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Nürnberg vs F95 5:3 n.E. (Pokal) – Fortuna hat ein Psycho-Problem, auch im Trainerstab

FCN vs F95: Kastenmeier verwandelt seinen Elfer (Screenshot: Sky)

FCN vs F95: Kastenmeier verwandelt seinen Elfer (Screenshot: Sky)

Wer es zulässt, dass ein 21-Jähriger in seinem ersten Spiel bei den Profis einen entscheidenden Elfer schießen muss, hat als Trainer versagt.

Bericht · Natürlich war auch Pech im Spiel. Natürlich hätte der Ausgleich niemals fallen dürfen. Aber rausgeflogen ist die ansonsten glorreiche Fortuna im Elfmeterschießen. Bei der Auswahl der Schützen hat sich Trainer Thioune nach eigenen Angaben rausgehalten. So kam es, dass nicht nur Torwart Kastenmeier antrat, sondern nach Klarer und Hendrix, die sicher verwandelten, der 21-jährige Jona Niemiec aus der Zwoten, der zu Beginn der Nachspielzeit reinkam und nur durch eine Notbremse am Siegtreffer gehindert werden konnte. Das ist ein Skandal und entlarvt vieles, was Thioune immer so in Mikrofone redet, als Sprechblasen. Schämen sollten sich aber auch die gestandenen Kerle, die sich vorm Elfmeterschießen gedrückt haben: allen voran Andre Hoffmann, der seine Kapitänsbinde freiwillig abgeben sollte, aber auch Ao Tanaka, Emma Iyoha, Kris Peterson und Tim Oberdorf. Mit seinen Sprüchen im Sky-Interview nach Abpfiff setzte dieser Hoffmann dann noch einen drauf. [Lesezeit ca. 8 min]

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Und was bitte sollte es, dass Cello Sobottka – zugegeben bis auf den letzten Tropfen ausgelaugt – Sekunden vor dem Ende der Verlängerung gegen Elo Neto ausgetauscht wurde? Damit Cello keinen Elfer knallen muss? Dass stattdessen der 17-Jährige schießen sollte? Oder wollte der Herr Sobottka sich drücken? Zusammengefasst sagt euer Ergebener: Spätestens mit dem Ausgleich hat das Trainerteam auf ganzer Linie versagt. Eine Personaldiskussion ist unumgänglich – Ruhe im Verein hin und her.

FCN vs F95: Fröhliche Sprechblasen vorher (Screenshot: Sky)

Zumal seit gestern klar ist, dass wir alle die Saison 2022/23 vergessen können. Nicht nur wegen des Ausscheidens im DFB-Pokal und der Pleite in Paderborn, sondern weil im Kader und im Trainerstab ein gewaltiges Psycho-Problem sichtbar wird. Da fragt man sich auch, was ist Mentaltrainer Axel Zehle eigentlich von Beruf? Gut, den unsicheren Kris Peterson hat er aus einem Loch geholt. Aber ist es nicht auch seine Aufgabe, die Psychohydraulik in der Mannschaft kontinuierlich zu beobachten und zu analysieren?

FCN vs F95: Ein Kapitän geht voran, oder?(Screenshot: Sky)

Zugegeben: Es scheint, als seien die Verwerfungen im Gefüge nicht nach einem der klassischen Muster „Jeder gegen jeden“ oder „Grüppchen gegen Grüppchen“ gestrickt; das macht es schwierig. Offensichtlich ist nicht erst gestern geworden, dass einige Kollegen nicht verstanden haben, dass Fußball ein Kampfsport ist. Und kein lauer Job für Schwiegersöhne. Würden zwei Mannschaften mit je elf solcher Schwiegersöhnchen gegeneinander antreten, gäbe es vermutlich ein Remis. Ist aber in einem der beiden Teams nur ein Kämpfer dabei, gewinnt seine Truppe.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Warum die Jungs im aktuellen Kader alles so brav sind, hat vermutlich ganz verschiedene Gründe. Da sind die Stillen wie Shinta Appelkamp, die nicht aus ihrer Haut können. Da ist ein Rouwen Hennings am Abend seiner Karriere, der ja von Hause aus auch eher ein freundlicher Mensch ist. Da ist ein Andre Hoffmann, der gerade überlegt, was er in der kommenden Saison nach F95 machen soll, der es schon für einen emotionalen Ausbruch hält, wenn er beim Schiri meckert. Da fallen einem eigentlich nur die Kollegen Kastenmeier, Sobottka und Kownacki ein, die im Fall der Fälle draufgehen und böse werden können (wobei Cellos Physiognomie das nicht hergibt).

