In einem in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Testspiel schlug die glorreiche Fortuna den türkischen Meister Galatasaray klar und deutlich.
Bericht · Bevor wir über die Partie reden: Auch dieses Testspiel und sein Ergebnis sagen wenig über den tatsächlichen Leistungsstand der glorreichen Fortuna aus. Dafür spielte Cim Bom einfach zu schlecht. Genauer gesagt: Der mit Superstars gespickten Truppe mangelte es an jeglicher Form von taktischer Disziplin – besonders in der desaströsen Defensive. Außerdem hatte man den Eindruck, dass bei den Löwen jeder für sich spielte. Und das vor über 2.000 Zuschauern in der schicken, neuen LASK-Arena in Linz; darunter handgezählte 50 Fortuna-Fans. Aber, man wird ja wohl auch mal genießen dürfen: FÜNF blitzsaubere Buden gegen einen Champions-League-Teilnehmer, das hat was…[Lesezeit ca. 5 min]
Wieder ließ Daniel Thioune mit einer Dreierkette antreten, wieder stand in Hälfte 2 eine völlig andere Elf auf dem Platz als zu Beginn. Der Trainer hatte diese Totalwechsel auch damit begründet, ein bisschen Konkurrenzgefühl zu erzeugen. Und tatsächlich setzen die beiden Teams auch etwas ein: Wer das schlechtere Ergebnis erzielt, muss eine Wette einlösen. Euer Ergebener sieht dieses Mal von der reinen Leistung her ein Remis, da aber die Burschen der zweiten 45 Minuten den Gegner mit 3:1 abfieselten, haben Kwasigroch, Hoffmann, Quarshie, Gavory, Zimmermann, Tanaka, Boller, Jastrzembski, Appelkamp, Schmidt und Rossmann die Wette gewonnen.
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Aufregender aber gestaltete die erste Elf die Partie: Kastenmeier, de Wijs, Oberdorf, Manu, Sobottka, Mbamba, Jóhannesson, Suso, Klaus, Niemiec und Iyoha. Diese Burschen standen durchgehend unter Druck, fanden aber genauso durchgehend Lücken für Konter. Und zauberten zwei Hütten vom Feinsten. Der 30-Meter-Schuss von Emma Iyoha (leider aus technischen Gründen nicht im Bild) hatte eindeutig das Zeug zum Tor des Monats. Und wie Jona Niemiec den türkischen Keeper umkurvte und dann cool einschob sah auch schon ziemlich abgeklärt aus.
Der Anschlusstreffer für die Türken durch Demirbay, unseren ehemaligen Mantelhelden, fiel, nachdem sich Noah Mbamba von seinem Ex-Mannschaftskameraden abkochen ließ – allerdings war die Aktion nicht ganz hasenrein, und eigentlich hätte Noah einen Freistoß kriegen müssen. In seinem dauerhaften Versuch, eine Linie in seine Pfeiferei zu bekommen, verwehrte ihm der Ösi-Schiri diesen aber. Auch so ging die liebenswerte Fortuna mit einem Vorsprung in die Pause.
Hervorheben muss man – außer Emma und Jona für ihre Buden – vor allem Flo Kastenmeier für eine fehlerfreie Weltklasseleistung und Cello Sobottka für seine souveräne Regiearbeit. Immer wieder schön, wie Tim Oberdorf und Jordy de Wijs auch bei größter Hektik im letzten Drittel ihre Region sauber halten. Überhaupt: Vieles spricht für die Dreierkette als standardmäßige Grundordnung, weil der Kader mit (dem immer besser werdenden) Käpt’n Hoffmann, Tim Oberdorf, Jordy de Wijs, Joshy Quarshie und demnächst einem hoffentlich bald genesenen Jamil Siebert über eine Reihe toller Innenverteidiger verfügt und auch Nico Gavory und King Manu bei Bedarf in der Dreierkette agieren können.
Das Verrückte aktuell: Scheint, als bräuchten wir gar keinen Knipser alter Schule – (schöne) Tore schießen ja die bereits an Bord befindlichen Kollegen auch so. Und mit dem sehr starken Tim Rossmann und dem zurzeit formstarken Jona Niemiec gibt es auch noch zwei aussichtsreiche Bewerber um den Posten eines echten Neuners. Wobei der ja im modernen Fußball immer mehr aus der Mode kommt. Vielleicht können sich Klaus Allofs und Chris Weber die Ausgaben für eine Neuverpflichtung an dieser Stelle sogar sparen.
