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Fortuna-Punkte: Vielen Dank, Friedhelm Funkel! Und lass es jetzt mal gutsein…

[Vorsicht! Ziemlich langer Lesestoff] Wir, die wir diesen Klümpkesverein, bei dem immer alles irgendwie anders wird, lieben, haben Friedhelm Funkel viel zu verdanken. Darüber kann es keine zwei Meinungen geben. Und selten hat ein Trainer zu diesem Club besser gepasst als der faltige Neusser. Nebenbei bemerkt: Ihr sehr ergebener Fortuna-Freund darf als jemand, der sogar noch ein bisschen älter ist als der Friedhelm, aber deutlich weniger Gesichtsfurchen hat, ihn sehr wohl so nennen, denn es ist liebevoll gemeint. Tatsächlich ist ja die Liebesbeziehung zwischen ihm und der glorreichen, wenn auch unsteten Diva noch lange nicht am Ende. Das lässt er ja bei jedem seiner zahllosen Medienäußerungen immer wieder anklingen. Es wäre nur einfacher, wenn sich seine Statements nicht ständig nach „Dat könnt isch besser“ anhören täten.

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Unter Verwendung einer besonders nichtswürdigen Boulevardpostille sorgt Herr Funkel in letzter Zeit ja zunehmend für Irritation beim hiesigen Vorstand. Die Irritation ist so groß, dass Thomas Röttgermann und Uwe Klein ihn um ein klärendes Gespräch gebeten haben. Denn so richtig weiß noch keiner, worauf seine Kampagne eigentlich hinausläuft. Bestenfalls treibt ihn die Sorge um die arme, kleine Fortuna um, schlechtestenfalls spielt er Machtspielchen. Und Letzteres hätte er beileibe nicht nötig.

Das hat der Friedhelm nicht nötig

Wie er es auch überhaupt nicht nötig hat, sich für irgendetwas, was er während seiner Amtszeit angestellt hat, zu rechtfertigen. Allein schon wegen der Rettung vor dem drohenden Abstieg in die dritte Liga vor vier Jahren hat er eine Bronzetafel an prominenter Stelle im Stadtbild verdient. Als der Verein in vieler Hinsicht durch ein selbstverschuldetes Chaos ruderte, hat Friedhelm das sportliche Heft in die Hand genommen und die Mannschaft noch dazu getrieben, mit maximalem Willen die Klasse zu erhalten.

In den Olymp der Fortuna-Coaches aber hat er sich mit dem sagenhaften Aufstieg 2018 katapultiert. Erst in der Rückschau wird klar, dass er aus dem zur Verfügung stehenden Kader, auf dessen Ausgestaltung er relativ wenig Einfluss hatte, das Bestmögliche gemacht hat. Und er war gerade den jungen Wilden in der Mannschaft nicht nur Trainer, sondern Lebensberater und Vaterfigur – das hätte vermutlich kein anderer Trainer in der Zeit unter den gegebenen Bedingungen leisten können.

Der bestmögliche Trainer für uns

Als wenn dieser Erfolg nicht genug gewesen wäre, hat Funkel dann in der ersten Erstligasaison sogar noch mehr aus der Truppe herausgeholt und einen völlig unerwarteten zehnten Platz erreicht. Dies vor allem dadurch, dass er die Binnenhydraulik des Trainerteams positiv genutzt und das große fußballerische Wissen des Thomas Kleine mit in jede taktische Überlegung einbezogen hat. Dieses Duo war in der Spielzeit 2018/19 das Beste, was der Fortuna passieren konnte. Hier der erfahrene, unaufgeregte Cheftrainer, dort der junge, moderne Co-Trainer – eine Kombination, die zusammen mit dem Spirit, den Axel Bellinghausen und – nicht zu vergessen – Sascha Rösler dem Team eingeimpft haben, für eine der schönsten Saisons der letzten zwanzig Jahre sorgte.

Wer weiß, ob es irgendeinem Trainer gelungen wäre, die nicht unkomplizierten Spieler Raman und Lukebakio zu dem zu machen, was sie in diesem Jahr darstellten. Kaum vorstellbar, dass ein andere Coach Spieler, die am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen schienen, diese sogar noch hätte besser machen können. Das übrigens ein enorm wichtiges Kriterium bei der Beurteilung von Trainern: Gut ist, wer seine Kicker besser macht. Dass es im zweiten Erstligajahr schwerer würde, war allen Beteiligten klar.

Das Binnenklima im Trainerteam

Und heute nach dem Abstieg können es viele Anhänger nicht lassen, nach den Schuldigen zu suchen. Aber, dass noch während der Hinrunde ab einem gewissen Zeitpunkt irgendetwas schief lief und dass es irgendwie mit dem Trainer-Team zu tun hatte, ist eine Meinung, mit der Ihr sehr Ergebener nicht ganz allein dasteht. Wir erinnern uns: Es war Sonntag, der 29. September, der 6. Spieltag. F95 stand nach dem 5. Spieltag mit nur 4 Punkte auf dem 13. Tabellenplatz und empfing Freiburg. Der SCF hatte schon einen Lauf hinter sich und bewohnte den 4. Platz. Fortuna hatte in der Vorwoche sehr unglücklich und mit Schiri-Unterstützung knapp in Gladbach verloren. Die Ostholländer lagen zurück und stellten ihr System um – und weil die F95-Trainer darauf nicht reagierten, verloren sie am Ende doch noch.

