Website-Icon Fortuna-Punkte

Fortuna-Punkte: Vom Verpflichten verletzter Spieler

Meinung · Es gibt ja leider auch hier in der Leserschaft Arschlöcher, die dauerverletzte Spieler „Krüppel“ nennen – das ist widerlich. Daneben finden sich aber auch eine Menge Fans, die es den für die Verpflichtungen zuständigen F95-Mitarbeitern zum Vorwurf machen, dass sie Spieler „kaufen“, von denen bekannt ist, dass sie oft unter Verletzungen leiden, die zum Zeitpunkt der Verpflichtung noch verletzt sind oder sich gerade in der Rekonvaleszenz befinden. Dabei steckt hinter dem Holen solcher Kicker ein Kalkül, das so typisch für das mittlerweile zynische Fußball“geschäft“ steht. Es geht natürlich ums Geld. Ein geradezu bilderbuchhafter Fall ist der des wunderbaren Leonardo Koutris. [Lesezeit ca. 3 min]

Unterstützt TD!
Dir gefällt, was The Düsseldorfer über die Fortuna schreibt? Und vielleicht auch die Artikel zu anderen Themen? Du möchtest unsere Arbeit unterstützen? Nichts leichter als das! Unterstütze uns durch ein Abschließen eines Abos oder durch den Kauf einer Lesebeteiligung – und zeige damit, dass The Düsseldorfer dir etwas wert ist.

Bilderbuchhaft? Ja, wenn man als geneigter Anhänger der glorreichen Diva über den Tellerrand der Gegenwart hinausblickt, schaut man sich schonmal Videos von Partien an, bei denen eine der Neuverpflichtungen, die noch nicht zum Zuge gekommen sind, mitgespielt hat. Nun gibt es nicht so arg viele, frei zugängliche Ausschnitte, in denen der Herr Koutris zu sehen ist, aber wo er auftritt, da kann man leicht ins Schwärmen geraten. Sagen wir es verkürzt: Der Mann verfügt nicht nur über läuferische Fähigkeiten und eine feine Balltechnik, sondern über das, was man heutzutage so zutreffend Spielintelligenz nennt.

Wie gute Scouts arbeiten

Gute Scouts erkennen so etwas schnell. Und weil gute Scouts detaillierte Anforderungsprofile für neue Spieler von ihren Coaches kriegen, wissen die ganz genau, worauf sie zu achten haben. Wir wissen es nicht, aber der gute Leonardo dürfte maßgenau in eines dieser Profile gepasst haben. Und das vor allem, weil er als Linksverteidiger geführt wird und bei seinen bisherigen Profistationen auf dieser Position eingesetzt wurde. Denn da hatte die Fortuna großen Bedarf nachdem sowohl Gießelmann als auch Contento uns verlassen hatten.

Nach einer nicht ganz so guten Halbsaison hatte Olympiakos ihn im Winter an den RCD Mallorca verliehen, wo er sich nach nur zwei Spielen einen Kreuzbandriss zuzog. Um es mal in Kohle zu illustrieren: Dadurch sank sein Marktwert von 4,5 auf 3,5 Millionen Euro. Das Piräus immer noch keine Verwendung für ihn hatte oder sich einfach auch nicht mit einem Verletzten herumplagen wollte, verlieh man ihn mit einer 3,5-Mio-Kaufoption an unsere Fortuna. Und nochmal rein geschäftlich betrachtet: F95 hätte für Koutris ohne Verletzung eine Million Euro mehr überweisen müssen.

Wette auf das Verletzungsende

Hinter dieser Aktion steckt – wie gesagt – ein Kalkül, das aufgehen kann oder nicht. Und der gute Leonardo stellt nicht den ersten Fall dieser Kategorie dar; in letzter Zeit haben die F95-Verantwortlich auch schon bei Diego Contento und Dawid Kownacki ähnlich gearbeitet. Die Idee ist: Führt man den Verletzten ganz behutsam wieder ans Profitraining heran und, wenn das gut klappt, auch an den Kader und schließlich in die Spielpraxis, hat man einen Kicker mit hoher Qualität zum kleinen Preis, der möglicherweise so seinen Marktwert steigert und nach ein, zwei, drei Jahren mit Gewinn wieder verkauft werden kann.

Auch Eddie Prib zählt in diese Kategorie. Sein alter Verein wollte ihn nicht, weil er verletzungsanfällig und auch schon 30 ist. Und weil dieser ominöse Marktwert zuletzt nur noch bei 550 Tausend Euro lag, hat man seinen Vertrag nicht verlängert, sodass er ablösefrei zur Fortuna kommen konnte. Bei einem Spieler dieser Altersklasse spielt ein möglicher Transfergewinn keine Rolle mehr, sondern nur dessen spielerischen Qualitäten und seine Erfahrung. Die Wette ist risikoarm: Wird Eddie fit und kann regelmäßig spielen, wird er sportlich helfen. Falls nicht, geht keine Ablösesumme verloren.

Erfolgsplanung und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Im Gegensatz zu dem, was viele Fußballkonsumenten glauben, geht es bei der Kaderplanung nicht einfach darum, einen Haufen toller Spieler zusammenzuholen. Der Prozess ist einigermaßen Komplex, wobei die mittelfristige Erfolgsplanung des Vorstandes die Basis bildet und die real existierenden Finanzen die Rahmenbedingungen. Dabei gibt es außerhalb der Kreise der Superreichen zwei grundsätzliche Modelle: schneller Erfolg (Aufstieg, Teilnahme an der EL oder CL) mit großem Investitionsvolumen oder mittel- oder langfristiger Erfolg (Vermeiden von Absteigen, Anstreben von Aufstiegen) bei vorsichtigem Wirtschaften. Dazwischen existieren viele Grautöne. Kaderplanung hat ohnehin einen langfristigen Aspekt: Binden von Spielern, die über mehrere Spielzeiten hinweg eine Achse bilden können, plus Heranführen und Einbinden von Eigengewächsen. Dritter Aspekt ist genau das, was im Fall Leonardo Koutris geschehen ist. Man investiert vorsichtig in einen aussichtsreichen Spieler, der noch ein paar gute Jährchen haben kann, der also Teil der Achse werden kann. Und den man mit Gewinn verkaufen kann, wenn sich diese Variante nicht ergibt.

Überhaupt haben die Verantwortlichen, ganz besonders auch der zu Unrecht viel gescholtene Uwe Klein, im Rahmen der Langfristplanung und der finanziellen Rahmenbedingungen bei Licht betrachtet ausgezeichnet gearbeitet. Das sieht man nicht nur an den Fällen Koutris und Prib mit ihren Risiken, sondern auch an sofort helfenden Spielern wie Krajnc und Klarer sowie an Piotrowski, bei dem man zunächst nicht so recht wusste, und Peterson. Dagegen wirkt Hartherz wie ein Fehleinkauf, obwohl man die Entscheidung für ihn im Rahmen der Kaderplanung trotz allem verstehen kann.

Die mobile Version verlassen