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Weihnachtsmarkt, Magdeburg und der professionelle Fußball – ein Kommentar

Auf dem Weihnachtsmarkt (Foto via Pixabay)

Auf dem Weihnachtsmarkt (Foto via Pixabay)

Welche Reaktion der Spieler beider Mannschaften wäre nach dem Bekanntwerden des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt angemessen gewesen?

Meinung · Das Thema ist so menschlich, da muss ich die Figur des Ergebenen einmal verlassen. Es geht um das Spiel der Düsseldorfer Fortunen am Freitagabend nach dem 2:2 und dem Beenden des Supports durch die F95-Fans. Einer schreibt auf Facebook: „Man macht es sich schon arg einfach, die Leistung der letzten halbe Stunde den Ereignissen in Magdeburg zuzuschreiben. Verbietet sich schon alleine deshalb, weil die eigentlichen betroffenen Magdeburger professionell durchgezogen haben.“ Das hat mich zornig und nachdenklich zugleich gemacht. Wütend, weil der Kommentator den Begriff ‚professionell‘ mit ‚zynisch‘ und ‚empathielos‘ gleichsetzt. Dies zu tun, zeigt, wie verkommen das Verständnis vom Fußballsport mittlerweile ist. [Lesezeit ca. 2 min]

Die FCM-Spieler haben es also „professionell durchgezogen“. Wow! Menschen sterben durch einen Attentäter, und die Profis ziehen ihr Ding durch. Ist es das, was ihr wollt? Wollt ihr den totalen Erfolgsfußball? Durchziehen um jeden Preis?

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Nein, da bleibe ich lieber Fußballromantiker. Als klar war, weshalb die Magdeburger Fans ihre Anfeuerungen eingestellt hatten, versuchten wir aus unserem Block heraus die Ultras zu informieren und zu bitten, den Support ebenfalls einzustellen. Das geschah dann auch: Ein Zeichen des Respekts, der Solidarität und der Empathie. Was das betrifft, bin ich stolz auf unsere Fans.

Ob die Verunsicherung durch die ausbleibende Anfeuerung zum 2:3 und letztlich zur Klatsche geführt hat, wird sich nie klären lassen. Dazu müsste man tiefenpsychologische Analysen an jedem einzelnen Fortuna-Kicker, der zu diesem Zeitpunkt auf dem Platz war, durchführen. Die Frage bleibt, wann die Spieler beider Mannschaften vom Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt erfahren haben. Bei den FCM-Kickern wissen wir es dank der Bilder der Sportschau: Beim Jubel über das 2:3 vor der eigenen (schon fast leeren) Kurve durch die verbliebenen Fans.

Was wäre angemessen gewesen? Ich bin zu folgender Überzeugung gekommen: Erstens: Die F95-Verantwortlichen hätten mit ihren Spielern sprechen müssen. Zweitens: Die Kapitäne der beiden Teams hätten miteinander sprechen müssen. Drittens: Die Betreuer und Trainer beider Mannschaften hätten miteinander sprechen müssen. Viertens: Alle hätten mit dem Schiedsrichter sprechen müssen. Einfach weitermachen, als wäre nix passiert, war die schlechteste Möglichkeit.

Es ging nach dem Bekanntwerden der tödlichen Amokfahrt überhaupt nicht mehr um den professionellen Fußball, es ging darum, eine angemessene Reaktion während der laufenden Partie zwischen dem 1. FC Magdeburg und Fortuna Düsseldorf zu finden. In diesem Punkt haben alle Beteiligten versagt… meint euer ergebener Fußballromantiker.

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