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So hätte Fortuna den Fans den Supporter-Pass erklären können

Meinung · Kaum hatte der Verein den bisherigen Dauerkartenbesitzern die ersten Infos über den sogenannten „Supporter-Pass“ zukommen lassen, ging die Meckerei schon los. Tenor: Die da oben haben wieder was an uns vorbei beschlossen. Sofort wurden die F95-Vorstände als „Versager“ beschimpft und – in der Regel – falsch vorgerechnet, wie viel teurer es für die „verdienten Dauerkartenbesitzer“ in der kommenden Saison würde, alle Heimspiele der glorreichen Fortuna zu sehen. Dass alle relevanten Fan-Vereinigungen am Supporter-Pass-Konzeot beteiligt waren, übersahen die Wutfans geflissentlich. Lustig vor allem, dass die schärfsten Kritiker schon scharf kritisierten bevor sie die ausführlichen FAQ zum Thema gelesen hatten. Bei einigen notorischen Kritikern kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, sie würden sich vor allem aufplustern, weil man sie persönlich nicht gefragt hat. Grund genug, die Fakten einmal geradezurücken. [Lesezeit ca. 9 min]

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Vorweg: Die Aufregung ist – wie üblich beim TSV Fortuna Düsseldorf 1895 – Folge unzureichender Kommunikation. Die Texte zum Thema sind mit allerlei Marketingschwurbel befüllt, leisten als klares, präzises Erklärmaterial eher wenig. Vielleicht sollte man bei derart delikaten Angelegenheiten doch mal die Hilfe von Profis in Anspruch nehmen. Dann wäre beim Haupttext auf der Website vielleicht kein pseudo-journalistischer PR-Artikel entstanden, sondern eine klare Argumentation. Versuchen wir es also hier.

Die Ausgangslage

Erstens: Wie und ob sich die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie auf den Besuch von Spielen der zweiten Bundesliga auswirken wird, weiß kein Mensch. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sich die Bedingungen im Lauf der Saison ändern. Das heißt: Es wird zu Beginn möglicherweise weitere Heimspiele in der Arena ganz ohne Zuschauer geben, dann Partien mit mehr oder weniger beschränkter Anwesenheit von Anhängern der Fortuna (dass Auswärtsfans zugelassen sein können, ist Zukunftsmusik…) und ganz vielleicht im Frühjahr 2022 auch Begegnungen vor (fast) voller Hütte. Keiner weiß wie’s laufen wird.

Zweitens: Weil es in der abgelaufenen Saison 2020/21 – bis auf eine Partie mit knapp 6.000 Besuchern – sogenannten „Geisterspiele“ gab, sind Fortuna zwischen acht und zehn Millionen Euro an Eintrittsgeldern entgangen. Das lag in erster Linie am komplett ausgefallenen Verkauf von Tageskarten. Für Dauerkartenbesitzer gab es ein kompliziertes Rückerstattungsmodell, bei dem man Spiel für Spiel wählen konnte, ob man sich den anteiligen Preis erstatten oder in einen Einkaufsgutschein umwandeln lassen wollte oder den entsprechenden Betrag für den Nachwuchs spenden wollte. Je nachdem wie hoch der Anteil der Spender war, ergaben sich also auch hier erhebliche Einnahmeausfälle. Schlimmer noch: Bei einer Verlängerung des Verfahrens wäre dem Verein jegliche finanzielle Planungssicherheit abhanden gekommen. 8 bis 10 Mio weniger bei einem Spielbetriebsetat von um die 15 Mio
– das ist dramatisch!

Drittens: Warum kauft ein Fan eine Dauerkarte? Weil er a) bei (möglichst) jedem Heimspiel dabei sein, sich b) die Mühe des Tageskartenkaufs ersparen und c) weniger pro Partie zahlen will. Das ist das Prinzip. Für viele viel wichtiger aber ist, immer am selben Platz mit denselben Leuten, mit denen man da teilweise schon seit zehn oder mehr Jahren steht oder sitzt, einnehmen zu können. Darauf legen nicht nur Sitzplatzabonnenten Wert, sondern beinahe mehr noch die Stehplatzbesucher auf der Süd, besonders in der Support-Area. Das Schlimmste, was DK-Inhabern passieren kann, ist nicht ins Stadion zu dürfen.

