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Was junge Burschen heute werden wollen: Rapper, Influencer oder Fußballprofi

Ein Rapper mit rotweißem Hintergrund (Foto: pixabay)

Ein Rapper mit rotweißem Hintergrund (Foto: pixabay)

Jungs haben die Wahl: Sie können Rapper, Influencer oder Fußballprofis werden … wenn sie ihr Geld nicht durch richtige Arbeit verdienen wollen.

Meinung · Früher, ja, früher, da wollten Jungs Lokführer werden, Feuerwehrmann oder eventuell Astronaut, also auf jeden Fall etwas Nützliches. Heute streben die Buben eher an, möglichst viel Kohle zu verdienen. Und da bieten sich Karrieren als Rapper, Influencer oder Fußballprofi geradezu an. Es sei denn, man hat einen gutbürgerlichen Hintergrund, stammt aus besserhabenden oder wohlverdienenden Familien und wird später mal Jura oder BWL studieren. Dann muss man nicht Reality Star werden oder sowas… [Lesezeit ca. 3 min]

Denn in der Ära Kohl hat man die Chancengleichheit beseitigt, die man ab Beginn der Sechzigerjahre mühsam installiert hatte. Seitdem kann noch lange nicht jeder werden, was er will. Denjenigen, die vom Bildungssystem abgehängt werden, droht eine lebenslange prekäre Existenz. Die Schicht der Menschen, die ein ausreichendes Einkommen mit ehrlicher Arbeit verdienen, wird immer dünner. Da ist der Wunsch, irgendwie reich zu werden, plötzlich zum Lebenstraum von Millionen geworden.

Wer schon als Dreijährige:r den Verwandten was vorgeträllert hat oder von den Eltern im Stil der Mini-Playback-Show dressiert wurde, lässt sich bei Casting-Shows demütigen, weil ja eine Chance besteht, ein Star zu werden; eine Chance, die ungefähr auf dem Niveau liegt wie die, einen Sechser im Lotto zu fangen. Wer aber kein Problem hat, sich zu prostituieren, der wird Influencer:in. Da muss man gar nichts können, da muss man nur bereit sein, das eigene Leben im Sinne der Reklameindustrie zur Schau zu stellen. Und irgendwann zieht man dann der Steuern wegen nach Dubai.

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Auch um Rapper:in zu werden, muss man nicht sehr viel können. Es reicht, sich ein Reimlexikon zu kaufen, einen Star zu imitieren und sich ein Image mit Streetcredibility zu basteln. Man muss sich halt in Kreisen bewegen, die nicht immer gut zu einem sind. Und dann stehen die Chancen, reich und berühmt zu werden, schon besser als beim samstäglichen Lotto.

Bleibt – inzwischen auch für Mädchen – noch die Laufbahn als Fußballprofi. Die bleibt natürlich nur jungen Menschen vorbehalten, die bereits im Grundschulalter so etwas wie Talent aufblitzen lassen. Und im Gegensatz zu den Berufen als Rapper:in oder Influencer:in muss man beim Fußball schon einen langen Atem haben und bereit sein, auf das, was eine Kindheit und Jugend ausmacht, komplett zu verzichten. Die Löcher im Sieb sind klein; von 1.000 Buben, die mit zehn das ernsthafte Kicken anfangen, werden rein statistisch nur (maximal) drei eines Tages mit dem Treten von Bällen Geld verdienen.

Und – wieder rein statistisch – nur einer von hundert Profis wird mit dem Spiel so viel Geld verdienen wie ein durchschnittlicher Rapper oder Influencer. Wenn er Glück hat und nie oder selten länger wegen Verletzungen ausfällt. Geld verdienen kann man in Deutschland schon in der Oberliga, aber nur selten in den Größenordnungen der Altersgenossen in ganz normalen Berufen. Dieses Niveau erreichen Kicker in der Regel erst, wenn sie für einen Regionalliga-Club antreten. Auf dieser Ebene wird es aber auch schwierig: Im Prinzip müsste man neben dem Kicken noch einen Beruf ausüben, um ein gutes Einkommen zu generieren. Nur findet sich vor lauter Training und Ligaspielen meist zu wenig Zeit dafür.

In halbwegs wohligen Verdienstgewässern schwimmen Spieler, die einen Vertrag mit einem Verein der Dritten Liga haben. Hier werden dann schon Jahresgehälter in sechsstelliger Höhe gezahlt; ab der Zweiten Liga ist dies die Regel. Die Vergütung hier aber erreicht so gut wie nie den siebenstelligen Bereich. Nehmen wir einmal einen typischen Zweitligaspieler, also einen Kicker, der beispielsweise mit 20 Profi geworden ist. Dessen Gehalt wird anfangs vielleicht bei 60.000 Euro per annum liegen. Bleibt er fit und hält er sein Niveau, wird er bis auf etwa 300.000 ~ 400.000 Euro pro Jahr kommen.

Die übliche Karriere eines solchen Profis dauert vierzehn bis sechzehn Jahre, sodass er in dieser Zeit in Summe auf Bruttoeinkünfte aus seinem Job als Kicker von um die drei, vier Millionen kommen wird. Sein Berater bekommt davon mindestens zwanzig Prozent. Und dann muss er das Ganze auch noch versteuern. Von dem, was übrigbleibt, kann man schon ganz anständig leben und sich mit einiger Sicherheit eine eigene Immobilie leisten. Je nachdem kommen noch diverse Nebeneinkünfte (z.B. als Experte im TV) hinzu. Nur, mit der Kohle vom Kicken ist es dann mit Mitte, Ende der Dreißig vorbei, und schrecklich viel ansparen konnte der Musterprofi auch nicht. Er muss also für den Rest seiner Berufstätigkeit – immerhin rund dreißig Jahre – sehen, wo er bleibt.

So gerechnet lohnt sich eine Karriere als Rapper oder Influencer wohl doch eher. Auch wenn die Dauer der Zeit, in der die fette Kohle fließt, bei diesen Berufsbildern oft noch viel kürzer ist. Was sagt uns das? Wer nur wegen des angeblich leicht verdienten Geldes Fußballprofi werden will, sollte sich die Sache noch mal überlegen.

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