Unangenehme Pokalauslosungen ist die glorreiche Fortuna bekanntlich gewohnt, auswärts in Dresden antreten zu müssen, ist in mancher Hinsicht besonders unangenehm.
Analyse · Auch wenn zwischen Dynamo und F95 aktuell eine ganze Liga liegt, darf man nicht vergessen, dass die Gesamtbilanz der beiden Clubs immer noch mit 6:5 (bei 4 Remis) zugunsten der Sachsen ausschlägt. Und man darf nicht außer Acht lassen, dass die Dresdner mit viel Verve und zwei Siegen in die neue Drittligasaison gestartet sind. Außerdem haben sie sich den brandgefährlichen Duffy Daferner aus Düsseldorf geholt – grins. Es wird also kein Spaziergang, sondern eine unangenehme Reise ins Rudolf-Harbig-Stadion. Wie ja die Reisen zum 1. FC Dynamo sehr oft unangenehm waren – das Aufstiegsspiel am 28. April 2018 mal ausgenommen. Wie auch immer: Damit die Diva dem Ergebenen seinen Lebenstraum vom Pokalfinale in Berlin erfüllen kann, muss das Team in Dresden gewinnen. Punkt. [Lesezeit ca. 4 min]
Alle, deren Herz für die wunderschöne Diva schlägt, hatten auf ein Heimspiel in der ersten Pokalrunde gehofft. Aber das ist ja der aktuell verfluchteste Fluch, dass die Fortuna partout keine Pokalspiele im eigenen Wohnzimmer zugelost bekommt – was in der ersten Runde aber gar nicht möglich gewesen wäre. Und dass es dann Dynamo Dresden war, dass im Lostopf für F95 vorgesehen war, hat für viele bedenklich wackelnde Köpfe gesorgt. Die Sorge ist nach dem erfolgreichen Start der Schwarzgelben in die Drittligasaison nicht kleiner geworden.
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Das Gegnerporträt
Seit der Wende hat sich der 1. FC Dynamo fast durchgehend als Chaosclub gezeigt. Waren es die abenteuerlichen Finanzdinger in den Neunzigern, die in massive Strafen und Zwangsabstiege mündeten, sorgte eine konfuse Vereinspolitik in den Nullerjahre für Dauertrubel. Und das Problem mit den Nazi-Hools unter den Dynamo-Fans ist bis heute nicht so ganz erledigt. Irgendwann haben sie sich sportlich halbwegs bekrabbelt und in der zweiten Liga mitgemischt, und dann haben sie auch ein bisschen Pech gehabt.
Langweilig war’s nie in Dresden. Das belegen auch gefühlte 25 Trainerwechsel in den vergangenen 20 Jahren. Auch unser Norbert Meier sowie der notorische Markus Anfang haben sich dort schon versucht, und mit Lumpi Lambertz gab es 2015 den spektakulärsten Wechsel eines Fortunen zu Dynamo. Momentan haben sie mit Christoph Daferner und Philip Heise zwei Ex-95er im Kader. Mit Thomas Stamm haben sie ganz neu einen interessanten Trainer. Der war halbwegs erfolgreicher Kicker in der Schweiz und kam aus dem Nachwuchsbereich des SC Freiburg – wie unser Kurzzeitcoach Christian Preußer. Wie dieser zählt auch Stamm zur Garde der hochmodernen Trainer, die nicht mehr in starren Systemen denken.
Die Zwote der Freiburger hat er damit allerdings aus der dritten Liga befördert, in die Preußer sie seinerzeit gebracht hatte. Er gilt als Coach, der die taktische Grundordnung strikt nach dem zur Verfügung stehenden Personal wählt und das System gern mal im Verlauf einer Partie radikal umstellt. In den ersten beiden Partien der dritten Liga ließ er mit einem 3-3-2-2 beziehungsweise 3-5-2 auflaufen, also mit zwei echten Spitzen. Überhaupt ist seine Ausrichtung auffallend offensiv. In der Vorbereitung hat er aber auch ausgesprochen defensiv mit 5-3-2 antreten lassen. Versuche mit einem 4-4-2 verliefen weniger erfolgreich.
Es steht nicht zu erwarten, dass die Dresdner gegen die Fortuna einen Fünferbus im eigenen Sechzehner parken werden, eher werden sie versuchen, das Mittelfeld zu beherrschen. Insofern kann es eine zähe Sache werden.
Info:
Sonntag, 18.08.24, 18:00 im Rudolf-Harbig-Stadion
Schiri: Sascha Stegemann; zuletzt Fortuna gepfiffen am 30.01.2024 beim Pokalsieg in St. Pauli.
TV: Sky (€) / Wow (€)