur Partie zu sagen, in der Trainer Rösler zwei wichtige Punkte gegen den Abstieg fahrlässig verzockt hat.

Und das hat etwas mit der Aufstellung und vor allem den Auswechslungen zu tun. Hatten wir ja schon, nicht wahr, Herr Rösler? Sie erinnern sich: 29. Februar, das fünfte Spiel unter ihrer Leitung. Die Woche zuvor hatte die Truppe mit einer feinen Leistung in Freiburg 2:0 gewonnen, der fortunistische Optimismus wuchs, und gegen die voll verpreetzte Hertha, die dank Klinsi auf dem direkten Weg in die zweite Liga schien, sollte im Heimspiel doch ein Sieg gelingen. Und danach sah es ja auch aus: Zur Halbzeit führten die Rotweißen mit 3:0; die Gemeinde war sicher, da brennt nichts mehr an.

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Hirnrissige Wechsel

Tat es aber doch. Dank zweier absolut hirnrissiger Wechsel. Sportdirektor Pfannenstiel argumentierte später, Karaman habe nach einer Stunde runter gemusst, weil der nach seiner langen, beinahe tödlich verlaufenen Krankheit geschont werden musste. Mag sein, zumal der gute Kenan sein Soll mit zwei Treffern schon erfüllt hatte. Ob aber Ampomah die richtige Wahl zum Wechsel war, blieb offen. Der Wechsel in der 68. Minute, bei dem Thommy durch Zanka ersetzt wurde, brach der Fortuna aber das Genick. Die Idee gestern schien beim 2:0 für die Fortuna dieselbe zu sein: In der 80. Minute mit Fink und Adams zwei robuste Recken für die flinken Mittelfeldler reinzunehmen.

Das ging voll in die Hose. Wobei die überlebensgroße Frage ist: Warum Adams? Nach dem Desaster in Augsburg im Dezember (das die Demission vom faltigen Friedhelm drastisch beschleunigte…) war für Ihren ergebenen Berichterstatter die klarste Erkenntnis „Nie wieder Adams„. Hatte der Schlaks aus Hoffenheim uns zuvor schon bei jedem Einsatz durch seine Zappelei nervös gemacht, war exakt er es, der die Düsseldorfer Hintermannschaft ständig verunsicherte und übrigens Kaan Ayhan zur inneren Raserei brachte.

Nie wieder Adams!

Und nun findet Ihr Ergebenster diesen Namen auf der Liste der Ersatzspieler! Und dann wird er vom Trainergespann (in dem der von Rösler herbeigeholte Rob Kelly zu Lasten von Thomas Kleine eine immer größere Rolle zu spielen scheint) tatsächlich in der 80. Minute für Kevin Stöger aufs Gras geholt! Unfassbar! Den Mann, von dem alle gehofft hatten, dass er nach der Winterpause nicht wieder mit dem F95-Logo auf der Brust herumlaufen dürfe. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Unmittelbar verschuldet hat der Herr Adams keines der beiden Äff-Zeh-Tore. Wenn aber ein zusätzlicher Langer reingeholt wird, und die Mannschaft danach zwei Kopfballtore kassiert, dann wird man darüber nachdenken müssen.

Also, die Idee war wohl, das grandiose 2:0 der Jungs in Schwarz (mit Streifen) absichern zu wollen. Deshalb aber die beiden Aktivposten im Mittelfeld vom Platz zu holen, ist beinahe durchgeknallt. Denn die Erfahrung lehrt, dass genau solche Typen wie Kevin Stöger und Erik Thommy durch ihre Kreativität genau die Entlastung bringen, die in einer Drucksituation die Entspannung bringen, die die Defensive braucht. Deshalb: Egal, wenn der Chefcoach für die beiden reingesetzt hätte, es wäre doch ein massiver taktischer Fehler gewesen.

Eine Stunde lang überlegen

Damit ist die Geschichte des Spiels schon fast erzählt. Fehlt nur der Satz: Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf war dem Team des Äff-Zeh bis zur 60. Minute jederzeit überlegen, der Zwischenstand von 2:0 ging voll in Ordnung. Das hatte übrigens – wie im Hinspiel – mehr mit der desolaten Leistung der Domdörfler zu tun als mit einer irgendwie brillant aufspielenden Fortuna. Die stand vor allem gut und sicher. Und das Rezept, die Gastgeber ständig aggressiv anzulaufen, war eine gute Wahl und funktionierte prächtig. Das ergab bis zur Halbzeit summasummarum drei Torchancen für F95 und, na ja, eine für die Hausherren.

