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Haben die Fortuna-Kicker keinen Bock mehr? Und wenn ja, wer?

Meinung · Krisen und Krawalle sind der Speck, mit dem eine gewisse Sorte Journalisten ihre Lesemäuse fangen wollen. Ist gerade kein Speck da, muss eben ein Schwein geschlachtet werden. Bei einem ehemals wichtigen Vier-Buchstaben-Blatt ist das die Arbeitsmethode Nummer 1. Blöd nur, dass eine im Prinzip seriös arbeitende Publikation sich nun ebenfalls als Schlachterei betätigt. Natürlich nur getrieben aus Sorge um den Verein. Da reichen dann altmodische Clickbaiting-Überschriften („So ist…“, „Darum hat…“, „Wie XYZ…“) anscheinend nicht mehr aus, um die angepeilte Zielgruppe bei der Stange zu halten. Reden wir also nicht über den Beef, den Sportvorstand Uwe Klein und sein Vorgänger Lutz Pfannenstiel in der Sache „Okoye“ miteinander haben. [Lesezeit ca. 3 min]

Na, schon gespannt auf den Spielbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn The Düsseldorfer versteckt sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen. Durch ein Fan-Abo oder den Kauf einer einmaligen Lesebeteiligung. Wir würden uns sehr freuen.

Letztlich reduziert sich die aufgeblasene Geschichte darauf, dass der Lutz den Uwe nicht mag und der Uwe den Lutz auch nicht. Oder darauf, dass der Uwe mit dem Maduka nicht klarkam und der mit dem Uwe auch nicht. Ein anderes Meme aber beherrscht die Fangemeinde letztlich mehr, nämlich die steile These, dass die Fortuna-Kicker keinen Bock mehr hätten. Deshalb träten sie so unmotiviert oder – wie es gern heißt – lustlos und blutleer auf und verlören Partie um Partie. Auch die Theorie, Teile des Teams spielten „gegen den Trainer“ kursiert.

Schauen wir uns dazu doch einmal an, was einen professionellen Fußballspieler – so er bei halbwegs klarem Verstand ist – so an- und umtreibt. Ja, genau, seine Karriere. Ist ja bei allen Ottos und Ingrids Normalmensch auch so: Man hat die eigene berufliche Zukunft im Blick. Und die ist bei Kickern ziemlich kurz. Weil „das Geschäft“ außerdem kompliziert ist, haben immer auch sogenannte „Berater“ die Hände im Spiel, vor allem beim Kassieren von Provisionen.

Zukunftsplanung bedeutet für diese Klientel in der Regel a) so oft wie möglich zu spielen, b) dabei möglichst gut auszusehen um sich c) so attraktiv für weitere Verpflichtungen zu machen. Um den aktuellen Zustand auch für Außenstehende transparent zu machen, hat man den sogenannten „Marktwert“ erfunden. Der ist fiktiv, aber ein guter Indikator für die Attraktivität eines Spielers. Die Erfahrung lehrt, dass die Marktwerte von Kickern mit zunehmendem Misserfolg des Teams sinken.

Im Interesse einer sinnvollen Karriereplanung ist das gar nicht gut. Reden wir nicht über Superstars und vielversprechende Talente, bei denen die Sache eher so wie im Casino funktioniert: Clubs und Berater schließen Wetten auf den steigenden Marktwert dieser Sorte Sportsmänner ab. Beim Kevin Normalkicker sieht das anders aus; der muss sehen, wo er bleibt. Jeder kennt doch die Geschichten von Profis, die durch unglückliches Wechseln zu anderen Teams ihre Karriere ruiniert haben. Bleibt diesem Durchschnittsspieler nichts anderes übrig, als möglichst oft zu spielen und dabei möglichst gut auszusehen.

Manchmal aber müssen solche Individuen eine Art Notbremse ziehen. Nämlich dann, wenn sie vom jeweils amtierenden Trainer nicht, nur selten oder bloß als Joker berücksichtigt werden. Bei der glorreichen Fortuna hat aktuell Leonardo Koutris gezeigt, was zu tun ist, sich nämlich durch Trainingsfleiß anzubieten – anders ausgedrückt: zu zeigen, dass man BOCK hat. Gibt natürlich auch Burschen, die beim ständigen Übergangenwerden irgendwann resignieren und ihren Vertrag nur noch aussitzen wollen. Für deren berufliche Zukunft ist das in aller Regel nicht förderlich.

Nun besagt das oben angeführte Meme ja eigentlich, dass die F95-Spieler, die seit dem grandiosen Sieg gegen den KSC auf der Wiese standen, mehr oder weniger kollektiv keinen Bock mehr haben. Angesichts der bisherigen Argumentation ist das wenig wahrscheinlich. Geht man den Kader durch, könnte mangelnde Motivation bestenfalls bei den alten Säcken bestehen, die eh kaum noch Karriereaussichten haben. Aber, wollen wir ernsthaft Bodzek, Sobottka und Hennings Bocklosigkeit unterstellen?

Anders sieht das natürlich bei den Kollegen aus, die noch nicht so lange dabei sind und mit der Aussicht geholt wurden, Spielpraxis zu bekommen und gefördert zu werden, also konkret Niklas Shipnoski, Dragos Nedelcu, Ao Tanaka und Robert Bozenik. Denen könnte die Motivation schon flötengehen, wo sie doch nur Nebenrollen spielen und eben bei der Fortuna zu wenig Gelegenheit bekommen sich zu präsentieren. Tatsächlich aber hat von diesen vieren noch niemand den Eindruck hinterlassen keinen Bock mehr zu haben.

Bleibt also die Eingangsfrage, erweitert zu: Weshalb sollte der eine oder andere F95-Kicker keinen Bock mehr haben?

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