FCN vs F95: Motivationskreis – macht man halt so (Screenshot: Sky)

Der Ergebene hat es kürzlich schon mal geschrieben: Wo sind Typen wie Axel Bellinghausen, Lumpi Lambertz, Sascha Rösler, Kaan Ayhan etc.? Als möglicher Anführer zeigt sich eigentlich nur Flo Kastenmeier; Chris Klarer hat das Potenzial, braucht aber noch ein bisschen. Und bei Jordy de Wijs fragt man sich, wann er denn die Erwartungen in dieser Hinsicht an ihn mal erfüllen will.

FCN vs F95: Am Support hat es sicher nicht gelegen (Screenshot: Sky)

Kommen wir zum Spielfilm. Die Partie verlief durchgehend auf eher niedrigem Niveau, so wie zwei Zweitligamannschaften aus dem Mittefeld und der Abstiegszone der Liga eben so spielen. Bis zum 1:0 in der 33. Minute hätte man sich durchaus Sorgen um die Fortuna machen können, hätte man nicht gewusst, dass der FCN diese Saison nicht acht Torschüsse braucht, um einzunetzen, sondern achthundert. Da war dann der Versuch des Glubberers mit der blondierten Betonfrisur und dem neckischen Schnäuzer, Kastenmeier in der 26. Minute am kurzen Eck zu überlisten, noch am nächsten dran.

Bis dahin spielten die Hausherren einen flotten Ball, standen hoch, gingen auf die Bälle und waren den Männern in den schwarzroten Hemdchen in jedem messbaren Wert überlegen. Erfreulich war vor allem die nie ermüdende Bereitschaft von Emma Iyoha auf seiner Seite eine Art Außenverteidiger zu geben. Felix Klaus gegenüber hielt sich da öfter zurück und verließ sich auf Tim Oberdorf, der eine grundsolide Partie bot.

FCN vs F95: Das Tor gehört Kownacki ganz allein (Screenshot: Sky)

Überhaupt wackelte die Dreierkette kaum, was vor allem an der Rolle von Kastenmeier als „Libero“ lag, auf den sich die Vorderleute jederzeit als Anspielstation verlassen konnten. Weil nach vorne wenig bis nichts ging, wurde von dieser Variante so reichlich Gebrauch gemacht, dass unser Keeper um die 30. Minute herum in der Statistik als Spieler mit den meisten (und auch gelungenen) Pässen auftauchte. Kein gutes Zeichen…

FCN vs F95: Dawid freut sich (Screenshot: Sky)

Weil der FCN aber so hoch spielte und so couragiert in die Zweikämpfe ging, war auch Sobottka ständig mit Abwehrarbeit ausgelastet, was dem Zusammenspiel mit Ao Tanaka und Shinta Appelkamp nicht guttat. Shinta hing folgerichtig völlig in der Luft, hatte aber auch keine Idee, seine Arbeit irgendwie anders und sinnvoller zu interpretieren. Felix Klaus versuchte das Flügelspiel und verzichtete zum Glück darauf, Tore zu schießen.

Blieben noch Dawid Kownacki und Rouwen Hennings, der wieder das spielte, was ein Rouwen Hennings eben so spielt als „Wandspieler“. Am Einsatz mangelt es ihm ja nie, an fußballerischen Möglichkeiten schon immer. Das Tor zum 1:0 in der 33. Minute aber gehört dem guten Dawid ganz allein, denn schon die Idee für den zugrundeliegenden Spielzug war seinem Fußballerhirn entsprungen. Auf Höhe des Mittelkreises den Ball führend hatte er blitzschnell erkannt, dass der Glubb unsortiert stand und sich freie Räume direkt vorm Strafraum ergaben. Er schiebt raus auf Emma, der die Situation antizipiert hat, einläuft und dann in die Mitte flankt. Kownacki steigt am höchsten, auch, weil er genau das erwartet hat, was kommt, und pöhlt das Ei in die Maschen. Das ist die schönste F95-Szene des ganzen Abends.

