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Sandhausen vs F95 0:0 – Spiel kaputtgewechselt, Herr Rösler

Analyse · Hach, was waren das damals für schöne Zeiten als man sich noch auf ein Spiel der glorreichen Fortuna freute. Zuletzt vielleicht am 5. Februar 2020, als es darum ging, am Betzenberg mal eben das Viertelfinale im Pokal klarzumachen. Ihr Ergebener reiste in Fan-Kreisen im Auto und genoss unterwegs dem Hajo seine Frau ihre berühmten Auswärtsfrikadellen. In der Bundesliga gab es trotz eines 1:1 gegen Frankfurt wenig zu lachen; erst drei Wochen später dann das 2:0 in Freiburg – und man dachte: Wow, vielleicht ist Uwe Rösler genau der Trainer, der a) den Rotweißen schönen Fußball beibringt und b) den Abstieg verhindert. Pustekuchen! Es folgten nach 3:0-Führung vergeigte Spiele und sinnlose Unentschieden gegen direkte Konkurrenten. Außerdem das erste Geisterspiel… [Lesezeit ca. 6 min]

SVS vs F95: Die Sky-Tante trug Köbes-Trikot (Sky-Screenshot)

Damit war der Spaß vorbei, und Herr Rösler hatte keinen Anteil daran, dass es sich änderte. Heute hat er mit einer Kaputtwechselei allererster Güte um seine Abschiedspapiere gebettelt. Lieber Klaus, lieber Uwe, liebe Mitvorstände: Tut ihm den Gefallen, erlöst ihn – das wird keine Liebesgeschichte mehr zwischen der wunderschönen, wenn auch launischen Diva und dem strunzsympathischen Thüringer mit dem denglischen Zungenschlag. Nein, das hat keine Perspektive. So wie auch einige Kicker, die heute im schmucken Köbes-Trikot den Rübenacker am Hardtwald enterten, aus unterschiedlichen Gründen keine Perspektive für das F95-Aufstiegsteam der Saison 2021/22 hat. Denn mehrere Fortuna-Spieler der aktuellen Spielzeit werden von den jungen Talenten aus dem Kader gefegt – Verletzungsfreiheit mal vorausgesetzt.

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SVS vs F95: Kalt und nass war’s – besonders auf der Reservebank (Sky-Screenshot)

Vielleicht war das durch und durch blöde 0:0 inklusive der fußballerischen Großleistung in der gesamten ersten Halbzeit und bis zur 70. Minute auch einfach der Schwanengesang eines Fortuna-Kaders, der so einfach nicht zusammenpasst. Woran übrigens niemand die direkte Schuld trifft, auch nicht der zu Unrecht viel gescholtene Uwe Klein, der aber immerhin die Verantwortung trägt. Möglicherweise werden wir in den restlichen neun Partien der Saison auch keine so gute Fortuna mehr sehen. Es sei denn, die aktuell verletzten Perspektivspieler werden allesamt fit und dürfen gemeinsam ran. Die Rede ist selbstverständlich von Shinta Appelkamp und Emma Iyoha, aber natürlich auch von Kelvin Ofori, der aktuell in der Zwoten zum Superstar wird. Eventuell traut sich der Nachfolger von Uwe Rösler auch schon, weiteren Nachwuchsspielern Chancen zu geben, also neben Leo Koutris, Kris Peterson, Christoph Klarer, Jamil Siebert und Kuba Piotrowski auch Leuten wie Davor Lovren, Enrique Lofolomo und Lex-Tiger Lobinger. Letztere bitte auch, bevor sie das Weite suchen wie dieser Tage Steffen Meuer.

SVS vs F95: Kläuschen vor Anpfiff, optimistisch (Sky-Screenshot)

