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[Geändert] Vorschau F95 vs Würzburg: Jetzt lasst mal die Jungen ran

Hach, wat war dat schön damals im Mai 2017. Also, nicht das missratene Spiel gegen die Würzburger Kickers vor enttäuschenden 27.000 Zuschauern, sondern die prall gefüllte Südtribüne mit einer feinen Choreo. Wie Ihr Ergebener ohnehin vor allem die Süd vermisst mit den vielen bekannten Gesichtern, mit den Gesprächen (die sich beileibe nicht bloß um Fuppes drehen), dem gemeinsamen Anfeuern, dem Leiden und dem Jubeln. Davon wird morgen nichts zu sehen, zu hören und zu spüren sein. So wie es aussieht, konnte der Verein nicht einmal die maximal 10.800 Karten absetzen. Aber das lag nicht an der nicht so guten Vorstellung des Teams beim HSV in der Vorwoche.

Sehen wir es ausnahmsweise positiv, denn die blöde Niederlage hat zumindest hartes Scheinwerferlicht auf die aktuellen Baustellen in Kader, Spielplan und System geworfen. Ihr trotz allem erheblich Ergebene hat sich die Kritik an seiner Spielanalyse zu Herzen genommen und sich die Aufzeichnung der Partie noch einmal zu Gemüte geführt und muss sagen: Ja, die meisten Kritiker hatten mehr oder weniger Recht. Außerdem ist ihm aufgefallen, dass sich im Vergleich zur Abstiegssaison philosophisch zu wenig geändert hat. Mut kann man ja als Trainer ausrufen, man muss die Mannschaft aber auch so auf- und einstellen, dass sie mutig spielen kann.

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Die verschiedenartigen Schwächen einiger Spieler wurden in Hamburg unübersehbar groß. Das Fehlen eines Mittelfelds, das die Spieleröffnung vorantreibt, war offensichtlich. Und das angedrohte hohe Pressing musste nach wenigen Minuten aufgegeben werden, weil die schnellen HSVler einfach drumherum gerannt sind. Und jetzt geht es gegen den von Felix Magath im Auftrag eines Großsponsors überwachten Aufsteiger, der sein erstes Spiele ebenfalls ein bisschen blöd verloren hat. Denn in der ersten Halbzeit gegen Aue sahen die Kickers ganz gut aus, machten aber kein Tor. In der zweiten drehte Wismut auf und haute den Franken drei Dinger rein.

Der Spielplan

Natürlich hat sich das Coaching-Team das Video von der Würzburger Niederlage angeschaut. Und vermutlich haben sie gesehen, dass die Kickers-Truppe defensiv gegen ein schnelles, variables Spiel einigermaßen hilflos aussehen. Da mussten die Auer gar nicht viel Pressing spielen, es reichte einfach ein bisschen Härte, ein bisschen Speed und volle Konzentration im Mittelfeld – und da war gar nicht mal besonders viel Kreativität nötig.

Also sollte der Spielplan ungefähr so aussehen wie das, was Wismut in Hälfte Zwo geboten hat. Ausgangspunkt war die Balleroberung und dann das schnelle Passspiel – übrigens nicht zwingend über außen, sondern oft sogar durch die Mitte. Damit nach diesem Konzept Chancen entstehen, müssen so viel wie möglich Pässe und Flanken auf Knipser Hennings kommen. Weil Geschwindigkeit und Ballbeherrschung dabei eine große Rolle spielen müssen, fordert Ihr höchst Ergebener: Lasst die jungen Hüpfer ran!

Das taktische System

Angesichts der Personalsituation haben Uwe Rösler & Konsorten in dieser Hinsicht wenig Spielraum, sodass es wieder auf ein 4-3-3 oder vielleicht eher auf ein 4-3-2-1 hinausläuft. An der Viererkette in der Defensive geht so lange nichts vorbei, bis es eine zusätzliche Alternative in der Innenverteidigung gibt, also mit einer Dreierkette aus drei IV angetreten werden kann. Und dann müssen das auch noch drei Kerle sein die harmonieren – nicht so wie Andre Hoffmann und Kevin Danso in Hamburg, die sich über Zuständigkeiten nicht einig wurden.

Eine Dreierkette im Mittelfeld muss endlich als funktionierende Verbindung zwischen Abwehr und Sturm funktionieren; das heißt: Es müssen alle drei Typen Mittelfeldspieler vertreten sein. Außerdem muss diese Reihe auch im Verteidigungsfall zu einer zweiten Viererkette umbaubar sein. Wobei diese Sache gegen Würzburg wohl nicht nötig sein wird.

