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F95 vs HSV 0:0 – Matchplan aufgegangen, Tormonster kaltgestellt

Analyse · Okay, wenn der Matchplan darin bestand das gegnerische Tormonster kaltzustellen, dann ist der voll aufgegangen. Denn dieser Terrodde hatte bis zu seiner Auswechslung in der 77. Minute nicht eine Chance. Ja, er gab laut Statistik genau … NULL Torschüsse ab. Wann immer er auch nur eine Fußspitze in den Düsseldorfer Sechzehner setzte, nahm ihn Kevin Danso in Manndeckung. Und zwar energisch, konsequent und sauber. Solche Operationen münden ja auch gern mal in einem Foul mit anschließendem Elfmeter. Nicht aber beim guten Kevin, der erneut und eindeutig bester Fortune auf dem Platz war. [Lesezeit ca. 4 min]

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Dass neben dem verletzten Shinta Appelkamp auch noch Eddie Prib und Felix Klaus mit Magendarm fehlten, machte den Rest der Sache nicht einfacher. Obwohl: Nicht nur Ihr hoch Ergebener hatte vorgeschlagen, das Mittelfeld dieses Mal zentral mit Alfie Morales und Cello Sobottka zu besetzen, zwei Haudegen, die nicht ganz so viel Kreativität verströmen, dafür aber körperlich durchsetzungsstark sind. Auf den Flügeln beharrte der Chefcoach auf Kristoffer Peterson und setzte als Ersatz für Klaus auf Tony Pledl. Leider muss man sagen: Damit war es Essig mit Angriffen über außen. Während Pledl wie immer fleißig und bemüht, aber ineffizient agierte, verhampelte sich Peterson ein ums andere Mal – wenn er das nicht abstellt, wird nichts aus ihm.

F95 vs HSV: Uwe Rösler, der Matchplanbastler (Sky-Screenshot)

War aber auch egal, dass Dawid Kownacki und Kenan Karaman in der ersten Halbzeit wenig gefüttert wurden und sich vorwiegend ums Pressing zu kümmern hatten. Denn die Mannschaft des Hamburger Sportvereins legte eine souveräne Leistung auf den Rasen, die sich gewaschen hatte. Dergleichen hatten die Fortuna-Fans zuhause an den Endgeräten seit Erstligazeiten noch nicht zu sehen bekommen. Allein dass das durchgehend angreifende Team auf eine Zweikampfquote von über 60 Prozent kommt, ist selten. Stadion-DJ Opa, Mitglied der legendären Expertenrunde, meinte zwischendurch: „Wie so ein guter Erstligist, der im Pokal die drittklassige Mannschaft laufen lässt und müde spielt.“ Denn geduldig blieben die HSVler bei ihrem bunten Treiben auch noch.

F95 vs HSV: Seitenwahl mit dem guten Schiri Cortus (Sky-Screenshot)

Ein gewisser Dudziak aber wirbelte alles auf, egal, ob er auf unserer rechten Seite am Zimbo vorbeidribbelte oder links Luka Krajnc vernaschte; er blieb der einzige gegnerische Stürmer, den unsere Jungs nie in den Gríff bekamen. Das gelang mit Herrn Kittel auch erst nach einer ganzen Weile. Und zwar deswegen, weil auch dieses marodierende Element zwischen den verteidigenden Fortunen optimal übergeben wurde. Damit zentral im Aufbau der Gäste möglichst wenig fuktionierte, ackerten Alfie und Cello wie blöde; Zeit für einen eigenen Spielaufbau blieb da nicht. So dermaßen überlegen waren die Rothosen aber gar nicht unbedingt wegen ihrer fußballerischen Fähigkeiten, sondern weil die Rotweißen in den ersten 45 Minuten nicht schnell genug waren – vor allem im Kopf.

Und trotzdem ging das 0:0 zur Pause in Ordnung. Der HSV hatte genau drei Tormöglichkeiten; in zwei Fällen wäre die Bude vermutlich eh nicht anerkannt worden. Einmal rettete Flo Kastenmeier gedankenschnell mit den Füßen. Ansonsten konnte er sich ganz auf seine Rolle als letzter Mann hinter der Viererkette konzentrieren. Es war klar: So durfte es in Hälfte Zwei nicht weitergehen, weil auch die konsequenteste Abwehr mal mürbe wird. Aber, was haben wir für ein cooles Trainerteam! Die hatten noch zwei Ideen, die das Spiel vom Kopf auf die Füße stellten. Erstens: Borrello für Peterson. Zweitens: Umstellung auf ein 4-3-3!