Es ist völlig sinnlos, hier und jetzt ausmachen zu wollen, wer denn einen Sieg gegen die Kraichgauer verspielt hat. Sicher, Zimbo Zimmermann hätte eine seiner drei Gelegenheit einnetzen müssen, und ein Stürmer ist kein Stürmer, wenn er frei vor dem Keeper vergibt wie Kenan Karaman. Auch Kris Peterson hatte eine sichere Bude auf dem Fuß. Hätte, wenn und aber: Wie wäre die Sache ausgegangen, wenn das Coaching-Team weiter geduldig geblieben wäre und nicht den verheerenden Dreifachwechsel in der 70. Minute angeordnet hätte? Wäre dann nicht vielleicht möglicherweise eventuell doch dem Zimbo, dem Rouwen, dem Kenan, dem Cello, dem Kris oder dem Dawid der entscheidende Treffer gelungen? Man weiß es nicht. Wir wissen nur, dass mit der Einwechslung des formschwachen (wenn auch ultranetten) Eddie Prib, des formschwächeren Flo Hartherz und des hektischen Brandon Borrello der Rhythmus in sich zusammenbrach, das Tempo flöten ging und viele der guten Dinge des fortunistischen Auftritts Vergangenheit wurden.

SVS vs F95: Warum hat Leonardo nicht immer gespielt? (Sky-Screenshot)

Noch einmal und mit größter Schärfe an die versch***enen Hater gerichtet: Nein, verdammt, die drei genannten Buben sind weder Versager, Loser, Söldner oder was ihr ihnen aus euren verblödeten Mäulern entgegenplärrt (immer schön sicher hinter euren Tastaturen verschanzt), sondern patente Kerle, die den Fußball nach bestem Wissen und Gewissen als Beruf ausüben. Was übrigens auch, ihr Schwachmaten, für Cheftrainer Uwe Rösler und Sportvorstand Uwe Klein gilt. So, und nun schaltet wieder um auf Pornhub…

Der Spielfilm
7. Minute: Karaman verpasst Peterson-Flanke, Hennings kriegt keine Nachschusschance;
13. Minute: Karaman legt stark auf Zimmermann ab, dessen Schuss geht links am Tor vorbei;
21. Minute: SVS-Keeper entschärft Koutris-Schuss;
25. Minute: Zimmermann auf Hennings, Kopfball geht knapp drüber;
28. Minute: Foul an Danso, Hennings haut aus ca. 25 Metern drauf, SVS-Keeper lenkt das Ei über die Latte;
32. Minute Kurze Ecke von rechts, Koutris flankt in die Mitte, Hoffmann köpft, SVS-Keeper wehrt ab;
ca. 35. Minute: Der SVS stellt erstmals um auf 4-4-2, die 95er kriegen das zunächst nicht mit;
41. Minute: Schon die 8. Ecke für Fortuna;
45. Minute: Karaman-Schuss im Strafraum geblockt, war wohl Hand, es hätte Elfer geben müssen;
52. Minute: Tolle Doppelpassgeschichte zwischen Kownacki und Karaman, Karaman zieht von rechts ab und trifft den rausgelaufenen SVS-Keeper, Peterson kriegt das abgewehrte Ei links im Sechzehner, schießt, und der SVS-Tormann wehrt auch den ab – das waren mehr als 100 Prozent;
ca. 60. Minute: der SVS hat nun auf 3-5-2 ungestellt, was den Fortunen Probleme macht, die Zahl der Chancen nimmt ab;
70. Minute: Dreifachwechsel bei F95 – Borrello für Peterson, Hartherz für Koutris, Prib für Bodzek, damit ist der Schwung raus;
80. Minute: gute Chance für Karman nach feinem Schnittstellenpass von Kownacki, Karaman rutscht beim Schuss weg;
92. Minute: Kastenmeier geht bei einer Ecke mit nach vorne.

SVS vs F95: Hartherz für Koutris – ernsthaft? (Sky-Screenshot)

Bis dahin war vieles beinahe grandios. Cello Sobottka agierte unaufgeregt, ideenreich und souverän – seine Passquote von zwischenzeitlich über 90 Prozent belegt das. Käpt’n Bodze reihte ein weiteres klasse Spiel an seine Liste; er räumte nicht einfach nur vor der Viererkette auf sondern setzte alle Kollegen vor dem Ball ein ums andere Mal großartig ein. Andre Hoffmann und Kevin Danso lieferten fehlerfreie Leistungen und zerstörten den SVS-Matchplan schon im Ansatz. Zimbo Zimmermann ackerte und arbeitet defensiv und war gleichzeitig zwischenzeitlich gefährlichster Angreifer. Leon Koutris tat es ihm nach und zeigte, dass er viel, viel, viel Zukunft hat und der Fortuna demnächst ernsthaft weiterhelfen kann. Dito auch Kris Peterson, der sich immer mehr an die bundesdeutschen Zweitligabedingungen gewöhnt.

