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Fortuna für alle: Sind Freispiele wirklich eine gute Sache?

F95 vs St. Pauli: Das übliche Fahnenmeer (Foto: FP)

F95 vs St. Pauli: Das übliche Fahnenmeer (Foto: FP)

Keine Frage: Viel mehr internationale Aufmerksamkeit hätte ein kleiner Zweitligist wie die Fortuna nicht erreichen können als mit der Ankündigung der Freispiele…

Meinung · Zwei der Partien mit freiem Eintritt haben wir hinter und, für das letzte Freispiel der Saison gegen Braunschweig sind die Tickets verteilt. Zeit mal drüber nachzudenken, ob dieser Teil des Konzepts „Fortuna für alle“ wirklich sinnvoll ist und abzuwägen, wer was davon hat und wer nicht. Zumal die kritischen Stimmen aus dem Bereich der Südtribüne nicht zu überhören sind. [Lesezeit ca. 3 min]

Insgesamt lassen sich die kritischen Überlegungen in 6 Thesen zusammenfassen:

1. Keine Freispiele gegen attraktive Gegner

Ganz sicher zu überdenken haben Alexander Jobst, die Vorstände und Aufsichtsrät:innen den Ansatz, Begegnungen, die ohnehin voll bis ausverkauft wären, als Freispiele anzubieten. Gerade im Stehplatzbereich haben die ausgebenden Fan-Vereinigungen beobachtet, dass diejenigen, die sich ein Kostenlos-Ticket für die Spiele gegen Klautern und Pauli, nie wieder aufgetaucht sind. Meinungstendenz dort: Macht nur aus Partien gegen weniger attraktive Gegner Freispiele.

Das würde vermutlich die reinen „Eventies“ fernhalten, die nicht besonders am Fußball und nur wenig an der Fortuna interessiert sind, sondern ein Live-Spektakel mit voller Hütte suchen. So wie sich die Dinge entwickelt haben (siehe Spiel gegen den HSV), würde die Arena auch ohne diese Klientel voll werden.

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Wenn aber bei Begegnungen gegen – nur als Beispiel – Wehen Wiesbaden, Hansa Rostock oder Elversberg das Haus ebenfalls so richtig voll ist, würde das natürlich auch den Umsätzen der Fress- und Saufstände und auch der Merchandising-Tresen guttun.

2. Lieber regelmäßig Freikarten für Bedürftige

Es gab Zeiten, da hat die Fortuna regelmäßig Tausende Freikarten auf verschiedenen Wegen verteilt: an Studenten, an Leute mit wenig Kohle, an Renter oder an mitkommende Familienangehörige. In den ganz schlechten Zeiten hat das wenig genutzt, weil sich längst nicht alle, die solch ein Kostenlos-Ticket hatten, ein F95-Kick antun wollten.

Das dürfte heute anders sein. Deshalb liegt der Vorschlag in der Luft, für JEDES Fortuna-Spiel ein festes, nicht zu kleines Kontigent an Freikarten an Bedürftige zu verteilen. Und zwar für Plätze, die im freien Verkauf schlecht gehen. Geht man von zusammengerechnet rund 160.000 Freikarten bei den FFA-Partien aus, könnte man bei JEDEM Spiel fast 10.000 Tickets verteilen. Das wäre viel mehr im Sinne des Konzepts „Fortuna für alle“ als die jetzige Lösung.

3. Freikarten bei allen Spielen, aber nur für die Nordtribüne

Wenn die Hütte nicht voll ist, bleiben in aller Regel die Plätze auf der Nord sowie im Oberrang leer. Damit – dies ist ja der Sinn von FFA – mehr Menschen zur Fortuna gehen können, könnte man grundsätzlich und für alle Partien Freikarten für diese Plätze anbieten, die vom Verein wie bei den jetzigen Freispielen verlost würden. Zusätzlicher Vorteil: Freikarten für Gästefans (siehe Punkt 5.) gäbe es dann nicht mehr.

4. Besser Freikarten für Spiele nach Wahl

Ein Vorschlag sieht so aus: Jede und jeder kann sich an einer Freispielbörse registrieren und Freikarten für zwei oder drei Spiele der Saison IM VORAUS beantragen. Dafür setzt der Verein jeweils ein festes Kontingent pro Partie an – die Tickets aus jedem Kontingent werden an die Interessent:innen verlost. Daran können sich auch Fans anderer Vereine beteiligen. Mitglieder hätten ein Vorrecht. Der organisatorische Aufwand wäre auch nicht größer als bei der aktuellen Regelung.

5. Keine Freikarten für Gästefans

„Fortuna für alle“ sollte in erster Linie, wenn nicht gar ausschließlich für Menschen gelten, die an der Fortuna interessiert sind und nicht an einem der Vereine in derselben Liga. Dagegen gibt es rechtliche Bedenken, die zu prüfen wären.

6. Führt ECHTE Sozialpreise ein!

Aktuell kosten Tageskarten für Kinder bis 14, Schüler:innen, Auszubildende, Studierende, Arbeitslose und Schwerbehinderte im Stehblock 17 Euro, auf den Sitzplätzen mindestens 20 beziehungsweise 15 Euro – für Familien gelten weitere Ermäßigungen. Im Sinne von FFA sollten diese Preise mindestens halbiert werden.

Vorteil: Der organisatorische Aufwand, den die Ticketvergabe bei Freispielen mit sich bringt, fällt weg. Gerade die Fanverbände beklagen diesen enormen Aufwand, der nur mit großem ehrenamtlichem Engagement zu stemmen ist.

Diese Vorschläge sind sozusagen in die Tüte gesprochen und nicht wirklich intensiv auf ihre Sinnhaftigkeit und Machbarkeit geprüft, sondern geben wieder, was unter den aktiven und engagierten Fans zum Thema diskutiert wird. Und jetzt ihr…

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