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F95 vs Fürth 3:3: Ein Spitzenspiel mit vielen kleinen Fehlern

Bericht · Natürlich rückte Sky bei der Nachbetrachtung die Aktion von Flo Kastenmeier in der 83. Minute in den Mittelpunkt. Der war einige Sekunden zuvor bei einer Ecke schon in Richtung Fürther Tor marschiert, dann aber von seinen Kollegen mit deutlichen Gesten wieder hinter die Mittellinie geschickt worden. Bei der nächsten Ecke zog es ihn wieder nach vorne, und dieses Mal wurde sein riskantes Tun durch eine eindeutige Anweisung vom Trainer unterstützt. Die Fortunen im gegnerischen Sechzehner waren genauso erstaunt wie die Fürther. Tatsächlich zog Flo bei seinem Kopfballversuch volle drei Kleemännern auf sich, sodass genug Platz für Kevin Danso blieb, das Ei mit der Birne zu versenken – Ausgleich zum 3:3! [Lesezeit ca. 5 min]

Da war die glorreiche Fortuna also zum dritten Mal zurückgekommen. Und hätte Cello Sobottka die Kugel in der 89. Minute nach einer sehenswerten Doppelpassaktion mit Kenan Karaman auch nur einen Hauch besser erwischt und damit seinen Hundertprozenter zählbar gemacht, die Männer in Rot wären sogar als Sieger vom Rasen gegangen. Und das absolut verdient, obwohl am Ende alle statistischen Werte für die Greuther Teebeutel sprachen. Genau diese Quoten zeigen aber auch auf, wie fehlerhaft dieses rasante Spiel von beiden Teams betrieben worden war. Das war während der laufenden Partie nicht unbedingt sicht- aber spürbar. Gerade den Fortunen misslangen – wie zu Beginn der Saison – zu viele, auch einfachste Pässe. Und wo sie in der ersten Halbzeit noch klare Leader in Sachen Zweikampf waren, kamen sie am Ende nur auf 50 Prozent gewonnener Kämpfe um den Ball.

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Dass die Jungs nach einer halben Stunde schon mit 0:2 im Rückstand waren, kam angesichts der spielerischen Leistung davor überraschend. Denn bis dahin glänzten die Fortunen in der Offensive mit feinen Kombinationen und kreierten einige Möglichkeiten, die aber allesamt nicht wirklich zwingend waren. Der Grund: So schön die Flanken von rechts (Felix Klaus) und von links (Shinta Appelkamp) in die Box kamen, so schlecht standen die Mitspieler dort – leider auch die nominellen Spitzen, nämlich Kenan Karaman und Rouwen Hennings. Gerade Appelkamp schien im Denken und Handeln einfach zu schnell für seine Mitspieler. Leider biss ihn in der 28. Minuten wieder etwas in den Oberschenkel, und Shinta musste leider, leider, leider ausgewechselt werden. Bis dahin war er der beste Fortune auf dem Platz, und der eingewechselte Kristoffer Peterson konnte ihm nicht annähernd das Wasser reichen.

F95 vs Fürth: Das Rudel motiviert sich

Da stand es schon 1:0 für die Franggn. Durch das, was man ein Eigentor nennt, eigentlich aber Missgeschicktor heißen müsste. Denn der in dieser Situation unglückliche Andre Hoffmann hatte eine flache Flanke von links mit der äußersten Spitze seines rechten Fußballschuhs nur ganz leicht berührt, und das blöde Ding flutschte über die Linie. Nein, das war weder fahrlässig noch ungeschickt, sondern einfach nur Pech. Ausgangspunkt war eine typische IV-Bewegung mit dem Ziel, die Pille daran zu hindern, den Abnehmer in der Mitte zu finden. Da machste nix… Und doch hatte man es als altgedienter F95-Anhänger kommen sehen, denn zum allerersten Mal zeigte sich die Viererkette labberig, liefen die Sechser ein wenig konfus herum, und die Offensiven waren einfach nicht da. Man nennt es „Fehler im Stellungsspiel“.

F95 vs Fürth: Schiri Willenburg, ein Schreckgespenst für Fortunen

Da war das 0:2 in der 29. Minute aber aus anderem Holz geschnitzt. Trotz der Umstände des 0:1 konnte man den beiden Innenverteidigern eine optimale Leistung attestieren, ja, Kevin Danso wurde mehr und mehr zum Spieler des Spiels, dazu später mehr. Der zweite Gegentreffer geht aber volle Kanne auf das Konto von Matthias „Zimbo“ Zimmermann. Der stand falsch zum Gegner und schätzte eine sehr weite, sehr hohe Flanke so völlig falsch ein, dass er wie ein Depp rückwärts stolpernd den Ball, den er per Kopf entfernen wollte, verfehlte, und sein Gegenspieler keine Mühe hatte, einzunetzen. Auch wenn Zimmermann ansonsten überhaupt keinen guten Tag hatte: Den vom großen Fortunen Gerd Zimmermann übernommenen Ehrenspitznamen trägt er mittlerweile durchaus zu Recht.