SVS vs F95: Kevin macht den Katemann (Sky-Screenshot)

Aber, das Grundsatzproblem begann schon damit, dass UR den armen Dawid Kownacki als Rechtsaußen verschliss – eine krasse Fehlbesetzung, die den möglichen Gesamteffekt des jungen Polen um gefühlte 33,33 Prozent beschnitt. Dieser Fehler hat zwei Ursachen, die sich Rösler selbst eingebrockt hat: das sture Festhalten am 4-4-2 und die Annahme, er habe drei Stürmer und zwei davon müssten eine Doppelspitze bilden. Seit der feinen Serie in der Hinrunde hat das Spiel mit zwei Spitzen keinen wirklichen Ertrag gebracht. Weil das so ist, muss man mal um- und über andere taktische Systeme nachdenken. Warum nicht mal den ehrenwerten Herrn Hennings als einzige Spitze mit einem Kownacki als Achter dahinter? Warum denn nicht Karaman auf außen, der kann das bekanntlich. Oder: Warum nicht mal mit DREI Spitzen vor einer Viererkette im Mittelfeld? Wo wir doch genug Innenverteidiger für eine defensive Dreierkette haben? Nur weil die Spieler sich vor Monaten mal eine Viererkette gewünscht haben? Auch wenn der gute Mister Rösler ein völlig anderer Typ ist als Friedhelm Funkel, in Sachen Sturheit kann er gut mit ihm mithalten.

SVS vs F95: Und wieder mal ein Torschuss geblockt (Sky-Screenshot)

Betrachten wir die heutigen Pärchen, findet man überall eheähnliche (im positiven Sinn) Verhältnisse. Zimmermann und Kownacki kamen prima miteinander zurecht, gegenüber Koutris und Peterson sowieso. Das IV-Duo ist mittlerweile ein zweiköpfiger Gigant. Verblüffend in welchem Maße Bodzek und Sobottka kooperieren. Nur bei Hennings und Karaman, da kam heute wenig Zusammenspiel zustande. Als Bankhalter hinten natürlich Flo Kastenmeier, auch wenn uns der typische Kastenmeier-Moment in der 82. Minute nicht erspart blieb.

SVS vs F95: Da ging der Flo mit nach vorne (Sky-Screenshot)

Reden wir kurz über den Helden der Begegnung; kurz, weil der beim Gegner im Kasten stand und Campino hieß … oder so ähnlich. Der war es nämlich, der eine lange Latte tollster Tormöglichkeiten der heute schwarzblauen Rotweißen killte. Mit einem normalen Tormann wären die Sandhäuser heute wohl untergegangen. Denn ansonsten hatte die Hausherrndefensive viel Mühe, den flexiblen Angriffsbemühungen der Fortunen etwas entgegenzusetzen.

SVS vs F95: Rouwen hatte nach Abpfiff ne Krawatte (Sky-Screenshot)

Ihr enorm Ergebener hatte bis zur 70. Minute trotz der fehlenden Buden seinen Spaß am Spiel, ein Effekt, den er so zuletzt im Januar beim Sieg in Aue verspürte. Und nachdem der Fernseher wieder ausgeknipst war und er ein wenig sinnierte, kam er zu dem Schluss, dass wenn man als Fan schon nicht ins Stadion oder auf eine Auswärtsfahrt gehen kann, das Team des Herzensvereins bitteschön dann wenigstens schönen Fußball bieten sollte. Das blöde 0:0 gestern zeigte, dass es gehen könnte – wenn das Trainerteam bis zum Schlusspfiff geduldig und mutig bleiben würde. Durch solche sinnfreien Auswechseleien nimmt man den Liebhabern der Diva auch noch diese Freude. Uwe Rösler sollte sich das im Hinblick aufs Osterfest gut überlegen, denn durch die Niederlage im Pokal gegen RWE hat er uns in dieser Saison ja schon Weihnachten versaut. Immerhin wird er nicht als ein Trainer in die F95-Geschichte eingehen, der zwei Abstiege nacheinander gecoacht hat – mit 40 Punkten hat die Mannschaft das Minimalziel erreicht und wird definitiv nicht absteigen.

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