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Paderborn vs F95 1:2 – Hauptsache gewonnen? Der Anspruch ans Spochtliche sinkt…

Paderborn vs F95: Das feine 1:0 durch Schmidt (Screenshot Sky)

Paderborn vs F95: Das feine 1:0 durch Schmidt (Screenshot Sky)

Mit einer stellenweise schlimmen Leistung, aber viel Kampfgeist gewann die liebe Fortuna endlich mal wieder in Paderborn.

Bericht · Es macht manchmal, ja, wirklich nur manchmal, überhaupt keinen Spaß, sich ein Spiel der Fortuna anzuschauen. Zum Beispiel gestern in Paderborn. Man kann sagen, die Roten standen die meiste Zeit recht sicher in der Defensive, aber das sah auch nur so aus, weil den Paddelbirnen wenig einfiel und sie offensiv auf ihrem rechten Flügel nix auf die Reihe kriegten. Und nicht gewonnen haben sie, weil sie aus 24 Torschüssen nur eine Bude gemacht haben. Das lag aber vor allem (wieder einmal) an Florian Kastenmeier, der seinen Strafraum voll unter Kontrolle hatte und einige schwere Dinger abwehrte. Unter anderem einen Fernschuss des SCP-Keepers in der 81. Minute. Ja, über weite Strecken der Schlussphase gab der Tormann der Gastgeber einen Feldspieler. [Lesezeit ca. 8 min]

Paderborn vs F95 Das Einschwören vor dem Anpfiff (Screenshot Sky)

Und das kam so: Nach einer von Danny Schmidt schlitzohrig provozierten Tätlichkeit schickte der Schiri einen Paderborner mit glatt Rot in die Kabine. SCP-Trainer Kwasniok hatte eine Idee: Lasst uns mit einem Mann weniger volle Kanne auf Angriff umschalten. Den fehlenden Spieler ersetzen wir durch den Keeper. Der operierte ab etwa der 75. Minute weit, weit vor seiner Kiste, schaltete sich aktiv in die Offensive ein. Und, das hat der Ergebene noch nie gesehen, machte einen Einwurf gut 70 Meter entfernt von seiner Grundlinie. Damit konnten die F95er nichts anfangen.

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Wobei das Elend schon kurz nach der Herausstellung in der 64. Minute an. Anstatt nun mit kontrollierter Offensive die Überzahl auszunutzen, zogen sich die Fortunen systematisch zurück. Ob das im Sinne von Trainer Thioune war, lässt sich final nicht klären. Aber ab diesem Zeitpunkt hielten sich die Roten meistens vollzählig in der eigenen Hälfte auf. Von diesem Zeitpunkt an bettelten sie regelrecht um ein Tor, das in der 78. Minute praktisch zwangsläufig fiel. Viel bescheuerter kann sich eine Fußballmannschaft in einer solchen Situation nicht verhalten. Phasenweise haben sich die Jungs mit dem F95 über dem Herzen regelrecht lächerlich gemacht.

Paderborn vs F95 Der prächtige Fortuna-Block (Screenshot Sky)

Und wer jetzt sagt: Jo, der Ergebene hat immer was zu meckern, der hat noch nicht mitgekriegt, dass er die Truppe immer dann hart kritisiert, wenn sie gewonnen hat. Die gesamte Expertenrunde in der Retematäng hätte sich so gern über einen Sieg in Paderborn nach immerhin elf Jahren gefreut. Zumal die Fortuna damit auf den vierten Tabellenplatz vorrückte – punktgleich mit Elversberg, zu denen es kommenden Samstag geht. Aber die verbreitete Ansicht, lieber ein schlechtes Spiel gewinnen, als ein gutes verlieren, teilen der Ergebene und seine Freund:innen nicht. Der Zweck heiligt eben auch im Fußball nicht alle Mittel.