F95 vs Fürth: Ein rasantes Spiel in der leeren Geisterbahn…

Es mag Spekulation sein, aber mit dem Ausscheiden von Shinta Appelkamp verlor die fortunistische Offensive ihren Schwung. Das lag vor allem daran, dass die beiden Sechser, also Eddie Prib und Alfie Morales, nicht ganz auf der Höhe ihres Könnens auftraten. Beim Eddie leider schon zum zweiten Mal nacheinander, und man könnte meinen, er sei schon ein bisschen überspielt. So wird er zum Rotationskandidaten – Cello Sobottka steht jedenfalls Gewehr bei Fuß. Dass Morales seine 1a-mit-Sternchen-Vorstellung von Aue nicht jedes Mal wiederholen könnte, war klar. Und schlecht spielte er gestern nicht, nur mit weniger Kreativität. Ein Schlüssel zu Superauftritten ist bei ihm sicher das Zusammenspiel mit Kenan Karaman: findet das seltener statt, ist die F95-Offensive weniger wirkungsmächtig.

F95 vs Fürth: Appelkamp wird von Doc Blecker vom Platz geführt

Der gute Kenan machte wieder viel, und sein Tor zum 1:2 war eines echten Stürmers würdig. Einen eher ziellosen Nach-vorne-Ball legte Rouwen Hennings auf Karaman ab, der einen 40-Meter-Sololauf vollführte und humorlos die Hütte machte. Leider muss man als ehrlicher Beobachter auch sagen, dass diese geniale Aktion vom Rouwen auch dessen einzige Tat auf Zweitliganiveau war. Die Freunde der Expertenrunde, mit denen Ihr höchst Ergebener bei jedem Spiel per Messenger eng verbunden ist, waren auch der Meinung: Hennings ist völlig neben der Kappe. Nun ist es ja so eine Sache: Einen Knipser, der auch an einem schlechten Tag das entscheidende Tor machen KÖNNTE, nimmt man nicht mal so eben vom Platz. Nur wächst hier ein Riesendilemma heran, denn Dawid Kownacki, der dritte im Bund der Spitzen, ist am besten, wenn er in der Startelf steht. Auch gestern zeigte er wieder, dass er als Joker – er kam in der 69. im Rahmen eines Dreierwechsels – weniger wirkt, weil er dann oft einfach zu viel will.

F95 vs Fürth: Ein von drei Ecken – diese brachte nichts

Was die Truppe aber nach dem Zwei-Tore-Rückstand bewies: maximale Kampfmoral mit dem Willen, das Ding umzubiegen. Tatsächlich waren nicht wenige Zuschauer an den heimischen Empfänger zur Pause beim Stand von 1:2 sicher, dass die Burschen in den schicken roten Jerseys das Spiel noch drehen würden. Das natürlich wegen der sichtbaren Willensleistung, aber auch angesichts der defensiven Schwächen der Herren von Greuther Fürth, die nie wirklich sicher standen und beim Verteidigen von simplen Flanken oft Probleme hatten. Und nach dem Wiederanpfiff zudem Zweikämpfe am laufenden Band verloren. Auch einen ziemlich dicht an ihrer Strafraumkante. Den verwandelt Zimbo Zimmermann in eine Diagonalflanke auf den völlig freien Peterson, der eiskalt und unkompliziert das Tor schoss.

F95 vs Fürth: Die Szene vor dem 3:3 mit Kastenmeier im Zentrum

Über zwei Fortunen muss noch kurz gesprochen werden. An Felix Klaus werden wir F95-Anhänger – so lange er bei uns bleibt – noch viel Freude haben; momentan fehlt ihm noch ein bisschen die Bindung zu den anderen, kein Wunder, war es doch gestern erst sein zweites Spiel mit dem Fortuna-Logo auf der Brust. Der Felix ist schnell, trickreich, kampfstark und hat ein gutes Auge; was will man mehr. Mit Luka Krajnc ist das so eine Sache. Eigentlich ist er ein solider Außenverteidiger mit wenig Offensivgeist, aber wenn er patzt, dann wird’s blöd. Dem 2:3 ging nämlich ein Laufduell voraus, dass er recht kläglich verlor. Immerhin ging er gestern viel öfter mit nach vorne; er hat anscheinend bei Matthias Zimmermann abgeguckt wie man das so macht.

Womit wir zum guten Schluss beim Mann des Spiels sind: Kevin Danso. Dem gelang nicht nur dieser sehenswerte Kopfball zum Ausgleich, der war wieder überall dabei, klärte hinten, was zu klären war, bediente die beiden Sechser, ging in der zweiten Spielhälfte mehrfach wirkungsvoll mit nach vorne und lenkte nebenbei die Viererkette. Ein potenzielles Match um die defensive Anführerrolle hat er inzwischen deutlich gewonnen. Und weil es im Fußball über eine Saison hinweg immer auch um Achsen geht, ist er zusammen mit Flo Kastenmeier und Alfie Morales sicher Teil davon. Blöd, dass der gute Kevin nur ausgeliehen ist – ihn würde man gern langfristig im F95-Dress sehen.

Bilanztechnisch macht das Unentschieden gegen die Spielvereinigung aus der Teefabrik eine gute Figur, egal ob man sagt „Acht Spiele ohne Niederlage“ oder „Makellose Heimbilanz“ oder was auch immer sonst aus den Tasten der Phrasendrescher fällt. Diese Mannschaft ist auf dem richtigen Weg und kann schon kommenden Dienstag zuhause gegen den HSV zeigen, dass sie mit den designierten Aufstiegskandidaten mithalten kann.

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