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F95 vs Grashoppers 1:0 – Testspiel in La Linea (Gibraltar): Schwer verdaulich

F95 vs GCZ - Testspiel in La Linea: Schickes Tor von Michal Karbownik (Screenshot: F95.tv)

F95 vs GCZ - Testspiel in La Linea: Schickes Tor von Michal Karbownik (Screenshot: F95.tv)

Bei schönem Wetter, den Felsen von Gibraltar im Rücken, mussten die Zuschauer volle zwei Stunden öden Fußballs zwischen F95 und den Zürcher Hoppers ertragen.

Spielbericht · Man hört sie schon schreien, die Menschen, für die jedes Fußballspiel ein Spektakel sein muss: „Was für’n Grottenkick!“ Liebe Leute, es war a) ein Testspiel am Ende eines Trainingslagers und b) der klassische Fall wie’s geht, wenn 3-5-2 auf 3-5-2 trifft: eine zähe Sache, eben. Leider hatte man vereinbart, zweimal 60 Minuten miteinander zu spielen, sodass der Ergebene sich zum Zwecke der Spielberichterstattung die Ödnis über volle zwei Stunden geben musste. [Lesezeit ca. 6 min]

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Die Grashoppers aus Zürich, kurz GeeCee (mit Betonung auf der ersten Silbe!), sind immer noch Rekordmeister, aber die Glanzzeit der Hoppers liegt inzwischen auch schon zwanzig Jahre zurück. Nun hat ein internationales Konsortium unter chinesischer Führung den 1886 gegründeten Club gekauft, will kurzfristig 50 Mio Fränkli reinstopfen und GCZ zu einer Marke im asiatischen Fußballkonsummarkt aufbauen. Kann aber auch sein, dass die Hoppers bloß zu einem Farmteam für die Wolverhampton Wolves wird, das dem Mann der neuen GCZ-Besitzerin gehört. Jedenfalls hat der bis dahin mitgliedergeführte Club mit dem Verkauf aufgehört zu existieren. Dass die Investition schon greift, war gestern nur am Auftritt einer Neuverpflichtung, eines chinesischen Nationalspielers, abzulesen.

Das war das 3-5-2 in der ersten Hälfte

Das ändert zunächst nichts daran, dass GeeCee aktuell nur Siebter in der ersten Schweizer Liga ist, in der zehn Teams um den Titel kicken. Da könnte unsere glorreiche Fortuna also gut in der Schweizer Top Ten mithalten, denn ein Qualitätsunterschied war nicht festzustellen. Eher im Gegenteil. Auch wenn die Truppe von Trainer Thioune besonders in der ersten Stunde nicht besonders präzise kickte und offensiv kaum Druck erzeugte, waren die Fortunen doch einen Ticken besser als die Hoppers.

Zum Anpfiff traten die Roten mit Gorka im Tor, Klarer, de Wijs und Zimmermann als Dreierkette, Sobottka und Tanaka als Doppelsechs, Karbownik und Klaus auf den Außenbahnen sowie Hennings und Kownacki als Doppelspitze an. Der Jungspund Fernandes Neto gab eine Art Achter. Die Bank: Klußmann (unser vierter Keeper), Peterson, Baah, Oberdorf, Iyoha, Böckle, Appelkamp, Hendrix, Bunk, Uchino, Geerkens, Mansfeld und Vukancic.

F95 vs GCZ – Testspiel in La Linea: halbfertiges Stadion, ordentlicher Rasen (Screenshot: F95.tv)

Als Co-Kommentar gastierte in der ersten Hälfte Käpt’n Andre Hoffmann, der ein paar Interna beisteuerte, und – ähnlich wie Daniel Ginczek im anderen Testspiel – sehr sachkundig kommentierte. Weil sich aber auf der Wiese wenig tat, ähnelte die Sache streckenweise mehr einem Podcast zwischen Tino Polster und Hoffi. Es lässt aber auch für die Rückrunde Furchtbares fürchten, denn was man sah, war das, was passiert, wenn zwei tief aufs 3-5-2 eingeschworene Teams aufeinandertreffen. Greift die eine Mannschaft an, sieht sie sich einer verteidigenden Fünferkette gegenüber; schaltet das Spiel um, drängeln sich bis zu vierzehn Kicker im Mittelfeld – schön anzuschauen ist das nicht.