Und dann kam zur zweiten Halbzeit auch noch Robert Kwasigroch, gerade erst zum Kader gestoßen, im Tor zum Einsatz. Und konnte überzeugen. Dafür, dass der Junge gerade erst 20 geworden ist, strahlt der eine Ruhe und Souveränität aus, die manche altgediente Keeper in ihrer ganzen Karriere nicht hinkriegen. Den Ergebenen erinnert ein bisschen an Michael Melka (die Älteren werden sich erinnern), wobei er fußballerisch nicht viel schlechter ist als Flo Kastenmeier. Leider war der ebenfalls noch taufrische Florina Schock der Einzige, der gar nicht eingewechselt wurde. Kommt bestimmt noch…
Übrigens schossen nicht nur die Fortunen Traumtore. Der Pass auf den immer noch überragenden Dries Mertens in der 60. Minute war schon erste Sahne, wie der belgische Superstar die Pille annahm und versenkte, ließ den Ergebenen mit der Zunge schnalzen. Das war dann aber auch schon der Höhepunkt der Istanbuler Herrlichkeit. Und dass Mertens überhaupt so zaubern konnte, lag daran, dass ihn Ao Tanaka einfach aus den Augen verloren hatte – der einzige schwere Abwehrfehler der gesamten Partie.
Natürlich wollte Galatasaray vor ihren Fans nicht einfach sang- und klanglos untergehen. Was die aber an Offensivspiel aufzogen, war dermaßen uninspiriert, ja, geradezu albern, dass kein Fortune fürchten musste, die Roten würden noch einen drüberkriegen. Im Gegenteil: Nur vier Minuten nach dem Ausgleich durch Mertens zog Gavo die Linie runter, hatte Unmengen Platz und flankte perfekt in die Box, wo sich Danny Schmidt (1,88 groß) im Luftduell locker gegen gleich zwei Gala-Kicker durchsetzte und einnetzte.
Danach wurde das Spiel des türkischen Titelverteidigers noch konfuser. Die Stimmung unter den rotgelben Kollegen fiel auf den Nullpunkt, man moserte sich zunehmend an, und auch die gut 2.000 Anhänger des großen türkischen Traditionsvereins äußerten ihr Missfallen. Das machte den Fortunen die Sache noch leichter. Zwar ging nun kaum mehr als Langholz, aber die jeweiligen Empfänger hatten unendlich viel Platz – allen voran Dennis Jastrzembski, der seine Gegenspieler mehr als einmal einfach stehen ließ. Wenn der gute Dennis jetzt noch lernt, die richtigen Entscheidungen bei seinem Abspiel und seinen Flanken zu treffen, könnte der zum wichtigen Erfolgsfaktor werden.
Und dann ist da auch noch Shinta Appelkamp mit seinen Ecken. Die glorreiche Fortuna soll ja früher mal Probleme mit Standards gehabt haben. Nicht so mit Shinta, der in der 73. Minute einen Eckball mit maximaler Präzision in den Strafraum zauberte, sodass sich nur die Frage stellte, wer die Kugel versenkt. Es war dann Zimbo Zimmermann, der sich über seinen Treffer freute wie ein Schneekönig.
Und dann durfte kurz danach auch noch Karim Affo für Gavory ran, ein Spieler, auf den nicht nur Klaus Allofs große Stücke hält; auch der Ergebene fand den kaum 18-Jährigen schon in der U19 herausragend. Und genau dieser Karim Affo staubte in 83. Minute eine schwache Abwehr des Gala-Tormanns zum 5:2 ab. Zuvor hatte sich Shinta bis in den Sechzehner durchgesetzt und abgezogen. Natürlich freute sich der gute Karim ebenfalls wie ein Schneekönig.
Ja, dieses in jeder Hinsicht ungewöhnliche Testspiel in einem richtigen Stadion vor richtig viel Zuschauern wird – zumindest als Fußnote – in die Fortuna-Chronik eingehen, denn es ist das beste Ergebnis, das je eine F95-Truppe gegen einen CL-Teilnehmer erreicht hat. Was aber noch viel besser ist: Niemand hat sich verletzt. So kann es weitergehen. So müssen wir Fortuna-Fans die kommende Saison nicht fürchten.
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