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F95 vs K’lautern 1:2 – Wenn Trainer ihre Mannschaft im Stich lassen

Und wieder: Erst hat die Fortuna den Gegner an der Wand und schießt ein Tor, und dann zieht erneut diese Ideenlosigkeit ein…

Analyse · Guck mal, Trainer, da siehst du von draußen, dass deine Mannschaft nach einem Gegentreffer völlig den Faden verloren und keine Ideen mehr hat, und was tust du? Nix. Und dabei ist es während einer laufenden Partie doch genau die Aufgabe des Cheftrainers, seine Truppe motiviert zu halten, ihr zu helfen – IRGENDWAS zu tun! Irgendeine Maßnahme ergreifen, damit ein Ruck durchs Team geht. Gestern wäre das spätestens ab der 54. Minute nötig gewesen, aber es geschah nix. Trainer, du hättest doch wenigstens Käpt’n Bodze einwechseln können. Offensichtlich gehörst du aber zu den Coaches, die nie vor der 60. Minute Auswechslungen vornehmen. Okay, auch eine Systemumstellung – wie sie der K’lautern-Coach noch vor der Pause durchgeführt hat, wäre möglich gewesen. Der Ergebene sagt: Lieber Herr Thioune, sie haben die Mannschaft gestern im Stich gelassen. [Lesezeit ca. < 1 min]

So, und damit ist der Wutausbruch eures Ergebenen auch schon wieder vorbei. Es tut ihm wie allen Menschen, deren Herz für F95 schlägt, einfach weh, wenn den Burschen in Rot nichts mehr einfällt, wenn angesichts eines gegnerischen Sechsermittelfeldes nur noch hintenrum und hin und her gespielt wird. Ja, okay, die Lauterer kamen mit einem sichtbar starken Willen aus der Kabine, aber davon darf sich doch eine Heimmannschaft nicht einschüchtern lassen.

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Kleiner Exkurs: Ja, es gab ein Platzstürmchen, ja, da enterten ein paar Hormonverstörte den Rasen und wollten FCK-Kickern an die Wäsche. Aber, nein, lieber, kleiner Jean Zimmer, es flogen keine „Schlagstöcke“, das kann dir der Ergebene versichern, der sich in ziemlicher Nähe zum Geschehen aufhielt. Die Sache ging ja auch schnell vorüber, weil sich a) Robin Bormuth an alter Wirkungsstätte an die Front begab, weil b) Käpt’n Bodze mäßigend einwirkte und c) einige vernünftige Ultras ihre Kollegen ziemlich rüde wieder vom Platz beförderten. Dass der „Chefrepochter Spocht“ einer großen Düsseldorfer Tageszeitung hinter der Paywall den Moralapostel spielt, ist irgendwas zwischen ärgerlich und unfreiwillig komisch. Und dann auch noch Vermutung über die aktuelle Sozialhydraulik in der Kurve anzustellen, ist anmaßend, wenn man sich Hunderte Meter von den Fans auf der Pressetribüne befindet und null Kontakt zu den aktiven Anhänger:innen hat. Und, nein, wir verlinken nicht auf Boulevardzeitungen.

F95 vs K’lautern: Das Platzstürmchen (Foto: TD)

Haben wir auch das erledigt. Deshalb nun zum Erfreulichen. Und das spielte sich über lange Strecken in der ersten Halbzeit ab. Da hatte die glorreiche Fortuna den traditionsbelasteten 1. FC Kaiserlautern offensiv an der Wand. Wir sahen Laufwege aus Zucker, schäumende Passstafetten und schicke Flanken. Auf der Strichliste standen nach 40 Minuten neben dem 1:0 noch vier große Möglichkeiten, die Pille einzulochen. Und hätte Cello Sobottka in der 42. Minute beim Torschuss nicht eine Fehlentscheidung getroffen, wer weiß, wie die Partie weitergelaufen wäre und geendet hätte.

