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Hannover vs F95 3:0 – In 3 einfachen Schritten zur Klatsche

Die völlige Bankrotterklärung des Cheftrainers kann sich jeder interessierte F95-Fan auf YouTube anschauen: Es handelt sich um seine Aussagen auf der Pressekonferenz nach der Niederlage gegen Hannover. Da labert er von aufgegangenem Spielplan und von Augenhöhe und dass er nur davon enttäuscht sei, dass die Konter nicht richtig ausgespielt wurden. Und die Standards, die seien nicht gut gewesen. Kein Wort davon, dass Spieler wie Tony Pledl auf Passquoten von 33 Prozent kamen, dass Kenan Karaman praktisch jeder Ball bei der Annahme weit weg sprang und dass vermutlich eingeübte Lauf- und Passwege praktisch nie funktionierten. Wer die Spielberichte Ihres Ergebenen verfolgt, weiß, dass er keiner ist, der schnell nach Trainerdemissionen ruft, aber in der aktuellen Krise glaubt er nicht daran, dass Uwe Rösler diese Situation wird positiv wenden können.

Die Schwäche der aktuellen sportlichen Führung der Fortuna zeigt sich zudem darin, dass man dem nervigen Geplärre gewisser Medienvertreter nachgegeben und ein sogenanntes „Saisonziel“ ausgegeben hat. Seit wann ist es ein Muss, zu Beginn einer Spielzeit öffentlich zu verlautbaren, was man sportlich erreichen will? Wem nützt das außer den ewig nach Krawall geierenden Sprech- und Schreibfinken? Klar, dass es Häme hagelt, wenn das Team (das angeblich über das ominöse Saisonziel diskutiert und sich dazu bekannt hat) wenige Tage nachdem es hieß, man wolle um die Aufstiegsplätze mitspielen, so dermaßen derbe verkackt.

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Weil ein Spielbericht, der einzelne Szenen beleuchtet, bei diesem Desaster völlig uninteressant ist, hat sich Ihr über die Maßen ergebener Analyst entschlossen, aus dem Ganzen einen Ratgeber zu machen: Welche drei Faktoren eine solche Miniklatsche haben entstehen lassen. Denn Geschichte wiederholt sich: einmal als Tragödie, einmal als Farce.

Faktor 1: Die Schlampigkeit der Spieler

Ihr Ergebener redet ja schon seit Jahren von der großen Bedeutung der drei dicken Bs: Ballannahme, Balleroberung und Ballbehauptung. Wenn ein Team mehrheitlich Schwächen bei zweien dieser Faktoren zeigt, hat es keine Chance. Die Mannschaft, die gestern für Fortuna Düsseldorf auf dem Rasen im Niedersachsenstadion stand, griff fast durchgehend bei jedem B in die Scheiße. Dazu eine schon in der ersten Halbzeit unterirdische Passquote von knapp über 70 Prozent. Bei solchen haarsträubenden Mängeln stellen sich Fragen nach Spielplänen und taktischen Systemen nicht mehr, da ist es egal, ob man mir Dreier-, Vierer- oder Fünferkette spielt, ob ein abkippender Sechser ab und an umfällt, und ob eine hängende Spitze einen Durchhänger hat. Es ist wurscht, weil Partien dann einfach wegen der Fehlerquote verloren werden.

Schlampentreffen vor dem Spiel

Geradezu abartig übel war es gestern bei Tony Pledl, der doch anders kann, der endlich seine Chance hat. Dramatisch das Versagen des Kenan Karaman bei der Ballannahme. Unterirdisch die Vielzahl an schnellen Ballverlusten – teils durch bescheuertes Zweikampfverhalten, teils durch irrwitzige Abspielfehler. Laut der offiziellen Statistik war Shinta Appelkamp der einzige Fortuna auf dem Platz, dessen Passquote bei über 90 Prozent lag. Gut, wenn ein solcher feiner Ballverteiler aber vom Trainers ins Defensivkorsett geschnürt wird, dann verpufft auch das. Bodze, unser Käpt’n, der Erfahrene, den nie jemand für ein Silberfüßchen gehalten hat, schiebt Bälle an Orte, von denen Mitspieler meilenweit entfernt sind.

