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Hannover vs F95 1:1 – Kämpferisch interessant, spielerisch öde

Hannover vs F95: Mehr Kampf als Spiel (Screenshot Sky)

Hannover vs F95: Mehr Kampf als Spiel (Screenshot Sky)

In einer kämpferisch interessanten, von beiden Teams aber spielerisch öde geführten Partie holte die liebe Fortuna am Ende einen Punkt.

Bericht · Dann knackte Marcus das Phrasenschwein. „Das Spiel hatte keinen Sieger verdient“, sagte er nach dem Abpfiff und grinste verschlagen. „Vor dem Spiel hätte ich das Unentschieden gekauft“, wagte sich dagegen keiner zu sagen. Wie soll man auch die Partie zweier ordentlicher Mannschaften kommentieren, die BEIDE nördlich ihrer Viererkette vorwiegend plan-, ideen- und auch glücklos agierten? Da wird zur schönsten Nachricht des Tages die statistisch belegbare Aussage, dass die sonst oft zu braven Fortunen endlich mal die gesunde Härte ins Spiel brachten. Der Schiri Burda, auf den der Ergebene nix kommen lässt, kam damit gut zurecht – und lag überhaupt nur zweimal grob falsch, was aber keinen Einfluss aufs Ergebnis hatte. [Lesezeit ca. 7 min]

Hannover vs F95: Der Block raucht (Screenshot Sky)

Dass Torwartgigant Kastenmeier das Ei nur einmal aus den Maschen klauben musste, lag vor allem an der bärenstarken Abwehr. Für den Ergebenen war Tim Oberdorf eindeutig Mann des Spiels. Aber auch Jamil Siebert, dieser Kleiderschrank auf Beinen, haute weg und raus, was ging. Genauso gut gefiel Mo Heyer als Linksverteidiger, während Vally Lunddal erneut einen eher nicht so guten Tag aus dem Lostopf gezogen hatte. Unser schwach pigmentierte Isländer machte zwar die meisten Meilen, verlor aber oft Zweikämpfe oder ließ sich gar nicht erst auf diese ein. Der Ausgleich geht zu mindestens 70 Prozent auf seine Kappe.

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So erfreulich die Defensive, so suboptimal der Angriff. Das hatte wohl auch mit der Aufstellung zu tun, über dies vor Anpfiff einige Konfusion bei den üblichen Medien (kicker, bundesliga.de und sportschau.de) gab. Nachdem die Liste der antretenden F95-Kicker per Spielbogen bekannt war, würfelten die Kollegen die Systeme wild durcheinander, und auch der Ergebene tat sich nach Anpfiff schwer, das Ganze in Zahlen zu fassen. Okay, die Zusammensetzung der Viererkette war offensichtlich. Und weil Dzenan Pejcinovic auf der Bank hockte, schien auch klar, dass Dawid Kownacki die einzige Spitze darstellen würde. Obwohl: In einer der erwähnten Aufstellungen sah man Jona Niemiec als zweite Spitze, was er natürlich nicht war.

Hannover vs F95: So sah’s aus beim Anstoß (Screenshot Sky)

Und weil Zimbo Zimmermann in der Startelf stand und nicht das rechte Ende der Viererkette bildete, war er eben der defensive Sechser, eine Position, die er liebt, die ihm aber inzwischen nicht mehr gut passt. So auch gestern. Man sieht diesem treuen Helden inzwischen einfach an, dass er seine besten Tage hinter sich hat. Seine Fehlerquote war hoch, und wieder irrte er weit weg von seinem angestammten Platz über die Wiese.

Deutlich auch, dass Shinta Appelkamp als Zehner Regie führen sollte. Und weil Myron van Brederode wie gewohnt als linker Außenstürmer ackerte, blieb die Frage: Was genau spielt Momo Kwarteng? Der hielt sich nämlich vorwiegend im linken Halbraum auf, wo im gegebenen System normalerweise eine hängende Spitze ihren Job macht. Machte er allerdings ordentlich in diesem 4-1-2-3.

Hannover vs F95: Spät erst die erste Chance für die 96er (Screenshot Sky)

Die Systematik der Hausherren roch nach einem 4-2-2-2, wobei der im Vorbericht erwähnte Matondo ähnlich wie Kwarteng einen Neuneinhalber gab. Den gefürchteten Stürmer hatten unsere Jungs eigentlich immer ganz gut im Griff, weniger aber Tresoldi, der im Sechzehner oft machen konnte, was er wollte. Nur, was der Plan von 9er-Trainer Breitenreiter war, erschloss sich interessierten Beobachtern die ganze Spielzeit über nicht. In diesem Punkt taten sich der Gastgeber-Coach und Daniel Thioune nichts.