F95 vs K’lautern: Eine der vielen Chancen in der ersten Halbzeit (Foto: TD)

Apropos Fehlentscheidung: In der 50. Minute gibt es eine Ecke für die Teufelchen, eine von Chris Klarer völlig unnötig verursachte, übrigens. Das Ei kommt rein, und der spätere Kopfballschütze schubst Rouwen Hennings mit beiden Händen, sodass dieser in die Knie geht – ein eindeutiges Foul, das den Treffer überhaupt erst ermöglichte. Schiri Cortus, der ansonsten korrekt pfiff, reagierte nicht. Die randvoll mit karnevalistischem Kölsch abgefüllt in ihrem Verließ lallenden Videobeweiskünstler riefen kurz an, um dem Unparteiischen mitzuteilen: „Ey, Alda, alles korrekt – Alaaf!“

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Journalisten sind Menschen, machen also Fehler. Und Redakteure ohne großes Team hinter sich wie der Ergebene machen ebenfalls Fehler. Deshalb unsere Bitte in die Leser:innenrunde: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Ob auch der gegebene Strafstoß in der 97. Minute unberechtigt war, bleibt unklar. Michal Karbownik kreuzt die Spur mit dem auf Kastenmeier zugehenden Tyger Lobinger, ist ein Mü näher am Ball, berührt aber den Ex-Fortunen, sodass dieser fällt. Eurer wutschnaubender Ergebener versucht sich in Fairness: Kann man geben, muss aber nicht. Eine solche Kann-Entscheidung allerdings in der allerletzten Sekunde der Nachspielzeit zu treffen und damit für die endgültige Entscheidung zugunsten der Gäste zu sorgen, lässt auf eine gewisse Grundsympathie von Referee und den inzwischen vermutlich volltrunkenen Keller-Assis schließen.

F95 vs K’lautern: Luthe schlägt ab (Foto: TD)

Verloren haben die Fortunen das Spiel aber nicht wegen dieser Entscheidungen, sondern, weil ihnen nach dem Ausgleich nichts mehr einfiel. Wie gesagt: Sie hätten Unterstützung von der Bank gebraucht. Und dann nimmt Thioune in der 77. Minute ausgerechnet Emma Iyoha und Kris Peterson raus! Was für ein Blödsinn! Stattdessen darf Rouwen Hennings weiter fruchtlos wühlen und ein ums andere Mal beweisen, dass Passspiel und Flanken seine Dinger nicht sind. Und Dawid Kownacki. Er ist nun mal ein Sensibelchen und zeigte sich tief enttäuscht davon, dass er nicht mit der polnischen Auswahl zur Milliarden-Dollar-FIFA-Endrunde in das lupenrein demokratische Land Katar fahren darf. Man sah ihm die leichte Depression, die man ja bei anderen Gelegenheiten schon bei ihm gesehen hat, deutlich an. Ja, okay, er ist viel gerannt, aber die meisten seiner Aktionen rochen ein bisschen nach Lustlosigkeit.

F95 vs K’lautern: Nur ein Hauch Karneval… (Foto: TD)

Abgesehen davon, und der Ergebene wiederholt sich: Das Experiment mit Dawid Kownacki und Rouwen Hennings ist gescheitert. Denken wir doch mal an die Spiele, bei denen der gute Dawid mit dem guten Emma vorne für ständige Gefahr sorgten. Denken wir an das schnelle und kluge Zusammenspiel dieser beiden mit Kris Peterson oder auch Shinta Appelkamp. Denken wir auch daran, wie grandios die Herren Iyoha und Karbownik einige Male den linken Flügel zur Offensivmachete der Fortuna gemacht haben.

Die Coaches hatten sich übrigens wieder für eine Viererkette mit dem zierlichen Michal am linken Ende entschieden, der aber – wie gewohnt in dieser Position – zumindest in der ersten Halbzeit einen waschechten Linksaußen mit allem Zipp und Zapp gab. Niemand konnte den aufhalten. Der Mann (auf den der polnische Nationaltrainer bei der WM meint verzichten zu können) dribbelte alles weg, der hat eine Ballführung auf Messi-Niveau, der verfügt über ein klasse Auge für Spielsituationen, und Tore schießen kann er auch.

F95 vs K’lautern: Der Elfer in der 97. Minute (Foto: TD)

Sein wunderherrlicher Schuss in der 14. Minute nach einem dieser verführerischen Dribblings, abgefeuert mit perfekter Technik, nahm genau die Flugkurve an, die es brauchte, und nagelte den Ball maßgenau in den oberen rechten Quadranten der Kiste – ein Tor des Monats. Was die Verantwortlichen in Brighton getrieben haben mag, Michal Karbownik abzugeben, ist mit dem Verstand nicht zu packen. Bitte, lieber Klaus Allofs, lass es irgendwie möglich werden, die gerüchteweise fünf Mio Kaufoption zu ziehen. Zwei Jahre bei der Fortuna, und dieser Spieler (der dem Ergebenen immer ein bisschen an Luka Modric erinnert) kann für das Doppelte oder Dreifache an einen dieser europäischen Spitzenklubs vertickt werden.