F95 vs HSV: Die fortunistische Startaufstellung /Sky-Screenshot)

Als der nicht mehr ganz so blonde Brandon an der Seitenlinie den Einwechselklaps auf die Schulter bekam, ging ein mildes Stöhnen durch die virtuelle Expertenrunde. Ausgerechnet Borrello! Der Typ, der bisher immer so spielte, als stünde er im Schaufenster mit dem Schild „Der kleine Brandon möchte von einem Topclub abgeholt werden.“ Dass ausgerechnet der Mann, dessen Kooperation mit den Kollegen bisher immer eher suboptimal verlief, zum Fortunen der zweiten Halbzeit würde – wer hätte das gedacht? Nun mangelt es ihm ja auch nicht an fußballerischen Qualitäten, er ist schnell, er ist trickreich und er geht keinem Zweikampf aus dem Weg. Aber dass er dermaßen viel Alarm machen würde – Chapeau, Aussie!

Plötzlich drehte sich das Spiel, ab sofort wurden die K-Buben Dawid und Kenan wieder zu Stürmern, und die Hamburger wussten eine Zeitlang nicht wie ihnen geschieht. An dieser Stelle den Offensiv-Booster zu zünden, war die absolut richtige Entscheidung. Hinten stand alles sicher, und mit dem 4-3-3 blieb es Matthias Zimmermann erspart, offensiv mitmischen zu müssen – etwas, das ihm in der ersten Halbzeit auch überhaupt nicht gelang. Die Spielanteile verschoben sich deutlich, die statistischen Live-Daten spiegelten das im 5-Minuten-Rhythmus wieder. Nicht dass unsere Jungs nun überlegen gewesen wären; die Partie – Wie heißt es so schön? – wogte hin und her, ohne dass mehr als eine kleine Handvoll Chancen, also addiert auf beiden Seiten, dabei herauskam. Das ständig von irgendwelchen Sportbesprechern geforderte Spektakel fand nicht statt, ja, es war noch nicht einmal wirklich spannend.

F95 vs HSV: Eine HSV-Chance aus der ersten Halbzeit (Sky-Screenshot)

Bis zur 90. Minute, in der Danso den Katemann machte und einen sehr, sehr weiten Einwurf in eine Flanke verwandelte. Er fand Morales im gegnerischen Sechzehner, der sich aber festlief. Zwischendurch immer wieder Borrello, der allerdings wieder ein wenig zu oft versuchte es selbst zu machen. Mittlerweile hatte sich Kownacki ein bisschen müde gespielt und wurde in der 76. Minute durch Rouwen Hennings ersetzt … was am Gesamtkunstwerk wenig änderte. Je länger die zweiten 45 Minute sich hinzogen, desto öfter kam nun der Zimbo auf seiner Seite mit vor und probierte Flanken. Ja, einige Male tauschte er mit Pledl die Position, der sich dann am rechten Ende der Viererkette wiederfand. Und dann kam die Minute des Luka Krajnc. In der Nachspielzeit. Nach einer Flanke von Pledl. Mit dem Kopf. Hoch über allen anderen. Gut getroffen, die Pille. Die will knapp unter der Latte ins Gehäuse. Aber mit einer Glanzparade wischt der HSV-Keeper das Ei noch weg. Das war’s.

An dieser Stelle könnte man wieder mal die üblichen Serien-Sermone abliefern: acht Spiele ungeschlagen, zuhause noch nicht verloren etc pp. Auch Hohlphrasen wie „Wenn man aufsteigen will, muss man auch mal gegen die Mitbewerber gewinnen“ bringen niemanden weiter. Einfache Rechenaufgabe: Mit dem HSV, Bochum, Kiel, Fürth und der Fortuna streiten sich vermutlich genau diese fünf um die zweieinhalb Aufstiegsplätze. Wenn eines dieser Teams in der Rückrunde gegen alle Konkurrenten verliert und gegen alle anderen gewinnt, macht das summasummarum 39 Punkte. Nach 30 oder 31 Punkten aus der Hinrunde dürfte das reichen. Würde die glorreiche Fortuna in ihren Heim(!)spielen gegen Kiel und Bochum ebenfalls „nur“ unentschieden spielen, ist in Sachen Aufstieg auch nichts verloren. Es darf nur gegen die anderen nichts schiefgehen.

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