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Da immer mehr Clubs in der zweiten Bundesliga auf diese Systematik umstellen, könnte es sein, dass wir solch zähen Partien des Öfteren zu sehen bekommen. Ob ein Team zu Chancen kommt, hängt dabei im Wesentlichen von den jeweiligen Schienenspielern ab, denn durch die Mitte geht kaum was. Die Spitzen – in der Regel ein Stoß- und ein Wandstürmer – müssen im gegnerischen Sechzehner rumlungern und mit Flanken gefüttert werden. Viel erfolgversprechender ist es da, Standards rauszuholen – ganz gleich, ob Freistöße oder Ecken, Hauptsache in Tornähe.

F95 vs GCZ – Testspiel in La Linea: Ja, es wurde auch gefoult im Freundschaftsspiel… (Screenshot: F95.tv)

Gab’s aber kaum, weshalb die erste Halbzeit weitgehend frei von Torchancen auf beiden Seiten blieb. Die einzige halbwegs echte Gelegenheit bot sich Jordy de Wijs in der 55. Minute, als er mit dem Kopf an den Ball kam, aber einen blöden Winkel zum Einlochen erwischt hatte. Völlig überzeugend zeigte sich unser kommender Torwartstar, Dennis Gorka, der sich offensichtlich einiges bei Kastenmeier abgeguckt hatte und oft recht weit vor seinem Kasten agierte. Wurde er von den Zürchern angelaufen, blieb er ruhig und fand immer einen Kollegen als Ballannehmer.

Die Dreierkette überzeugte auf ganzer Linie, wobei sich immer mehr zeigt, dass Zimbo Zimmermann als rechter Innenverteidiger einfach verschwendet ist. In den zweiten 60 Minuten nahm er dann die Position als rechter Außenmann ein, wo er mehr Druck erzeugen konnte als Felix Klaus zuvor. Seinen Platz in der Defensivkette nahm Tim Oberdorf ein, der prima mit Jordy de Wijs (nun als linker IV) und Chris Klarer in der Mitte harmonierte.

Und so sah das 3-5-2 in der zweiten Halbzeit aus

Bester Mann auf dem Platz war mit einigem Abstand Michal Karbownik, der als linker Schienenspieler eingesetzt war, jedoch gern auch mal zentraler als eine Art Zehner auftrat. Auf dem Flügel aber ist er kaum zu bändigen. Und je öfter Micky spielen darf, desto besser wird er, desto mehr Selbstbewusstsein baut er auf, desto mehr traut er sich zu. Der Ergebene sagt: Karbownik wird in der Rückrunde zu DEM Unterschiedsspieler. Dazu später mehr.

Euer zutiefst ergebener Fortuna-Analyst hat es ja schon in der Hinrunde geschrieben: Rouwen Hennings und Dawid Kownacki als Doppelspitze funktioniert nicht. Das zeigte sich auch gestern. Dawid kommt bekanntlich auch gern aus dem Rückraum, aber da wuselt ja Rouwen herum, sodass sie sich bisweilen im Weg stehen. Dann weicht Hennings nach außen aus, muss mehr Pässe spielen, und das ist nun mal nicht seine Kernkompetenz. Die Erfahrung der letzten Monate zeigt: So richtig harmoniert olle Rouwen eigentlich nur mit Daniel Ginczek. Auch mit Emma Iyoha geht es halbwegs.

F95 vs GCZ – Testspiel in La Linea: Zwei Trinkpause zusätzlich in zwei Stunden Spielzeit (Screenshot: F95.tv)

Sobottka und Tanaka als Doppelsechs? Na ja… Ao hat andere Ambitionen. Nun war als dritter Eckpfeiler im tendenziell magischen Dreieck der junge Elo Fernandes Neto eingesetzt worden. Als Achter? Man weiß es nicht, denn ein echtes Zusammenspiel zwischen ihm und Tanaka fand nicht statt. Dieses Experiment ist definitiv gescheitert. In der zweiten Halbzeit rückte Jorrit Hendrix an die Seite von Cello, und – schwupps – kam mehr Druck auf. Das sah auch Klaus Allofs so, der nun den Co-Kommentator gab – einen sehr strengen übrigens, der jeden noch so kleinen Fehler benannte. Spaß hatte auch Shinta Appelkamp, der wieder einmal einen echten Zehner spielen durfte, das mit genau der Portion Narrenfreiheit, die er braucht.

