Website-Icon Fortuna-Punkte

Fortuna-Punkte: Ich vermisse AUSWÄRTS!

Ist ja schon schlimm genug, dass man nicht mehr mit seinen Freunden im heimischen Block stehen und die glorreiche Fortuna anfeuern kann. Schlimmer noch finde ich, dass es zur Zeit keine Auswärtsfahrten gibt. Denn: Jede Tour in ein gegnerisches Stadion ist ein Abenteuer. Das wissen sogar die Allesfahrer, also die Fans, die ihr Team zu jedem Auswärtsspiel begleiten und höchstens eins verpassen, wenn sie durch äußere Ereignisse oder den Arbeitgeber daran gehindert werden. Selbst der fünfte oder sechste Besuch in Sandhausen hat noch etwas von einer Expedition in unbekanntes Land. Und das schönste an diese Reisen für die Fortuna: Man lernt jedes Mal neue, gute Leute kennen. [Lesezeit ca. 4 min]

Unterstützt TD!
Dir gefällt, was The Düsseldorfer über die Fortuna schreibt? Und vielleicht auch die Artikel zu anderen Themen? Du möchtest unsere Arbeit unterstützen? Nichts leichter als das! Unterstütze uns durch ein Abschließen eines Abos oder durch den Kauf einer Lesebeteiligung – und zeige damit, dass The Düsseldorfer dir etwas wert ist.

Dass Auswärtsfahrten Abenteuer sind, lässt sich auch gut daran ablesen, dass es ohne Ende Geschichten und Histörchen über dieses oder jenes Spiel in diesem oder jenem Jahr in diesen oder jenen Ort gibt. Denn: Irgendwas ist immer. Das müssen gar nicht mal Dinge sein, die mit dem Fußballspiel selbst zusammenhängen. Es kann sich auch um außergewöhnliche Erlebnisse unterwegs oder im fremden Land handeln. Und manchmal erinnert man sich auch nur an ein Auswärtsspiel, weil es dort im Stadion einfach schweinekalt war.

Ulm 2019: Der Kapo am Rohr

So wie beispielsweise vor einem Jahr in Ulm. Nach mehreren Stunden auf eiskalten Steinstufen in der Kurve spürte mancher seine Füße nicht mehr. Da half dann auch kein Alkohol mehr. Oder in der schattenlosen Hitze beim Pokalspiel in Koblenz im August 2018. Apropos Koblenz: Der lange Marsch durch den Matsch vor ein paar Jahren. Dann sind da noch die Auswärtsspiele mit der ganz besonderen Stimmung; in Bochum vor ein paar Jahren, als der ganze fortunistische Block die komplette Pause durch unter der Regie von Kapo Niko die gesamte Pause lauthals durchsang. September 2009: Das Stadion in Ahlen komplett in Düsseldorfer Hand. Die chaotischen Fahrten mit der Straßen- oder S-Bahn nach Duisburg samt zwangsweisem Fanmarsch mit Polizeibegleitung.

Erinnerung: Koblenz vs F95 – einer Mob im Gästeblock

Nicht immer sind die Erlebnisse schön. Mit Schaudern erinnert man sich an MSV-Typen, die gezielt Feuerwerksraketen auf F95-Fans abfeuerten. Oder, ebenfalls in Duisburg, die Polizeimaßnahme am Einlass im März 2018, die hätte schiefgehen und Verletzte, wenn nicht Tote hätte fordern können. Ein fröhlicher, wenn auch weitgehend volltrunkener Fortuna-Block am Millerntor vor dem Umbau, der einfach nicht mehr gehen wollte. Und die Mutter aller Auswärtsspiele der vergangenen 20 Jahre: Das Relegationsspiel 2012 in Berlin. Massen von Fortunen, die quer durch den Düsseldorfer Hauptbahnhof nach Fahrkarten anstanden, die an der Rückseite verkauft wurden. Die Reise in angeranzten Sonderwaggons über Güterzugstrecken. Das Feuer im Olympiastadion. Die Rückreise quer durch die Republik.

Relegation 2012 – Hertha vs F95 1:2

Manchmal kann man bei solchen Touren sogar Angst kriegen. Das erste Auswärtsspiel bei der Frankfurter Eintracht, als viele annahmen, die SGE-Hools würden uns gnadenlos angreifen. In Wahrheit lief man sich an den Getränkewagen über den Weg und trank gemeinsam Äppelwoi oder Bier. Die Partien, in denen es wirklich heftig abging: Rostock, Erfurt, Dresden – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Schlimme Auswärtsblocks in Bremen und Freiburg. Schlägereien unter Fortunen wie beim FSV Frankfurt seinerzeit.

Bayern vs F95: Das Herz der Kurve schlägt die FCB-Kunden

Und dann sind da noch die schiefgelaufenen Reisen selbst. Zum Beispiel der verpasste Fanbus für die Rückfahrt und eine Nacht zu Fuß in Berlin. Ausgefallene Zugverbindungen und stundenlanges Warten auf irgendeinem zugigen Bahnsteig. In einer fremden Stadt geparktes Auto, das man nicht mehr wiederfand. Verrückte Anfahrten über die Dörfer, liegengebliebene Busse und, ja, auch zerdepperte Sonderzüge, die von der Polizei geräumt wurden. Und andere unschöne, wenn auch aufregende Aktionen wie geplünderte Raststellen, überfallene Gegnerfans usw.

Freiburg vs F95 – die fiese Ecke

Nicht zu vergessen die Rituale: Bei Spielen in München trifft sich die fortunistische Gemeinde im Augustiner, das ist klar, auf St. Pauli verteilen sich die Fortunen je nach musikalischer Vorliebe auf zwei berüchtigte Kneipen. Es spricht sich rum, wo man in Heidenheim, Sandhausen, Meppen oder Aue die beste Wurst oder das beste Fischbrötchen bekommt. Und in allen deutschen Fußballmetropolen wissen Auswärtsfahrer genau, wo sie auf Gleichgesinnte treffen.

Dabei haben wir bisher nur die vergangenen zehn, fünfzehn Jahre betrachtet. Die Veteranen, also die Fans, die schon vor 1990 oder noch früher regelmäßig als Schlachtenbummler unterwegs waren, wissen noch viel, viel mehr Dönekes zu erzählen. Treffen sich zwei Altgediente, geht es immer nach dem Motto „Weißt du noch, damals in Chemnitz?“ Die GANZ GROSSEN Auswärtspartien wurden von den Dagewesenen ins kollektive F95-Gedächtnis geschrieben: die Pokalendspiele 1978, 1979 und 1980 in Hannover und Gelsenkirchen, das Finale im Pokal der Pokalsieger 1979 in Basel, das völlig chaotische Pokalspiel in der Velberter „Sonnenblume“ um den ARAG-Pokal 2003. Der Aufstieg 1966 mit dem Spiel in Offenbach.

Auch wenn ich persönlich erst seit 2004 wieder regelmäßig zu Auswärtsspielen der Fortuna fahre, fehlen mir diese Abenteuer. Das Pokalspiel am 4. Februar in Kaiserslautern war die bisher letzte Partie in der Fremde, und niemand kann sagen, wann wir Fortuna-Fans unsere Mannschaft wieder in gegnerische Stadien begleiten dürfen. Bis dahin bleibt uns nur die Erinnerung an die Touren, die wir miterlebt haben.

Die mobile Version verlassen