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F95 vs Bochum (Relegation) 5:6 n.E. – Sie haben’s verkackt…

F95 vs Bochum: Am Ende Verzweiflung (Foto: FP)

F95 vs Bochum: Am Ende Verzweiflung (Foto: FP)

Fortuna Düsseldorf verliert das Relegationsrückspiel gegen den VfL Bochum im Elfmeterschießen und steigt nicht in die erste Bundesliga auf.

Bericht · Ihr erwartet ja wohl keinen nüchternen Spielbericht oder gar eine tiefschürfende Analyse des Desasters vom 27. Mai 2024? Die Gefühlsmaschine des Ergebene schwankt auch fast elf Stunden nach dem Ende immer noch zwischen Leere, Frust, Trauer, Enttäuschung, Ärger und Wut. Und versucht sich dauernd dagegen zu wehren, DEN Schuldigen zu suchen. Nein, der arme Taka Uchino, der den entscheidenden Elfer versemmelte, war es ganz, ganz sicher nicht. Und, doppelnein, das Publikum, diese eigenartige Mischung aus Ultras, Fans, Gelegenheitsfortunen und Eventies, auch nicht. Denn die Menschen auf den Rängen haben alles richtig gemacht – bis weit nach dem Spielende. Da trösteten und feierten sie nämlich diese wunderbare F95-Truppe der Saison 2023/24. [Lesezeit ca. 7 min]

F95 vs Bochum: Da war dien rotweiße Welt noch in Ordnung (Foto: FP)

Die Männer in Männer in Rotweiß dagegen haben alles, was sie beim Auswärtsspiel richtig gemacht haben, zuhause falsch gemacht. Nicht von dem, was in Bochum so gut geklappt hat, hat in der Arena funktioniert. Und das schließt auch das Trainerteam ein, das sich die sich anbahnende Katastrophe bis zur 70. Minute tatenlos ansah. Dann standen zum ersten Mal in der gesamten Partie Daniel Thioune und Manfred Stefes beratschlagend beisammen, und erst in der 75. Minuten konnten sich die Coaches zu Einwechslungen durchringen, von denen eine viel zu spät kam und die andere kaum zu verstehen war.

Ja, die Tür zum Aufstieg stand sperrangelweit offen, aber die launische Glücksgöttin lief an diesem regnerischen Abend vor ausverkauftem Haus mit Anlauf gegen den Türpfosten.

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Es hat in der Saison eine ganze Reihe Spiele gegeben, in denen die Fortuna die erste Halbzeit verpennt hat und nach der Pause konzentriert agierte (Ja, das gab’s auch umgekehrt…). Wer aber gedacht hätte, dass zum Anpfiff der zweiten Hälfte ein frisch motiviertes Team auf die Wiese ging, sah sich heftig getäuscht: Es wurde sogar noch schlechter als in Halbzeit Eins.

F95 vs Bochum: Bisschen Feuer an ungewohnter Stelle (Foto: FP)

Aber, was genau war schlecht in Halbzeit Eins? Etwas Ähnliches wie am Donnerstag in Bochum: Die Düsseldorfer kriegten kein Pressing hin und hielten viel zu viel Abstand von den Gegnern. Was es schlimmer machte: Während die Fortunen beim Auswärtsspiel diesen Stöger noch halbwegs unter Kontrolle hatten, konnte der gestern Abend machen, was er wollte. So wie Chris Tzolis persönlich den 3:0-Auswärtssieg sicherte, so war Stöger an allen drei Toren beteiligt, allesamt entstanden aus Standards.

Symptomatisch für den katastrophalen Auftritt der Flingeraner ist das 0:1 in der 18 Minute. Ein Freistoß von halblinks, von wem getreten? Genau: Stöger. Die Innenverteidigung steht völlig falsch, und Zimmermann lässt dem späteren Torschützen den Raum, den der braucht. Weil zunächst ein anderer Bochumer zum Einlochen ansetzt, kommt Kastenmeier raus, zögert und – bämm! – das Ding ist drin. Man kann es auch einen Torwartfehler nennen, der aber entstanden ist, weil drei Kollegen Fehler gemacht haben.