Viertens: Die Dauerkarte für die Süd kostete für die Saison 2019/20 Mitglieder mit Anspruch auf Ermäßigung 126 Euro, für Nicht-Mitglieder ohne Ermäßigung 195 Euro; Sitzplatzdauerkarten gab es für 182 Euro bis 759 Euro. Gerade bei den ermäßigten Tickets geht es den Käufern ordentlich ans Portemonnaie – nicht wenige DK-Erwerber wählen das Saisonticket, weil sie dabei gegenüber 17 Einzelkarten auf der Süd ein bisschen was sparen bzw. nichts bezahlen, wenn sie nicht hingehen. Es geht natürlich ums Geld.

Liebe Leser*innen, euer enorm Ergebener hat diesen Text nach bestem Wissen und Gewissen verzapft. Kann sein, dass er dies und das falsch verstanden oder ebenfalls schlecht erklärt hat. Für eure Anmerkungen diesbezüglich sowie eure Meinung zum Supporter-Pass wäre er unheimlich dankbar.

Die Interessen

Es war eine sehr kluge Entscheidung vom zuständigen Marketing-Vorstand Christian Koke bei der Frage nach den Dauerkarten für die Saison 2021/22 von Anfang an die Fanorganisationen mit ins Boot zu holen, denn im Wesentlichen ging es um den möglichst gerechten Ausgleich der Interessen des Vereins und der Fans. Das Hauptproblem: Die Interessen der Fans, die immer schon Dauerkarten hatten, besonders denen auf der Süd, und denen, die sich mit dem Erstligaufstieg 2018 für ein Saisonticket entschieden hatten, könnten unterschiedlicher kaum sein. Vor ziemlich genau zwei Jahren, also zu einem Zeitpunkt als die glorreiche Fortuna noch hoffnungsvoll in die Saison 2019/20 blickte, vermeldete der Verein stolz den Verkauf von rund 25.000 Dauerkarten; ein Jahr später, also nach dem Abstieg und mitten in der Pandemie, waren es dann nur noch etwas mehr als 10.000 DK-Käufer. Schon damals hatte der Verein darüber nachgedacht, für die Saison 2020/21 wegen der drohenden Geisterspiele überhaupt keine Dauerkarten anzubieten, tat dies aber trotzdem und führte das Rückerstattungsmodell ein. Die Differenz zwischen den 25.000 und den rund 10.000 Dauerkartenkäufern zeigt die unterschiedlichen Interessen der Fortuna-Anhänger.

Es galt also vor allem die Waage zu halten zwischen den Interessen der treuesten DK-Besitzer und denjenigen, die nur zu normalen (und erfolgreichen) Zeiten immer dabei sein wollen. Also kam man auf die grundsätzlich gute Idee des Vorkaufsrechts. Heißt: Man wollte irgendwie erreichen, dass die besonders eingefleischten Fans eine größere Chance auf ein Tagesticket bei beschränktem Angebot haben. Außerdem sollten die langjährigen Saisonticketbesitzer die Garantie auf ihren Stammplatz bekommen – den sie nach dem Ende von Beschränkungen in jedem Fall einnehmen können sollten und der ihnen vor allem für zukünftige Saisons ohne Einschränkungen reserviert werden sollte. Letzteres wird dadurch geregelt, dass DK-Inhaber schon jetzt eine Verlängerung ihrer Dauerkarte für die Saison 2022/23 beantragen können.

Das Interesse, dass die Vereinsverantwortlichen im Sinne ihres Mandats zu vertreten haben, ist die wirtschaftliche Gesundheit des eingetragenen Vereins Düsseldorfer Turn- und Sportverein
Fortuna 1895. Die Finanzierung des Spielbetriebs, dem mit Abstand größten Posten in der Gesamtkalkulation, muss unter allen Umständen gesichert sein. Diese Finanzierung ruht auf insgesamt 5 Einnahmesäulen: TV-Gelder, Sponsoring, Transferüberschüsse, Zuschauereinnahmen und Merchandising. Auf den Umfang der Fernsehgelder hat der Vorstand keinen Einfluss. Beim Sponsoring waren und sind in den Zeiten nach dem Abstieg und während der Pandemie Zuwächse nicht zu erwarten und vor allem Verluste zu vermeiden. Auch auf mögliche Transfererlöse wirkt Corona so massiv ein, dass der Vereinsführung keine Hebel in der Hand hat – dito beim Merchandising. Die einzige Finanzierungssäule, die wirklich Planungssicherheit bringen kann (oder eben auch nicht) sind die Einnahmen aus dem Ticketverkauf.