Bemerkenswert war weniger die Startaufstellung als die Tatsache, dass F95 lediglich einen Tormann (Schock), Vally Lunddal und Gio Haag sowie drei U23-Jungs (Boller, Bindemann, Anhari) auf der Bank hatte, wobei Hamza Anhari sogar zu seinem ersten Einsatz in der Ersten kam. Mehr Kicker hätten die Coaches dem Zwote-Trainer Langeneke aber auch nicht abschwatzen können, denn der trat parallel mit seiner Bande zuhause gegen Paderborn II an; im Abstiegskampf holte die Zwote dann einen feinen 3:1-Sieg.

Ob das wirklich ein 3-3-2-2 war, was Daniel Thioune da zum Anpfiff auf der Wiese angeordnet hat, darf bezweifelt werden; ein 4-3-2-1 – wie es bundesliga.de anzeigte – war es sicher nicht. Auffällig asymmetrisch war die Startaufstellung in der Praxis dann ganz sicher. Das lag auch an der miserablen Leistung von Jona Niemiec, der als Schienenspieler seinen Kumpanen Heyer bei der Abwehrarbeit hätte unterstützen müssen, auch gern mit nach hinten ging, defensiv aber eine Katastrophe war. Jonas technische Unzulänglichkeit ist bekannt, seine Geschwindigkeit und Wucht aber auch – und die hat er bisher erfolgreich immer nur als Joker gezeigt. In der gegebenen Konstellation war er – mindestens in der ersten Halbzeit – ein Totalausfall.

Paderborn vs F95: Kastenmeier fehlerlos (Screenshot Sky)

Dass das Trio aus Käpt’n Hoffmann, Jamil Siebert und Tim Oberdorf eine Bank ist, weiß auch jeder, der sich ein bisschen mit F95 in der Saison 2024/25 auskennt. Der Einzige von den Dreien, der einen Hauch Händchen fürs Aufbauspiel hat, ist der Tim. Hat er Zimbo Zimmermann als defensivem Sechser vor sich, ist er aber bei diesem Job fast auf sich allein gestellt. Zurück zum Thema Symmetrie: Nico Gavory kann das; der arbeitet als fünfter in der Abwehrkette mit und geht nach vorne wie ein Außenstürmer. So wäre auch beinahe das 1:0 in der 34. Minute gefallen, als Nico ungestört in den generischen Sechzehner kommt und aus sehr spitzem Winkel auf die kurze Ecke bombt. Der SCP-Torwart wehrt aber ab.

Traurig, aber wahr: Shinta Appelkamp arbeitet konsequent an seiner Unsichtbarkeit, wie ein Zauberlehrlingskollege von Harry Potter. Man weiß inzwischen nicht mehr so recht, was er eigentlich spielen will, um sagen zu können, was nicht klappt. Es ist so traurig, dass der gute Shinta offensichtlich sein maximales Leistungsniveau vor gut zwei Jahren erreicht hat, inzwischen nur noch stagniert. Aber dass F95 dermaßen harmlos in der Offensive war, lag auch daran, dass sich Emma Iyoha (der wohl als linker Außenstürmer eingeplant war) beim Aufwärmen leicht verletzte. Und natürlich, dass Ísak Jóhannesson, der selbst in einer Formdelle hausend noch Regie führen kann, krank fehlte.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Der Ergebene weiß: Viele treue Leser:innen halten gar nix von den üblichen Statistiken. Er selbst denkt auch, dass man sie nicht allzu ernstnehmen sollte. Bisweilen aber geben die Daten Aufschluss darüber, wie es zum Ergebnis kam. Zum Beispiel gestern: Der SCP lag durchgehend bei allen relevanten Werten – über die ominösen xGoals reden wir später – vorne, außer bei der Zweikampfquote, bei der unsere Jungs bis zum Schluss die Nase vorne hatten. Wenn ein überlegenes Team aber aus 23 Torschüssen nur sieben aufs Tor bringt und nur eine Bude macht, dann ist das Ausweis für Versagen. Umgekehrt: Erzeugt eine Mannschaft aus acht Torschüssen (davon vier aufs Tor) zwei Tore, nennt man das effizient.