F95 vs Bochum: Der Vorsänger bei der Arbeit (Foto: FP)

Dabei war vor dem Spiel alles so schön. Die Bude war knallvoll. Die VfL-Fans kleinlaut. DJ Opa legte bei seinem definitiv letzten Auftritt eine Playlist vor, die sich gewaschen hatte. Und der Ergebene sagte den Freunden im Block, er könne sich überhaupt nicht vorstellen, dass die Sache schiefgehen könnte. Selbst nach der 1:0-Führung der Gäste war er sich noch sicher. Und dem Kollegen, der immer wieder von kotzenden Pferden vor Apotheken sprach und meinte, bei der Fortuna wisse man ja, wie so was ausgeht, versprach der Ergebene noch nach dem 0:3, alles werde gut.

F95 vs Bochum: Fußball muss brennen (Foto: FP)

Euer euch von Herzen zugetaner F95-Berichterstatter war selbst in der Verlängerung noch guten Mutes, obwohl die rotweiß Gestreiften erst gegen Ende noch versuchten, das Ding zu reißen. Als dann aber das Elfmeterschießen angesagt war und die Entscheidung fiel, dass auf das Tor drüben vor der Nordtribüne gepöhlt werden sollte, schwand seine Zuversicht…

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Zum Ende der regulären Spielzeit stand die Statistik in Sachen Torschüsse bei 12:23 zugunsten der Bochumer, wobei der Ergebene sich an kaum mehr als drei nennenswerte Chancen für die Fortunen erinnern konnte. Dass sie diesen Wert am Ende der Verlängerung auf 19:24 gebracht hatten, machte nichts besser. Auch nicht, dass am Ende 14:8 Ecken zu Buche standen, denn von diesen vielen Ecken in der Verlängerung brachte kaum eine Gefahr fürs VfL-Tor. Eine Passquote von knapp über 60 Prozent ist, ja, es gibt kein anderes Wort dafür, erbärmlich. Immerhin konnten die Jungs in der zweiten Halbzeit den desaströsen Zweikampfwert noch halbwegs ausgleichen.

F95 vs Bochum: Cello liegt da mit einer Platzwunde (Foto: FP)

Beim 2:0 in der 66. Minute kriegt Zimmermann den Torschützen nicht unter Kontrolle – die wuchtige Flanke kam von… dreimal dürft ihr raten. Und in der 68. Minute war es wieder Zimbo, der eine Hereingabe mit dem Ellenbogen blockt – ein unbestreitbarer Elfmeter. Überhaupt: Die ganze Partie war erneut erstaunlich fair, was aber wohl auch an der klaren Linie von Schiri Aytekin lag, der schon in der 6. und 8. Minute zwei gelbe Garten an blaue Spieler verteilte. Dass die Bochumer insgesamt fünfmal verwarnt wurde, die Fortunen aber nur einmal gegen Ende der Begegnung, belegt eine Beobachtung: Das Team in Rotweiß war wieder einmal viel zu brav.

Was hätte werden können, wenn Sobottka oder Engelhardt den Stöger durch hartes Einsteigen an seinem Spiel gehindert hätten, immer auch eine gelbe Karte riskierend? Ohnehin wäre der VfL Bochum ohne Stöger auch in dieser Partie vermutlich chancenlos gewesen, denn nichts ging ohne ihn. Gar nichts.

F95 vs Bochum: Stöger haut den Elfer zum 0:3 rein (Foto: FP)

In der 72. Minute verhinderte Flo Kastenmeier das 0:4, das den Fortunen vermutlich sämtliche Weisheitszähne gezogen hätte. Danach ließ es der Tabellensechzehnte der ersten Bundesliga etwas ruhiger angehen – die Angst, sich einen Konter zu fangen, war deutlich zu spüren. Dabei war F95 besonders in dieser Hinsicht sowas von harmlos. In der 75. Minute kam endlich Jona Niemiec für den erschreckend schwachen Felix Klaus, den die Coaches am besten schon in der Pause rausgeholt hätten. Warum Ísak Jóhannesson für Ao Tanaka kam, war dagegen nicht zu verstehen. Wie es spätestens zu diesem Zeitpunkt kaum noch erklärbar war, warum Trainer Thioune immer noch keine taktische Umstellung angeordnet hatte.

F95 vs Bochum: Zusammenraufen für die Verlängerung (Foto: FP)

Worauf hat er gewartet? Dass sich die Buben auf der Wiese doch noch zusammenreißen? Was macht man nach einem 0:3, das zu einer Verlängerung führen könnte? Revolverhelden oder Angsthasen? Hätte die Coaches vielleicht besser alles auf eine Karte gesetzt? Unbedingte Offensivpower? Stattdessen löste nur der Wechsel von Taka Uchino für den sichtbar angeschlagenen Cello Sobottka eine minimale Verschiebung aus, weil Zimbo Zimmermann nun auf die Sechserposition rutschte – was aber vollkommen wirkungslos blieb.