Nun tun – Stand: Juni 2021 – die meisten Erst- und Zweitligavereine so als wäre nichts geschehen und bieten ihren Kunden Dauerkarten wie üblich an; manche Clubs setzen dabei weiterhin auf hochkomplizierte Rückerstattungsmechanismen, bei denen DK-Inhaber teilweise nur rund 60 Prozent des Bezahlten zurückbekommen. Man kann den F95-Vorstand nicht genug dafür loben, auf solche Mogelpackungen verzichtet und sich stattdessen Gedanken gemacht zu haben wie man zwischen dem Interesse nach finanzieller Planungssicherheit des Vereins und den Interessen der Fans danach, möglichst viele Heimspiel sehen zu können, vermitteln kann.

Das Konzept

Das Ding trägt den einigermaßen doofen Namen „Supporter-Pass“; wobei, nein, doch nicht: Denn wer sich für diesen Pass entscheidet, unterstützt die Fortuna in Sachen Planungssicherheit. Mit dem Pass, der einheitlich 189,50 Euro kostet, bekommt der Verein Geld ohne Gegenleistung, und zwar im Voraus. Bezahlen ohne etwas dafür zu bekommen, nennt man gewöhnlich „spenden“. Das muss klar sein.

JMV 2019: Aufischtsrat und Vorstand sind auch ein bisschen müde

Erstens: Um aber auch die oben beschriebenen Interessen der Fans zu berücksichtigen, berechtigt der Supporter-Pass zum Vorkaufsrecht auf Tagestickets. Fiktives Beispiel: Für das Spiel der glorreichen Fortuna gegen Dynamo Dresden im Oktober 2021 sind aufgrund der Behördenauflagen 8.000 Besucher in der Arena zugelassen, ausschließlich auf Sitzplätzen. Angenommen, der Verein hat – was vermutlich viel zu optimistisch geschätzt ist – 5.000 Supporter-Pässe verkauft, dann bekommen diese Käufer in jedem Fall ein Tagesticket, um die restlichen Karten müssen sich die anderen dann kloppen.

Zweitens: Für die treuen Seelen, die sich für einen 189,50-Pass entschieden haben, kosten Tagestickets nur noch einen symbolischen Preis. Der liegt bei den Stehplätzen (die sicher als allerletzte überhaupt wieder angeboten werden) bei 0,50 Euro (Mitglied/ermäßigt) und maximal 1,00 Euro. Im Oberrang (der vermutlich als vorletztes geöffnet wird) sind es zwischen 4,00 Euro und 16,00 Euro. Die teuersten Tickets auf der Haupt- und der Osttribüne kosten zwischen 14,00 Euro und 34,50 Euro. Auch für den Familienblock gibt es die billigen Karten für Supporter-Pass-Besitzer. Theoretisch zahlt als ein SP-Owner, der Mitglied ist, für 17 Partien auf der Süd 206,50 Euro. Was wahrscheinlicher ist, weil er auf einen Sitzplatz muss, dass die Saisonkosten bei beispielsweise 189,50 + 17*14,00 = 387,50 Euro liegen werden. Das wäre mehr als doppelt so viel wie bei einer normalen Stehplatzdauerkarte. Allerdings: Wer bisher eine Sitzplatzdauerkarte hatte, muss zu Saisonbeginn weniger investieren als bei einer normalen Dauerkarte.

Drittens: Der Supporter-Pass gilt als „symbolische“ Dauerkarte. Der Verein argumentiert damit, dass es für den Fan unkomplizierter sei, sich für jedes Spiel ein Einzelticket zu kaufen als für jede Partie vom festen Platz auf einen entsprechend des vorgeschriebenen Sitzmusters möglichen Platz umzubuchen. Ob es wirklich komplizierter ist, ein Ticket zu erwerben anstatt umzubuchen, ist die Frage. Wichtig: Ist wieder ein volles Haus möglich, kann jeder bisherige DK-Inhaber und Supporter-Pass-Besitzer einfach wieder auf seinen Stammplatz zurückkehren.