Das Heimspiel gegen die Freiburger wurde zur Vollkatastrophe, nicht wegen Minderleistung beider Mannschaften und dem kruden Zeug, dass die Referees sich erlaubten, sondern weil die Fortuna es nicht schaffte, die Stürmer zu bedienen. Klar, der designierte Regisseur fehlte verletzungsbedingt noch, Lewis Baker hatte einen seiner schlechten Tage, und Kenan Karaman bot sich viel zu selten an. Nun neigt Friedhelm Funkel ja nicht zu frühen Auswechslungen, schon gar nicht, wenn auch noch das taktische System verändert werden muss – etwas, was dank Thomas Kleine in der Vorsaison öfter geschah. Es war klar, dass sich in der Spitze was verändern müsste.

Börnie Tekpetey hatte man schon mal zum Einwechseln gerufen, ihn dann aber draußen gelassen. Und dann redeten in der 60. Minute Kleine und Bellinghausen auf Funkel ein; Lutz Pfannenstiel kam dazu. Es wurde diskutiert und nach Minuten entschloss sich der gute Friedhelm endlich, Tekpetey und Nana Ampomah auf den Rasen zu schicken. Gut, so richtig verändert hat das nicht, und am Ende musste die Fortuna eine Niederlage einstecken. Aber die Szene rund um die Wechsel war ungewöhnlich und vielsagen. War das Binnenverhältnis unter der Coaches nicht mehr so gut wie im Vorjahr? Vieles sprach und spricht dafür.

Zwischen Medienhype und Altersstarrsinn

Man kann nur mutmaßen, dass dem rheinischen Friedhelm eventuell doch seine neu gewonnene Popularität, die ihm die Art und Weise wie ihn gerade die TV-Sender präsentierten, ein wenig zu Kopf gestiegen war. Natürlich – Ihr Ergebener als Altersgenosse von Funkel weiß, wovon er redet – dürfte ein Schuss Altersstarrsinn hinzugekommen. Jedenfalls schien der faltige Neusser nach diesem Vorfall wieder Chef im Ring der Trainer geworden sein, der seine Vorstellungen von Spielplänen und Taktik einfach durchsetzte. Wir wissen nicht, ob diese Theorie stimmt, und wir wissen auch nicht, ob diese Veränderung negative Auswirkungen auf die restliche Saison hatte.

Wir wissen aber sehr wohl, dass der finale Niedergang mit dem jämmerlichen 0:5 in Dortmund seinen Lauf nahm. Es geht eindeutig auf Funkels Konto, dass die glorreiche Fortuna gegen Schwatzgelb schlicht und einfach völlig auf Offensivversuche verzichtete, ein dermaßen altmodischer Ansatz, dass man hätte heulen können. Ja, manche Spochtrepochter nannten das Ganze „typisch Funkel“, was nach dem Erfolg der Saison 2018/19 einer Abwertung gleichkommt. Der Rest ist Geschichte und die Frage, ob F95 auch mit Friedhelm Funkel abgestiegen wäre, ist müßig.

Zum richtigen Zeitpunkt gekommen … um zu bleiben?

Tiefer will Ihr Ergebener auch nicht in die Sache einsteigen, weil sonst eventuell ein paar grundlegende Schwächen dieses Fußballdenkmals zur Sprache kommen müssten, die nicht erst bei der Fortuna zu Tage getreten sind. Lieber möchte er unterstreichen, dass Friedhelm Funkel ganz offensichtlich zum Ende seiner Karriere zu seiner wahren Liebe gefunden hat, und seine Liebesbezeugungen kann man ihm unbesehen abnehmen. Und wenn man sich seinen Weg als Spieler und auch als Übungsleiter über die Jahrzehnte anschaut, dann ist es nicht verwunderlich, dass es so spät dazu gekommen ist, dass Friedhelm Funkel die sportlichen Geschicke der Fortuna verantworten durfte – vor 1996 war er quasi mit dem KFC verheiratet, nach der Durchreichung von F95 nach unten durch die Ligen agierte er auf einem anderen Niveau.

Viele Fortuna-Fans und -Mitglieder haben schon vor seiner Demission davon geträumt, dass der Friedhelm nach dem Ende seiner Trainerkarriere eine wichtige Rolle im Verein spielen sollte; manche sahen ihn als „Präsident“, ein Amt, das es bei der Fortuna zum Glück nicht gibt. Und Ihr äußerst ergebener F95-Beobachter war lange Zeit derselben Ansicht. Die ist aber durch die öffentlichen Auftritte von Herrn Funkel in den vergangenen Wochen sehr ins Wanken geraten, denn würde der Friedhelm in irgendeiner Funktion in den Verein eingebunden, stellt sich inzwischen die Frage: Wer könnte ihn bei seinen medialen Ausflügen überhaupt einfangen? Und: Strebt er am Ende gar die Weltherrschaft bei der Fortuna an? Insofern ist es eine hervorragende Idee des aktuellen Vorstands und der Aufsichtsratsspitze, mal in Ruhe mit dem Mann, dem wir so viel verdanken, zu sprechen, um abzuklopfen, wie die Liebesbeziehung zwischen F95 und FF weitergehen könnte.

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