Wer nicht Mitglied ist, kann jetzt getrost weglesen, denn es geht um die Jahresmitgliederversammlung 2023, bei der fünf Aufsichtsratsposten zu vergeben sind.
Meinung · Wann immer eine gewisse Sorte Fans öffentlich fordert, der Vorstand solle doch mal ordentlich Geld in die Hand nehmen, um damit Spieler zu kaufen, kriegt der Ergebene einen kleinen Schreikampf. Sind es Nichtmitglieder, geht der schnell vorbei, denn dass die keine Ahnung haben, wie der Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 e.V. funktioniert, kann man verzeihen. Ärgerlich aber, wenn es sich um Vereinsmitglieder handelt, die ihre eigene Satzung nicht kennen. Um es allen ein bisschen leichter zu machen, startet der Ergebene mit einem Schnellkurs „Satzung“. [Lesezeit ca. 5 min]
Wieso ist das so wichtig, die Satzung der Fortuna zu kennen? Weil es sich um einen eingetragenen Verein handelt, der den Spielbetrieb aller Mannschaften organisiert (und den Sport der anderen Abteilungen: Futsal, Handball, Laufen & Triathlon). Und wie das so mit einem eingetragenen Verein ist, sind die Mitglieder der Souverän, haben also das Sagen. Deshalb gilt für Mitglieder der Satz „Wir sind der Verein!“ (Der Ergebene besitzt noch ein T-Shirt mit dem Spruch von 2006). Alles ganz ähnlich wie bei einem demokratischen Staat.
Na, schon gespannt auf den Spielbericht? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.
Denn die Mitglieder sind die Wähler. Mehr noch: Im Gegensatz zu den Wählern in der Politik haben sie gesetzgebende Rechte, weil sie Richtlinien vorgeben und Satzungsänderungen bewirken können. Das wäre so, als ob das bundesdeutsche Wahlvolk am Grundgesetz schrauben könnte. Die Fortuna-Satzung (hier als PDF zum Download) ist Anfang der Nullerjahre entstanden und wurde von juristisch sachkundigen und engagierten Mitgliedern entwickelt. Ziel der Übung: Es sollte keinen „Präsi“ mehr geben, der im Stile eines Sonnenkönigs einziger Bestimmer sein sollte. Deshalb ist unsere Satzung – auch im Gegensatz zu der anderer Fußballklubs, die noch eingetragene Vereine sind (u.a. Union, Schalke, Mainz, Freiburg) – besonders stark auf das Mitwirkungsrecht der Mitglieder angelegt.
Das höchste, quasi „gesetzgebende“ Organ des Vereins ist die Jahresmitgliederversammlung, also die Versammlung der stimmberechtigten Mitglieder. Die wählen die Insassen von genau zwei Gremien: den Aufsichtsrat und den Wahlausschuss. Der Wahlausschuss hat die Aufgabe, die Eignung von Kandidat:innen für den Aufsichtsrat zu prüfen und für deren Vorstellung zu sorgen, außerdem kann dieser Ausschuss Wahlempfehlungen aussprechen. Und jetzt kommt’s: Der WA, wie er gern abgekürzt wird, hat außerdem das Recht, bis zu drei Mitglieder des Aufsichtsrats zu bestellen; die müssen sich also nicht wählen lassen. Aktuell sind das der DFB-Vizepräsident Peter Frymuth, die Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und der Wirtschaftsprüfer Lutz Granderath. Und da ist dann noch der Vertreter des Sportausschusses des Vereins, der von diesem Gremium bestimmt und so zum Aufsichtsrat bestellt wird – aktuell ist das unser Ex-Keeper Michael Rensing.
Bleiben also fünf Positionen, um die sich a) die Menschen bewerben können, die bis dahin im Aufsichtsrat saßen, und b) die vom Wahlausschuss für geeignet gehaltenen Kandidat:innen. Von den bisherigen Aufsichtsräten bewerben sich fünf Personen um eine Wiederwahl: der Aufsichtsratsvorsitzende Björn Borgerding, dessen Stellvertreter Sebastian Fuchs, unser ehemalige Spieler Dirk „Susi“ Böcker, Tim „Ameisenman“ Greiner Mai und Prof. Dr. Horst Peters. Neu im Rennen sind: Pascal Gerckens, Peter Hofmann, Ex-Stadionsprecher Ilja Ludenberg, Dr. Jochen Markgraf, Rudolf Schwarzer und Harald Wolf. Die Links unter den Namen führen zu den offiziellen Fragebögen (jeweils als PDF) des WA zur Bewerbung.
Warum ist dieses Neun-Personen-Gremium Aufsichtsrat (kurz: AR) so wichtig? Weil es entscheidenden Aufgaben übernimmt. Zuallererst zu nennen: Der AR bestellt den Vorstand. Der besteht aus mindestens drei und höchstens fünf Personen, die hauptamtlich Angestellte des Vereins sind. Zurzeit gibt es drei Vorstände: Alexander Jobst ist Vorstandsvorsitzender (VV) und damit so etwas wie ein CEO des Vereins, Klaus Allofs ist als Sportvorstand tätig, und Arnd Hovemann ist das, was man Finanzvorstand nennt. Diese drei Herren hat der Aufsichtsrat (zu verschiedenen Zeitpunkten) ausgewählt und – weil die Ja gesagt haben – eingestellt. Zweitens: Der AR kontrolliert den Vorstand. Ungefähr so wie der Aufsichts- oder Beirat eines Unternehmens die Angestellten mit leitender Funktion (Vorstände, Geschäftsführer, CEO – je nach Gesellschaftsform) kontrolliert. Außerdem hat der AR natürlich das Recht, Vorstände wieder zu entlassen.
Neben der allgemeinen Kontrolle, ob der Vorstand alles richtig macht und seriös arbeitet, kontrolliert der AR seine Angestellten aber auch in Bezug auf die Einhaltung gewisser Regeln, die in der Satzung verankert sind, die also von den Vereinsmitgliedern mit Mehrheit beschlossen wurden. Im § 14 Abs (3) sind genau sieben Punkte definiert, die regeln, welcher Geschäfte zu welchen Konditionen und Kosten der AR explizit genehmigen muss – u.a. den „Abschluss von Spieler- und Trainerverträgen der ersten und zweiten Fußball-Herrenmannschaft, deren Laufzeit drei Jahre überschreitet oder die den Verein zur Zahlung eines Gesamtaufwandes von
mehr als 4% des Lizenzspielerbudgets verpflichtet“ (Zitat aus der Satzung). So viel zum „Geld in die Hand nehmen“…
So, und an dieser Stelle möchte der Ergebene den geneigten Mitgliedern seine ganz persönlichen und streng subjektiven Wahlempfehlungen aussprechen. Die Reihenfolge der Empfehlungen ist dabei keine Hitparade; alle genannten Personen hält der Ergebene für geeignet, einen AR-Posten zu übernehmen:
Noch einmal: Dass hier nur vier Kandidaten genannt wurden, bedeutet nicht, dass der Ergebene die restlichen sieben Herren für ungeeignet hält oder er sie nicht mag. Ihm war es nur wichtig, hier öffentlich zu machen, welche Kandidaten er selbst am Sonntag wählen wird und warum.