Paderborn vs F95: Danny Schmidt nach der Tätlichkeit (Screenshot Sky)

Es ist genau das, was der xGoals-Wert (Expected Goals = zu erwartende Treffer) aussagt, denn xG bewertet jeden Schuss aufs Tor danach, von wo aus geschossen wurde, wie der Winkel zum Tor war, ob geschossen oder geköpft wurde und in welchem Maß der Schütze unter Gegnerdruck stand. Das alles auf Basis von historischen Auswertungen; so hat ein Elfer einen xG-Wert von 0,77, was bedeutet, dass im Schnitt 77 von 100 Strafstöße verwandelt werden. Bei nur 4 Schüssen aufs Tor (in diesem Fall durch die Fortuna) auf einen xGoals-Wert von 1,82 zu kommen, belegt die offensive Effizienz quasi wissenschaftlich.

Ja, es gab zwei Tore für Rot aus dem Spiel heraus. Und man kann den armen Jamil Siebert nur bedauern, dass sein wuchtiger Hammer unter die Paderborner Latte abgepfiffen wurde; der souveräne Schiri Kampka hatte zuvor wegen eines Fouls an Jona Niemiec abgepfiffen und auf Elfer für F95 entschieden. Übrigens völlig zu Recht, denn bei Situationen im Strafraum gibt es Ausnahmen von der Vorteilsregel. Die anzuwenden wäre aber nicht nötig gewesen, weil Kampka schon in seine Pfeife blies, bevor Jamil die Pille nagelte.

Paderborn vs F95 Die Situation vor dem Elfer (Screenshot Sky)

Dem Paddelbirnen-Schlussmann eilt der Ruf eines Elfer-Killers voraus, aber unser Dawid Kownacki hatte null Mühe, den Strafstoß einzunetzen. Und – zack – die glorreiche Fortuna führt ab der 52. Minute IN Paderborn mit 2:0. Dem Kwasniok, der immer sowas von einem Schulhofrowdy an sich hat, schwoll der Kamm. Seine Kicker schwankten zwischen Frust und Wut. Klar, wenn du Dinger nicht rein machst … und so weiter und so fort. Da reichte dann in der 63. Minute ein minimaler Zupfer von Danny Schmidt am Hemd eines SCP-Kollegen, dass der ihm eine Rückhand-Closeline in die Magengruppe verpasste. Okay, der Danny hätte sich danach nicht minutenlang wälzen müssen, denn die Sache war klar. Allerdings hatte der Referee der Situation den Rücken zugekehrt, weil die Musik woanders spielte, aber die Grottenolme waren noch nicht so k**schbesoffen, dass sie die Tätlichkeit nicht gesehen hätten. Sie funkten Kampka an, und der tat, was er tun musste.

Apropos Danny Schmidt: Der spielte mehr einen Zehner als eine hängende Spitze und war hochaktiv. Paar Doppelpässe mit Jona Niemiec wären schön gewesen, aber der war eigentlich nie da, wo er für solche Feinheiten gebraucht gewesen wäre. Und weil Shinta (siehe oben) so nur selten kreative Momente hatte, musste Danny mehrere Jobs gleichzeitig abarbeiten. Nicht nur wegen seiner Kopfballbude in der 40. Minute war der junge Herr Schmidt für den Ergebenen Fortune des Spiels. Übertroffen nur von Florian Kastenmeier, der eine absolut fehlerfreie Partie ablieferte.

Paderborn vs F95: Kownacki verwandelt sicher (Screenshot Sky)

Wenn es so gewollt war, dann war unser 1:0 aber auch ein schickes Törchen. Nachdem Mo Heyer in einer Kontersituation Jona mehrfach aufgefordert hat, endlich außen zu gehen, konnte er ihm doch noch einen Pass zuspielen. Jona ging ein paar Schritte bis zur Grundlinie und legte den Ball dann scharf quer. Das Ei schoss durch den Sechzehner, kam am Rand des Fünfers zu Dawid Kownacki, der wiederum nach innen legte, wo Danny Schmidt die Pille mit einer Art Flugkopfball in die Maschen legte. Da standen die SCP-Abwehrleute aber auch kollektiv auf dem Schlauch, so dass der Danny frei vorm Kasten stand, beziehungsweise flog.