Die gezeigte Spielweise erklärte dann auch die Aufstellung und das taktische Konzept – beides Entscheidungen mit Mut und Pfiff. Nun wälzten sich wieder die üblichen Verdächtigen auf ihren Sofas, dass man dich nun wirklich nicht mehr Bodzek… Geschenkt: Der gute Adam spielte exakt, was er kann, und nahm damit in diesem strammen 4-3-3 genau die Rolle ein, die ihm am besten liegt. Ja, tatsächlich, es gab zum erste Mal unter UR eine Viererkette als Startsystem. Das hatte gar nicht so sehr defensive Auswirkungen, sondern ermöglichte im Zusammenhang mit dem (eher defensiven) Mittelfeld aus Stöger, Bodzek und Morales eine vor allem pressende Dreierreihe ganz vorne. Wer nicht verstand, weshalb dort Skrzybski agierte, hatte diesen Ansatz nicht verstanden, denn der Junge aus Berlin war grundsätzlich die beste Wahl auf der rechten Außenposition, weil man ihm im Gegensatz zu den alternativen Kollegen das Pressing am ehesten zutrauen konnte.

Tolle Leistung von Kenan Karaman

Dass der gute Steven (erneut) keinen guten Tag in den Haferflocken gefunden hatte, steht auf einem anderen Blatt. Dafür lieferte Kenan Karaman (erneut) eine tolle Leistung ab. Wo ist Hennings? rief der Fanschwarm daheim und in den Kneipen. Tja, wenn ein System mit nur einer Spitze angesagt ist, dann ist Karamalz (manche sagen auch Caravan zu ihm…) momentan die bessere Wahl. Das hat vor allem damit zu tun, dass der gute Rouwen doch sehr einseitig in seiner Spielweise ist, der gute Kenan aber nicht. Heißt aber, dass im Normalfall (sofern es den je wieder geben wird…) die besagte Doppelspitze die schärfste Waffe ist.

Liebe Entscheider in der Vereinsführung, würdet ihr bitte alles dafür tun, dass uns Erik Thommy erhalten bleibt? Ihr extrem Ergebener hat nun schon so viele Loblieder auf diesen Typen gesungen, der die perfekte Verbindung aus fußballerischer Kompetenz, spielerischer Intelligenz und Kampfgeist darstellt, da muss seine Leistung von gestern im Ziegentempel gar nicht mehr besonders hervorgehoben werden. Ähnliches gilt natürlich für Kevin Stöger, der aber gestern nicht vollkommen überzeugen konnte. Womit wir bei der Statistik wären. Die besagt, dass der Äff-Zeh eigentlich in den wichtigsten Werten besser war, also in punkto Ballbesitz, Pass- und Zweikampfquote.

Lügt die Statistik?

Angesichts dessen, was Ihr liebster Berichterstatter gestern im Fernsehen gesehen und notiert hat, kommt schon die Frage auf, wer diese Statistiken eigentlich fälscht. Der Augenschein war ein komplett anderer; danach hatte Fortuna öfter den Ball, versemmelte weniger Pässe und gewann mehr Zweikämpfe – bis zur 60. Minute. Tatsächlich aber wies die kontinuierlich aktualisierte Statistik bis dahin dauernd die besseren Werte für den Äff-Zeh. Werden wir also demnächst eigene Strichlisten führen müssen. Dass ein deutliches Plus bei der Laufleistung (ca. 119 zu 114 Kilometer) zu Buche steht, kann die Sache jedenfalls nicht erklären.

Im Spielfilm selbst sticht die 58. Minute heraus. Die Fortuna führt 1:0, der Äff-Zeh-Trainer hat noch keinen Grund umzustellen. Der Spieler Uth dringt in den Sechzehner ein, zieht aus relativ spitzem Winkel ab. Pfosten! Den Abpraller kriegt er wenige Zentimeter vor der Torlinie. Bodze geht dazwischen, der Kölner fällt. Elfmeter. Zwei Äff-Zehler streiten um den Ball. Der Spieler Uth setzt sich durch. Der Strafstoß kommt weder besonders scharf, noch besonders platziert. Flo Kastenmeier hält! Da schien sich das Schicksal der Diva zum Positiven zu wenden.

