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[Geändert] RWE vs F95 3:2 – Vom Chefkoch, der den Weihnachtsbraten ruinierte

Analyse · Liebe Gemeinde, ihr müsst jetzt ganz stark sein. Der Chefkoch U. Rösler hat gestern den Weihnachtsbraten, auf den wir alle uns sooo gefreut hatten, ruiniert. Hat einfach nicht aufgepasst, hat sich verzockt. Wie weh uns Fortunen das tut, das weiß der Mann nicht. Denn er kennt die fortunistische Seele nicht. Wie auch, wo es doch in seiner Amtszeit nur vier Heimspiele vor Publikum gab. Er ahnt vermutlich nicht, wie viel uns der Pokal bedeutet. Dass für viele von uns die drei Jahre, in denen die glorreiche Fortuna im Pokalfinale antrat und es zweimal gewann, die größten Jahre der Vereinsgeschichte waren. [Lesezeit ca. 5 min]

Und so beschert uns der Mann mit der Fleischmütze in diesem Seuchenjahr schon das zweite Ausscheiden im DFB-Pokal gegen einen unterklassigen Gegner. Ihr höchst Ergebener nimmt Abstand davon, einen Spielfilm zu erzählen, sondern möchte sich ganz darauf konzentrieren nachzuweisen, wie es Herr Rösler geschafft hat, den Weihnachtsbraten zu ruinieren. Und – um Kritiker vorab ein bisschen Wind aus den Segeln zu nehmen – das ist nicht der Versuch, um jeden Preis einen Schuldigen benennen zu können. Denn natürlich tragen auch die Spieler Schuld an der dummen, beschissenen, fußballgottverfluchten Niederlage.

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RWE vs F95: Die merkwürdige Aufstellung (Sky Screenshot)

Nur, es sind ja die Coaches, die bestimmen, wer auf den Rasen geht, die einen Matchplan entwerfen und den Kickern Aufgaben zuteilen … die sie mehr oder weniger gut erledigen. Die Ausgangslage war klar: Der Viertligist (mit dem Liebe zu machen um ihn anschließend in Vergessenheit geraten zu lassen, fortunistische Pflicht ist) würde sicher nicht mit Fanfaren und Hurrageschrei auf den Wolf’schen Kasten losgehen, sondern erstmal gucken, was der Zweitligist so tut. F95 würde also das Spiel machen müssen. Und das ging auch ganz gut los. Es gab wenig Fehlpässe und feine Kombinationen und sogar ein paar Chancen.

RWE vs F95: Die Ersatzspieler (Sky Screenshot)

Nach dem 1:0, das zu hundert Prozent aufs Karmakonto von Raffa Wolf geht, wurde aber immer deutlicher, dass der Ideenvorrat der Fortuna ziemlich begrenzt war. Zwar reichte es noch zum Ausgleich per dem Rouwen Hennings seine linke Klebe, aber nach dem 2:1, das auf die Karmakonten von Pledl, Bodze und Zimmer geht, wurde die Sache mürbe. Besonders auf der rechten Seite. Der kleine Jean, der anscheinend schon vor dem Weihnachtsschmaus ein paar Pfunde zugelegt hat, kann eben nur einen Spielzug: Parallel zur Außenlinie rennen, zur Grundlinie kommen, halbhoch flanken. Tony Pledl war wieder sehr fleißig und hat sich stets bemüht, aber ihm fehlen die spielerischen Mittel, selbst nicht so dolle Gegner regelmäßig auszuspielen, zu überlaufen oder gar per Doppelpass auszuschalten.

Auf der anderen Seite zeigte Leonardo „Leo“ Koutris, was Spielkultur sein kann: Er war mit Abstand der beste Spieler auf dem Platz. Eigentlich sogar ein Außenstürmer. Blöd nur, dass UR ihn als linken AV aufgestellt hatte und den armen Eddie Prib als linken Läufer – eine Position, auf der er sich ohnehin sehr unwohl fühlt. Immer nur einer von beiden konnte also offensiv was versuchen, ein Zusammenspiel gab es so gut wie nie. Bisweilen sah es aus, als trete die Fortuna mit einer Zweierkette an in einer Art 2-2-2-2-2 an, weil Käpt’n Bodze und Cello Sobottka eine unklare Doppelsechs bildeten, die regelmäßig viel zu weit hinten stand, sodass zentral gar nichts ging.