Auch Zimbo auf rechts brachte mehr Feuer in die Sache, bei der nun Kris Peterson und Emma Iyoha die Doppelspitze bildeten. Das kommt den beiden, die ja meistens auf den Flügeln eingesetzt werden, entgegen. Keine schlechte Alternative für Spiele in der Liga, in denen man den Gegner mal ein bisschen verwirren will. Überhaupt: Variabilität ist Trumpf! Und zwar nicht nur beim Umstellen von einem System aufs andere auch bei rollendem Ball, sondern was die Positionen und Aufgaben für einzelne Kicker angeht. Weil alle Vereine zunehmend Zeit in die Videoanalyse ihrer Gegner investieren, wird es immer mehr zum Erfolgsfaktor, nicht ausrechenbar zu sein, also Spieler mal hier, mal da anzusiedeln.

So sah’s nach allen Auswechslungen zum Schluss aus

Dafür braucht man (Achtung! Wieder so ein neumodischer Begriff.) zunehmend polyvalente Typen. Also Innenverteidiger, die auch schon mal als Achter agieren können. Auf jeden Fall Stürmer, die ernsthaft die Defensive verstärken. Allround-Jungs, die alles zwischen der Sechs und der Zehn zu spielen wissen. Und gern auch Stürmer, die links wie rechts können. Ja, das haben wir alles schon. Und dass wir das haben, könnte dabei helfen, am Ende der Saison doch noch weit oben zu stehen.

Kommen wir zum Törchen durch den Micky. Eigentlich hatte er einen hohen Pass im Strafraum schlecht angenommen. Aber doch behauptet. Mit einer Finte zwei Gegner ausgehebelt. Und dann das Ei ohne Zögern aus spitzem Winkel unter den Balken gehämmert. So schießen Weltklassekicker ihre Tore, genau so. Beim eher nicht so mit Emotionen hausieren gehenden Klaus Allofs löste das schon beinahe Begeisterung aus.

F96 vs GCZ – Testspiel in La Linea: Der arme Kudschu Baah, hoffentlich nichts Schlimmes… (Screenshot: F95.tv)

Geplant war, dass ALLE auf den Rasen kommen sollten. In der Trinkpause in der 90. Minute waren dies zunächst Benjamin Böckle, Niko Vukancic, Taka Uchino und Kudschu Baah. Am meisten überzeugte von diesem Quartett (wie zu erwarten war) Uchino, der sich absolut nahtlos in seine Rolle als rechter Außenverteidiger einfügte. Außenverteidiger? Jawoll, denn nun gab es eine echte Viererkette, ja, ein klassisches 4-4-2 sogar. Auch nicht schlecht. Der so oft gescholtene Baah riss sich erheblich das Heck auf; der will zeigen, dass man ihn nicht abschreiben sollte. Und ausgerechnet die Leihgabe aus Watford erwischte es kurz vor Schluss ohne Fremdeinwirkung: irgendwas an den Muskeln, hoffentlich nichts Schlimmes.

Und dann kam in der 100. Minute auch noch Leon Klußmann, unser vierter Torhüter, zum Einsatz und machte seine Sache tadellos. Dazu dann noch Daniel Bunk, Marcel Mansfeld und Tom Geerkens, unsere Youngster. Da war der Fisch schon geschuppt, und die Zürcher spielten ab er 116. Minute deutlich auf Zeit – die hatten keine Lust mehr. Aussagekräftig war dieses Freundschaftsspiel weniger als die Partie gegen den BVB, die deutlich näher an der Ligarealität angesiedelt war. Jetzt haben unsere Coaches noch zwei Wochen Zeit, Schlüsse aus dem Trainingslager zu ziehen, Startelfblöcke zu definieren und dafür zu sorgen, dass diese (und ihre jeweiligen Backups) sich gut einspielen.

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