Viertens: Sehr wichtig (hier die Originalformulierung von der F95-Website): „Sollten Spiele weiter unter Ausschluss von Zuschauern stattfinden müssen oder nur so wenige Fans zugelassen sein, dass sich nicht jeder Inhaber eines Supporter-Passes eine Tageskarte sichern kann, gibt es nach der Saison eine Rückerstattungsgarantie für den anteiligen Preis.“ Damit ersparen sich Fans und Verein das Gehampel um die Rückerstattung wie sie in der abgelaufenen Saison stattgefunden hat.

Fünftens: DK-Inhaber, die das Spiel nicht mitspielen wollen, können schon jetzt eine Dauerkarte für ihren Stammplatz für die Saison 2022/23 reservieren.

Die Kritik

Neben der argumentationsfreien Meckerei gibt es handfeste Argumente gegen das Supporter-Pass-Konzept. Vor allem aus den Reihen derjenigen, die seit ewig und drei Tagen eine Dauerkarte für die Stehplätze auf der Süd und die Fan-Blöcke im Oberrang haben. Für die wird es nämlich deutlich teurer, weil sie aller Voraussicht nach dauernd auf Sitzplätze werden ausweichen müssen. Für langjährige Inhaber von Sitzplatzdauerkarten kommt das Verfahren einer milden Erpressung gleich: Wer von denen keinen Supporter-Pass kauft, verliert seinen Anspruch auf den Stammplatz für Dauerkarten in einer Saison unter normalen Bedingungen. Nur für Stehplatz-DK-Besitzer gilt, dass sie sich die normale Dauerkarte für die Saison 2022/23 reservieren lassen können, wenn sie aus irgendeinem Grund den Supporter-Pass nicht kaufen wollen oder können.

Die Frage aus Sicht derjenigen, die wirklich immer alle Spiele sehen WOLLEN und deswegen bisher eine Dauerkarte hatten, ist aber auch, ob das neue Verfahren wirklich komplizierter ist als das diesjährige System der Einzelrückerstattung, bei dem man ja auch rund um jedes Spiel einen „Verwaltungsakt“ im F95-Ticketshop zu bewältigen hatte.

Ein wesentlicher Kritikpunkt aus den Reihen der Fans, den man in den sozialen Medien findet: Das ganze Verfahren ist zu kompliziert und schlecht erklärt. Fans, die an die finanzielle Sicherheit des Vereins denken, fürchten, dass sich Fortuna mit dem Supporter-Pass ins eigene Knie geschossen hat, weil viel weniger Anhänger den Pass kaufen werden als Leute, die einfach ihre bisherige Dauerkarte verlängert hätten.

Auch nicht von der Hand zu weisen ist der Vorwurf, der „symbolische“ Betrag von 189,50 Euro sei schlicht zu hoch angesichts der Vorteile, die man als Käufer des Supporter-Passes hat. Möglicherweise wäre ein Vielfaches der Anzahl Fans, die bereits sind, diesen Preis zu zahlen, bereit gewesen beispielsweise einen Aufschlag von 20 oder 30 Prozent auf den Preis ihrer bisherigen Dauerkarte zu akzeptieren.

Gegen Würzburg im September: Zum letzten Mal mit Fans (Foto: TD)

Die Alternative

Erstens: Genauso machen wir im Vorjahr. Also wie üblich Dauerkarten anbieten und für die Spiele, die man wegen der Beschränkungen nicht sehen konnte, eine Rückerstattung nach bisherigem Muster anzubieten. Nachteil: Man hätte die Berechtigung zur Rückerstattung für jedes Spiel je nach den Beschränkungen neu berechnen und gestalten müssen. Und: Wie hätte man die Sache bei Sitzplatz-DK-Leuten regeln sollen, die wegen der vorgeschriebenen Sitzmuster auf andere Plätze umbuchen müssen?

Zweitens: Komplett auf First-come-first-serve setzen. Heißt: Für jedes Heimspiel würden genau die Tickets angeboten, die aufgrund der Beschränkungen möglich wären; diese Karten würden dann – wie bei Pokalspielen – online verkauft; ohne Vorkaufsrecht in der Reihenfolge derjenigen, die zuerst in den Shop durchkommen (Also etwa so wie bei den Tickets für Tote-Hosen-Konzerte). Bestehende Dauerkarten könnten einfach für die Folgesaison reserviert werden. Nachteil: Der Verein hätte NULL Planungssicherheit, weil so nicht ein müder Euro an Eintrittsgeld sicher wäre.

