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Nürnberg vs F95: Absurdes Theater mit Fehlpasshäubchen

Analyse · Sagen wir so: Beide Mannschaften passten sich der unterirdischen Leistung des Sky-Kommentators und dem bodenlosen Treiben der Schiri-Bande nahtlos an. Während die Kölner Gruft nun offiziell zur Zentralen Verarschungsagentur im Deutschen Fußball (ZVADF) heißt, haben die Rotweißen den Titel Fehlpasskönige redlich verdient. Nein, es war kein interessantes und erst recht kein gutes Spiel. Nicht einmal spannend war’s, womit die Partie Punkte in allen wesentlichen Kategorien liegenließ, die zu begeisterndem Fußball führen können. Lächerlich wird es mittlerweile, wenn die Medienvertreter in den Zeiten der Geisterspiele immer noch Heim- und Auswärtsbilanzen in ihre Statistikvorleserei integrieren. Trotz aller Erbärmlichkeit auf allen Seiten geht das 1:1 in Ordnung. [Lesezeit ca. 8 min]

Erbärmliche Presse

Apropos erbärmlich: Wirklich widerlich ist, was das Vierbuchstabenblatt und seine gewissenlosen Vertreter*innen sich dieser Tage wieder einmal leisteten. In ihrem unermüdlichen Begehren, Skandale herbeizuschreiben, um diese dann genüsslich ausschlachten zu können, meinten diese Schreibfink*innen, Konflikte zwischen Neuvorstand Klaus Allofs und Aufsichtsratsvorsitzendem Björn Borgerding herbeifantasieren zu müssen, wo es doch Borgo war, der das Kläuschen zur Fortuna heimgeholt hat. Zum Glück nahm der gute Klaus die Gelegenheit einer blöden Sky-Nachfrage zum Thema dankbar wahr, um die Fakten zurechtzurücken. Aber letztlich ist diese Dreckigkeit nur der Lohn der dummen Tat von Allofs (und übrigens auch Hennings und ein, zwei anderen Spielern) exklusiv mit den BLÖD-Vertreter- und besonders *innen zu sprechen. Ihr höchst erboster Berichterstatter ist der Meinung, dass die Fortuna-Kommunikationsabteilung die BILD-Zeitung mal – zumindest für eine gewisse Zeit – ausschließen sollte.

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Natürlich wissen wir alle, dass das, was Sky-Menschen so rundum und während einer Partie labern, nicht die 14,99 Euro für ein Tagesticket, ja nicht einmal 15 Cent wert ist. Aber gestern konnte man wieder Strichlisten über die sachlichen Fehler des Spielbesprechers führen, die nicht auf einen Deckel gepasst hätten. Mal abgesehen davon, dass diese Type das Spiel nicht im Geringsten versteht und seine fachliche Inkompetenz durch Einstreuen aktuellen Fachjargons zu kaschieren suchte, ihm gelang es in trump’scher Manier sich innerhalb von drei Spielminuten in der Bewertung der Partie im 100 Prozent zu widersprechen. Dass er Kelvon Ofori für Kevin Danso hielt… geschenkt, sind ja beide bloß Afrikaner. Dann blubberte er davon, dass der gute Kelvin von der Right to Dream Academy käme und dass das aber ein ungewöhnlicher Name für einen Fußballverein sei – blöder geht’s nimmer.

Fallende Nürnberger beim 1:1 durch Karaman

Dabei könnte ein witziger, origineller oder besonders fachkundiger Kommentar einer armen Fansau, die gezwungen ist, eine Zweitligabegegnung unter der Beteiligung der eigenen Herzensmannschaft für Geld auf der Couch zu gucken, wenigstens ein bisschen Spaß bringen, wo doch aller Spaß, den der Fußball einem Menschen, der an genau einem Club hängt, zurzeit fehlt. Auch das kapiert solch eine Sprechpuppe nicht und meint, die „lieben“ Zuschauer wären auf ein Spektakel aus. Hey, Sky-Fuzzi, solche Partien gucken ausschließlich Fans der beiden beteiligten Mannschaften und die sind nicht auf ein wildes Spiel aus, sondern dass ihr Team gewinnt. So, Ende der Medienschelte … für heute.

