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Vorschau: F95 vs Darmstadt – jetzt aber mal richtig

Analyse · Nach einer solchen bösen Klatsche wie der in Bochum und vor allem der fürchterlichen letzten halben Stunde helfen die üblichen Floskeln vom Richten des Krönchens und dem Mundabputzen wenig. Dann doch eher die Phrase davon, dass man nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen könne. Nur passt die in der Zweitligasaison der Fortuna auch nicht so recht, wo doch bisher nicht einmal annähernd so etwas wie eine Tagesordnung entstanden ist. Jetzt wird von vielen die Partie gegen Darmstadt am Freitag zum Entscheidungsspiel hochgejazzt, bei dem es angeblich in erster Linie um den Verbleib von Cheftrainer Uwe Rösler geht. Wenig ist dümmer als das. [Lesezeit ca. 4 min]

Denn eigentlich kann einem unser sächselnde Englishman leidtun. Hatte er vom ersten Spieltag an nicht einmal die Gelegenheit, seine Vorstellungen vom Fußball in die Tat, also in ein schönes und erfolgreiches Spiel umzusetzen. Ja, UR hat Fehler gemacht, gerade was Auswechslungen angeht, aber wenn man seine diversen öffentlichen Äußerungen Revue passieren lässt, entsteht schon das Bild einer Spielweise, die jedem Fan gefallen könnte. Jetzt steht der Kader fast vollzählig zur Verfügung, nun könnte er beginnen, feste Formationen einzuüben, sodass die Spieler in der Wettkampfpraxis Gelegenheit bekommen, sich miteinander einzuspielen, Kombinationen und Laufwege einzuüben und sich mit einem „bästimmten Sistem“ zu identifizieren.

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Problem dabei: diese völlig inakzeptable Fehlpassquote, von der sich kaum ein Kicker freisprechen kann. Was nutzen die schönsten Laufwege, wenn der Passgeber die Pille nicht zum Passempfänger kriegt? In diesem Punkt müssen sich alle, die das F95 über dem Herz tragen, an die eigene Nase fassen, auf Ausreden verzichten und sich – verdammt nochmal! – zusammenreißen. Vor allem diejenigen, die früher bei der Fortuna oder einem anderen Verein oder gar aktuell bei ihrer jeweiligen Nationalmannschaft bewiesen haben, dass sie es können. Und, nein, Fehlpässe sind nicht in erster Linie ein mentales Problem, sondern ein technisches.

Der Spielplan

Markus Anfang, der geborene Kölner, der zwischen 2006 und 2008 auf seine alten Tage immerhin 43 Spiele für F95 absolviert hat, quälen bei den sogenannten „Lillien“ ganz ähnliche Probleme wie unseren Cheftrainer: Verletzungs- und Corona-Ausfälle, Elfmeter und Hinausstellungen gegen sein Team sowie teils erhebliche Schwierigkeiten richtig ins Spiel zu kommen. Während bei unseren Rotweißen seit zwei, drei Spielen immerhin die Defensive ganz ordentlich funktioniert, haben die Darmstädter sich mit 18 die zweitmeisten Gegentore der Liga gefangen. Dafür ist die Offensive schuss- und auch torfreudig.

Das spricht gegen einen auf Hurraangriffe ausgelegten Plan, sondern doch wieder für ein kontrolliertes Spiel aus dem Mittelfeld und mehr Offensive aus der Zentrale. Entscheidend könnten Standardsituationen als Ersatz für Flanken von der Grundlinie aus sein. Man weiß ja, dass eine Mannschaft heutzutage gezielt darauf spielen kann, möglichst viele Ecken und auch Freistöße aus der Halbdistanz zu erarbeiten. Da nun alle Konkurrenten wissen, dass die Fortuna gewöhnlich mit zwei Spitzen antritt, von denen eine Rouwen Hennings heißt, könnte man die Lillien damit überraschen, nur mit einem Mann ganz vorne zu spielen und überhaupt unerwartet defensiv aufzutreten. Steht das defensive Mittelfeld dann sehr hoch, kann man auf hartes Pressing setzen, um nach Möglichkeit Überzahl schon vor dem Strafraum (der ja jetzt gern „Box“ genannt wird) zu erreichen.

Das taktische System und die Aufstellung

Kann aber auch sein, dass die Coaches endlich wieder das von Rösler so geliebte 3-5-2 präsentieren, das ja den Vorteil hat, je nach der Entwicklung der Partie eher offensiv oder eher defensiv ausgelegt werden zu können. Gut an dieser Sache wäre, dass damit das Wunschssystem weiter in der Praxis eingeübt werden kann. Denn letztlich haben alle Neuverpflichtungen, bei denen der Cheftrainer seine Wünsche erfüllt sah, auf dieses taktische System gezielt. Außerdem stehen nun endlich die passenden Kicker nebst Alternativen auf der Bank zur Verfügung.

Und trotzdem: Ihr erschreckend ergebener Analyst würde als Überraschung – siehe oben – ein 4-3-2-1 vorschlagen. Und zwar bewusst ohne die beiden Veteranen Rouwen Hennings und Adam Bodzek, die ja bisher den Beweis schuldig geblieben sind ihre Kollegen als Führungsspieler nach vorne zu reißen. Dafür könnten zwei Männer diesen Part übernehmen, von denen man weiß, dass sie das können: Andre Hoffmann und Eddie Prib. Ihr Ergebener ist im Übrigen der Meinung, dass dem Duo aus Eddie und dem jungen Shinta Appelkamp die Zukunft im Mittelfeld 2020/21 gehört und sich die Verpflichtung eines klassischen Spielmachers – wie sie von vielen Fans lautstark gefordert wird – erübrigt.

So könnte ein unerwartetes 4-3-2-1 gegen Darmstadt aussehen

Auf der Bank fände sich dann neben dem zweiten Torman Raphael Wolf auf jeden Fall Leon Koutris, der mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Spielzeit bekäme. Dazu würden sich am besten die weisen Männer, Rouwen Hennings und Adam Bodzek, sowie Kuba Piotrowski, Tony Pledl und Jean Zimmer gesellen. Wesentlich wahrscheinlicher aber ist tatsächlich ein 3-5-2 bzw. ein 3-3-2-2 – a) weil’s der Rösler mag und b) weil’s mehr Variationen erlaubt. In diesem System kämen an mindestens drei Stellen ganz andere Burschen zum Zuge:

So könnte das erwartete 3-5-2 gegen Darmstadt aussehen

Auf der Bank nähmen außer Raphael Wolf und Leon Koutris dann unbedingt Cello Sobottka und Adam Bodzek Platz sowie auch Kelvin Oforo und Jean Zimmer Platz.

Der Tipp

Selten war es in dieser Saison schwieriger auf einen Ausgang zu wetten. Es hängt viel zu sehr davon ab, ob bei den Rotweißen der offensive (Achtung! Phrase!) „Knoten“ platzt. Und natürlich davon, ob berechtigte und unberechtigte Strafstöße und Platzverweise ausbleiben. Selbst wenn’s klappt, sind viele Tore für die Fortuna nicht zu erwarten. Dafür aber kann es die Verteidigung durchaus hinkriegen, dass Flo Kastenmeier die Pille nie aus dem Netz holen muss. Also spräche viel für ein 2:0 für die glorreiche, wenn auch unzuverlässige Diva.

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