Analyse · Die glorreiche Fortuna und der Karlsruher Sportclub haben Gemeinsamkeiten. Die Vorläufervereine TV Flingern und Karlsruher FC Phönix wurden innerhalb von nur 11 Monaten in den Jahren 1895 und 1894 gegründet; beide durchliefen diverse Fusionen, die bei F95 im Jahr 1919, beim KSC aber erst 1955 abgeschlossen waren. Immerhin führt dieser Club die Namen der Vorgänger und heißt offiziell Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix e.V. Dem Vogel machte der Verein zwischen 1968 und 1986 erstmals als „Fahrstuhlmannschaft“ alle Ehre; man stieg ab, kam aber wieder zurück. Ganz ähnlich wie die Fortuna stürzte der KSC nach zwölf goldenen Jahren ab 1998 total ab – die Reise ging abwärts bis in die Regionalliga. Und bekriegte sich wieder bis hin zum Aufstieg in die erste Liga zur Saison 2007/08. [Lesezeit ca. 3 min]
Und immer wieder kreuzten sich die Wege der beiden Vereine bei denkwürdigen Partien vor allem jenen im angeranzten Wildparkstadion. Auch in der laufenden Saison sah es eine Zeitlang so aus, als könnten Düsseldorf und Karlsruhe direkte Konkurrenten um den Aufstieg werden. Aber dann erwischte das Scheißvirus den KSC, es ging in die Quarantäne, und seitdem konnten die Badener kein Spiel mehr gewinnen. Nach einer gemischten Strecke sah es bei F95 nach drei Siegen so aus, als sei die Diva wie der Phönix aus der Zweitligaasche wieder in Richtung Relegation unterwegs, aber die doofe Niederlage in Paderborn brach dem Vieh die Flügel. Für den KSC ist das Rennen um den Aufstieg ohnehin beendet, und will man bei der Fortuna wirklich noch den Glauben an Platz 3 aufrechterhalten, muss am Montagabend gewonnen werden.
Der Matchplan
Alles andere als Hurrafußball wäre da sinnlos – lieber ein wildes 5:4 für unsere Jungs als ein ödes 1:1. Oder um es mal fußballsprachlich auszudrücken: Die Roten müssen unbedingt ein Tor mehr schießen als die Blauen. Außerdem würde ein fröhliches Offensivspiel die Stimmung unter den Fans heben, von denen einige durch die blöden Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden Röttgermann erheblich angepisst sind. Aber, wie macht man das in den Zeiten des taktischen Geplänkels? Man konnte es gestern beim Testspiel der Schwatzgelben gegen die Störche sehen. Die bessere Mannschaft übt jederzeit und überall auf dem Platz Druck auf den Gegner aus. Manchmal beteiligten sich bis zu sechs BVBisten am frühen Pressing ungefähr bei 20 Metern Entfernung vom Tor.
Kann man machen, wenn gerade den offensiven Mittelfeldlern und den Sechsern klar ist, dass sie im Fall des Ballverlustes aber so was von zackig wieder hinten sein müssen. Geschwindigkeit unterwegs, am Ball und im Kopf ist Trumpf. Nun haben die Fortunen unter Uwe Rösler genau mit dieser Kompetenz in der bisherigen Saison nicht sehr geglänzt. Meist aber, weil die schnellsten Kollegen verletzt oder außer Form waren. Also muss die Devise lauten: Die Flitzer aufs Feld!
Das System und die Aufstellung
Mit ganz, ganz viel Mut würden die Coaches ein 4-2-3-1 anordnen. Also hinten mit einer Version der bewährten Viererkette davor zwei starken Sechsern und, jawoll! vier Stürmern in einer 3-1-Formation vorne. So traten die Dortmunder gestern an, wobei die 1 im Sturm nicht immer vom selben Burschen gegeben wurde. Und wo wir gerade beim Thema Speed sind: Die schwierigsten Fragen für den Cheftrainer drehen sich um die Herren Appelkamp und Iyoha. Bei letzterem dürfte es mindestens ein Einzelgespräch angesichts seines merkwürdig lustlosen Auftritts gegen den SCP gegeben haben. Beim Shinta geht es darum, ob er zum Anstoß kommt und wie lange er durchhält. Kris Peterson ist nach seinen Leistungen gesetzt, und weil es um Geschwindigkeit geht, stellt Dawid „Chancentod“ Kownacki auf jeden Fall einen der vier Sturmmusketiere. Zum Club der ehrenwerten Stürmer zählen natürlich Felix Klaus, Rouwen Hennings und als möglicher Joker auch Kenan Karaman.
Das könnte zu folgender Startaufstellung führen – wohlgemerkt: Dies ist keine Prognose, sondern ein Vorschlag auf Basis des oben entwickelten Spielplans. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fortunen so antreten, ist gering.
Ein Wechsel nach Erschöpfung könnte der von Kuba Piotrowski für Shinta Appelkamp sein sowie der von Felix Klaus für Emma Iyoha. Gilt es einen nennenswerten Vorsprung zu halten, könnte Käpt’n Bodze für Cello Sobottka kommen. Einen der zentralen Stürmer, am ehesten Rouwen Hennings, könnte Kenan Karaman ersetzen. Die fünfte Wechselei wäre dann für den Notfall übrig.
Der Tipp
Wenn’s richtig gut läuft, schießen die roten Hausherren drei Tore. Weil die Karlsruher bei guter Laune zwei Treffer markieren, ginge die Sache 3:2 für F95 aus. Der Bauch des Ergebenen meldet allerdings einen Kantersieg in der Gegend von 5:1 für die glorreiche Diva.