RWE vs F95: Der Karaman (Sky Screenshot)

Welchen Pin genau dieser Karaman gestern im Kopp hatte, wird sich nie klären lassen. Aber langsam fragt man sich, ob seine Treueschwüre gegenüber der Fortuna samt und sonders gelogen sind oder ob er einfach Spaß daran hat, den Cheftrainer zu verarschen. Womit wir beim Koch sind, der den Mops in der Küche nicht rechtzeitig zu Brei geschlagen hat. Wie die Kollegen von der RP zu Recht schrieben: Es wird Zeit, das Kapitel Karaman schleunigst zu beenden. Vielleicht findet sich ja ein Abstiegskandidat in den Niederlanden, Rumänien oder auf Zypern, der noch einen türkischen Nationalspieler gebrauchen kann und hinter dem ein Millionär steckt, der gern mal einen türkischen Nationalspieler kaufen möchte. Und mehr ist dazu nicht mehr zu sagen.

Das Problem schon in der Phase der großen Überlegenheit war die Aufstellung. Die passte hinten und vorne nicht. Und wo Herr Rösler im Spiel gegen Darmstadt noch gerade so auf die Reihe bekam, die taktische Grundordnung im laufenden Spiel (ja, ja, es war eine Spielunterbrechung in der 20. Minute…) zu verändern, um so das Ding doch noch zu wuppen, blieb er bis zur 71. Minute stur wie ein sächsisch-englischer Esel. Und selbst dann erkannte er das Problem nicht. Angesagt wäre eine Radikalkur zum Beginn der zweiten Halbzeit gewesen – inklusive Umstellung auf 3-5-2 oder 3-4-3. So wäre der Braten vielleicht noch zu retten gewesen. Draußen scharrte der kantige Christoph Klarer ohnehin durchgehend mit den Hufen, und Leo Koutris wäre gern auch offiziell eine Kette weiter nach vorne gerückt.

RWE vs F95: Tony Pledl (Sky Screenshot)

Ebenfalls ungeduldig an den Nägeln kauend machte sich Shinta Appelkamp warm, auch Kelvin Ofori starrte sehnsüchtig aufs Feld, und Dawid Kownacki konnten sie kaum noch an einer Selbsteinwechslung à la Netzer hindern. Alfie Morales hatte die Hoffnung dagegen schon fast aufgegeben. Aber, huch, das wären ja gleich FÜNF Wechsel auf einmal gewesen! Das geht doch nicht… Ein Stufenplan wäre denkbar gewesen, aber spätestens zur 60. Minute hätte die Formation Wolf – Klarer, Hoffmann, Danso – Appelkamp, Morales, Sobottka, Prib, Koutris – Ofori, Hennings lauten müssen. Den so schwach wie nie agierenden Raffa, der auch am zweiten Tor der Essener einen großen Anteil hatte, musste man so drin lassen.

So aber hatte der RWE a) den Fortuna-Bratengerochen, b) sauber tranchiert und sich c) perfekt darauf eingestellt, stand viel höher als in der ersten Halbzeit, machten die Schnittstellen dicht und gingen systematisch die schwächsten Glieder der Mittelfeldkette an. Das 3:1 für die Hausherren war die logische Folge (und das einzige Tor, an dem Wolf nicht mit schuld war). Als die Burschen in Schwarz danach nochmal Gas gaben, wurde Karaman zum Störfaktor, der entweder blöd stand, blöde den Ball verlor oder blöde Pässe versuchte. Die Idee, Klarer als Kopfballmonster vorne zu positionieren, war ja lustig, deckte aber das Scheitern des Rösler-Rezepts gnadenlos auf wie kaum etwas anderes.

RWE vs F95: Raphael Wolf (Sky Screenshot)

Ihr enorm ergebener Pokalfanatiker erinnert sich noch mit großer Verbitterung an den 6. Februar 2019, an dem Friedhelm „Trainergott“ Funkel das DFB-Achtelfinale gegen S04 mit 1:4 abschenkte; es war der Tag, an dem seine Abneigung gegen FF zum Dauergefühl wurde. Ihr Ergebener hat heute das Gefühl, der 23. Dezember 2020 könnte der Tag gewesen sein, an dem eine grundsätzliche Abneigung gegen Uwe Rösler entstanden sein könnte, denn der Koch hat den Weihnachtsbraten ruiniert und uns Anhänger der gutaussehenden Diva um die Möglichkeit gebracht, Fortuna Düsseldorf im Pokalfinale von Berlin 2021 zu erleben. Das werden viele von uns ihm nicht verzeihen.

Mamma sagt: Dumm ist, wer Dummes tut. Und das ist alles, was man dazu sagen kann…

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