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Fortuna-Punkte: Der Dummspruch vom “mal ordentlich Geld in die Hand nehmen”

Von den Leuten, die sich als Fortuna-Fans ausgeben und in jeder Sommer- und Winterpause fordern, “der Verein” möge doch mal bitte “ordentlich Geld in die Hand nehmen”, möchte man schon gern wissen, wie sie privat denn so wirtschaften. Kaufen die alles auf Pump und fragen sich irgendwann, huch, wie konnte das passieren, dass ich in die Privatinsolvenz muss? Oder kennen die sich mit dem deutschen Ligenfußball so wenig aus, dass sie nicht wissen, was mit Clubs, die über ihre Verhältnisse haushalten, so passiert? Wissen die nichts vom Schicksal solcher Traditionsvereine wie Rot-Weiss Essen, dem 1. FC Kaiserlauter, 1860 München und und und?

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Zu allem Überfluss outet sich diese Spezies auch noch als völlig ahnungslos, was die jüngere Fortuna-Geschichte angeht. Kinowelt, Kölmel, schon mal gehört? Oder gewusst, dass der Düsseldorfer TSV Fortuna 1895 im Jahr 2004 de facto Pleite war und er nur durch einige Winkelzüge gerettet wurde. Bewusst, dass es sich um einen e.V. handelt, also um einen eingetragenen Verein handelt, der den Mitgliedern gehört? Und dass es die Mitglieder und die aktiven Fans waren, die diesen Turn- und Sportverein zwischen 2001 und 2009 durch ihre Aktivitäten ein paar Mal gerettet haben? Nein. Okay, dann ist der Dummspruch vom “mal ordentlich Geld in die Hand nehmen” verzeihlich, weil die Sprecher von keiner auch nur geringsten Ahnung getrübt sind.

Woher nehmen und nicht stehlen?

Gut, nehmen wir an, die Vereinsmitglieder hätten dem Aufsichtsrat bei einer Jahresmitgliederversammlung mit auf den Weg gegeben, es solle “mal ordentlich Geld in die Hand genommen werden.” Und der Aufsichtsrat hätte den Vorstand entsprechend instruiert. Dann müsste sich dieser Vorstand überlegen, woher er denn das Geld bekommen soll, dass er dann mal ordentlich in die Hand nimmt. Denn das ist bei einem eingetragenen Verein nicht so ganz einfach – es sei denn, er verfüge aus Sicht von Banken über Sicherheiten. Da fragt sich dann schonmal, welche Bank eigentlich bereit wer dem TSV Fortuna e.V. mal ordentlich Geld in die Hand zu geben. Zweitens stellte sich die Frage, wie der Verein diese Darlehen denn zurückzahlen solle.

Ha, ha, sagen die Vertreter des Mal-ordentlich-Geld-in-die-Hand-Nehmens, andere Clubs haben’s doch auch gemacht und machen es immer wieder. Womit wir bei den Traditionsvereinen wären, denen es gerade oder schon länger nicht so gut geht. Die sind nämlich Verbindlichkeiten eingegangen und haben darauf gewettet, von der geliehenen Kohle mal ordentlich Geld in die Hand zu nehmen, paar Spieler zu kaufen, um dann aufzusteigen und massiv TV-Asche abzugreifen, von der dann die Schulden zurückbezahlt werden können. Kann funktionieren, hat es aber im deutschen Fußball nur sehr, sehr selten. Moment, vermutlich sogar noch nie.

Investor reinholen? Echt jetzt?

Okay, sagen die Geld-in-die-Hand-Nehmer, dann eben nicht was bei den Banken pumpen, sondern einen Investor reinholen. Leichter gesagt als getan, denn bei einem eingetragenen Verein geht das nicht. Damit es funktioniert, muss die erste Mannschaft mit allem Drum und Dran in eine Spielbetriebsfirma ausgelagert werden. An der muss nach den Bestimmungen von DFB und DFDL der Stammverein 50 Prozent plus eine Stimme Mehrheit behalten (50+1-Regel), den Rest kann man verscherbeln – wie beispielsweise der TSV 1860 München es an diesen Herrn Ismaik getan hat. Oder der KFC Uerdingen mit Herrn Ponomarev. Nominell ist der e.V. immer noch Herr im Haus, aber durch Auf- und Zudrehen hat der Investor letztlich das Sagen.

Laut Satzung des TSV Fortuna (PDF-Download) braucht es eine Dreiviertelmehrheit der gültigen Stimmungen, damit die Mitglieder die Ausgliederung des Spielbetriebs beschließen; kein anderer Verein (von den wenigen eingetragenen Vereinen, die es in den oberen zwei Ligen noch gibt) hat eine derart hohe Sperrmehrheit gegen die Voraussetzung für das Verkaufen von Spielbetriebsfirmenanteilen wie die Fortuna; dafür haben Mitglieder über Jahre gekämpft. Wird also vermutlich nie was mit dem Großinvestor und der Kohle, von der man… usw.

Nachhaltig wirtschaften statt betrügen

Es sei denn, man macht es so wie der FC Meineid aka S04, der von Gazprom immense Summen bekommen hat, die nach Größe und Art einem Investment entsprechen, aber de facto wie eine Investition gewirkt haben. Mit Betrügervereinen wie diesem wollen wir Fortunen uns ja wohl nicht auf eine Stufe stellen, oder. Zumal sich die Mitglieder auf die eine oder andere Art mehrheitlich für solides Wirtschaften ausgesprochen haben, was dazu geführt hat, dass Fortuna in der Saison 2019/20 der einzige (nominell) schuldenfreie Verein der ersten Liga war. Kann man drauf stolz sein.

Also bleibt dem Düsseldorfer TSV Fortuna 1895 e.V. nichts anderes übrig als nachhaltig zu wirtschaften, also solide, möglichst schuldenfrei und bestenfalls auf geringes Wachstum setzend. Das schließt den Kauf von teuren Spielern ganz grundsätzlich aus. Weil aber das Realisieren von Transferüberschüsse gerade für die ärmeren Clubs, die am meisten unter der ungerechten Verteilung der TV-Gelder leiden, eine lebenswichtige Einkommensquelle ist, funktioniert nur ein Prinzip: Talente günstig einkaufen, besser machen und dann teuer verkaufen. Am günstigsten kauft man übrigens Jungs aus dem eigenen Nachwuchs ein – deshalb war der Bau des hochmodernen Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) für die Fortuna so eminent wichtig.

Fazit: Die Forderung, dass “der Verein” (Wer ist das eigentlich genau?) “mal ordentlich Geld in die Hand nehmen soll” ist ein immer wiederkehrender Blödsinn, der eigentlich nur die Ahnungslosigkeit der Fordernden beweist.

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