Auf der rechten Schiene tat sich zwischen Lunddal und Niemiec praktisch nichts. Links funktionierte die Kooperation zwischen Heyer und van Brederode besser. Aber die merkwürdige Funktion von Kwarteng führte häufig dazu, dass Myron und Momo sich auf den Füßen standen und/oder dieselbe Offensividee verfolgten. Wobei sich unsere holländische Leihgabe mal überlegen sollte, ob es so toll ist, auch bei drei Gegner um sich herum, Dribblings zu versuchen. Und der Herr Kownacki sollte mal in sich gehen und damit aufhören, auf plumpeste Art Foul ziehen zu wollen. Jedes Mal, wenn er mit dem Rücken zum gegnerischen Tor in ein Kopfballduell geht, schiebt er den Arsch raus, um den Kontrahenten zu behindern … und fordert dann gern Foulspiel, obwohl er es in etwas fünfzig Prozent der Fälle ist, gegen den gepfiffen wird oder gepfiffen werden sollte. Und, lieber Dawid, sowas spricht sich unter den Schiedsrichtern herum.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Erfreulich war, dass sich (bis auf Lunddal) alle Jungs in Weiß bei jeder Gelegenheit in die Zweikämpfe stürzten. Auch wenn es bei der entsprechenden Quote am Ende fast 60:40 für Hanoi stand, gelang es ihnen regelmäßig, den Kontrahenten den Spielfluss kaputtzumachen. So kampfbetont die Partie war, so fair ging es insgesamt zu. Von den kassierten drei gelben Karten (Appelkamp, van Brederode und Kownacki) ging eine auf ein taktisches Foul in der Nachspielzeit (Dawid), eine sah Myron nach einem nicht gelbwürdigen Offensivfoul, und Shinta sah den Karton nach einem Zweikampf, bei dem beide Beteiligten nicht korrekt arbeiteten.

Hannover vs F95: Da kriegt Shinta nicht ganz zu Recht die gelbe Karte (Screenshot Sky)

Erst in der 25. Minute erfolgt der erste Schuss aufs Tor vom 96er-Keeper Zieler: Kownacki haut wuchtig daneben. Und eine Minute später stürzen die Fortunen ganz Hanoi ins defensive Chaos. Ausgangspunkt ist ein ebenfalls wuchtiger Lauf von Jona Niemiec gegen den Ex-DFB-Auswahlspieler Halstenberg, den er im Sechzehner überläuft. Da kommt Myron. Drei 96er hoppeln verwirrt durch die Box. Jona legt ab auf Myron. Der stoppt die Pille, lässt noch einen Verteidiger aussteigen und schiebt dann ein. Führung für die Fortuna!

Selten hat der Ergebene eine Situation gesehen, bei der eine komplette Abwehr inklusive Tormann so komplett falsch steht und agiert. Und doch: Als van Brederode den Ball annahm, zuckte es durchs ergebene Hirn: Hoffentlich versemmelt er den nicht… Hat er nicht. Puuh. Das war ein feiner Spielzug, fein verwandelt. Und doch kam die Bude aus dem Nichts. Vielleicht aber auch zu früh, denn die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Offensive in diesem Spiel noch einmal zuschlagen könnte, war nach Ansicht der Experten in der Retematäng nicht besonders hoch.

Hannover vs F95: So schön fiel das 1:0 für F95 (Screenshot Sky)

Wie konnte es anders sein: Der Ausgleich folgte quasi auf dem Fuß. Den Hannoveranern gilt ein ebenso schöner Angriff, ebenfalls über die rechte Seite. Eine feine Flanke landet im Fünfer vor Florian Kastenmeier auf der Hacke eines 96ers, sodass die Kugel über unseren Keeper hüpft. Drin ist sie noch nicht, aber der von Lunddal vergessene Angreifer schiebt das Ding rein. Ganz kurz zucken die VAR-Höhlenmenschen, denn im gesamten Angriff gab es mehrfach Abseitsstellungen. Auch der spätere Schütze stand mehrfach abseits. Offensichtlich und nicht zu Unrecht schätzten die Offiziellen die Flanke als Beginn einer neuen Spielsituation ein, und in der war dann alles korrekt.

Halbe Stunde gespielt, 1:1-Unentschieden. „Jetzt abpfeifen“, forderten Stimmen in der Kneipe. Witzig gemeint, aber vorausschauend. Auch wenn für die 96er am Ende 2,5 xGoals (zu knapp über 1 für uns) zu Buche standen, waren sie nur bis zu diesem Zeitpunkt wirklich gefährlich. Bis zur Pause hatten sie bereits zwölf Torschüsse fabriziert, die Fortuna kam nur auf drei. In der zweiten Halbzeit würden aber nur noch drei weitere Gelegenheiten hinzukommen. Und die glorreiche Diva schaffte es in der ganzen Spielzeit nur viermal, die Pille auf Zielers Tor zu knallen. So viel zum Thema: gerechtes Remis.