Bei den Zweikämpfen überzeugte Luka Krajnc einigermaßen, während Kevin Danso oft falsch zum Gegner stand und Christoph Klarer (kein Wunder beim ersten Startelfeinsatz eines 20-Jährigen) vor lauter Hektik Duelle verlor. Selbst der unverwüstliche Rouwen Hennings kriegte bei aller Wühlerei nicht eine einzige Balleroberung hin. Und dann das Ding des Flo Kastenmeier, der – sichtlich genervt vom Spielverlauf – auch sein fußballerisches Können nach und nach ablegte, um sich dann selbst ein Ei ins Nest zu legen. Nein, wir gehen die Liste nicht ganz durch, reden nicht von der versuchten Schönspielerei des Brandon Borello, der vergeblichen Mühe des Kristoffer Peterson und der Isolation von Cello Sobottka. Wir sagen schlicht: Alles Schlampen, die sich was schämen sollten, wenn sie einen Funken Berufsehre im Leib haben.

Faktor 2: Die Überforderung des Cheftrainers

Die Frage ist natürlich, weshalb spielen Kicker, die woanders oder in anderen Partien durchaus gut auftreten, sich zu Schlampen entwickeln. Es heißt ja immer, eine der Hauptaufgaben der Trainer sei es, jeden Mann im Kader immer besser zu machen. Betrachtet man aber das, was – saisonübergreifend, um diese Phrase einmal zu bemühen – Uwe Rösler bei der Fortuna bisher geleistet hat, denn kann die Antwort nur lauten: Keinen Akteur hat er besser gemacht. Das kann verschiedene Ursachen haben: Die Trainingsgestaltung, die Motivation und das Einpassen der Jungs in taktische Systeme und Spielpläne.

Uwe Rösler, schon vor dem Spiel ratlos?

Darüber, was und wie genau trainiert wird, ist – der Seuche sei Dank – wenig bekannt, weil Beobachter entweder gar nicht oder nur teilweise zugelassen sind. Zudem liegt die Hauptverantwortung für das, was eingeübt wird, beim Co-Trainer Tom Kleine. Angeblich seien in der vergangenen Woche Standards trainiert worden sein. Die wenigen Freistöße – Eckbälle gab’s nicht für F95 – wurden kläglich vergeben. Wenn also das Spiel mit dem ruhenden Ball geübt wurde, dann ist das in die Hose gegangen. Über die Fitness der Kicker lässt sich wenig sagen, weil aufgrund der Verletztensituation und der Zeit, die Neuzugänge zur Steigerung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit zur Verfügung hatten, nur wenige überhaupt auf Basis von Trainingseinheiten den gewünschten Zustand erreichen konnten.

Bei Wutfans und Sofatrainern wird ja oft behauptet, der Trainer erreiche die Mannschaft nicht mehr oder gar die Mannschaft habe gegen den Trainer gespielt. Sind die Spieler motiviert, merkt man ihnen das während einer Partie daran an, wie verbissen sie kämpfen, aber auch, ob und wie lange sie die Konzentration halten können. Beim Unentschieden gegen Regensburg schien die Motivation hoch gewesen zu sein, sonst wäre die Art und Weise wie die beiden Tore zustande gekommen sind, nicht erklärbar. Heute aber traten dieselben Herren, die sich vor einer Woche noch ins Zeug gelegt hatten, mit gebremstem Schaum und mangelnder Konzentration auf. Also muss in der vorangegangenen Trainingswoche irgendetwas in Sachen Motivation schiefgelaufen sein.

Ein Vorwurf, den nicht nur Ihr Ergebener Uwe Rösler schon mehrfach gemacht hat, betrifft die Auswahl des Spielsystems und der Frage, ob und wie einzelne Spieler entgegen ihrer besonderen Fähigkeiten auf den jeweiligen Positionen eingesetzt wurden. Matze Zimmermann aus der Not heraus auf der rechten Seite zu platzieren, geht in Ordnung. Aber beispielsweise den eher zarten Shinta Appelkamp von Defensivaufgaben mehr oder weniger freizustellen, kam dem Cheftrainer wohl nicht in den Sinn. Überhaupt kam es Ihrem ziemlich ergebenen Spielbeobachter so vor, als habe dem Team gestern der durchs System verordnete Anzug nicht gepasst hätte. Am ehesten funktionierte noch der mittlere Teil der Dreierkette, wobei weder Krajnc, noch Bodzek oder Danso zum Spielaufbau beitrugen oder, wenn sie es versuchten, in die Scheiße griffen.