F95 vs Bochum: Der allerletzte Angriff hätte es noch bringen können (Foto: FP)

Daferner für Vermeij in der 82. Minute? Ja, geht’s noch? Auch wenn Vince einen seiner schlechteren Tage hatte: Christoph „Duffy“ Daferner hat bei seinen wenigen Auftritten ja überhaupt gar nichts gerissen. Dem armen Kerl hat in seiner kurzen Zeit bei der Fortuna jegliches Spielglück gefehlt. Immerhin war er gestern einen Hauch wirkungsvoller als unser langer Holländer. Vielleicht hätte Marlon Mustapha mit seiner robusten Art da sogar noch mehr bewirken können.

Die erste Hälfte der Verlängerung blieb ereignisarm. Erst als es in der zweiten Zusatzhalbzeit auf die Süd zuging, kam ein bisschen Leben ins fortunistische Spiel. Das Volk auf den Stehplätzen zu animieren, was Hoffmann und andere mehrfach taten, war unnötig und zu diesem Zeitpunkt auch ein bisschen daneben. Denn die Leute sangen, grölten und schrien sowieso wie verrückt. Jede Ecke ein Lärmorkan. 118. Minute: Das hätte die entscheidende Hütte sein MÜSSEN! Duffy verlängert eine Ecke an den langen Pfosten. Da steht Niemiec, kann das Ei aber nicht über die Linie drücken. Zweiter Versuch von Jona. Das Tor vor ihm ist praktisch leer. Ein reinrutschender Verteidiger blockt in allerletzter Millisekunde.

F95 vs Bochum: Einschwören vor dem Elfmeterschießen (Foto: FP)

So aber mühten sich alle Beteiligten in das fußballgottverdammte Elfmeterschießen. Da überfiel den Ergebenen die ganz große Schicksalsergebenheit: Es ist, was es ist. Nie gewinnt die bessere Mannschaft das Elferknallen, die verliert die bessere Mannschaft dieses Ritual. Es ist eine Lotterie. Und wenn jetzt einige darüber schimpfen, dass der junge Taka Uchino schon an Position 7 zu schießen hatte, und zwar, um einen Rückstand aufzuholen, dann sagt der Ergebene: War doch egal, wer entscheidend verschießt. Immerhin (Wir erinnern uns an Nürnberg) ging Käpt’n Hoffmann voran und übernahm den ersten Strafstoß.

Und verschoss. Ausgerechnet Hoffmann… Nur Kastenmeier konnte dieses Versagen ausgleichen. Und tat es beim dritten Elfer für den VfL. Und hätte der gute Flo auch nur einen einzigen weiteren Strafstoß erfolgreich abgewehrt, er wäre der Held des Abends geworden. Hat er aber nicht. Nun ging es gleichmäßig weiter: 2:2 (Engelhardt), 2:3, 3:3 (Oberdorf), 3:4, 4:4 (Tzolis), 4:5, 5:5 (Niemiec), 5:6. Und dann trat Taka Uchino an und drosch die Pille in den feuchten Abendhimmel über der Spielautomatenarena.

F95 vs Bochum: Der Platzsturm von der Süd blieb aus (Foto: FP)

Die Polizeikräfte riegeln den Raum vor dem Bochumer Fanblock ab, während eine gelangweilte Ordnerkette die Süd bewacht. Aber niemand dort (bis auf zwei offensichtlich schwer verstrahlte Typen) macht Anstalten, den Innenraum zu entern. Die Blicke sind leer. Es fließen stille Tränen. Jóhannesson liegt weinend flach auf dem Rasen. Einige F95-Spieler irren ziellos über den Platz. DJ Opa spielt irgendein Trostlied. Daniel Thioune steht minutenlang unbewegt vor der Bank. Doc Ulf tröstet serienweise Jungs in Rotweiß.

Es ist passiert, was nicht hätte passieren sollen. Und dann kommt die ganze Mannschaft zögernd rüber vor den Ultra-Block. Beifall rauscht auf. Trotzige Anfeuerungen. Keiner beschimpft die Spieler. Gegenseitige Aufmunterung. Das Team dankt den Fans, die Fans danken dem Team für die großartige Saison. Und der Ergebene hat überhaupt keine Lust über die nächste Saison nachzudenken und zu sprechen.

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