Hatten die Hausherren bis zum Ausgleich massiv auf Ballbesitz gespielt und auch tatsächlich deutlich über 60 Prozent davon besessen, standen unsere Jungs jetzt höher und verhinderten so das Offensivspiel der 96er. Dabei sah man bis zum Pausenpfiff aber leider auch wieder viel Hin- und Her-Geschiebe und Rückpässe. Mutig war das nicht. Wenig Bewegung, und der einzige Defensivmann, der sich gelegentlich in den Angriff einschaltete, war Tim Oberdorf. Langweile machte sich breit.

Hannover vs F95: Interessantes Einwechslungen (Screenshot Sky)

Kaum zu glauben, aber in der zweiten Halbzeit kann man bis etwa zur 60. Minute vorspulen, ohne etwas zu verpassen. Denn beide Teams setzen auf Risikominimierung. Und wäre die Uhr schon 15 Minuten weiter gewesen, hätte man mit Fug und Recht behaupten können, die Teams hätten sich auf ein Unentschieden geeinigt. Beide Wechsel in der 68. Minuten waren nicht unbedingt vorhersehbar. Denn nun kam Dzenan Pejcinovic… nein, nicht als zweite Spitze, sondern als positionsgetreuer Ersatz für Jona Niemiec, der wenig später aber dann doch in den linken Halbraum wechselte, wo er hingehört.

Hatten die Experten erwartet, Thioune würde endlich Zimmermann und Lunddal erlösen, sahen sie sich getäuscht. Denn nun kam Oldie-but-Goldie Danny Latza, der 35-Jährige, der kürzlich für unsere Zwote verpflichtet wurde, für, ja, verrückt! Myron van Brederode. Damit waren dann Mittelfeld und Sturm aus den Fugen. Und so richtig klar wurde nicht, wer da nun was zu spielen hatte. Es dauerte gut zehn Minuten bis sich das alles eingerüttelt hatte, und dann war klar: Momo Kwarteng als Rechtsaußen, Dzenan als hängende Spitze und Latza als Achter.

Hannover vs F95: Kleine Diskussion (Screenshot Sky)

Und ziemlich plötzlich übernahm die Fortuna so ab der 80. Minute wieder ein bisschen die Regie. Eingeleitet durch einen schicken Abschlag von Kastenmeier, den Kownacki prima weiterleitet auf Pejcinovic, der von der linken Strafraumecke her zum Schuss kommt – fast eine Kopie seiner Bude gegen Karlsruhe, nur dass er das Ding dieses Mal nicht reinmacht. Es wäre wohl der Siegtreffer geworden, denn die Gastgeber hingen zu dieser Zeit schon ein bisschen in den Seilen. Danach ging es gleichmäßig und ohne erwähnenswerte Chancen hin und her. Die vier Nachspielminuten hätte niemand gebraucht. Und spätestens ab der 88. Minute hatte man das Gefühl, dass alle Spieler nur noch nachhause wollten.

Immerhin bekam Florian Kastenmeier in der allerletzten Minute die Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Und zwar auf kuriose Weise per Rolle rückwärts, also einen Purzelbaum, den er sich von seiner Tochter abgeguckt hat. In dieser Position blockte er den letzten Torschuss der Hausherren, den ansonsten einer der vier Fortunen auf der Linie hätte entschärfen müssen.

Hannover vs F95: Kastenmeier rettet mit Rolle rückwärts (Screenshot Sky)

Am Ende holt die glorreiche Fortuna beim heimstärksten Team der Liga ein insgesamt gerechtes Unentschieden. Zum Hundmithörnerclub, der ganz oben haust, sind es leider schon sechs Punkte, auf den Relegationsplatz fehlen akut vier Punkte. Da der HSV am Ende ohnehin Vierter wird, geht es wohl zwischen K’lautern, Magdeburg, Paderborn und Fortuna um den Plätze 3 und 4, denn der Äff-Zeh ist wirklich die beste Mannschaft der Liga in dieser Saison. Die wichtigsten Spiele werden daher wohl die drei Auswärtspartien im Fritz-Walter-Stadion, im Heinz-Krügel-Stadion und in der Möbelhalle der Paddelbirnen sein. Auswärts in Hamburg oder K*** was zu holen, wäre fein, sollte aber in Tabellenrechnereien keine Rolle spielen. Siege in allen sechs Heimspielen sind dagegen Pflicht, will die Fortuna irgendwas mit dem Aufstieg zu tun haben.

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