Zimmer gleichzeitig als defensiven Mittelfeldler und Außenläufer einsetzen zu wollen, schien auch nicht die beste Idee zu sein. Pledl fühlte sich in seiner Rolle auch nicht wirklich wohl, und wie immer, wenn das bei ihm der Fall ist, kriegt er so gut wie nichts auf die Reihe. Die Idee Hennings als einzige Spitze mit Karman als eine Art hängender Mittelstürmer zu kombinieren, ging voll daneben, denn auch KK fühlte sich nicht wohl, was sich bei ihm offensichtlich in einer abenteuerlichen Fehlerquote niederschlägt.

Alles in allem sieht es so aus, dass Uwe Rösler die Verantwortung für das Scheitern auf allen drei wesentlichen Gebieten, auf die Trainer Einfluss haben, übernehmen muss. Und weil sich diese Mängel bis auf das Pokalspiel in Ingolstadt in allen Punktpartien der Liga zeigten, steht zu vermuten, dass UR nicht der richtige Cheftrainer für die gegebene Situation bei der Fortuna ist.

Faktor 3: Der Amoklauf des Schiedsrichters

Während der ersten 45 Minuten dachte Ihr Ergebener noch, oha, der bekloppte Dankert, der macht das aber richtig gut heute. War ja vorbildlich, wie er Milde walten ließ und bei Konflikten ruhig mit den Streithähnen redete. Bei den Entscheidungen lag er weitestgehend richtig, und beide Teams konnten sich gerecht behandelt fühlen. Nach der Pause bringen die Coaches Matze Zimmermann, und weil der schwache und leicht angeschlagene Florian Hartherz Platz machen muss, sortieren sie ihn auf der ungewohnten linken Abwehrseite ein. Man sieht: Der Bursche brennt. Geht ran wie Blücher. Verhaut sich auch gleich beim Zusammenspiel mit Danso. Und tritt einem Gegenspieler bei einem wilden Laufduell auf die Quanten. Kommt vor, kann passieren, keine böse Absicht … denkt sich jeder, der schon mehr als eine Handvoll Partien gesehen hat. Denkste. Dankert hoppelt herbei und zeigt Zimmermann den pissgelben Karton.

B. Dankert, der pfeifende Amokläufer

Um es mal so richtig hart klarzustellen: Dann hätte dieser hässliche Schwede, der in Hälfte 1 unserem Jean Zimmer im Zweikampf in die Visage langt, dafür ebenfalls Gelb sehen und – weil es die zweite gewesen wäre – vom Platz gestellt werden müssen. Dann hätte es in drei, vier Fällen, in denen Kicker beider Teams sich bei Kopfballduellen die Gräten um die Ohren gehauen haben, mehrfach Verwarnungen geben müssen. Dass der doofe Dankert ausgerechnet einem eingewechselten Spieler ausgerechnet wenige Minute nach Wiederanpfiff für dieses Foul eine gelbe Karte zeigt, riecht – mit Verlaub – nach Schiebung.

Wie übermotiviert „Zimbo“ (Darf man Matthias Zimmermann wirklich so nennen? Der Cheftrainer tut’s jedenfalls…) auf der Wiese rumrannte, zeigte er etwas mehr als vier Minuten später als er bei einem weiteren Laufduell seinen Gegner – mehr ungeschickt als in böser Absicht – über den Haufen rennt; auch das kein grobes Foul. Niemand, nicht einmal Leute, die es mit Hanoi 96 halten, versteht, was dann passiert: Dankert zückt das Papierchen erneut und hält es Zimmermann vor die Nase. In Worten: Platzverweis nach exakt sechs Minuten dreißig Spielzeit unseres Kämpfers. Diese Entscheidung mit „ein bisschen hart“ zu umschreiben, ist in etwas so realistisch wie Röslers Einschätzung, man habe in der ersten Halbzeit auf Augenhöhe gespielt.

Und ist es wohl Wahnsinn, so hat er doch Methode. Natürlich trifft der Platzverweis ein schwaches Team, das zudem auf Anweisung des Trainers auf Null-Halten spielt, besonders schwer. Denn nun werden die Lücken größer, durch die der Gegner Richtung Tor gehen kann. Aber Dankerts Amoklauf ist noch nicht zu Ende. In der 65. Minute findet eine Strafraumszene vor Flo Kastenmeier statt, die mit einem Pfiff endet. Klar, so ein Hannoveraner steht meterweit im Abseits. Und dann sieht Ihr Ergebener die Geste des Schiris. Der zeigt allen Ernstes auf den Elfmeterpunkt! Alle Spieler, auch die Heimleute, haben Fragezeichen in den Augen: Hä, was denn nun? Tatsächlich hat es vorher an der Sechzehnerkante einen Zweikampf zwischen Kevin Danso und diesem Haraguchi (dem seinerzeit die Fortuna wohl nicht gut genug war…) gegeben, bei dem beide zu Fall kommen. Mit den Ärmchen haben sie sich beide beackert, die Füßchen haben sie sich verknotet. Und dieser „Unparteiische“ aus Rostock entscheidet auf Strafstoß.