Schließlich spricht ganz vorne viel dafür, den guten Rouwen seinen Stiefel spielen zu lassen, ihm aber zwei Stürmer zuzugesellen, die nicht bloß Flitzer sind, sondern eben nicht nach Schema F operieren, sondern neue Ideen entwickeln und umsetzen, deren einziges Ziel sein muss, Hennings einzusetzen. Bekanntlich geht das auf mindestens drei Arten: Flanke von der Grundlinie, Schnittstellenpass in den Strafraum oder zentraler Steil- oder gar Doppelpass.

Die Aufstellung

Dass der Kader für die laufende Saison noch nicht fertig ist, hat die Begegnung gegen den HSV überdeutlich gemacht. Denn gerade hinten stellt sich die Viererkette mangels Alternativen von selbst auf. Das Problem stellt nicht nur Florian Hartherz dar, der an einem schlechten Tag zur Gefahr wird, sondern auch das IV-Duo. Während Hoffmann den gewohnten Turm gibt, scheint sich der gute Kevin Danso profilieren zu wollen, was zu Abstimmungsproblemen führt. Matthias Zimmermann auf rechts ist dagegen eine Bank. Wenn’s schon ginge, würde Ihr Ergebener gern Jamil Siebert eben dem guten Andre in der Startelf sehen.

Es gibt im aktuellen Kader und unter den aktuellen Verletzungsbedingungen eine Notwendigkeit, die manche Fans übersehen, nämlich für eine funktionierende Sozialhydraulik auf der Wiese zu sorgen. Dafür ist die Achse der Alten zuständig. Deswegen müssen außer Rouwen Hennings und Andre Hoffmann auch immer Adam Bodzek und Matthias Zimmermann in der Startelf stehen – wenn sie nicht verletzt oder völlig neben der Spur sind. Daraus ergeben sich im Mittelfeld zwei Vakanzen. Auch wenn Cello Sobottka (der im Pokal bei Ingolstadt glänzte) gegen den HSV wieder nicht so gut drauf war, muss er wieder seine Chance kriegen – er ist einfach der flexibelste der Mittelfeldler.

Und nun zu den jungen Hüpfern. Nein, Kelvin Ofori muss nicht mehr geschützt werden, der muss einfach ran. Und zwar – wie schon öfters angemerkt – mit Narrenfreiheit. Denn der Youngster hat nicht nur feine Dribblings und eine fast perfekte Ballbeherrschung drauf, der Kelvin kriegt auch langsam immer mehr Auge für Spielsituationen und Nebenleute. Der wird sich immer seltener festrennen, glaubt Ihr ganz ergebener Berichterstatter. Deshalb sollte Ofori morgen den Spielmacher geben, jawoll!

Einen weiteren vielversprechenden Jungspund hat Uwe Rösler ja diese Woche über den Klee gelobt: Shinta Appelkamp. Der hat enormes Potential, braucht aber ein bisschen mehr Selbstbehauptungswillen, und die kriegt er nur, wenn er spielt, und zwar auf Rechtsaußen. Dass er u.a. mit Zimmermann harmoniert, hat man schon gesehen. Womit wir beim dritten Jüngling sind, Nana Ampomah, der deutliche Fortschritte gemacht hat und bestens mit Ofori kooperiert. Ihm ist der Vorzug vor Brandon Borrello zu geben, der einfach viel zu sehr spielt, um individuell gut auszusehen. Weil Nana Ampomah, der in diese Konstellation besser passen würde, wegen der gelbroten Karte gesperrt ist, muss auf links wieder Brandon Borrello ran.

Auf die Bank gehören auf jeden Fall Raphael Wolf und Jean Zimmer, gern auch Jamil Siebert. Je nach Fitness sollte auch schon Dawid Kownacki dort hocken und vielleicht ganz am Ende reinkommen, und wenn’s auch nur die Belohnung für seinen vorbildlichen Einsatz bei der Zwoten ist. Ob sowohl Kuba Piotrowski (der in Hamburg enttäuschte), als auch Alfredo Morales da sitzen sollen, ist diskutierbar. Das gilt auch für Toni Pledl, der nach seiner tollen Leistung in Ingolstadt beim HSV eine herbe Enttäuschung war.

So könnte das 4-3-2-1 gegen Würzburg aussehen

Ohne großen Druck

Nach der blöden Niederlage gegen den kommenden Zweitliga-Dino ist noch nichts angebrannt. Und dass es eben noch nicht den endgültigen Kader gibt, hat mit dieser vermaledeiten Seuche und den sich daraus ergebenden Finanzfolgen zu tun. Trotzdem darf am morgigen Samstag gegen 15 Uhr keine erneute Niederlage auf der Anzeigentafel stehen, denn dann würde bei der glorreichen Diva unweigerlich der Baum brennen. Das lässt sich vermeiden, wenn von keiner Seite größerer Druck auf Spieler und Coaches ausgeübt wird, und die Herren einfach im Rahmen ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten auftreten. Dann klappt’s auch gegen Würzburg…

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