FCN vs F95: Und das war dann leider nicht das 0:2 (Screenshot: Sky)

Danach, auch über die Pause hinweg, zeigten sich die beschränkten Mittel der Nürnberger immer deutlicher. Selbst die Einwechslung eines weiteren Stürmers samt damit verbundener Umstellung änderte die Situation nicht. Und obwohl die Gastgeber wieder versuchten, die Gäste hinten reinzudrücken, kamen sie kaum zu ernsthaften Chancen. Plötzlich hatte die Fortuna das Chancenübergewicht – nicht, weil sie nun brillant auftraten, sondern weil den Nürnbergern zunehmend Fehler unterliefen. Bis zur 80. Minute hatten die Düsseldorfer die Torschussbilanz ausgeglichen und den Gegner vor allem bei der Zweikampfquote überholt.

Sah alles prima aus für die Diva, es fiel nur kein 2:0. In der 71. Minute hätte es fallen MÜSSEN. Wieder ist es Kownacki, der ein Langholz von Hoffmann toll annimmt und frei auf den FCN-Torwart läuft. Der kann den Schuss minimal abfälschen, sodass er ganz knapp am Pfosten vorbei kullert. Dann kam Taylan Duman beim Glubb rein, und altgediente Fortunen beschlich eine Ahnung – wenn jemand den Rotweißen so richtig wehtut, dann sehr, sehr oft ein Ehemaliger. Leider wurde die Ahnung später bestätigt.

FCN vs F95: Der bescheuerte Ausgleich in letzter Sekunde (Screenshot: Sky)

Kris Peterson kommt in der 85. Minute für Felix Klaus, Jorrit Hendrix ersetzt den blass gebliebenen Shinta Appelkamp. Die Einwechslung von Daniel Ginczek für Rouwen Hennings war sinnvoll – aber nur, wenn die Trainer nicht an ein Elfmeterschießen dachten, denn dann hätte Rouwen unbedingt weitermachen müssen. Überhaupt erweckten die Bank und auch die Kicker auf der Wiese den Eindruck, sie würden das Ding locker nach Hause schaukeln. Und, ja, auch die Fans, die das Spiel in der Retematäng vor den Flachbildschirmen verfolgten, machten sich wenig Sorgen.

FCN vs F95: Dawid kriegt Krämpfe (Screenshot: Sky)

Spulen wir vor. Dawid Kownacki hat Krämpfe und wird in der Nachspielzeit ausgewechselt. Für ihn kommt Jona Niemiec, eines der Talente aus der Zwoten, das niemand auf dem Schirm hatte. Ein großer, robuster Kerl, beidfüßig zudem, der sofort für Schwung sorgt. 90+3: Die Nürnberger versuchen es nochmal. Daniel Ginczek hat die Möglichkeit, den Angriff mit einem Foul schon im Mittelfeld zu unterbinden – macht er aus unerfindlichen Gründen aber nicht. So kommt es zu einer Flanke und Getümmel vor Kastenmeier. Duman schießt, und die Pille wäre am Tor vorbeigegangen, hätte Chris Klarer das Ding nicht mit dem Ohr(!) abgefälscht. Ausgleich kurz vor Schluss.

Selbst in der Verlängerung hätte Fortuna noch gewinnen können, ja, müssen. Eigentlich die aktivste Phase der 95er, vor allem getrieben durch Niemiec und Hendrix, der in der 4. Minute der Zusatzzeit die Kugel fein hebt; aber ein Glubberer schafft es gerade noch, den Ball von der Linie zu kratzen. Das ist dann auch das, was man Spielpech nennt. Niemiec ist DER Aktivposten in der Offensive, wird mehrfach gefoult, holt eine Ecke heraus und ist überall. In der 105. Minute haut Hendrix ein Ding raus – da wackelt das Gebälk.

