Der offizielle Vorbericht auf f95.de macht mit der Überschrift „F95 TRIFFT AUF HEIMSTARKE 96ER“ auf. Da musste ihr ungeheuer ergebener Vorberichterstatter aber grinsen. Denn daraus, dass Hanoi zwei mehr oder weniger gespenstische Partien im heimischen Stadion gewonnen hat, lässt sich in den Tagen der Seuche wohl kaum noch auf eine „Heimstärke“ schließen. Heimspiele gibt es praktisch nicht mehr – siehe auch das Remis unserer Rotweißen gegen Regensburg. Gut, wer öffentlich über Fußball schreibt, kommt offensichtlich an den altehrwürdigen Floskelkisten nicht vorbei. Jedenfalls sollte diese imaginäre „Heimstärke“ des Hannoveraner SV für den Spielplan der Fortunen keine Rolle spielen.
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Nicht nur Schreiberlinge kurbeln an der Phrasendreschmaschine. Chefcoach Uwe Rösler ist ein Meister darin, wobei sein Einstreuen englischer Fachtermini schon fast nach Selbstparodie klingt. Und weil er das so macht, haben die virtuellen Pressekonferenzen vor den Spielen für Berichterstatter, die ihren Job ernstnehmen, so gut wie keinen Nährwert. Interessant ist dann nur, welche Spieler aus Rösler-Sicht fit genug sind, mitzureisen und auf der Wiese oder dem Bänkchen präsent zu sein. Besonders aufschlussreich sind solche Einschätzungen bei einer derart breiten Palette an verletzten Kickern wie im Moment. Die gute Nachricht: Matze Zimmermann fährt mit und könnte sogar in der Startelf stehen. Auch Kevin Danso ist nach seiner Sperre wegen erwiesener Blödheit wieder an Bord.
Der Spielplan
Das aktuelle Duo infernale auf Seiten der Hanoier besteht aus zwei Burschen, die schon mal bei F95 ihr Glück versucht haben: Genki Haraguchi, der nie so richtig ankam, und Marvin Ducksch, der zwar modisch immer führend war, aber trotzdem mit der Modestadt Düsseldorf nicht zurechtkam. Außerdem, so wurde gemunkelt, war sein Verhältnis zu Mitstürmer Rouwen Hennings nie so richtig entspannt. Die beiden Genannten haben in der vergangenen Saison am Fließband eingelocht, und kommen zusammen nach vier Spielen auf acht – wie es heute so schön heißt – Scorer-Punkte. Nun wissen wir Anhänger der wundervollen Diva, dass Genki und Marvin überhaupt nicht mögen, wenn man ihnen ständig auf den Zehen steht. Und damit steht Punkt 1 im Spielplan fest: Intensivste Deckung der beiden Torjunkies.
Hat man sich zumindest in Ausschnitten angeschaut, was die H96er auf dem Platz so treiben, wird deutlich, dass es der Mannschaft auch nicht liegt, wenn der Gegner hoch steht und konsequent presst. Genau auf diese Weise zogen die Paderborner bei ihrem Sieg den Hannoveranern den Zahn. Dabei wird es auch wichtig sein, hart in die Zweikämpfe zu gehen und darauf zu hoffen, dass keine Mimmi als Schiri bestimmt wird, die früh mit gelben Karten hantiert. Weil die gegnerische Defensive eine Bank ist, wird es sich nicht lohnen, mit zwei Spitzen zu spielen, sondern auf ein flinkes, offensives Mittelfeld zu setzen, also nicht nach dem öden Rezept vorzugehen, nur Flanken von der Grundlinie zu schlagen. Und das könnte auch dafür sprechen, zunächst Kenan Karaman in die Spitze zu stellen und Rouwen Hennings erstmal draußen zu lassen.
Das System und die Aufstellung
Wir reden also von einem 4-3-2-1-System als taktisches Konzept. Weil sich Luka Kajnc sich bei seinen Einsätzen als IV bewährt hat, steht er selbstredend wieder in der Startelf. In der Hoffnung, dass er fehlerarm und frei von Eseleien spielt, käme dann neben ihm Kevin Danso zum Zuge. Ist er wirklich fit genug, sollte auch Matze Zimmermann seinen angestammten Posten auf rechts übernehmen. Mangels Alternative muss Florian Hartherz auf links ran.
Wie gesagt: Ein schnelles, ideenreiches Mittelfeld wäre das Mittel der Wahl, sodass als Defensivtäter dort nur Adam Bodzek in Frage kommt. Wenn die Coaches Kristoffer Peterson zutrauen, dass er konsequent Verteidigungsaufgaben übernimmt falls nötig, spielt er auf linksaußen. Rechts haben die Trainer die Wahl zwischen Tony Pledl und Jean Zimmer, wobei Letzterer AV spielen müsste, wenn Zimmermann noch nicht wieder der Alte ist. Die volle Jugendkraft würde dann vom Duo Shinta Appelkamp und Kelvin Ofori repräsentiert.
Wichtig wird auch sein, wer nicht nur als Alibispieler auf der Bank sitzt, sondern von vornherein für eine Einwechslung geplant ist. In Sachen Pledl und Zimmer haben wir das schon angesprochen. Cello Sobottka könnte reinkommen, wenn Bodze früh eine gelbe Karte gezogen hat. Christoph Klarer geht als Alternative für Danso in Ordnung, das gilt auch für Jamil Siebert. Vorne kommt ein Wechsel von Karaman zu Hennings in Frage.
Der Tipp
Ihr höchst Ergebener hält es für unwahrscheinlich, dass Flo Kastenmeier ohne Gegentor in den Bus zurück nachhause steigen wird. Es wird also darum gehen, eine Hütte mehr als die Gastgeber einzutüten. Zwei Tore könnte die skizzierte Offensive schon hinkriegen, gern auch eins davon nach einer Ecke, einem Freistoß oder einem Elfer. Deshalb hofft Ihr ergebenster Diener auf einen 2:1-Sieg, der dann bitte nicht mit der Vorsilbe „Auswärts“ versehen werden sollte.