Absurde Handspielentscheidung

Reden wir lieber über einen der größten Skandale der noch jungen Saison. Es geht um das vermeintliche Handspiel des Innenverteidigers Christoph Klarers im eigenen Strafraum. Wie es im Kicker-Ticker so treffend heißt: „… in der Mitte beharken sich Klarer und Schäffler, der Ball springt an eine der beiden Hände.“ Dass die Pille eine Hand berührt, konnte jeder sehen. Die Frage war zunächst, wessen Pfote es war. Das war deshalb schwer auszumachen, weil das Nürnberger Würstchen den Arm vom Christoph mit seinem eingeklemmt hatte, dass unser Neu-Ösi gar keine Kontrolle über die Tatze hatte. Zweitens: In der Bewegung gehen die (eingeklemmte) Klarer-Hand und die (einklemmende) Nürnberger-Hand nach vorne, wo zufällig gerade das Ei herbeischwebt und eine der Hände berührt. Ihr Ergebener würde schon erstmal sagen: kein absichtliches Handspiel. Drittens: Aus der Hintertorperspektive sieht es mehr danach aus, als sei die Kugel auf der Nürnberger Hand gelandet.

Der bis dahin ordentlich pfeifende Schiri ließ weiterlaufen. Wobei: Unordentlich war schon seine Freistoßentscheidung, die zur bewussten Szene führte, nicht war. Und dann wachten die Lemuren in der kölschen Grotte aus ihrem Rausch auf und wisperten dem Referee ins Ohr, das sei doch wohl Hand vom Fortunen gewesen, er solle sich das mal anschauen. Was er dann auch tat. Und als alle dachten: Okay, jetzt hat er’s auch gesehen, zeigt Herr Schröder auf den Elferpunkt. Selbst der dumm vor sich hin blubbernde Sky-Kerl war verblüfft. Und so fiel das 1:0 für den Glubb nach einer krassen Fehlentscheidung. Merkwürdig, wie wenig die Verarschten in den weißen Klamotten protestierten…

Unterirdische Passquote

Bis dahin (12. Minute) hatten die Schützlinge von Uwe Rösler und seinen Kollegen genau das zelebriert, was angeordnet war, und das sah gut aus. Wie erwartet übten sich Rouwen Hennings, Kenan Karaman und auch Kristoffer Peterson im hohen Pressing, dass den Würstchen so gar nicht gefiel. Und wenn sie aus solchen Situationen nach vorne spielten, trafen sie auf einen Mittelfeldriegel, der sie – vor allem dank Kuba Piotrowski und auch Adam Bodzek – immer wieder dazu zwang, rückwärts zu spielen. So wurde der FCN-Keeper praktisch zum Libero, der die Pille deutlich mehr am Fuß als in der Hand hatte. Umgekehrt wurde leider kein Schuh daraus, denn die fortunistische Offensive litt erneut unter akuter Einfallslosigkeit und einer geradezu lächerlich schlechten Passquote.

Wenn diese am Ende bei 72 Prozent (kicker) bzw. 77 Prozent (bundesliga.com) liegt, ist das a) die Bestätigung für das, was man gesehen hat, und b) ein großes und breites Armutszeugnis. Schlimmer noch: In den meisten Fällen, die sich Ihr Ergebener im Nachhinein noch einmal genauer angeschaut hat, waren technische Mängel die Ursache. Und das ist ein Grund sich Sorgen zu machen. Bei ungefähr einem Drittel der Fehlpässe wird deutlich, dass die Abstimmung der Laufwege und, ja, auch die Kommunikation ne Menge Luft nach oben haben. Dies ist eine Baustelle, die sehr, sehr bald beseitigt werden muss, sonst wird’s nix mit dem Wiederaufstieg. Da hilft neben Üben, Üben, Üben nur Konstanz bei der Aufstellung. Darum bemüht sich Trainer Rösler ja schon ganz offensichtlich. Diese Mühe wird er weiterhin aufwenden müssen, denn je mehr Kicker wieder gesund zur Verfügung stehen, desto öfter wird sich die Startaufstellung auch wieder ändern.