Drittens: Verteilung verfügbarer Spieltagstickets per Verlosung an Dauerkarteninhaber. Nur wer wie in „normalen“ Jahren seine Dauerkarte verlängert und bezahlt hätte, käme (auf Wunsch) in den Pott. Wer gezogen würde, bekäme seine Tageskarte ohne weitere Kosten, könnte sich aber auch den Platz nicht aussuchen. Vorteil für den Verein: Planungssicherheit durch Einnahmen aus dem Dauerkartenverkauf. Vorteil für bisherige DK-Besitzer: Hohe Wahrscheinlichkeit Heimspiele live erleben zu können. Nachteil: Pechvögel bekämen 17 mal kein Ticket…

Fazit

So lange der Stand der Corona-Pandemie keine vollen Hütten ermöglicht, wird es für den Besuch der Spiele Beschränkungen geben. Die werden vor allem nach dem Prinzip „Abstand halten“ geformt. Das macht es besonders für den Stehplatzbereich schwieriger, aber nicht unmöglich. Das haben die Anwesenden beim letzten Spiel vor Zuschauern, dem 1:0 gegen Würzburg am 26. September 2020 bewiesen als insgesamt rund 7.500 Fans dabei sein durften, davon gut die Hälfte auf der Süd. Man hatte die Stehplätze kurzerhand durch Ausklappen der Sitze in Sitzplätze verwandelt und entsprechende Sitzmuster gekennzeichnet. Auch wenn sich daran nicht alle Leute hielten, kam es doch nicht zu Ballungen und massenhafte Umarmungen. Die Möglichkeit, Steher in Sitzer zu verwandeln macht Süd-DK-Besitzern, die den Support-Pass erwerben Hoffnung. Mehr aber auch nicht.

Viel wahrscheinlicher ist, dass es ab Saisonbeginn sukzessiv wachsende Zuschauerzahlen geben wird; es besteht die berechtigte Hoffnung, dass es ab Jahresbeginn 2022 so sein wird, dass zumindest ein Großteil der geschätzt 12.000 bis 15.000 Unentwegten die Partien werden live vor Ort erleben können. Dann wird das mit dem Supporter-Pass garantierte Vorkaufsrecht nicht so sehr dafür sorgen, dass alle, die wollen, reinkommen, sondern dass sich diese Privilegierten ihren Platz werden aussuchen können. Sollte es so sein, dass a) wirklich nur 5.000 oder weniger Pässe verkauft werden und b) die Hälfte davon Stehplatzdauerkartenbesitzer sind, können die für einen schlappen Euro auf der geliebten Süd Platz nehmen.

Die große Frage bleibt, ab welcher Anzahl verkaufter Supporter-Pässe sich der planungssichernde Effekt des Modells überhaupt positiv für den Verein auswirkt. Nehmen wir an, es finden sich nur 1.000 Willige, dann kommen nicht einmal 200.000 Euro rein – Peanuts im Vergleich zu dem, was nötig wäre. Es sich dafür mit einem Teil der allertreuesten Fans verdorben zu haben, wäre fatal. Vertickt die Fortuna die realistischen 5.000 Pässe, bringt das eine knappe Mio Euro, also um die 10 Prozent des vermutlichen Spielbetriebsetats. Ab dieser Größenordnung wird es interessant. Wie schlimm die Situation in Sachen Eintrittseinnahmen wirklich ist, wird deutlich, wenn man an die rund 25.000 verkauften Dauerkarten zur Saison 2019/20 denkt, die mehr als acht Mio Euro in die F95-Kassen gespült haben.

Kann man nun die Empfehlung aussprechen, sich einen Supporter-Pass für 189,50 zu kaufen? Darauf gibt es keine klare Antwort. Wer es sich finanziell leisten kann und bereit ist, sich dem Verein gegenüber finanziell solidarisch zu erklären, der MUSS das Ding erwerben. Wer als bisheriger Sitzplatz-DK-Inhaber sicher sein will, seinen Stammplatz wieder zu bekommen, sobald die Beschränkungen durch sind, der wird um den Kauf des Passes nicht herumkommen. Wer möglichst alle Heimspiele live in der Arena sehen will, braucht den Supporter-Pass ebenfalls, um wenigstens die Chance zu haben, jeweils ein Tagesticket zu erhalten. Für alle anderen lassen sich keine Verkaufsargumente finden…

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