Könnte sein, dass die beiden Rückkehrer zu den sogenannten „Unterschiedsspielern“ werden…
Analyse · So sehr sich der Ergebene über die Verpflichtung von Jordy de Wijs freut und sich den (höchst unwahrscheinlichen) Verbleib von Khaled Narey bei der glorreichen Fortuna wünscht, sein Bauch vertritt die These, dass ausgerechnet die beiden Rückkehrer, Dawid Kownacki und Nana Ampomah, zu den wahren Unterschiedsspielern der kommenden Zweitligasaison werden könnten. Vorausgesetzt, sie bleiben im Kader, denn ausgemacht ist das bei beiden noch nicht, jedenfalls nicht zu hundert Prozent. Dawids Jugendverein, Lech Poznań, ist nämlich scharf auf ihn, hat aber Probleme mit der Finanzierung. In seinen Monaten als Leihgabe an die Posener überzeugte der gute Dawid auf ganzer Linie. [Lesezeit ca. 4 min]
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Wir erinnern uns: F95 latzte ab Anfang 2020 in Raten und im Rahmen halbdurchsichtiger Absprachen für Kownacki irgendwas zwischen 6,5 und 7 Millionen Euro an Sampdoria Genua, nachdem der junge Pole zuvor ein knappes Jahr ausgeliehen war. Düsseldorf, so dachten er und seine Berater, könnte die Startrahme für eine große internationale Karriere werden. Aber diverse Verletzungen und Krankheiten warfen ihn immer wieder zurück, und mit dem Erfolgsdruck kam Dawid hier nicht klar. In den drei aktiven Jahren bei der Fortuna schoss der Mittelstürmer, dem gewissen Kreise das Zeug zu einem nächsten Lewandowski zutrauten, in 63 Spielen gerade einmal elf Tore. Das ist eindeutig zu wenig, und damit konnte er F95 bisher in keiner Liga und in keiner Phase weiterhelfen.
Komplizierter sieht es bei Nana Ampomah aus, der im Alter von 19 von einem unterklassige Verein in Ghana nach Belgien in die U19 von Mechelen kam, um dann in die Erste von Waasland-Beveren zu wechseln, wo ihn unser damaliger Chefscout Uwe Klein entdeckte und im Sommer 2019 zur Fortuna holte. Aber auch der spätere F95-Sportvorstand Lutz Pfannenstiel hatte in seiner Zeit in Hoffenheim schon ein Auge auf Nana geworfen. Bis heute ist das große Talent des immer noch jungen Mannes nicht zu übersehen, und eigentlich gehört er auch nicht zu den Kickern, die immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wurden – sein unreifes Verhalten im Jahr 2020, das zum Leihgeschäft mit Royal Antwerpen führte, gab wohl den Ausschlag. Von Hause aus Linksaußen setzte ihn der damalige Trainer Uwe Rösler auch mal als Spitze ein, über zwölf Einsätze, davon nur fünf in der Startelf kam er nicht hinaus.
Die in Düsseldorf reichlich vertretene Sorte Anhänger, die Spieler oft und gern mit großer Gnadenlosigkeit zu Luschen oder Gurken erklären, habe Dawid und Nana natürlich schon abgewinkt. Übrigens dieselbe Sorte, die Jahr für Jahr ohne jede Ahnung über die real existierenden Möglichkeiten des Vereins fordern, man solle mal „ordentlich Geld in die Hand nehmen“ und momentan gern nach einem „kreativen Kopf“ im Mittelfeld schreien, der dann auch noch torgefährlich sein soll. Na ja…
Was beiden in ihrer bisherigen Fortuna-Zeit gemeinsam war, ist, dass sie sich leicht frustrieren lassen und dann auf die eine oder andere Art recht unreif regierten. Während Dawid sich dann gern mal hängen ließ, neigte Nana dazu, die Schuld bei irgendwem zu suchen. Die Gründe dafür sind aber unterschiedlich. Kownacki träumte – wie gesagt – von der internationalen Laufbahn und kam in Düsseldorf nicht vom Fleck. Ampomah sah dagegen seine Träume platzen, zu einem – auch finanziell – erfolgreichen Profi zu werden. Nun hat seine Stippvisite bei Lech dem Dawid in jeder Hinsicht gutgetan, auch, weil er in Posen wirklich zuhause ist und als Fortune jede Gelegenheit nutzte, seine Freizeit dort zu verbringen – was sich durchaus in seiner Leistung niedergeschlagen hat.
Wer die beiden bei ihren bisherigen Testspieleinsätzen beobachtet hat, konnte erkennen, dass sich sowohl bei Nana, als auch Dawid etwas Grundsätzliches geändert hat. Sie brennen vor Ehrgeiz. Gerade Ampomah scheint erkannt zu haben, dass die kommenden Saison für ihn die letzte Chance ist, sich im Profifußball durchzusetzen. Ähnliches gilt auch für Kownacki. Und dann ist da auch noch Trainer Daniel Thioune, der für „schwierige“ Spieler ein Händchen zu haben scheint, was er beispielsweise im Fall von Narey bewiesen hat. Könnte also so sein, dass die beiden Buben in der kommenden Saison eine wichtige Rolle spielen könnten.
Wahrscheinlicher ist das sicher bei Dawid Kownacki, der sich als Mittelstürmer anbietet, wenn sich zeigt, dass Rouwen Hennings und/oder Daniel Ginczek – sagen wir mal – „Altersbeschwerden“ zeigen. Für Nana Ampomah, der ja von Hause aus als linker Außenstürmer antritt, wird es schwieriger, denn in der Rangliste steht Kris Peterson auf dieser Position vor ihm. Allerdings könnte er der perfekte Backup-Mann für unseren Schweden sein und zum Zug kommen, wenn sich dieser verletzt (…was der Fußballgott verhüten möge!), was die ungeliebten Varianten mit Shinta Appelkamp oder Felix Klaus auf dem linken Flügel überflüssig macht.
Eigentlich ergibt die Rückkehr dieser Kicker dem Trainerstab eine Menge neuer Möglichkeiten. Wenn es sehr gut läuft, könnten sie sogar zu dem werden, was man gern „Unterschiedsspieler“ nennt. Und letztlich erspart es der glorreichen Fortuna Investitionen in weitere Stürmer … wenn sie denn wirklich im Kader bleiben.