Lauter schwache F95-Eckbälle in Nürnberg

Gewaltige Symbolkraft hatte die Nominierung von Olli Fink für die Partie. Wir alle wissen, dass wir es beim Ex-Käpt’n mit einem der diszipliniertesten Sportler zu tun haben, einem Burschen, der sich gesund ernährt, topfit hält und auch dann, wenn’s eigentlich nicht nötig wäre, im Training quält. So ist er in wenigen Wochen zum überlebensgroßen Vorbild für die Jungs der Zwoten geworden, die in der Regionalliga gerade für Furore sorgen. Fink mit nach Nürnberg zu nehmen, hieß in Worten: „Leute, schaut auf diesen Mann, dann lernt ihr, was die Grundlage für sportlichen Erfolg ist.“ Zum Zuge kam Finki bzw. Finko – was für lächerliche Spitznamen für diesen großen Fußballer! – nicht, aber seine Anwesenheit war wichtig.

Erwartbare Startaufstellung

Überraschend war an der Startaufstellung nichts. Dass Cello Sobottka wieder als linker Außenverteidiger ranmusste, war klar. Und er löste diese Aufgabe sogar noch besser als in der Vorwoche und stellte einen seiner beiden Gegenspieler über die Zeit völlig kalt. Auch dass es noch zu früh für Andre Hoffmann als Starter war, konnte man ahnen. Dafür machte Kevin Danso sein bisher bestes Spiel im Hemd mit dem heiligen F95 auf der Brust. Ähnelt einem bisschen der Lernkurve, die Dodi Lukebakio seinerzeit bei der Fortuna zu erklettern hatte, also sich selbst die Rosinen aus der Birne zu schlagen und einfach solide Fußball zu spielen – Chapeau Kevin! Sein Ösi-Landsmann Christoph Klarer zeigte dagegen eine eher gemischte Tüte, also starke körperliche Einsätze, perfekte Klärungen, aber auch Konzentrationsmängel und Produktion von Luftlöchern. Als Hoffmann in der 81. Minute an der Seitenlinie mit den Hufen scharrte, murmelte Ihr Ergebener „Ah, kommt für Klarer“, und lag falsch.

Denn in den letzten zehn Minuten standen tatsächlich drei Innenverteidiger für Rotweiß auf dem Platz. Taktisch bedeutet das ja, dass dann Dreier- oder (seltener) eine echte Fünferkette angesagt ist. Tatsächlich vollendeten die Coaches in ihrer grenzenlosen Taktikweisheit nur, was sie mit dem Tausch von Shinta Appelkamp für Käpt’n Bodze in der 58. Minute schon angelegt hatten, eine radikale Systemumstellung auf ein echtes 3-4-3 mit Ofori, Karaman und Pledl als Sturmreihe, Borrello, Appelkamp, Piotrowski und Zimmermann als Vierermittelfeld und den drei Verteidigern Hoffmann, Danso und Klarer.

So sah die taktische Ordnung zum Schluss aus

Das änderte die Zug- und Druckverhältnisse dramatisch. Und der sensationelle Alleingang von Kelvin Ofori in der 74. Minute, bei dem ihm nach knapp 80 Yards der Sprit ausging, war eine sichtbare Folge der Umstellung. Auf der Zielgeraden brachte dann der Wirbel der drei Stürmer viele Fragezeichen in die Nürnberger Gesichter, und deren Tormann musste nun auch öfter seine Hände benutzen. Die letzte Chance der Glubberer war zwar ein Kopfball in der 90. Minute, aber ab der 71. Minute kam von denen vorne nichts. Was übrigens auch mit einem unerwartet engagierten Defensivverhalten von Shinta Appelkamp zusammenhing, der sich sogar eine Gelbe einhandelte. Dieses bewusste Einsetzen des Körpers zum Zwecke der Balleroberung ist aber die Domäne des Kuba Piotrowski, der deutlich weniger Coaching von außen benötigte als gegen Heidenheim.