Selbst der völlig irre Sky-Kommentator, der ja kaum irgendetwas auf die Rolle gekriegt hat, findet auch diese Regelauslegung „ein bisschen hart“. Der modebewusste Ducksch (der in der ersten Viertelstunde einen Hundertprozenter und einen Achtzigprozenter auf dem Schlappen hatte, netzt mit Glück ein. Kastenmeier springt in die falsche Ecke, weil ihm aber die tiefstehende Sonne in die Augen schien, hätte er wohl auch sonst keine Chance gehabt. Schiedsrichter Bastian Dankert hat innerhalb von zwanzig Minuten das Spiel entschieden, das wegen der deutlichen Schwächen auch der Hannoveraner gut und gerne Remis hätte ausgehen können.

Der Zustand des Fußballs

Betrachten wir aber den Zustand des deutschen Fußballs in den Zeiten der Pandemie, dann verblasst die Krise der kleinen Fortuna gegen die grundlegenden Probleme der Ligen. Das beginnt bei den Komödien rund um die Corona-Tests, geht weiter mit der erlaubten, verbotenen oder begrenzten Anzahl Zuschauer in den Stadien und hört bei der skandalösen Berichterstattung von Bezahl-ZV und ÖR-Fernsehen lange nicht auf. Der Begriff Financial Fairness ist zum Witz geworden; die wirtschaftliche Situation vieler Vereine ist so katastrophal, dass sie eigentlich in die Insolvenz müssten – wären da nicht irgendwelche Geldgeber, die dafür sorgen, dass der Etat des Führenden der zweiten Liga fast zwanzigmal so hoch ist wie der des ärmsten Vereins.

Flo Kastenmeier, von den Kollegen und dem Schiri in den Wahnsinn getrieben

Konkret: Da kommentiert jemand auf Sky die Partie unserer Fortuna, der völligen Blödsinn labert, der die Spieler verwechselt, der völlig hilflos Statistiken zitiert und Phrasen drischt, dass die Floskeln nur so rauschen. Da bringt die ARD in der Sportschau einen Bericht, der mit dem stattgefundenen Spiel nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Da plappern die Sprechpuppen immer noch von Heim- und Auswärtsspielen, obwohl die Partien daheim oder in der Ferne unter völlig unterschiedlichen Bedingungen stattfinden.

Nein, Spaß macht das alles nicht mehr. Wenn man an einem Samstagmittag auf der Couch oder maskiert in einer Kneipe auf das Angebot des ekligen Bezahlsenders angewiesen ist. Wenn während des Spiels einer der Videoassistenten aus der Kölner Gruft „Kontakt“ ruft, und der Schiri auf dem Platz pflichtbewusst Strafstoß pfeift. Wenn man den hässlichen Hörgerätevogel auf der Hannoveraner Tribüne rumprotzen sieht, der die 50+1-Regel kippen will, um endlich die Rendite für sein investiertes Geld zu sehen.

Wie gesagt: Dagegen verblassen die Probleme unserer geliebten Diva. Zumal die aufs Engste mit dem abscheulichen Zustand des deutschen Ligafußballs verbunden sind. Wollen wir Vereinsmitglieder und Fans, dass die Fortuna die Fortuna bleibt oder dass sie sich am sportlichen Erfolg um jeden Preis orientiert und ihre Seele irgendwelchen Geldsäcken verkauft? Am 8. November können die Vereinsmitglieder auch darüber entscheiden und es steht zu hoffen, dass sie nicht – wie üblich – am aktuellen Misserfolg entlang diskutieren und abstimmen, sondern die Verantwortlichen darin bestätigen, den bestmöglichen Fortuna-Weg zu finden und den dann konsequent zu beschreiten. Eine mögliche oder gar notwendige Trainerentlassung ist da nur ein kleines Teilproblem.

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