Kölscher Dauerdruck durch Umstellung

Dass es so nicht weitergehen konnte, schien den Äff-Zeh-Coaches nun endlich klar, und sie ordneten in der 60. Minute einen Dreifachwechsel samt Umstellung auf Dreierkette an. Volle Offensive, schien das Motto zu sein, aber zunächst herrschte kölsche Verwirrung. Die von unseren Jungs mit einem prächtigen Konter ausgenutzt wird. Flacher Pass von Skrzybski nach links auf Thommy, der sofort schießt, durch die Beine des gegnerischen Verteidigers und im feinen Bogen rum um den gegnerischen Tormann und rein in die Hütte. So, dachte der geneigte F95-Fan, das sollte es angesichts der schwachen Kölner doch wohl gewesen sein. Und selbst der (übrigens gar nicht so schlechte) Sky-Kommentator hielt den Drops schon für halb gelutscht.

Nur brachte die Umstellung bei den Hausherren natürlich jetzt Dauerdruck, und zu echten Kontern kamen die Düsseldorfer in den nächsten zwanzig Minuten auch kaum. Aber noch eine Viertelstunde vor Schluss war die Wirkungslosigkeit des Äff-Zeh an diesem Tag mit den Händen zu greifen. Ja, es gab Torschüsse, aber per Saldo zwischen der 60. und der 75. Minute nur zwei Chancen. Immer noch hatten die Männer aus der Landeshauptstadt das Geschehen ganz gut im Griff und hatten sich auch nicht einfach nur zurückgezogen, immer noch liefen sie die Gegenspieler an und machten denen das Kombinationsleben schwer.

Gute Leistung nicht belohnt

Es ist auch nicht so, dass nach den bescheuerten Wechseln in der 80. Minute auf F95-Seite alles zusammenbrach. Nur stieg der Druck, ohne dass es überhaupt noch ernsthafte Entlastung gab. Dann kam in der 88. Minute eine ziemlich schicke Flanke quer über alles nach links, wo ein langer Äff-Zehler den ziemlich ausgelaugten Matthias Zimmermann übersprang und perfekt einköpfte. Blöd, dachte man als geneigter F95-Anhänger, aber den Vorsprung sollte man doch wohl die zwei Minuten plus Nachspielzeit halten können. Ja, Pustekuchen! In der zweiten Nachspielminute kommt es wieder zu einer Flanke von rechts (übrigens vom selben Spieler, der schon die Vorlage zum ersten Tor gegeben hatte), und wieder ist ein Äff-Zeh-Mann schneller an der Pille – Ausgleich.

Nein, es gibt keinen Grund für ein Rösler-Bashing, denn dass die Mannschaft überhaupt so lange führte, lag genau so sehr an seinem Spielplan wie an der Leistung der Spieler. Das Konzept war klasse und angemessen, darüber kann es keine zwei Meinungen geben. Den gerechten Sieg hat Herr Rösler (auf den Rat eines Co-Trainers vielleicht?) aber verschenkt, auch darüber wird es keine zwei Meinungen geben können. Fragt sich nur, wie’s weitergeht. Denn wenn die Fortuna nach guten oder sogar herausragenden Spielen immer nur einen Punkt mitnimmt, dann wird das nix mit dem Klassenerhalt.

Nun ist Ihr Ergebener bekanntlich keiner, dem es das Herz zerbräche, müsste die Fortuna in der kommenden Saison wieder in Liga 2 ran. Er sieht das vollkommen freiburgerisch. Schade wär’s aber schon, denn was dieser Truppe mit den insgesamt deutlich beschränkten Mitteln in der laufenden Saison zuwege gebracht hat, ist aller Ehren wert. Ja, am Ende könnte man vielleicht sogar resümieren, dass es vor allem die Trainer waren, die es nicht hingekriegt haben. Fest steht jedenfalls, dass in der Spielzeit 2020/21 eine völlig andere Mannschaft unsere Farben vertreten wird, das ist bei 16 auslaufenden Verträgen klar. Kann gut sein, dass es nach einer solchen Situation besser ist, zweitklassig mit einem neuen, länger haltbaren Kader neu zu starten – der SC Freiburg hat das ja schon ein paar Mal vorgemacht.

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