FCN vs F95: Jona Niemiec kommt rein (Screenshot: Sky)

Iyoha hat hinten den eingewechselten Moeller Daehli gut im Griff. Nachspielzeit: Vom FCN kommt kaum noch was. Dann kriegt Niemiec den Ball und geht ab, würde den Glubb-Verteidiger überlaufen und hätte dann freie Bahn aufs Tor. Sein Gegenspieler zieht die Notbremse und sieht Rot. Was für eine Scheiße! Was für eine sinnlose Strafe dafür, dass der Fortuna eine hundertprozentige Chance genommen wird! Das war’s. Das Elfmeterschießen, auf das die Coaches unser Team offensichtlich in keinster Weise vorbereitet haben, muss entscheiden.

Der Rest ist fast bekannt. Den ersten Elfer haut ein Nürnberger rein. Zur Überraschung aller tritt Kastenmeier als zweiter Schütze an und verwandelt sicher. Dann Duman gegen unseren Tormann. Kastenmeier hält. Aber, und die diversen Bilder beweisen es, er hat die Linie zu früh verlassen. Das Ding wird wiederholt, und dieses Mal macht Duman das Tor. Chris Klarer haut das Ei brutal in die Mitte – Ausgleich. Tor für den FCN. Dann Jorrit Hendrix, der den Elfer scharf oben links ins Gehäuse drischt. Der nächste: Kastenmeier in der richtigen Ecke, er kommt mit der Hand dran und lenkt das Ei an den Pfosten, von dem es zurückspringt und ins Tor geht. Nun Jona Niemiec. Der Glubb-Keeper fliegt in die richtige Ecke und reißt dem Arm hoch. Das war’s.

FCN vs F95: Und das war leider nicht das 1:2 (Screenshot: Sky)

Wieder hat eine Fortuna-Mannschaft im Pokal versagt. Wieder trägt ein Chefcoach seinen Anteil daran. Aber dieses Mal wurden all die Probleme, die das Team unter Thioune schon seit Beginn der Saison mit sich herumträgt, überdeutlich. Und dann kommt Kapitän Hoffmann und füllt das Sky-Mikro mit Sprechblasen – erbärmlich!

Seien wir ehrlich. Damit ist die Spielzeit 2022/23 für den TSV Fortuna Düsseldorf gelaufen. Nicht nur, weil’s im Pokal nicht weitergeht. Nicht nur, weil nach der Niederlage in Paderborn die Chancen auf den Relegationsplatz nur noch theoretisch gegeben sind. Sondern vor allem, weil dieser Kader nicht das Zeug hat, mit aller Kraft, mit maximalem Einsatz, mit der nötigen Härte, mit dem, was man „Mentalität“ nennt, gegen die Konkurrenz anzustinken. Zu hinterfragen ist nicht nur das Verhalten einiger Spieler, sondern das gesamt Konstrukt mit allem Drum und Dran – von der Kaderplanung bis zum Konzept und dem Coaching-Stil des Cheftrainers.

FCN vs F95: Kastenmeier hält einen Elfer (Screenshot: Sky)

Das Spiel gegen Sandhausen am Sonntag hat geringen Nährwert, selbst wenn es in die Hose ginge. Es böte aber gute Möglichkeiten für Sofortmaßnahmen. Eine davon wäre es, Andre Hoffmann nicht einzusetzen, nicht einmal auf die Bank. Die andere bestünde darin, Jona Niemiec in die Startelf zu stecken, gern an der Seite von Dawid Kownacki, denn auch Daniel Ginczek hat momentan nichts im Team zu suchen. Überhaupt könnten die Coaches gleich mal mit einer Youngster-Truppe beginnen, mit Burschen, die noch nicht aufs Karriereende hinschaukeln – wie wär’s mit Taka Uchino, Niko Vukancic, Tom Geerkens, Elo Neto und eben Jona Niemiec?

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