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Warum wir uns am Röttgermann-Bashing nicht beteiligen

Meinung · Die einfache Antwort wäre: Weil wir eben keine Boulevard-Finken sein wollen. Weil wir nicht den Ansatz haben, zu skandalisieren, Scheißestürme zu orchestrieren und/oder Fortuna-Vereinspolitik machen zu wollen. Natürlich war Ihr enorm Ergebener auch ziemlich angepisst angesichts der Aussage, bei F95 seien in den 15 Jahren die Hausaufgaben nicht gemacht worden. Wie jeder mehr oder weniger angepisst war, der so ab ca. 2004 auf die eine oder andere Weise dazu beigetragen hat, dass die wunderhübsche Diva – against all odds – da steht, wo sie jetzt steht. Wie jeder, der die Irrungen und Wirrungen der Erwin-Ära miterlebt hat (Stichworte: Thomas Berthold und Reiner Calmund) und wie Charly Meyer, der Fußballgott habe ihn selig, mit ruhiger Hand begonnen hat, das Chaos, das Hessling, Achenbach und Konsorten angerichtet hatten, zu ordnen. [Lesezeit ca. 3 min]

Wie jeder, der mit stiller Bewunderung die Amtszeit von Peter Frymuth verfolgt hat, das unermüdliche Wirken von Paul Jäger, die unglaublichen Aktionen von Fortuna-Fans, die hartnäckige Befreiung von F95 aus den Sportwelt-Klauen durch Reinhold Ernst. Wie jeder, der über all die Jahre auch die Schwächen gesehen hat, die Irrwege, die andere Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzende gegangen sind. Angepisst durch das Röttgermann’sche Statement vom Versagen in der Vergangenheit wie jeder, der den TSV Fortuna Düsseldorf 1895 mit anderthalb Handvoll Festangestellter in den lächerlichen Räumen der Geschäftsstelle am Flinger Broich miterlebt hat und heute mit staunenden Kinderaugen durch die Bürofluchten in der Arena mit 100 Arbeitsplätzen schlendert oder mit Tränchen in den Augen vor dem schicken Nachwuchsleistungszentrum steht, das es ohne das stille und beharrliche Tun von Sven Mühlenbeck nicht geben würde.

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Und doch: Ihr Ergebener und all die feinen Menschen, die der glorreichen Fortuna in den dunkelsten Stunden die Treue gehalten haben, genießen ein Privileg: dabei gewesen zu sein. Schon bei Robert Schäfer (die Älteren werden sich ihn erinnern…) war von Anfang an klar, dass der agile Manager dieses Miterleben nie würde nachempfinden können. Wie dann erst ein Thomas Röttgermann? Dieser stille, reflektierte Analytiker, der sich eher Notizen machen würde als öffentlich Emotionen zu zeigen. Der sich auch gar nicht als Herzblut-Fortune versteht und sich dergleichen niemals anmaßen würde.

Seine Aussagen war Scheiße, und Ihr Ergebener F95-Liebhaber wird sie ihm auch sicher sehr lange übelnehmen. Aber ihn nun schlachten zu wollen, ist durch und durch unfortunistisch. Vor allem, wenn dann enthemmte Schreiber fordern, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden und Klaus Allofs an seiner Stelle als Vorstandsvorsitzenden zu installieren. Wo war das Kläuschen denn zu Zeiten des Abrissspiels gegen RWE am 3. März 2002, das von Fans für Fans organisiert wurde? Oder an diesem wunderbaren Vatertag des Jahres 2004 mit dem Mythosspiel und der zugehörigen Riesenfete am Flinger Broich? Wo war Klaus Allofs 2009 als es einen feindlichen Umsturzversuch gab? Oder beim Aufstieg in die zweite Liga im selben Jahr? Ach ja, da war er schon fast 13 Jahre Manager von Werder Bremen. Und dann 2012 beim Aufstieg in die erste Liga? Ach, ja, da wechselte er zum VfL Wolfsburg, also zu dem Werksclub, bei dem ein gewisser Thomas Röttgermann schon seit zwei Jahren Geschäftsführer der Fußball-GmbH war.

In einem Punkt hat Herr Röttgermann mit seiner Kritik allerdings Recht. Die Kommunikationspolitik der Fortuna weist immer noch große Mängel auf; nicht so sehr infrastrukturell, aber auf jeden Fall konzeptionell. Das merkt man nun aktuell wieder an diesem unsäglichen Zurückruder-Statement auf der F95-Website, das nichts besser macht, aber vieles schlechter.

Nein, Thomas Röttgermann wird nie ein Mann des Fortuna-Volkes sein, aber er ist ein Mann mit Haltung, mit Anstand, der zum erbärmlichen Zustand des Fußballs von heute klare Meinungen hat und sich nicht scheut, diese öffentlich zu äußern. Ihr Ergebener hat ihm einmal vorgeworfen, dass er von den sportlichen Dingen keine Ahnung hat; auch daran wird sich wohl nichts ändern. Dafür hat unser amtierender Vorstandsvorsitzender wie wenig andere in den Gremien zutiefst verstanden, dass der TSV Fortuna Düsseldorf 1895 ein eingetragener Verein ist, dass er das bleibt und dass das gut ist.

Das von diesem Blatt angezettelte Bashing, auf das das andere Blatt und jene Zeitung nun einsteigen, ist zutiefst populistisch und nichts anderes als der Versuch, dem Wutfan Zucker zu geben. Und das von denselben Nasen, die immer wieder salbadern, es dürfe keine Unruhe in den Verein gebracht werden.

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