Website-Icon Fortuna-Punkte

In Sorge um Fortuna? Nö…

Meinung · Oha, was tobt wieder für ein alarmistisches Krisengerede um unsere wunderschöne Diva! Da werden von sensationsgierigen Auguren sogenannte „Baustellen“ eröffnet, bloß weil es sportlich rund um die erste Herrenmannschaft in der laufenden Saison nicht so gut läuft. Was die Hysteriker vergessen: Der eingetragene Verein Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 besteht aus mehr als nur aus dem Profifußballteam. Und über allem müssen die Bestrebungen stehen, diesen Club am Leben zu halten – unabhängig von Tabellenplätzen der Berufskicker. Das wissen alle, die diese wirklich existenzbedrohenden Krisen der Jahre 1999 bis 2003 und um 2009 herum aktiv miterlebt haben. [Lesezeit ca. 3 min]

Denn damals war die Fortuna so sehr auf den Hund gekommen, dass die Löschung des Clubs aus dem Vereinsregister in greifbarer Nähe war. Dies als Folge abenteuerlicher Entscheidungen von Leuten, die vor lauter Erfolgsgeilheit rund um die besagte erste Mannschaft das Leben des Vereins aufs Spiel gesetzt hatten. Trotz dieser Erfahrungen recken immer wieder Typen ihre Schreihälse mit dem Ruf danach, doch mal ordentlich Geld in die Hand zu nehmen. Sie vergessen, dass der TSV im Breitensport tätig ist, also neben dem Profikick eben auch Abteilungen und Unterabteilungen für Futsal, Laufen, Triathlon un Handball sowie demnächst auch Frauenfußball betreibt und so eine wichtige Rolle im Sozialleben der Stadt einnimmt.

Bei Licht und mit kühlem Kopf betrachtet ist die Existenz des eingetragenen Vereins trotz Corona-Pandemie und deren Folgen aufgrund des vernünftigen Handels der Gremien finanziell so gesichert ist wie zuletzt zu Zeiten des Holzhändlers Bruno Recht – und der amtierte bekanntlich ab 1962 bis in die Achtzigerjahre hinein. Jeder Mensch, dem die Geschicke der Fortuna am Herzen liegen, sollte immer bedenken, dass wir es nicht mit einer Kapitalgesellschaft zu tun haben, in die der Spielbetrieb der Profimannschaft ausgegliedert ist. Und dass eine überwältigende Mehrheit der Vereinsmitglieder dies gut und richtig findet.

Das und die solide Finanzlage unterscheidet den Düsseldorfer TSV Fortuna 1895 von einer ganzen Latte an sogenannten „Traditionsvereinen“. Mehr noch: Die Satzungskonstruktion mit einem von den Mitgliedern direkt gewählten Aufsichtsrat, der die Posten im Vorstand besetzt, gibt es so auch nur bei einer überschaubaren Anzahl Clubs, deren erste Herren an einer der oberen vier Ligen teilnehmen. Genau diese Satzung wurde von gut 20 Jahren von engagierten Mitgliedern entwickelt – aus Sorge um die Existenz des Vereins in der schweren Zeit, übrigens. Auf diesem Hintergrund bekommt der Spruch „Egal in welcher Liga, die Liebe bleibt“ ein besonderes Gewicht.

Natürlich ist der Profikader das Aushängeschild der Fortuna. Natürlich wünschen sich alle, deren Herz für F95 schlägt, maximalen Erfolg für das Team. Wer aber die dunkle Vergangenheit am eigenen Leib miterlebt hat, wird immer sagen: Nicht um jeden Preis. Denn was geschieht, wenn verantwortungslose Verantwortliche Aufstiege um jeden Preis anstreben, ist aktenkundig.

Über Jahre lief die Kampagne „Wo ist deine Heimat?“, mit der die Marketingsfuzzis zurecht die Verbindung zwischen der Liebe der Menschen zu unserer schönen Stadt mit der Zuneigung zur Fortuna verbanden. Heimat aber ist weniger ein Ort als ein Sozialgebilde. Fortuna ist ein wesentlicher Teil dieses Sozialgebildes namens Fortuna. Sich mit Düsseldorf zu identifizieren, bedeutet vielen Bürger:innen die Fortuna zu unterstützen. Nicht nur die Profis, sondern auch die Zwote, die Jugendmannschaften, die Futsaler und die Handballerinnen, nur um eine Auswahl zu benennen. Und wer sich bei den Spielen ohne Zuschauerbeschränkungen auf der Süd tummelt, wird feststellen, dass die Herzen vor allem für die Burschen schlagen, die bei der Fortuna ausgebildet wurden oder schon so lange dabei und so sehr für F95 engagiert sind, dass sie einfach dazugehören – denken wir nur mal an Kicker wie Oliver Fink und Jens Langeneke.

Was aber dieses Denken und Fühlen in Konzeptform gebracht und mit Geduld umgesetzt sportlich erreichen kann, sieht man seit Jahren am SC Freiburg und neuerdings auch am FC St. Pauli. Das ist die „Liga“, in der die Fortuna spielt. Und gleichzeitig sind die genannten Clubs – sowie ein paar andere auch – Gegenentwürfe zum durchkapitalisierten Soccer-Event-Business, das schon lange nicht mehr nur von den Bayern und dem BV repräsentiert wird, sondern natürlich auch von Phänomenen wie Leipzig und Hoffenheim, von mit Kohle aufgepumptem Franchises wie der Hertha und demnächst auch Augsburg.

Das alles geschrieben mitten in einer Winterpause der zweiten Liga, in der F95 nach großen Enttäuschungen und den berühmtem Leistungsschwankungen mit gerade mal 20 Punkten auf dem 13. Platz sitzt. Das alles gedacht in einer Zeit, in der wechselweise auf Cheftrainer Christian Preußer oder Sportvorstand Uwe Klein eingeschlagen wird oder auch mal Spieler als Gurken beschimpft werden. Das alles formuliert, während andere über die kommende Rolle von Heilsbringer Klaus Allofs mutmaßen oder über Verstärkungen im sogenannten „Transferfenster“ spekulieren. Das alles gemeint mit übergroßer Sehnsucht nach Spielen in einer gut gefüllten Arena auf der Süd im Kreise der Leute, mit denen Ihr Ergebener teilweise schon seit über zehn Jahren in seinem „Dorf“ lebt und sich freut oder leidet. Das ist, was zählt.

Die mobile Version verlassen