Es war dieser Moment, in dem Retefortäng-Mitglied Uwe dem Ergebenen folgende Überschrift in die Tasten diktieren wollte: „Steigen wir doch noch auf?“ Ehrlich gesagt hatte beim Angesprochenen dieses Tor keinen weiteren Optimismus ausgelöst, wenngleich sich die glorreiche Fortuna damit auf den vierten Platz vorgeschoben hatte, punktgleich mit Elversberg dem nächsten Gegner. Das sah nach dem 2:0 durch den Strafstoß in der 52. Minute und erst recht nach dem Platzverweis für eine Paddelbirne in der 63. Minute schon anders aus, denn nun sah es nach einem sicheren Sieg der Flingeraner in der ostwestfälischen Möbelhalle aus.

Dass sich die letzten 30 Minuten (inklusive 5 Minuten Nachspielzeit) eher in Richtung Remis entwickelte, damit hatten der Ergebene und die Insassen der Expertenrunde nicht gerechnet. Ja, natürlich, es gehört zum scheinbar gesicherten F95-Wissen, dass die Fortunen sich in Überzahl schwertun, aber auf welche Weise sich die Kicker rund um Käpt’n Hoffmann um ein Gegentor bewarben, gehört zwingend in die Geschichtsbücher. Als der SCP-Tormann als Spielmacher überall auf dem Feld auftauchte und – beim Eishockey und Handball nennt man es – eine Empty-Goal-Situation schuf, da wäre es mehrfach ein Leichtes gewesen, die Pille in den leeren Kasten zu dreschen. Aber da gab es dann solche Bilder wie der eines Fortunen ungefähr 60 Meter vom unbemannten Tor entfernt, der mit dem Ball am Fuß völlig verwirrt dastand und nicht auf die Idee kam, draufzuhauen. Erst in der 95. Minute – der SCP-Keeper ist zu platt zum Zurücklaufen – fasst sich Haag ein Herz und hält aus 50 Metern drauf – der Ball kullert knapp am Tor vorbei.

Paderborn vs F95: Das erbettelte 1:2 (Screenshot Sky)

Die Gründe für dieses lächerliche Verhalten kann man nur im Mentalen suchen. Dass Käpt’n Hoffmann und auch Trainer Thioune in der Nachbetrachtung den starken Willen der Truppe hervorhoben, kann sich auf diese Situationen nicht beziehen. Apropos Hoffmann: Beim Käpt’n ist noch nicht klar, wo er in der kommenden Saison antreten wird – über diverse Wechselmöglichkeiten wird aktuell heftig gerüchtet. Auch wenn man sich – wie der Ergebene – gern über die Freundlichkeit des Andres lustig macht: Momentan ist er stark wie lange nicht mehr und füllt die motivierende Rolle eines Kapitäns bestens aus. So wäre Andre Hoffmann auch in der Spielzeit 2025/26 eine Verstärkung – so wie einst Adam Bodzek. Und wenn die Achse Kastenmeier-Hoffmann-Jóhannesson bestehen bliebe und nicht nur spielerische Aufgaben übernähme, dann könnte nach dem Umbruch um dieses Trio herum eine gute Mannschaft entstehen.

Und zwar egal in welcher Liga. Natürlich wäre es fein, würde Fortuna Düsseldorf gemeinsam mit dem HSV und dem Äff-Zeh aufsteigen, weil dann einfach wieder mehr Tradition in Liga 1 stattfände. Aber der Ergebene findet aus seiner rein subjektiven Fan-Sicht, dass die zweite Liga so viel Spaß macht, dass F95 gern drinbleiben dürfte. Wirtschaftlich sieht das natürlich ganz anders aus.

Sollten die Buben um Trainer Thioune am kommenden Samstag in Elversberg gewinnen, ist der Relegationsplatz zum Greifen nah. Und stärker als den SCP schätzt euer ergebener Berichterstatter den SVE auch nicht ein. Nehmen unsere Jungs den Schwung aus Paderborn mit, minimieren sie ihre Fehlerquoten weiter und haben sie einen guten Tag, liegt ein Auswärtssieg im Rahmen der Wahrscheinlichkeit. Und wenn nicht, kriegen sie ne Klatsche im Saarland wie neulich Regensburg.

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