Diverse Baustellen

Und warum reden wir nicht viel öfter von Florian „Flo“ Kastenmeier? Weil der einfach immer besser wird. Okay, gestern hatte er nicht wirklich massenhaft zu tun, aber in drei Situation klärte er im Stile eines, ja, was eigentlich? Beeindruckend ist vor allem sein ruhiges, selbstbewusstes Auftreten, das seine Vorderleute total ernstnehmen. Nur einmal, genau einmal, da versuchte er sich wieder mit einem fußballerischen Stückchen, das um ein Haar in die Kiste gegangen wäre – nicht ganz so doof wie in Hannover, aber doof genug. Keinen guten Tag hatte Matthias Zimmermann, der sich wie immer volle Möhre reinwarf, aber mit einer Passquote von 65 Prozent weit unter seinem Niveau blieb und nur rund 30 Prozent seiner Zweikämpfe gewann. Weil auch Jean Zimmer nicht auf voller Höhe seiner Möglichkeiten antrat, tat sich auf der rechten Seite offensiv bis zur Umstellung so gut wie nichts. Leider lief auch Kristoffer Peterson auf der anderen Seite deutlich neben seiner Spur (Zweikampfquote um die 20 Prozent!), sodass Flügelspiel bis zur 60. Minute praktisch nicht stattfand – auch das eine Baustelle…

Und doch: Seine Vorarbeit für das 1:1 durch Kenan Karaman war so kurios wie wirkungsvoll. Die Kugel kam von Bodze, Peterson war nach feinem Dribbling im Sechzehner auf dem Hosenboden gelandet und leitete das Ding an Kenan weiter, der exakt richtig stand und einlochte. Warum nicht öfter so? Warum wird so selten über die Ecken der „Box“ versucht, Chancen zu erzeugen? Wieso kreuzen die Offensiven so oft horizontal an der Strafraumkante? Fragen über Fragen, die hoffentlich zunehmend oft beantwortet werden. Denn über alles gerechnet gibt es viel zu wenige solche gelungenen Spielzüge, viel, viel, viel zu wenige. Und wenn dann ab der 60. Minute offensiv mal ordentlich kombiniert wurde, landete das Leder (das heutzutage aus vollsynthetischem Material besteht) bei einem Fortunen, der sich momentan zu einem vernünftigen Torschuss nicht in der Lage sah. Auch das wäre doch ein schickes Thema fürs Training.

Ein Geduldsspiel

Nein, nicht der relativ öde Kick gestern war ein Geduldsspiel, sondern die laufende Saison der Fortuna ist eines und wird es auch noch eine Weile bleiben. Nach dem gewaltigen Kaderaustausch und der schwierigen Neuverpflichtungsarbeit sowie einer nur notdürftigen Vorbereitung ereilte die sportliche Leitung auch noch massives Krankheits- und Verletzungspech. Bisher war kaum zu erkennen, wie hoch das Qualitätsniveau des Kaders tatsächlich ist. Noch gar nicht zu sehen war das Team als Mannschaft mit eingespieltem Zusammenspiel – den so genannten „Automatismen“, die früher einfach „Laufwege“ hießen. Das erklärt teilweise das lächerliche Passspiel, denn natürlich kommen mehr Bälle beim Kollegen an, wenn ein Kicker genau weiß, wie der läuft, wie der sich bewegt.

Aber, dass entgegen der Meinung der Wutfans und Sofatrainer Sportvorstand Uwe Klein doch ganz gut lag mit seinem Shopping, wird nach und nach deutlich. Gestern stach in dieser Hinsicht vor allem Kevin Danso hervor, vor einer Woche waren es Christoph Klarer und natürlich Kuba Piotrowski (den viele ja schon zur Graupe erklärt hatten); auch Kristoffer Peterson hat schon bewiesen, dass er was Nützliches kann. Luka Krajnc hilft sicher, Eddie Prib hat bei seinen beiden Einsätzen schon gezeigt, was er draufhat. Ob man Florian Hartherz und Brandon Borrello schon jetzt als Fehleinkäufe bezeichnen kann, ist auch fraglich. Von den – man kann den doofen Ausdruck kaum noch ertragen – „Eigengewächsen“ kann man Shinta Appelkamp schon als Gewinn fürs Mannschaftsniveau einsortieren. Da ermüdet das dauernde Fordern eines kreativen Kopfes im Mittelfeld schon einigermaßen, zumal es im aktuellen Fußball taktische Systeme gibt, die einen solchen Regisseur oder Spielmacher gar nicht mehr erfordern.

Auch wenn das Ergebnis aus verschiedenen Gründen enttäuschend war, gehört auch die Partie in den positiven Prozess des Eingroovens. Und wenn man nüchtern draufguckt, war nur das fürchterliche Spiel in Hannover bisher ein Rückschritt. Da kann man sich als fröhlicher Realist natürlich gut auf einen Heimsieg gegen Sandhausen freuen.

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