In der Pause herrschte auf der Süd angesichts der Leistung und des Zwischenstandes fröhliche Gelassenheit. Niemand kam auch nur auf den Gedanken, Lautern könnte an diesem herrlichen Abend noch was reißen. Über 44.000 ballaffine Menschen waren anwesend, darunter möglicherweise an die 10.000 FCK-Anhänger:innen. Es gab seitens der Fortuna eine schicke Choreo und ein bisschen Feuer; die Fans aus der Region machten in ihrer Ecke durchgehend prima Alarm. Die F95-Ultras kriegen bei Heimspielen den Rest der Kurve nicht immer in Wallung, was auch an den akustischen Problemen der Arena liegt, aber da ist ja noch der Block 160 im Oberrang, der regelmäßig mit Traditionsgesängen die Menschen in den Blöcken 42, 41 und 40 zum Mitsingen animiert.

F95 vs K’lautern: Der 160er sorgt für Stümmung (Foto: TD)

Die Akustikprobleme sind mittlerweile so extrem, dass die angeregt diskutierenden Fortunisten auf der Süd durch die Musik nicht mehr gestört werden, weil man sie so wenig bewusst hört wie die Durchsagen des Stadionsprechers, der dieses Mal und zum ersten Mal seit zehn Jahren nicht Andre Scheidt hieß, denn der war irgendwo in Europa steckengeblieben. Seine Rolle übernahm Andreas Hecker, der Mann von der F95-Traditionsmannschaft, im Hasenkostüm. Denn es war ja der 11.11., also der Hoppeditztag, an dem in Düsseldorf die Karnevalssession beginnt. Dementsprechend waren einige Zuschauende mehr oder weniger stark kostümiert erschienen.

Es hätte einfach mehr Emotionen auf Seiten der F95-Mannschaft gebraucht. Oder, wie es einer im Block immer mit mildem Spott ausdrückt: „Mehr Hass!“ Und so wenig Konstruktives unser Rouwen Hennings zur Partie beitrug – er ist immer der Einzige im F95-Trikot auf dem Platz, der genau diese Emotionen zu wecken versucht. Und sei es nur in Form von Diskussionen mit den Offiziellen. Spätestens um die 70. Minute herum hätten die Männer in Rot den Lauterern in Blau mal zeigen müssen, wo genau der Hammer hängt und wer im Rheinstadion regiert. Mehr Härte hätte helfen können. Aber…

F95 vs K’lautern: Rouwen Hennings führt ein Gespräch mit dem Linienrichter (Foto: TD)

Stattdessen blutarmes Hin-und-Her-Geschiebe. Der arme Michal Karbownik verhungerte auf seinem Flügel vollständig. Peterson war abgetaucht, und die Last der Laufwege blieb fast ganz an Iyoha hängen. Spielen wir mal das Konjunktiv-Spiel. Die Coaches hätten um die 60. Minute herum schon Hennings und Kownacki rausnehmen können. Sie hätten Bodzek bringen, auf eine Dreierkette namens Oberdorf-Bodzek-Klarer umstellen und Zimbo Zimmermann und Karbownik weiter nach vorne ziehen können. Sie hätten Shinta Appelkamp als frische Kreativkraft bringen und Emma als einzige Spitze positionieren können. Sie hätten die Jungs auf dem Platz anregen können, mehr Standards zu ziehen, im Mittelfeld härter in die Zweikämpfe zu gehen. Sie hätten…

F95 vs K’lautern: Der arme Marcel Mansfeld… (Foto: TD)

So endet diese durchwachsene Hinrunde mit einer riesenhaften Enttäuschung. Gut, dass nun die Coaches und alle Spieler eine längere Gedenkpause einlegen und sich mal tageweise an die eigenen Nasen fassen können. Im Hinblick auf den Endstand der Saison ist noch nichts verloren, einer aus der Expertenrunde träumt von einer „Rückrunde für die Geschichtsbücher“. Das personelle Potenzial ist da, Verstärkungen kaum nötig. Es sei denn, um kritische Positionen mindestens doppelt besetzen zu können. Oder aber, Christian Weber findet irgendwo ein ablösefreies Schnäppchen.

F95 vs K’lautern: Sieger und Verlierer (Foto: TD)

In diesem Sinne wünscht der euch mit allen Fasern seines Herzens ergebene F95-Beobachter fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch. 2023 geht’s weit, und dann finden sich die Vor- und Spielberichte des Ergebenen sowie alles rund um die Fortuna im neuen Online-Magazin Fortuna-Punkte. Bleibt ihm gewogen!

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