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Merke: Kritik am Trainer ist noch lange keine „Trainerdiskussion“

F95 vs Hannover: Thioune kann auch Rumpelstilzchen (Foto: FP)

F95 vs Hannover: Thioune kann auch Rumpelstilzchen (Foto: FP)

Aufmerksamen Leser:innen dieses wunderbaren Fortuna-Blogs ist nicht entgangen, dass der Ergebene regelmäßig Kritik an Trainer Thioune äußert. Eine Forderung nach einem Trainerrausschmiss ist das noch lange nicht.

Meinung · Wenn ein Fußballverein den Trainer seiner ersten Mannschaft rausschmeißt, heißt es gern, so sei nun mal „die Mechanik des Geschäfts“. Eingeleitet wird ein solcher Rauswurf oft durch Medien, die eine sogenannte „Trainerdiskussion“ anzetteln. Das bringt Leser, das bringt Klicks. Aber nicht immer, wenn der Chefcoach kritisiert wird, wird gefordert, ihn zu schassen. So möchte der Ergebene seine regelmäßige Kritik am F95-Trainer verstanden werden. Um es ganz klar zu sagen: Daniel Thioune ist fachlich ein hervorragender Trainer und genau der richtige Mann auf diesem Posten bei der glorreichen Fortuna. [Lesezeit ca. 3 min]

Nun gibt es nicht den perfekten Fußballtrainer. Nicht einmal Pep Guardiola oder José Mourinho (in seinen guten Zeiten) sind und waren ohne Fehler. Und selbst Leuchtturm-Trainer wie Ernst Happel, Carlo Ancelotti, Jürgen Klopp oder Sir Alex Ferguson haben sich gelegentlich vercoacht. Dafür ist das Fußballspiel einfach zu komplex, und immer haben es die Übungsleiter mit grundsätzlich unberechenbaren Menschen zu tun.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich in der Trainerausbildung mehr getan als in der gesamten Vergangenheit des Fußballsports zusammen. Der Sport ist mittlerweile vollständig verwissenschaftlicht; besser gesagt: so weit möglich bei der Komplexität des Spiels und der Unberechenbarkeit der Spieler. Die Möglichkeiten, Partien in der Rückschau und live zu analysieren, sind durch die Durchdigitalisierung auf eine Art und Weise groß und breit geworden, die sich Trainer alter Schule (Heynkes, Daum, Stepanovic) nie zu träumen gewagt hätten.

Der voll verwissenschaftlichte Trainer

Moderne Trainer – und damit sind nicht die sogenannten „Laptop-Trainer gemeint; ein Begriff, den Wissenschaftsallergiker unter den Medienvertretern geprägt haben – unterscheiden sich kaum noch im Hinblick auf das Fachwissen, ein paar Dinosaurier der Zunft einmal ausgenommen. Sie unterscheiden sich vor allem in dem, was man auf modern „Soft Skills“ nennt, und was in der Regel auf der Basis ihrer Persönlichkeitsstruktur geprägt wird. Hinzu kommt, dass die Coaches im zunehmend auf den Fernsehkonsum ausgerichteten Profifußball auch noch Eigenmarketing betreiben müssen, sich also zur Marke zu stilisieren oder stilisieren zu lassen.

Manchen reicht es, selbst beim Minustemperaturen im T-Shirt im Stadion zu stehen oder immer eine jecke Mütze aufzuhaben. Andere pflegen verhaltensauffälliges Benehmen oder ihren mundartlichen Sprachstil. Unser Cheftrainer Daniel Thioune hat sich im Vergleich mit Kollegen wie Baumgart, Wollitz oder Streich ein eher dezentes Medienbild gegeben. Vorwiegend freundlich, ausgesprochen eloquent und vorwiegend mit gebremstem Schaum präsentiert er sich da, wo man ihn sieht und hört. Sein Image ist das eines angenehmen Zeitgenossen, der nie aus der Haut fährt.

Der stark unterkühlte Trainer

Und so coacht er auch. Als er in der laufenden Saison bei der tollen Vorstellung seines Teams gegen Hannover in der zweiten Halbzeit wie ein Rumpelstilzchen durch die Coaching-Zone tanzte und das Volk auf der Haupttribüne aufzuputschen versuchte, rieben sich manche Fans und Kenner verwundert die Augen: So viel Temperamentsausbruch war man von Daniel Thioune nicht gewohnt. Nicht rumzubrüllen, nie einen Journalisten zu beleidigen oder auf dumme Frage keine frechen Antworten zu geben oder gegenüber den Spielern immer verbindlich zu bleiben, ist an und für sich kein Mangel.

Und damit sind wir bei der Kritik, die euer zutiefst ergebener F95-Analyst des Öfteren geäußert hat. Ihm ist Trainer Thioune einfach zu wenig temperamentvoll. Vielleicht würde sein persönlicher Gelassenheitsfaktor gut zu einer Truppe voller Vollindividualisten, Arschlöcher oder Rotzlöffel passen, die regelmäßig heruntergekühlt werden müssen. Ein Team aus lauter friedlichen Schwiegersöhnen bräuchte vielleicht eher einen Lautsprecher, also einen Coach, der sich auch mal vergisst, der auch mal böse wird oder gar ungerecht, aber in der Lage ist sich zu entschuldigen.

Die Kombination aus Daniel Thioune und Leisetretern wie Käpt’n Hoffmann, Tim Oberdorf oder auch Shinta Appelkamp ist dem Ergebenen manchmal einfach zu brav. Mehr hat seine Kritik am Cheftrainer nicht zu bedeuten.

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